Straßenbahn Eßlingen am Neckar

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Straßenbahn Eßlingen am Neckar
ESS-Beiwagen 22 in der Straßenbahnwelt Stuttgart
ESS-Beiwagen 22 in der Straßenbahnwelt Stuttgart
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:600 Volt =
von Untertürkheim (ab 1930)
von Hedelfingen (ab 1919)
Obertürkheim Reichsbahnhof
Obertürkheim Klingenbachstraße
Obertürkheim Schuhfabrik
Obertürkheim Stadtgrenze
Mettingen Weinstraße
Mettingen Maschinenfabrik
Mettingen Haus 23
Eßlingen Hengstenberg
Eßlingen Schlachthaus
Eßlingen Realschule
Eßlingen Reichsbahnhof
nach Denkendorf und Neuhausen (ab 1926)
Eßlingen Vogelsangstraße
Wolfstor
Eßlingen Schwimmbad
Eßlingen Charlottenplatz
Eßlingen Bismarckstraße
Eßlingen Straßenbahnhof
Depot
Obereßlingen Krankenhaus
Obereßlingen Reichsbahnhof
Die Zwischenhaltestellen der Stadtlinie
sind nicht überliefert

Die Straßenbahn Eßlingen am Neckar war eine meterspurige Straßenbahn in der Stadt Eßlingen am Neckar (heute Esslingen am Neckar). Sie bestand von 1912 bis 1944 und sorgte für die innerstädtische Erschließung sowie die Verbindung mit der benachbarten Landeshauptstadt Stuttgart. Die Straßenbahn wurde durch den bis heute verkehrenden Oberleitungsbus Esslingen am Neckar ersetzt. Betreibendes Verkehrsunternehmen war die Eßlinger Städtische Straßenbahn (ESS), diese Gesellschaft firmiert seit der Umstellung auf Oberleitungsbus als Städtischer Verkehrsbetrieb Esslingen am Neckar (SVE).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Eßlingen und seine Teilorte im dichtbesiedelten Neckartal bereits seit 1846 durch die Filstalbahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen waren, machte die zunehmende Industrialisierung um die Jahrhundertwende ein ergänzendes Verkehrsmittel für den Lokalverkehr erforderlich. Nachdem am 16. November 1911 mit der Grundsteinlegung für die Wagenhalle in der Oberesslinger Straße die Bauarbeiten begannen, konnte am 24. Mai 1912 eine von Beginn an elektrifizierte Straßenbahnstrecke vom Bahnhof ObertürkheimObertürkheim wurde 1922 nach Stuttgart eingemeindet – über Mettingen und Bahnhof Eßlingen nach Obereßlingen in Betrieb gehen. Dieser sogenannten Durchgangslinie, sie war 7,5 Kilometer lang, folgte am 2. Juli 1912 eine Stadtlinie genannte Ergänzungsstrecke. Letztere maß 2,1 Kilometer und verband als Ringlinie die Esslinger Altstadt zweiseitig mit dem Bahnhof. Sie führte vom Bahnhofplatz kommend über Eisenbahnstraße (heute Fleischmannstraße), Bahnhofstraße, Abt-Fulrad-Straße, Marktplatz, Rathausplatz, Ritterstraße, Küferstraße, Ottilienstraße (heute Richard-Hirschmann-Straße), Obertorstraße und Charlottenplatz zurück zum Bahnhof, der Fahrpreis betrug fünf Pfennig.[1]

Mit der Betriebsdurchführung beider Linien war von Beginn an die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) beauftragt, rechtliche Grundlage hierfür war ein gemeinsamer Gesellschaftervertrag. Die Esslinger Straßenbahn besaß jedoch eigene Fahrzeuge, sie waren creme-rot lackiert. Bereits im Laufe des Jahres 1915 musste die Stadtlinie wegen kriegsbedingter Materialknappheit wieder eingestellt werden, sie wurde nach dem Krieg nicht mehr wiedereröffnet.

