Theresienstadt-Konvolut
Das Theresienstadt-Konvolut ist ein zeitgeschichtliches Dokument der jüdischen Selbstverwaltung im Ghetto Theresienstadt. Es stellt einer von der Lagerleitung so genannten Prominentenliste-A und einer vom Jüdischen Ältestenrat mit beeinflussten Prominentenliste-B eine im Untergrund erstellte eigene Prominentenauswahl gegenüber. Bei dem Theresienstadt-Konvolut befinden sich zwei Alben mit Biographien und teilweise Fotos, 64 Aquarelle und Zeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt sowie der Rechenschaftsbericht der Zentralbücherei des Ghettos Theresienstadt.[1] Die aus Hamburg stammende Hilfskraft der Ghettozentralbücherei, Käthe Starke, nahm die heute Theresienstadt-Konvolut genannten Unterlagen nach ihrer Befreiung im Mai 1945 an sich.[2] Das Theresienstadt-Konvolut wurde von dem Sohn Starkes, Pit Goldschmidt (* 1935), als Leihgabe dem Altonaer Museum in Hamburg zur Verfügung gestellt.[2] Ausgestellt wurde das Theresienstadt-Konvolut zur Eröffnung des Heine-Hauses als Außenstelle des Altonaer Museums 2002 im Heine-Park an der Elbchaussee.[3]
Die verschiedenen Prominenten-Listen des Ghettos Theresienstadt
Bei den Alben mit Prominentenbiografien handelt sich um zwei fast identische Mappen in blauem Pappeinband und Schraubheftung. Eine der Mappen enthält maschinengeschriebene Lebensläufe und Fotos von 92 Prominenten, die andere ist unvollständig.[1] Die Mappen umfassen nicht nur die Lebensläufe so genannter „Prominenter der Kategorie A“ sondern auch von „Prominenten der Kategorie B“. Das Prominenten-Album der Jüdischen Selbstverwaltung wurde am 1. Januar 1944 angelegt und danach weitergeführt. Die so genannten Prominenten waren jüdische Persönlichkeiten, darunter Kulturschaffende, hochrangige Militärangehörige, Politiker, Wissenschaftler, Adlige, Bankiers sowie Industrielle und teils auch deren Familienangehörige. Der Prominentenstatus zog in der Regel eine bevorzugte Behandlung seitens der Lagerkommandantur nach sich, so gab es eigene Prominentenhäuser mit besseren Wohnbedingungen, größere Lebensmittelrationen, keine Arbeitspflicht sowie für die „Prominenten der Kategorie A“ zunächst Transportschutz.[4]
Die „Prominenten der Kategorie A“ verfügten über diesen Status bereits bei ihrer Deportation nach Theresienstadt, beispielsweise aufgrund ihrer im Ersten Weltkrieg erworbenen Auszeichnungen und Verdienste.[4] Eine Abschrift der Lagerliste A (Liste Raumwirtschaft der Lagerkommandantur vom Herbst 1943) nahm der Däne Ralph Oppenhejm im Zuge seiner durch die Rettungsaktion der Weißen Busse bewirkten Freilassung am 15. April 1945 an sich und veröffentlichte diese noch 1945 mit seinem Tagebuch über die Haftzeit in Theresienstadt.[5] Durch den Ältestenrat der jüdischen Selbstverwaltung wurden der Lagerkommandantur auch weitere Personen für den Prominentenstatus vorgeschlagen, die bei Bestätigung durch die Lagerkommandantur als B-Prominente geführt wurden.[4] Ruth Bondy, die ebenfalls Theresienstadt überlebte, veröffentlichte später Unterlagen des Ältestenrates und der SS-Dienststelle, in denen 148 Häftlinge um den Prominentenstatus, ihre Entlassung oder bessere Wohnbedingungen nachsuchten.[6] Die Prominentenlisten der Lagerleitung und die der Häftlinge sind also nicht deckungsgleich. Viele der in den nachstehenden Listen aufgeführten Prominenten wirkten unter Regisseur Kurt Gerron in dem Propagandafilm Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet mit.[7]
Aquarelle und Zeichnungen
Die 64 Aquarelle und Zeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt, die der Häftling und Oberbibliothekar der Ghettobibliothek Hugo Friedmann mit Wissen des Bibliotheksleiters Emil Utitz heimlich gesammelt hatte, übergab er Käthe Starke Ende September 1944 vor seiner Deportation über Auschwitz nach Dachau.[8] Darunter befand sich auch ein Selbstporträt von Julie Wolfthorn mit dem Titel Rekonvaleszentin. Diese Sammlung beinhaltet nur einen kleinen Teil der in Theresienstadt konspirativ entstandenen Zeichnungen und Aquarelle des Lageralltags. Viele der bildenden Künstler im Ghetto waren im Zeichenbüro der Technischen Abteilung im Ghetto eingesetzt. Da einige Bilder in die Schweiz gelangten, wovon die Lagerkommandantur Kenntnis erhielt, wurden mehrere Maler samt ihrer Familien nach Auschwitz wegen Greuelpropaganda deportiert. Darunter befanden sich Felix Bloch, Bedřich (Friedrich) Fritta, Leo Haas, Peter Kien[9] und Otto Ungar, deren Bilder teils im Konvolut enthalten sind.[10]
