Staustufe Klingenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Staustufe Klingenberg
Staustufe Klingenberg mit Schleuse und Kraftwerk
Staustufe Klingenberg mit Schleuse und Kraftwerk

Staustufe Klingenberg mit Schleuse und Kraftwerk

Lage
Staustufe Klingenberg (Bayern)
Staustufe Klingenberg (Bayern)
Koordinaten 49° 46′ 44″ N, 9° 10′ 56″ OKoordinaten: 49° 46′ 44″ N, 9° 10′ 56″ O
Land: Deutschland / Bayern
Ort: Klingenberg am Main
Gewässer: Main
Gewässerkilometer: km 113,050
Daten
Zuständiges WSA: WSA Aschaffenburg
Planungsbeginn: 1927
Betriebsbeginn: 1931
Sanierung: 2012[1]
Schleuse
Typ: Kammerschleuse
Kategorie: Va
Nutzlänge: 300,71 m
Nutzbreite: 12,05 m
Höhe Oberwasser: 120,52 m ü. NN
Durchschnittliche
Fallhöhe:
4,00 m
Obertor: Stemmtor
Untertor: Stemmtor
Sonstiges
Zugehöriges Wehr: Mainwehr Klingenberg
Zugehöriges Kraftwerk: Wasserkraftwerk Klingenberg
Stand: Mai 2016

Die Staustufe Klingenberg ist eine Staustufe des Mains bei Mainkilometer 113,05 in Klingenberg am Main. Sie staut den Main auf einer Haltungslänge von 9,310 km (Schleuse Heubach bei Großheubach). Die nächste Schleuse mainabwärts befindet sich knapp 12 Kilometer entfernt in Kleinwallstadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Main ein meist träge fließendes seichtes Gewässer mit vielen Schleifen, Biegungen, Inseln und oft mehreren flachen Flussarmen nebeneinander. Durch die Mittelwasserkorrektion, die ihren Abschluss bis 1885 fand, verbesserte sich zwar die Situation, die Mainschifffahrt konnte aber nur durch die Kettenschifffahrt (1886 bis 1936) konkurrenzfähig aufrechterhalten werden. Kettenschlepper zogen mehrere angehängte Schleppkähne an einer längs im Fluss liegenden Kette stromaufwärts, wobei der Schiffsverkehr normalerweise weder durch die starke Strömung in den Wintermonaten, noch durch die niedrigen Wasserstände der Sommermonate von zum Teil unter 50 cm unterbrochen werden musste.

Parallel zur Kettenschifffahrt wurde der Ausbau des Mains durch den Bau von Staustufen vorangetrieben. Er erfolgte in mehreren Schritten flussaufwärts. Die Staustufe Klingenberg liegt im dritten Bauabschnitt, der in den Jahren 1926 bis 1941 realisiert wurde. Das überschüssige Aushubmaterial bei der Erstellung der Anlage wurde zum Aufschütten eines Hochwasserdamms verwendet, um die Altstadt vor zukünftigen Überschwemmungen zu schützen.[2] Das Bauwerk wurde 1930 fertiggestellt und 1931 in Betrieb genommen.[3]

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Staustufe umfasst eine Wehranlage, eine Kammerschleuse, eine Bootsschleuse, eine Fischtreppe und ein Kraftwerk. Stilistisch orientiert sich dieses Bauwerk an der funktionalen Formensprache des Bauhauses und ist in dieser Form erhalten.[4] Die Staustufe ist Teil der „Route der Industriekultur Rhein-Main“.

Wehranlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wehranlage besteht aus drei walzenförmigen Toren aus Stahl, die seitlich jeweils von mächtigen, im Fluss stehenden Wehrpfeilern aus Beton gehalten werden. Die Versenkwalzen haben eine Breite von jeweils etwa 35 m und werden elektrisch gesteuert.[3] Die Walzentore können bei Hochwasser aus dem Fluss nach oben herausgehoben werden. Oberhalb des Wehrs verläuft ein eiserner Wehrsteg für Wartungsarbeiten.