Am 14. Februar 1919 ging eine Neubaustrecke der Stuttgarter Vorortstraßenbahnen, die ebenfalls von den SSB betrieben wurden, zwischen Hedelfingen und Obertürkheim in Betrieb. Hedelfingen – das 1922 nach Stuttgart eingemeindet wurde – hatte bereits seit 1910 einen Straßenbahnanschluss nach Stuttgart, mit der Neubaustrecke erfolgte somit der Lückenschluss zwischen dem Stuttgarter und dem Esslinger Straßenbahnnetz. Bedingt durch die damalige Streckenführung in Hedelfingen konnte allerdings noch kein durchgehender Verkehr eingeführt werden. Die aus Eßlingen kommenden Straßenbahnwagen fuhren bis Hedelfingen Schule, dort konnte in die vom Hedelfinger Rathaus kommenden Wagen Richtung Stuttgart umgestiegen werden. Erst ab dem 21. November 1919 fuhren die Linien 16 und 19 bis Obertürkheim durch, wo Anschluss von und nach Obereßlingen bestand. Am 3. Mai 1920 wurde schließlich der durchgehende Betrieb aufgenommen. Es verkehrten fortan die beiden SSB/ESS-Gemeinschaftslinien 19 (Obereßlingen–Hedelfingen–WangenUntertürkheim) und 26 (Obereßlingen–Schloßplatz) sowie die reine ESS-Linie 27 (Obereßlingen–Bahnhof Eßlingen). Nach der SSB-Liniennetzreform vom 1. Dezember 1930 verblieben auf dem ESS-Streckenabschnitt nur noch die Linien 26 und 27, die Linie 19 pendelte fortan nur noch zwischen Obertürkheim und Hedelfingen, sie verschwand schließlich am 15. April 1931 ganz.

Eine weitere Linienumstellung am 20. November 1939, als die SSB den bestehenden Zwölf-Minuten-Takt kriegsbedingt auf einen Fünfzehn-Minuten-Takt ausdehnen mussten, brachte die erneute Trennung der beiden Netze mit sich. Ursächlich hierfür: die Ausweichen der durchgehend eingleisigen Esslinger Straßenbahn waren auf den starren Zwölf-Minuten-Betrieb ausgelegt, der zwischen Eßlingen und Obereßlingen zu einem Sechs-Minuten-Betrieb verdichtet wurde.[2]

Die zum 10. Juli 1944 erfolgte Inbetriebnahme des Oberleitungsbusses besiegelte schließlich das Ende der Eßlinger Straßenbahn, ihr letzter Betriebstag war der 7. Juli 1944. Jedoch verkehrten noch bis 1978 vom Esslinger Bahnhof ausgehend die Züge der 1926 eröffneten Straßenbahn Eßlingen–Nellingen–Denkendorf nach Denkendorf beziehungsweise Neuhausen auf den Fildern. Bis 1951 wendeten diese in Eßlingen mittels einer Häuserblockschleife die im Uhrzeigersinn vom Bahnhofplatz, über Friedrichstraße (heute Berliner Straße), Ortsweg Nr. 18, Bahnhofstraße und Eisenbahnstraße zurück zum Bahnhofplatz führte. Dabei verkehrten die END-Züge großteils auf ESS-Infrastruktur, lediglich die kurze Querverbindung zwischen Durchgangslinie und Stadtlinie gehörte der END.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gottfried Bauer, Ulrich Theurer, Claude Jeanmaire: Straßenbahnen um Stuttgart. Verlag Eisenbahn, Villigen/Schweiz 1984, ISBN 3-85649-047-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte des SVE auf www.sve-es.de
  2. 75 Jahre Vorort-Straßenbahnen, in der Zeitschrift „Über Berg und Tal“, Ausgabe 3/1985, Seiten 11ff. (PDF; 1,0 MB)