St. Peter und Paul (Kranenburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Mai 2013 um 01:59 Uhr durch Trustable (Diskussion | Beiträge) (linkfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
St. Peter und Paul in Kranenburg
Mittelschiff
Chorraum
Kreuzaltar
Marienaltar und Orgel
Ambo

Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Kranenburg ist gleichzeitig Wallfahrtskirche zum Wundertätigen Kreuz und war von 1436 bis 1802 Stiftskirche unter dem Patrozinium des Heiligen Martin.

Baugeschichte

Eine erste Kirche bestand in Kranenburg spätestens 1277. Nach der Auffindung des Kranenburger Kreuzes 1308 und der einsetzenden Wallfahrt wurde vermutlich bereits im 14. Jahrhundert ein Neubau fertiggestellt, der dann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch die noch heute bestehende spätgotische Pseudobasilika ersetzt wurde, die in erster Linie von dem Baumeister Gisbert Schairt von Zaltbommel konzipiert worden war, der auch an der Stevenskerk in Nimwegen und der Xantener Viktorskirche mitwirkte.

Der allmähliche Rückgang der Wallfahrt verhinderte die Vollendung des Baues nach den ursprünglichen Plänen. Ein großzügig geplanter Chorumgang wurde nicht errichtet, und auch der Turm blieb als unvollendeter Stumpf liegen, der erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg durch eine Schieferhaube aufgestockt wurde.

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche nach jahrhundertelanger Vernachlässigung gründlich saniert, im Kriegswinter 1944/45 aber stark zerstört (Verlust sämtlicher Langhausdächer und der darunter liegenden Gewölbe, Mauerausbrüche, Einschüsse). Der weitgehend originalgetreue Wiederaufbau wurde 1949 in Angriff genommen und war 1970 abgeschlossen.

Ausstattung

Trotz erheblicher Verluste infolge von Säkularisation, Verkäufen und Kriegszerstörungen hat die Kirche eine reiche Ausstattung bewahrt.

Altäre

Der Kreuzaltar ist ein Antwerpener Retabel aus dem 16. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg wurden der Schrein und die bemalten Flügel zerstört. Da die Figuren aber bis auf wenige Ausnahmen erhalten blieben, konnte der Altaraufsatz rekonstruiert und wiederaufgestellt werden.

Der Hochaltar stammt in seiner heutigen Konzeption aus der Zeit um 1900. Die großen oberen Altarflügel stammen von 1563, die kleinen unteren wurden um die Jahrhundertwende neu geschaffen. Der neugotische Schrein beherbergt einige Figuren aus dem 15. Jahrhundert.

Der Marienaltar ist eine Arbeit aus der Werkstatt von Ferdinand Langenberg und stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts.

Figuren und Gemälde

Aus dem alten Stiftsbesitz hat sich eine Vielzahl von Skulpturen und Bildwerken erhalten. Besonders erwähnenswert sind der Christophorus aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und eine Altartafel mit der Darstellung des Kalvarienbergs von etwa 1430.

Steinmetzarbeiten

Im westlichen Joch des Marienschiffs steht der sechseckige Taufstein von 1448, ein maßwerkverziertes Meisterstück der Spätgotik. Im Chor des südlichen Seitenschiffes befindet sich ein derzeit noch kriegszerstörtes Türmchen in Form eines Sakramentshauses, in dem das Kranenburger Kreuzheiligtum aufbewahrt wird (Rekonstruktion seit 2008). Hinter dem Kreuzaltar sind die Reste des nach 1802 abgebrochenen Lettners aufgestellt worden; die (heute kopflosen) Figuren auf den Konsolen zeigen den Heiligen Martin, Petrus und eine nicht identifizierbare Person. Vor einigen Jahren wurden die alten Grabplatten, die jahrelang auf dem Kirchhof aufgestellt waren, wieder in den Innenraum der Kirche verlegt.

