Stift Schlierbach

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Stift Schlierbach
Westansicht des Stiftes
Westansicht des Stiftes
Lage Osterreich Österreich
Liegt im Bistum Diözese Linz
Koordinaten: 47° 56′ 10″ N, 14° 7′ 37″ OKoordinaten: 47° 56′ 10″ N, 14° 7′ 37″ O
Gründungsjahr 1355 durch Zisterzienserorden
Jahr der Wiederbesiedlung seit 1620 Mönche
Mutterkloster Stift Rein
Primarabtei Kloster Morimond
Kongregation Österreichische Zisterzienserkongregation

Tochterklöster

Abtei Jequitiba

Stiftskirche

Das Stift Schlierbach ist ein Kloster der Zisterzienser-Mönche (OCist) in Schlierbach in Oberösterreich. Derzeit versehen 26 Mönche teils im Kloster, teils in verschiedenen Pfarren der Umgebung ihren Dienst an den Menschen.

Geschichte

Vorgeschichte bis 19. Jahrhundert

Im 10. Jahrhundert errichtete der schwäbische Graf Zwentibold an der Stelle des heutigen Stiftes eine Burg.[1] Diese erwarb 1352 Eberhard V. (III.) von Wallsee und stiftete 1355 darin ein Zisterzienserinnenkloster. Dieses hieß damals noch „Frauensaal“ oder „Mariensaal“. Durch Käufe, Schenkungen und Stiftungen wurde der Besitz erweitert. Eberhard überließ dem Kloster etwa die damalige Burg Steyrstein (seit etwa 1500 Wallfahrtskirche Frauenstein) und Einkünfte der von ihm 1337 erworbenen Herrschaft Pernstein. In den folgenden 200 Jahren standen 18 Äbtissinnen dem Kloster vor. Aus dieser Zeit ist nichts von Neu- oder Umbauten überliefert.[2]

Die Reformationszeit bedeutete das vorläufige Ende – bis zu 90 Prozent der Bevölkerung wechselten zeitweilig zum evangelischen Glauben. Von 1609 bis 1620 wurde Schlierbach deshalb vom Stift Kremsmünster aus verwaltet. Danach, im Zuge der Gegenreformation, genehmigte Kaiser Ferdinand II. eine Besiedelung durch Zisterziensermönche. Diese kamen aus Rein bei Graz. Der dortige Abt Mattias Gülger begann damit 1620 und sandte den Prior Wolfgang Sommer (den ersten neuen Abt) zusammen mit einigen Mönchen nach Schlierbach. Hauptsächlich sollte die Seelsorge im oberen Kremstal wieder aufgebaut werden, was vorerst noch durch Bauernaufstände erschwert wurde. Franz Keller (Abt von 1627 bis 1644) besaß jedoch bereits wieder Sitz und Stimme bei den Landständen und Abt Balthasar Rauch erhielt 1654, für sich und seine Nachfolger, die bischöflichen Insignien Mitra, Brustkreuz und Krummstab. Der geistige und wirtschaftliche Aufstieg vollzog sich nun rasch.

Kupferstich aus der Topographia Austriae superioris modernae von Georg Matthäus Vischer (um 1674)

Inzwischen war die ehemalige Burg in einem äußerst schlechten Zustand. Nivard I. Geyregger (Abt von 1660 bis 1679) begann deshalb mit einem völligen Neubau in barockem Stil. Unter seiner Leitung wurden 1674 die Westfront, 1678 die Nord- und Ostfront des Prälatenhofes und der Abteiturm fertiggestellt. Benedikt Rieger (Abt von 1679 bis 1695) beauftragte Pietro Francesco Carlone und dessen Sohn mit dem Bau der Stiftskirche (1680-1683).

Unter Christian Stadler (Abt von 1715 bis 1740) setzte sich der wirtschaftliche Aufschwung fort. Es wurden Mühle, Sägewerk und Bäckerei eingerichtet. Damals zählte der Konvent dreißig Mönche. Josephinische Zeit und Napoleonische Kriege führten jedoch zum Niedergang; außerdem brannte der Meierhof im Jahr 1825. Ein weiterer tiefer Einschnitt war die Auflösung der Grundherrschaft, die eine völlige wirtschaftliche Neuorientierung erforderte. Für die nächsten fünfzig Jahre stand kein Abt dem Stift vor, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besserte sich die Lage.

Neuere Zeit

Alois Wiesinger (1885-1955) war der erste bedeutende Vorsteher des Klosters in der Gegenwart, er regierte 1917-1955 als 14. Abt. In den Nachkriegsjahren wurden Schlosserei, Tischlerei und Gärtnerei neu ausgestattet. Neu eingerichtet wurde eine Klosterkäserei, die bald ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor wurde. Das Laienbrüderinstitut entstand 1922 wieder. Im selben Jahr nahm das Stift eine Landwirtschaftsschule auf und 1925 folgte die Gründung eines Gymnasiums, das 1932 das Öffentlichkeitsrecht erhielt.

Im Jahr 1938 geschlossen, eröffnete das Gymnasium 1946 erneut und besitzt seit 1947 wiederum Öffentlichkeitsrecht. Seit 1977 werden auch Mädchen unterrichtet.

