Stream from the Heavens

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Stream from the Heavens
Studioalbum von Thergothon

Veröffent-
lichung(en)

15. Juni 1994

Aufnahme

Oktober bis November 1992

Label(s) Avantgarde Music

Format(e)

CD

Genre(s)

Funeral Doom

Titel (Anzahl)

6

Länge

40:48

Besetzung

Produktion

Markus Patrikainen

Chronologie
Fhtagn nagh Yog-Sothoth (Demo) Stream from the Heavens

Stream from the Heavens ist das erste und einzige Album der finnischen Band Thergothon. Es gilt als eine der bedeutendsten Veröffentlichungen für die Entstehung des Funeral Doom und wird rückblickend als erstes vollwertiges Album im Genre bezeichnet.

Entstehung

Die Band komponierte die Musik und verfasste die Texte laut Linernotes ab dem Jahr 1990 bis zum Ende der Aufnahmen. Diese fanden von Oktober bis November 1992 statt und wurde von dem ansonsten unbekannten Markus Patrikainen produzierend begleitet. In einem, Jahre nach der Veröffentlichung des Albums geführten Interview, deutete Sirkiä an die am Cthulhu-Mythos orientierten Texte allein verfasst zu haben.[1]

Nachdem Thergothon im November 1991 das Demoband Fhtagn-nagh Yog-Sothoth aufgenommen hatten begann die Band im Herbst 1992 zwei Stücke des Demos zu überarbeiten und neue Stücke einzuspielen. Das überarbeitete sowie das neue Material der Band zeichnete sich Rezensenten zur Folge durch Nicht-Metalische-Einflüsse wie Gothic Rock, Dark Ambient und Progressive Rock und ein, im Vergleich zum Demo, weiter reduziertes Tempo aus.[2][3] Ein Eindruck, der von Niko Sirkiä bestätigt wurde. Auf die Nachfrage hinsichtlich der Einflüsse Thergothons die zum Klang von Stream from the Heavens führten antwortete er:

„Vermutlich entweder von den Doors oder Black Sabbath. Oder von den Gothicpunk-Bands, von denen wir zu der Zeit fasziniert waren, oder Pink Floyd. Das waren die Sachen, die uns inspiriert haben, nicht die Millionen Death-Metal-Bands, die es damals ringsherum gab.“

Niko Sirkiä nach CrossOver[4]

Gitarrist Sjöroos ergänzte, dass die Band spielerisch mit dem Tempo der Stücke experimentierte und spontan versuchte „so langsam wie möglich“ zu spielen. Nachdem das Ergebnis den Musikern gefiel, arrangierte die Band bereits geschriebene wie neue Musik um das gesetzte Tempo. Das Ziel sei es gewesen, so Sirkiä einen abscheulichen Klang und eine ebensolche Atmosphäre zu kreieren, „als würden die Songs an Ort und Stelle gefrieren.“[2]

Mit Paradise Lost und Cathedral verweist Sirkiä derweil auf Vorreiter der eigenen Entwicklung, die den Musikern jedoch nicht weit genug, insbesondere mit der Reduzierung des Tempos, gingen.[1] Bedeutsamer als der musikalische Einfluss schien ihm Rückblickend jedoch die Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten für ein von im als universell angesehenes Empfinden einer existentiellen Angst in der späten Adoleszenz. So beschreibt er die Musik als „eine geeignete Möglichkeit, die negativen Emotionen, die [die Bandmitglieder] erlebten, auszudrücken und auszutreiben.“ Als weitere Einflüsse verweist er auf Musikgruppen wie Bathory, Black Sabbath, Tiamat, Mana Mana und die bereits angeführten Paradise Lost und Cathedral. Die Texte rekurrieren zudem anhaltend auf H.P. Lovecraft. Als zentrales Ziel der Musik benennt Sirkiä allerdings die Atmosphäre. Alle anderen Aspekte seien lediglich der Unterstützung der angestrebten Atmosphäre gediegen.[1] Trotz der Beendigung des Aufnahmeprozesses und der abgeschlossenen grafischen Gestaltung des Albums ohne Schwierigkeiten blieb eine Veröffentlichung lange Zeit aus. Unterschiedliche Rezensionen bezeichnen Probleme mit dem Vertragspartner als Ursache der langfristigen Verzögerung. Nach Abschluss der Aufnahmen und vor der Veröffentlichung des Albumsbeschloss die Gruppe sich aufzulösen. Sirkiä beschrieb die Auflösung als Konsequenz aus dem Eindruck mit dem Projekt abgeschlossen zu haben.[4] An anderer Stelle sprach er davon, dass die Gruppe dem Metal innerhalb des Zeitraums der Albumenstehung bereits zunehmend überdrüssig wurde.[5]