Fenster

Als einziges Fenster mit Originalteilen aus dem Mittelalter hat sich eine Kreuzigungsgruppe erhalten, die heute im Chor des südlichen Seitenschiffes eingebaut ist. Ein Fragment einer Darstellung der Gottesmutter mit dem Jesuskind befindet sich im Museum Katharinenhof. Die modernen Fenster im Chorraum von Johannes Beeck thematisieren die Sakramente, das große Westfenster von Vincenz Pieper unter dem Turm stellt die Apokalypse dar. Ein kleines Fenster an der Orgelempore stammt von dem Kranenburger Künstler Johann Peter Heek.

Elfenbeinschnitzereien

Die wertvollen Elfenbeinarbeiten aus dem Zyfflicher Stiftsbesitz gelangten zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Verkauf nach New York und Münster.

Glocken

Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken. Die Große Glocke von 1474 (Ton es) stammt von dem berühmten Glockengießer Gerhard van Wou. Die Marienglocke (Ton as) stammt von 1644, die jüngste von 1959.

Orgel

Die 1958 von der Firma Speith-Orgelbau aus Rietberg installierte Orgel wurde 2004 umgebaut und erweitert.

Pedal C–f1
1. Subbass 16′
2. Sanftbass 16′
3. Prinzipalbass 8′
4. Gedecktbass 8′
5. Choralbass 4′
6. Flachflöte 2′
7. Hintersatz 3fach 22/3
8. Fagott 16′
I Hauptwerk C–g3
9. Pommer 16′
10. Prinzipal 8′
11. Gemsflöte 8′
12. Oktave 4′
13. Flöte 4′
14. Nachthorn 2′
15. Mixtur V 11/3
16. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
17. Rohrflöte 8′
18. Salicional 8′
19. Vox Coelestis 8′
20. Prinzipal 4′
21. Blockflöte 4′
22. Schwiegel 2′
23. Septim-Sesquialter III
24. Scharff IV 1′
25. Dulcian 16′
III Rückpositiv C–g3
26. Flötenprinzipal 8′
27. Bordun 8′
28. Duesflöte 4′
29. Prinzipal 2′
30. Larigot 11/3
31. Zimbel III 1/2
32. Musette 8′
  • Koppeln: II/I, III/I, I/P, II/P, III/P.

Pfarrer seit der Säkularisation

Pilgerpforte (Westportal) von innen
  • 1802-1835 Johannes Everhard Neuy
  • 1835-1857 Anton Theodor Joseph Georgi
  • 1858-1889 Anton Kleuter
  • 1889-1894 Hermann Wesselmann
  • 1894-1920 August Fugmann
  • 1920-1938 Theodor Schmitz
  • 1938-1946 Paul Höynck
  • 1946-1954 Franz Demers
  • 1954-1974 Heinrich Brey
  • 1974-2008 Franz Günter Aengenheyster
  • seit 2008 Christoph Scholten

Weblinks

Commons: St. Peter und Paul (Kranenburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Robert Scholten: Cranenburg und sein Stift, Kleve 1902.
  • Heinrich M. Schwarz: Die kirchliche Baukunst der Spätgotik am Niederrhein, Bonn 1938.
  • Kirchbauverein Kranenburg (Hg.): Kranenburg. Ein altes Heiligtum des Niederrheins, Kranenburg 1950.
  • Friedrich Gorissen: Kranenburg. Ein Heiligtum des Niederrheins, Kranenburg 1953.
  • Hans-Peter Hilger: Kreis Kleve V. Kranenburg - Zyfflich, Düsseldorf 1970 (Die Denkmäler des Rheinlandes 7).
  • Manuel Hagemann: Zerstörung und Wiederaufbau der Kranenburger Pfarrkirche St. Peter und Paul. Ein Überblick, in: Van toen naar nu 36.2 (2006), S. 6-12.

Siehe auch

Koordinaten: 51° 47′ 23″ N, 6° 0′ 21″ O