Auslucht

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Auslucht

Die Auslucht (niederdeutsch Utlucht) ist im Bauwesen ein vom Boden aufsteigender, niedriger Fassadenvorbau.[1]

Begriffliche Abgrenzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Utlucht steht auf dem Boden, in Abgrenzung zum über der Erde auskragenden Erkern; daher spricht man auch von einem Standerker.

Ist der vorspringende Gebäudeteil genauso hoch wie der gesamte Baukörper, spricht man stattdessen von einem Risalit.

Daneben werden auch Querdachgiebel über Seitenschiffjochen von Kirchen als Lucht oder Auslucht bezeichnet.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Utlucht bildet eine Erweiterung des Innenraums und bietet allseits mit großen Fenstern ausgestattet auch einen seitlichen Ausblick. Ausluchten konnten ein-, zwei- oder dreigeschossig oder selten auch viergeschossig (Fürstliches Residenzschloss Detmold) sein.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland und Nachbarländer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausluchten sind seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Man findet sie vor allem an niederdeutschen Bürgerhäusern. Besonders zahlreich sind Ausluchten noch heute in Lemgo, Tønder und Arnis anzutreffen. Daneben waren auch viele Schlösser (z. B. Schloss Varenholz), Rathäuser (z. B. Rinteln) und Adelshöfe der Renaissancezeit mit derartigen Vorbauten versehen (siehe auch Weserrenaissance).

Die Errichtung von Ausluchten wurde im 18. Jahrhundert aus Gründen des Brandschutzes untersagt. Ausluchten fanden dann wieder in den historisierenden Baustilen der Gründerzeit sowie in den Jahrzehnten danach Verwendung.

Britische Tradition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Englischen wird bay window als Überbegriff sowohl auf Ausluchten wie auf Erker angewendet, die sich in der Erscheinung sehr ähneln und deren Funktion genau dieselbe ist. Die spezielle Bezeichnung oriel window für den Erker ist eher dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch vorbehalten und wird zumeist auf historische oder historisierende Bauten angewendet.

Bay windows sind aus der Außenwand hervortretende Fenstersysteme. Sie verbessern die Lichtzuführung, erweitern den Innenraum und erlauben einen größeren Ausblick auch zu den Seiten hin. Seit der Viktorianischen Architektur der 1870er Jahre sind sie bis heute eine populäre Konstante der britischen Wohnarchitektur.

Vom britischen Vorbild ausgehend hielten bay windows Einzug in die Wohnarchitektur anderer englischsprachiger Länder, besonders in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Die Stadt San Francisco weist eine hohe Konzentration von bay windows auf, die jedoch häufig Erker sind.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Auslucht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 21. Februar 2024), S. 38: Auslucht.