Stephan Schmidheiny

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Stephan Schmidheiny (* 29. Oktober 1947 in St. Gallen; heimatberechtigt in Balgach und Pagig) ist ein Schweizer Unternehmer und Philanthrop.

Leben

Stephan Schmidheiny ist der Sohn von Max Schmidheiny und Bruder von Thomas Schmidheiny. 1972 schloss er sein Studium mit dem Doktorat der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich ab. Im Alter von 25 Jahren wurde Schmidheiny in dem später von seinem Vater an ihn übertragenen Familien-Unternehmen tätig, wobei er vier Jahre später zum CEO der Schweizer Eternit Gruppe aufstieg. Später diversifizierte er sein Investment, indem er ein multinationales Beteiligungskonglomerat mit Engagements unter anderem in den Bereichen Forstwirtschaft, Bankenwesen, Konsumgüter, Energieerzeugung, Elektronik- und optische Ausrüstungs-Unternehmen aufbaute. Während dieser Zeit prägte er diverse Unternehmen und machte sich einen Namen als Industriearchitekt. Er wurde Verwaltungsratsmitglied von führenden Unternehmen wie z. B. Asea Brown Boveri (ABB), Nestlé, Swatch und UBS.

In den 1980er-Jahren gründete er Fundes, eine Organisation, die kleine und mittlere Unternehmen in verschiedenen Ländern Lateinamerikas unterstützt.

1990 erfolgte die Berufung zum „Hauptberater für Wirtschaft und Industrie“ des Generalsekretärs der UNCED, besser bekannt unter dem Namen „Rio Gipfel“ von 1992. Um sein Mandat besser ausüben zu können, gründete er ein Forum, in dem führende Unternehmer aus aller Welt eine betriebswirtschaftliche Perspektive auf die Herausforderungen von Umwelt und Entwicklung förderten. Aus diesem Forum entstand später das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) eine Organisation, der mittlerweile weltweit die 160 wichtigsten Unternehmen angehören. Schmidheiny wurde zu deren Ehrenpräsidenten gewählt, auch in Anerkennung seiner Pionierrolle im Ausstieg aus der Produktion asbesthaltiger Baustoffe („Eternit“).

In den 1990er-Jahren gründete er die Avina-Stiftung, die zu einer nachhaltigen Entwicklung in Lateinamerika beiträgt, indem sie ertragreiche Bündnisse zwischen Gesellschafts- und Wirtschaftsführern fördert und heute eine führende Funktion in diesem Umfeld innehat.

Mit dem Ziel, sein unternehmerisches und philanthropisches Werk in Lateinamerika über die eigene Generation hinaus zu sichern, hat Schmidheiny am 9. Oktober 2003 die Gesamtheit der Aktien seiner Industrieholding GrupoNueva in einen unwiderruflichen Trust, „Viva“, eingebracht, dessen Begünstigte die Avina-Stiftung ist. Das Eigenkapital der GrupoNueva wurde auf 800 Millionen USD veranschlagt, was zusammen mit einem der Stiftung übereigneten Wertschriften-Portefeuille einer Schenkung von über einer Milliarde US-Dollar entsprach.

Mit der Gründung des Viva Trust zog sich Schmidheiny von all seinen operativen Tätigkeiten inklusive seiner Funktionen in der GrupoNueva und Avina zurück. Er engagiert sich im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und reist praktisch während des ganzen Jahres, vor allem in Lateinamerika. Von seiner Mutter erbte er seine Leidenschaft für Musik und spielt seit seiner Kindheit Klavier. Er liebt die Natur und treibt Sportarten wie Tauchen und Wandern; er ist ein passionierter Leser, wobei seine bevorzugten Themenbereiche Geschichte, Philosophie und Kultur sind.

Schmidheiny realisierte mehrere Buchprojekte, u.a. den Bestseller „Kurswechsel“, der in über 12 Sprachen übersetzt wurde.

Schmidheiny hat bereits eine grosse Anzahl von Preisen und Auszeichnungen in Anerkennung seines Leadership und seines Beitrags zur nachhaltigen Entwicklung erhalten, darunter 1993 die Ehrendoktor-Würde des Instituto Centroamericano de Administracion de Empresas (INCAE), Costa Rica, sowie denselben Titel 1996 von der Yale University und 2001 von dem Rollins College, Florida, und der Universidad Católica Andrés Belllo (UCAB), Caracas. 2007, anlässlich des PODER-Green Forums, zeichneten PODER und die Boston Consulting Gruppe Schmidheiny mit dem Philanthropy Award aus. 2009 erschien die Biographie “Sein langer Weg zu sich selbst – Erbe – Unternehmer – Philanthrop“ im Stämpfli-Verlag. Schmidheiny ist Milliardär und erscheint regelmäßig auf der Liste der Reichsten der Welt des Forbes Magazine.

In Turin wurden er und der Belgier Jean-Luis de Cartier Ende 2009 angeklagt, zwischen 1966 und 1986 durch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in mehreren italienischen Eternit-Fabriken den Asbest-Tod mehr als 2000 Arbeitern und Anwohnern verursacht zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, für 2056 Todesfälle und 833 Erkrankungen verantwortlich zu sein. [1][2] [3] [4] Ironischerweise war es Schmidheiny, der innerhalb von Eternit schon früh vor der Verwendung von Asbest gewarnt hat und nach der Übernahme der Firmenleitung auf eine Ablösung von Asbest hingearbeitet hat und diese auch vollzog. [5][6]

Schmidheiny ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Hurden im Kanton Schwyz, Schweiz.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Asbest-Prozess in Italien. «Nun sind alle krank». In: Der Spiegel. 10. Dezember 2009. Abgerufen am 3. April 2011.
  2. Sturzflug auf die Honigtöpfe. In: Bilanz. 8. Februar 2005. Abgerufen am 3. April 2011.
  3. Auftakt zum grossen Eternit-Prozess in Turin. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Dezember 2009. Abgerufen am 3. April 2011.
  4. Schmidheiny fürchtet unausgewogenes Verfahren. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. März 2010. Abgerufen am 3. April 2011.
  5. Der Leerlauf der italienischen Asbestprozesse. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Juli 2005. Abgerufen am 3. April 2011.
  6. Werner Catrina: Kafkaesker Strafprozess. In: Die Weltwoche. 4. September 2009.