Kammerschleuse
Schleuse in Klingenberg

Schleuse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kammerschleuse liegt links im Fluss und hat eine Länge von 300,71 m, sowie eine Breite von 12,05 m. Der Main ist hier für Fahrzeuge / Verbände mit einer Länge von 90,00 m und einer Breite von 11,45 m zugelassen (die zulässige Länge darf bei einem Fahrzeug auf bis zu 110,00 m und bei einem Verband auf bis zu 190,00 m erhöht werden, wenn das Fahrzeug und der Verband mit einer aktiven Bugsteuereinrichtung und einer Sprechverbindung zwischen Steuerstand und Spitze des Fahrzeugs oder Verbandes ausgerüstet ist).[5]

Im April 2012 wurde die Schleusenkammer im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten trockengelegt und die ursprünglich genieteten Schleusentore durch geschweißte Schleusentore ersetzt.[6] Für den Einbau der 6,70 Meter hohen Tore musste die Schifffahrt auf dem Main für mehrere Wochen gesperrt werden.[4] Die Füllung und Entleerung der Schleusenkammer erfolgt jeweils über 2 Umlaufschütze.[3]

Direkt neben der Kammerschleuse gab es ursprünglich eine Bootsschleuse zur Selbstbedienung mit einer Nutzbreite von 2,50 m und einer Nutzlänge von 11,60 m. Das obere Tor der Bootsschleuse ist als Klapptor ausgelegt, während es sich bei dem unteren Tor um ein Schlagtor handelt.[3] Diese Bootsschleuse ist außer Betrieb.[7]

Kraftwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das zur Staustufe gehörende Laufwasserkraftwerk befindet sich auf der rechten Flussseite und ist seit 1930 in Betrieb. Das Kraftwerk gehört der Rhein-Main-Donau AG und wird von der Uniper Kraftwerke GmbH betrieben. Bei einer Fallhöhe von 4 Metern erzeugen die beiden Kaplan-Turbinen eine Ausbauleistung von 3,04 MW, was einem Regelarbeitsvermögen von 18,6 GWh pro Jahr entspricht.[8]

Hochwasser 2011
Staustufe mit hochgezogenen Walzenwehren beim Hochwasser 2011

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Mai 1959 ereignete sich an der Schleuse in Klingenberg in Schiffsunfall durch das Motorschiff Centrust I.[9] Am 23. Mai 2011 beschädigte ein nicht ausreichend gesichertes, mit Mais beladenes Gütermotorschiff das untere Schleusentor.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Staustufe Klingenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Klingenberg: Amtsblatt Nr. 14, 12. April 2012
  2. Stadt Klingenberg (Hrsg.): Chronik der Stadt Klingenberg. Band 2.
  3. a b c d Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd, WSA Aschaffenburg: Technische Daten zur Staustufe Klingenberg (Stand 2014)
  4. a b Anita Kuisle: Industriekultur entdecken – eine Reise durch Bayern. In: EDITION Bayern #5 Sonderheft: Industriekultur in Bayern. Haus der Bayerischen Geschichte, 2012, S. 113, abgerufen am 28. Mai 2016.
  5. Streckenatlas des Main. Teil I: von km 0 (Mainmündung) bis km 187 (Staustufe Rothenfels). Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Januar 2015; abgerufen am 26. Mai 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fgs.wsv.de
  6. Schleusen werden derzeit instand gesetzt. In: fnweb, das Nachrichtenportal für den Odenwald-Tauber Kreis. 12. April 2012, abgerufen am 28. Mai 2016.
  7. Bootsschleusen an Main, MDK und Donau. In: Elektronischer Wasserstraßen-Informationsservice (ELWIS). Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Mai 2016; abgerufen am 28. Mai 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elwis.de
  8. Kraftwerksliste. Rhein-Main-Donau AG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Oktober 2013; abgerufen am 24. Mai 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rmd.de
  9. Schiffsunfall durch das Motorschiff „Centrust I“ an der Schleuse Trennfurt (Klingenberg a. Main, LK Miltenberg) am 23.05.1959 - Deutsche Digitale Bibliothek. In: www.deutsche-digitale-bibliothek.de. Abgerufen am 8. Mai 2016.
  10. Schiff fährt gegen Schleusentor in Klingenberg. In: MainEcho. 23. Mai 2011, abgerufen am 24. Mai 2016.