Albuminformationen

Titelliste
  1. Everlasting: 06:07
  2. Yet the Watchers Guard: 08:56
  3. The Unknown Kadath in the Cold Waste: 03:49
  4. Elemental: 09:18
  5. Who Rides the Astral Wings: 7:56
  6. Crying Blood + Crimson Snow: 04:42

Das 1994 erstmals veröffentlichte Album enthält sechs separate Stücke, die eine Gesamtspielzeit von 40:48 Minuten haben. Das Album wurde mehrmals Wiederveröffentlicht. Der Sänger und Keyboarder Sirkiä übernahm die grafische Aufbereitung des Begleitmaterials. Neben Sirkiä bestand die Band zur Zeit der Aufnahme aus dem Gitarristen Ruotsalainen und dem Schlagzeuger und Sänger Jori Sjöroos.

Veröffentlichung

Am 15. Juni 1994 erschien Stream from the Heavens beim italienischen Independent-Label Avantgarde Music, das aus dem Black-Metal-Label Obscure Plasma Records hervorgegangen war, als erste Veröffentlichung unter dem neuen Labelnamen. Es enthielt sechs Stücke mit einer Gesamtspielzeit von 40:48 Minuten. An diesem Umfang des Albums wurden bei später erschienen Auflagen keine Änderungen vorgenommen. Auch ergänzendes Bonusmaterial wurde nicht hinzugefügt.

Wiederveröffentlichungen erschienen im Jahr 2000 als CD über Avantgarde Music, über Paniac Records im Jahr 2004 als LP, über Peaceville Records im Jahr 2009 als CD und Download sowie im Jahr 2014 als LP, im Jahr 2013 über Seventh Rule Recordings als LP und über Metal Star und Fono Ltd. im Jahr 2018 als limitierte CD in einem Mediabook-Einband.

Gestaltung

Die Gestaltung des Albums und Booklets wurden von Sirkiä selbst übernommen. Als Fotograf des Cover-Bildes, einem tief stehenden Sonnenunter- oder -aufgang mit einem kaum identifizierbar monolithisch in den rechten Bildraum ragenden Turm, wurde K. Sirkiä angegeben. Dem Bild wurde von Oscar Strik für das Webzine Doom-Metal.com verfassten Rezension eine „ominöse“ Ausstrahlung zugesprochen. Im Booklet sind neben den Informationen zur Aufnahme die Liedtexte in einer kalligraphiert wirkenden Schrift in weiß auf schwarzem Grund abgedruckt.[6]

Stil

Die auf Stream from the Heavens präsentierte Musik wird von Rezensenten als zähflüssig, monolithisch und Lava-artig umschrieben.[7] Instrumental reduzierte die Band den Klang auf ein schweres, verzerrtes, aber sehr langsames Gitarrenspiel, ein düster klingendes und ebenso langsames Schlagzeug und einen gelegentlichen eingestreuten Orgelklang im Hintergrund.[8] Als markante Elemente werden das extrem langsame und kraftvolle Riffing sowie das transportierte Gefühl der Depression benannt.[9] Das Album paare hierzu „Heaviness“ mit „Monotonie“ und umgebe sich mit einer „depressiv-verzweifelten, zuweilen gar destruktiven Aura.“[7] Der Gesang mische finsteres Growling, das mitunter als das „kälteste je gehörte Knurren“[9] beschrieben wird, mit einer zweiten klar vortragenden Stimme, die sich eher „einer bedrückenden Tonlage hingibt.“[7] Die gelegentlichen Einsätze des Keyboards verschaffen den Stücken zuzügliche Tiefe und verstecken dezente Melodieansätze.[7]