Gegenwart

Vom 15. Juli 1998[3] bis 15. November 2008 stand Abt Altmann Hofinger der Klostergemeinschaft von 21 Mönchen (Stand 2007) vor. Am 18. November 2008 wurde Pater Martin Spernbauer für drei Jahre als Administrator gewählt.[4] Am 9. September 2013 trat P. Josef Riegler OCist (aus dem Stift Heiligenkreuz) sein Amt als Administrator des Stiftes an, nachdem er zuvor vom Konvent für drei Jahre gewählt worden war.[5]

Pfarrseelsorge

Neben dem klösterlichen Leben wirken die Mönche auch außerhalb der Klostermauern und leiten neun Pfarren, eine Kaplanei, ein Dechanat und haben diverse weitere seelsorgerische Aufgaben inne.

Geschichte der Architektur

Stift Schlierbach: die Stiftsanlage ist ein Hauptwerk des österreichischen Barock um 1700. Im Jahr 903 ursprünglich als Burg erbaut. Von 1355 bis 1556 war 200 Jahre ein Frauenkloster eingerichtet, danach leerstehend, ab 1620 Neubesiedelung durch Mönche aus der Abtei Seckau, Steiermark. Kunstgeschichtlich interessant ist die Renovierung durch die italienische Künstlerfamilie Carlone im 17. Jahrhundert (1672 bis 1712). Die Künstler Carlone statteten das Stift in barockem Stil reich mit Stuckaturen und Fresken neu aus:

Der Linzer Bildhauer Johann Baptist Wanscher verzierte Pilaster mit reichem Goldrankenwerk und Blumenstücken. Das Hochaltarbild, eine Darstellung der Himmelfahrt Mariens, stammt von Franz Werner Tamm.

Sehenswürdigkeiten

Das Innere der Stiftskirche
  • Stiftskirche: erbaut von 1680 bis 1682 in barockem Stil, mit Fresken und üppiger Stuckdekoration. Orgel von Manfred Mathis (1985) mit barockem Prospekt von 1770
  • Bibliothek: 1712 als kreuzförmiger Prunkraum mit Hängekuppen in barockem Stil von Carlo Antonio Carlone erbaut. Galerie auf korinthischen Holzsäulen, dem Linzer Baumeister Johann Michael Prunner zugeschrieben
  • Bernardisaal: barocker Prunksaal mit reicher Stuckverzierung an der Decke und den Wänden
  • Schlierbacher Madonna: hölzerne gotische Marienstatue um 1320, befindet sich im barocken Kreuzgang. Nach der Klostertradition brachten die ersten Schwestern des damaligen Frauenklosters die Statue aus ihrer schwäbischen Heimat mit.
  • Käserei Schlierbach: mit angeschlossener Schaukäserei, seit 1924
  • Glasmalerei-Werkstätte Schlierbach: seit 1884, international renommierte Glasmalerei Werkstätte. Nationale und internationale Künstler wie Margret Bilger, Josef Mikl (Gedächtniskirche in Hiroshima), Hans Plank, Rudolf Szyszkowitz, Georg Meistermann, Adi Holzer... verwirklichten hier Werke.
  • Margret-Bilger-Galerie: Galerie mit Wechselausstellungen aktueller Kunst

Es werden Führungen im Stift, in den Glasmalerei-Werkstätten und in der Schaukäserei angeboten.

Oberösterreichische Landesausstellung 2009

Die OÖ. Landesausstellung 2009 mit dem Thema „Mahlzeit! – Genuss und Kunst des Essens“ fand von 29. April bis 2. November 2009 in den Räumen von Stift Schlierbach statt.[6]

Wirtschaft

Das Stift ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor:

  • 230 Hektar Wald
  • circa 70 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Schlierbacher Käserei, die einzige Klosterkäserei Österreichs, produziert 12 verschiedene Sorten von „Schlierbacher Käse“
  • Schlierbacher Genusszentrum, 2004 eröffnet
  • Glaserei und Glasmalerei Werkstätte Schlierbach, eine international renommierte Werkstätte
  • Gymnasium Stift Schlierbach besteht seit 1925, seit 1977 auch für Mädchen

Literatur

  • Rudolf Flotzinger: Schlierbach. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  • Ludwig Keplinger: Zisterzienserstift Schlierbach. (= Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 313. Salzburg: Verlag St. Peter, 3. Auflage 2009)
  • Frey Nivard: Alois Wiesinger. Abt, Missionar, Wissenschaftler. In: A. Zauner u.a. (Hg.), Oberösterreicher. Lebensbilder zu Geschichte Oberösterreichs. Bd. 2. Linz 1982, S. 179-191.
  • Franz Xaver Zeller: Chronik des Stiftes Schlierbach.
  • Gemeinde Schlierbach (Hrsg.): Schlierbach. Heimat in Geschichte und Gegenwart. 1. Auflage. Moserbauer, Ried im Innkreis 2000, ISBN 3-900847-95-9.

Siehe auch

Commons: Stift Schlierbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Lehr – Oberösterreichische Landeschronik, Wien: Verlag Christian Brandstätter 2004. Artikel von Walter Luger, S. 157-158 ISBN 3-85498-331-X
  2. Leopold Janauschek: Originum Cisterciensium Tomus Primus, Wien 1877, S. 281.
  3. Kirchen-Zeitung Diözese Linz, abgerufen am 19. November 2008.
  4. Katholische Kirche in Oberösterreich, abgerufen am 19. November 2008.
  5. Neuer Oberer für das Stift Schlierbach, Seite auf ordensgemeinschaften.at, abgerufen am 20. Februar 2014.
  6. Programmheft der OÖ-Landesausstellung 2009, abgerufen am 25. Juli 2011.