Wahrnehmung

Das Anfangs nur geringfügig beachtete Stream from the Heavens entwickelte sich nach seiner Erstveröffentlichung zu einem Klassiker des gesamten Doom-Metal-Spektrums und zu jenem Album das als die einflussreiche Erfindung des Funeral Doom von Kritikern, Genrechronisten und Musikern gleichermaßen gewertet wird.

Rezeption

Nach der Erstveröffentlichung wurde das Album vornehmlich in Fanzines besprochen, dort allerdings hoch gelobt. In der professionellen internationalen Musik- und Szenepresse wurde Stream from the Heavens hingegen kaum wahrgenommen.[2] Im Nachhinein wurde das Album als seinerzeit entsprechend Unterschätzt eingestuft.[10]

Erst nach der zunehmenden Verbreitung des Genres wurde Stream from the Heavens in der internationalen Metal-Presse stärker thematisiert. So wird dem Album hohe Qualität im und ebenso hohe Bedeutung für den Doom Metal insgesamt und das Subgenre Funeral Doom insbesondere zugeschrieben. Das Decibel Magazine führte es 2014 auf dem neunten Platz der 100 Top Doom Metal Albums of all Time. Das Deaf Forever hingegen im gleichen Jahr auf Platz 34 der Liste Die 50 besten Doom-Alben aller Zeiten sowie als Teil Liste 20 essentielle Black/Death-Doom-Alben. In diversen ähnlichen Listen wird das Album ebenso aufgeführt. So erwähnt der britische Metal Hammer Stream from the Heavens unter den The 10 Essential Doom Metal Albums,[11] das Webzine Loudwire unter den The Best Metal Albums of 40 Subgenres[12] und auf Platz 6 der Top 25 Doom Metal Albums of All Time[13].

Bedeutung im Genre

Insbesondere in den Genre-Retrospektiven und -Listungen wird auf die Pionierleistung und Genredefinition Thergothons durch Stream from the Heavens verwiesen.

Christ Chantler setzt in seiner für das britische Magazin Metal Hammer die Band und das Album in seiner Bedeutung für die Entwicklung des Doom Metals und des nachfolgend eigenen Genres in Relation zu Winter, EyeHateGod, Disembowelment und Unholy. Dabei urteilt er, dass keine andere Band erschreckenderes erschaffen habe „als die nicht-euklidische Geometrie der finnischen Pionierband Thergothon, deren einziges Album ein eiszeitlich lovecraftscher Albtraum sei, der immer noch seine weit entfernte Mystik ausstrahlt.“[11] In seiner für das Deaf Forever verfassten Rezension bezeichnet Volkmar Weber das Album als „[d]ie Geburtstunde des Funeral Doom.“[14] Ebenso formulierte Scott Koerber in seiner für das Decibel Magazin verfassten Besprechung des Albums, es sei eine „Wegmarke des Doom Metals“ sowie unbeabsichtigt ein „Genrepionier - und eine tonale Blaupausen für den damals noch unbenannten Funeral Doom.“[2] In der für das Webzine Metal Injection verfassten wöchentlichen Reihe Funeral Friday stellte der Musikjournalist Cody Davis Thergothon als Anfangspunkt des Genres dar.[15][16]

Entsprechend solcher Einschätzungen führen Rezensenten die Band und ihr Album als Ur- und Vergleichswerk für jeweils aktuell zu besprechende Veröffentlichungen im Genre an. Entsprechend wurden Veröffentlichungen von Rigor Sardonicous,[17] Mournful Congregation,[16] Profetus,[18] Beneath Oblivion,[19], Woebegone Obscured,[20], Ea.[21], Funeral Moth[15] und mehr[22] in Relation zu Thergothon und Stream from the Heavens gesetzt.

Interpreten und Musiker, wie Kostas Panagiotou von Pantheist[23], Nortt[24], Sacha Dunable von Bereft[25], Jonathan Théry von Funeralium und Ataraxie[26], John del Russi von Hierophant und Catacombs[27] oder Nick Orlando von Evoken[28] bezeichnen Thergothon hinzukommend als Inspiration und Ur-Band jenen Genres, dem sie mit ihrer Musik selbst zugeordnet werden.

Einzelnachweise

  1. a b c Travis Bickle: EXTREME DOOM PART III: Niko Skorpio of Thergothon. We Wither, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  2. a b c d Scott Koerber: Thergothon: Stream from the Heavens. In: Decibel. 2014, ISSN 1557-2137, S. 37.
  3. Thergothon: Stream from the Heavens. Burning Shed, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  4. a b ta: Dunkel, dunkler, Funeral Doom. crossover agm, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Oktober 2014; abgerufen am 26. Oktober 2019.
  5. Alon Miasnikov: Niko Skorpio - Funeral's Patriarch. Metalist Magazine, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  6. Oscar Strik: Thergothon: Stream from the Heavens. Doom-Metal.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  7. a b c d Gerrit aka Phantomkommando: Thergothon: Stream from the Heavens. Terrorverlag, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  8. Arnstein H. Pettersen: Thergothon: Stream from the Heavens. Doom-Metal.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  9. a b Daniel: Thergothon: Stream from the Heavens. Metal Crypt, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  10. Alexander: Thergothon: Stream from the Heavens. The Industrial Twilight, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  11. a b Chris Chandler: The 10 Essential Doom Metal Albums. Metal Hammer, 5. Oktober 2016, archiviert vom Original am 2. August 2018; abgerufen am 25. Oktober 2019.
  12. Eduardo Rivadavia: The Best Metal Albums from 40 Subgenres. Loudwire, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  13. Joe Divita: Top 25 Doom Metal Albums of all Time. Loudwire, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  14. Volkmar Weber: Thergothon: Stream from the Heavens. In: Deaf Forever. November 2014, S. 32.
  15. a b Cody Davis: Funeral Doom Friday - Funeral Moth: transience. metal injection, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  16. a b Cody Davis: Funeral Doom Friday: Travel Back to MOURNFUL CONGREGATION's Tears From A Grieving Heart. metalinjection.net, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  17. Ignacio Coluccio: RIGOR SARDONICUS - Apocalypsis Damnare - CD - Paragon Records - 2005. maelstromzine.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  18. Laurent Lignon: Profetus : Coronation of the Black Sun. doom-metal.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  19. Beneath Oblivion. Doom-Metal.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  20. Lord Doom: Woebegone Obscured: Deathstination. Angry Metal Guy, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  21. Ea.: Au Ellai. brutalism, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  22. Alfonso Perez: Xoresth: Vortex of Desolation. voices from the darkside, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  23. Christian Hector: Interview mit Pantheist Sänger Kostas Panagiotou über Funeral Doom. Metal Hammer, 1. April 2011, abgerufen am 2. Januar 2019.
  24. Nortt Interview. metal.de, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  25. EXCLUSIVE PREMIERE: “THE COLDEST ORCHESTRA” FROM BEREFT, PLUS SACHA DUNABLE’S FIVE FAVORITE DOOM METAL RECORDS! Metal Sucks, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  26. Atsugi Hayashi/Jonathan Théry: Ataraxie: L’Être et la Nausée (Pressekit). Hrsg.: Weird Truth Productions. S. 1.
  27. Kostas Panagiotou: Hierophant Interview. Doom-Metal.com, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  28. EVOKEN INTERVIEW (2003) By Silenius and Gam. Nihilistic Holocaust, abgerufen am 25. Oktober 2019.