Ghettozentralbibliothek
Die Ghettozentralbücherei wurde im November 1942 nach dem Auftrag des Lagerkommandanten Siegfried Seidl eröffnet und bestand bis zu ihrer Auflösung im Juli 1945. Zunächst umfasste der Bücherbestand etwa 4.000 Bände, der bis zum Kriegsende auf 180.000 Bücher anstieg. Der Bücherbestand umfasste neben Hebraica, Judaica, Belletristik und Klassikern auch philosophische, historische, sprach- und naturwissenschaftliche Literatur.[11] Die Bücher waren aus dem Bestand der jüdischen Kultusgemeinden und im Protektorat Böhmen und Mähren, tschechisch-jüdischen sowie deutsch-jüdischen Bibliotheken sowie aus jüdischem Privatbesitz konfisziert worden. Dreiviertel der Bücher stammten aus der Tschechoslowakei und der Rest aus dem Deutschen Reich. Leiter der Bibliothek war durchgehend Emil Utitz. Einzelentleihungen konnten nur auf Sonderantrag vorgenommen werden, so beispielsweise bei Nachweis besonderer wissenschaftlicher Interessen.[11] Hauptsächlich erfolgten die Entleihungen über eine Wanderbibliothek, indem Bücher kistenweise über die so genannten Hausältesten häuserweise abgegeben wurden. Neben der Zentralbücherei bestanden im Ghetto auch weitere Bibliotheken. Die Zentralbücherei musste im Zuge der 1943/1944 durchgeführten Verschönerungsaktionen anlässlich des Besuchs des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz innerhalb des Ghettos umziehen. Im Herbst 1944 wurde der Großteil des Bibliothekspersonals nach Auschwitz deportiert. Nach der Befreiung Theresienstadts am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee wurde die Zentralbücherei aufgelöst und ihre Bestände zum Großteil in das Jüdische Museum in Prag und etwa 40.000 Bände in die Jerusalemer Nationalbibliothek überführt.[12] Neben dem Rechenschaftsbericht der Ghettozentralbücherei besteht auch noch ein eindrucksvoller Bericht des Oberbibliothekars Friedmann mit dem Titel Ein Gang durch die Ghetto-Zentralbücherei in Theresienstadt.[11]
Liste der 92 Prominenten im Theresienstadt-Konvolut
Name | Lebensdaten | Ankunft | Liste A / B | Anmerkungen z. B. Familie, Beruf, Titel, Auszeichnungen, Tätigkeit in Theresienstadt |
Transport- nummer |
---|---|---|---|---|---|
Achenbach, Paula von | 1869– | 1944 |
11. AugustB | Geborene Pringsheim. Witwe des Landrates Heinrich von Achenbach. | |
Außenberg, Kurt | 1910– | 1941 |
2. DezemberB | Baute als Architekt mit Erfahrungen im Siedlungsbau das Lager mit auf. | |
Baeck, Leo | 1873–1956 | 1943 |
A | Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, nach der Entlassung im Mai 1945 als Präsident der World Union for Progressive Judaism in London. | 10764/1 – 87 |
Beck, Henriette | 1869–1945 | 1943 |
AprilA | Opernsängerin und Witwe des Theaterdirektors Hofrat Otto Beck. | II/27 – 1207 |
Bernstein, Elsa | 1866–1949 | 1942 |
26. JuniA | Tochter des Dirigenten Heinrich Porges, Witwe des Rechtsanwaltes und Geheimrats Max Bernstein. Schriftstellerisch war Elsa Bernstein unter dem Pseudonym „Ernst Rosmer“ tätig. | 500–II/10 |
Biedermann, Samuel | 1907– | 1944 |
20. JanuarB | Unternehmer aus Amsterdam. | |
Bleichröder, Elli von | 1894– | 1942 |
27. JuliA | Geschiedene Herschel. Enkelin des Bankiers Gerson von Bleichröder. | 1/31 – 2364 |
Bololanik, Rosa | 1884– | 1943 |
3. SeptemberA | Witwe eines Wiener Droschkenkutschers. Der Sohn fiel als Soldat der deutschen Wehrmacht am 18. September 1939 in Polen. Mutter (?) von Karoline Bololanik, siehe nachfolgende Liste. | IV/14 – 932 |
Boschan, Julius | 1896–1944 | 1943 |
29. JanuarB | Bankbeamter aus Wien und dekorierter Weltkriegsteilnehmer. Arbeitete in der Finanzverwaltung des Lagers. Wurde am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. | |
Busse, Paula | 1876–nach 1945 | 1944 |
11. JanuarB | Aus Hamburg stammende Witwe des im Ersten Weltkrieg mit dem EK II ausgezeichneten Literaturhistorikers Carl Hermann Busse. | |
Cohn, Alexander | 1876–1951 | 1943 |
28. JanuarA | Dr. jur., Kammergerichtsrat und dekorierter Frontkämpfer. Autor juristischer Werke, Mitarbeiter einer Kommentierung des Handelsgesetzbuches gemeinsam mit Albert Mosse. Seine Ehefrau Else Cohn nur auf Liste-A. | 10723 – I/87 |
Dalpas, Irma | 1892– | 1944 |
21. MärzB | Witwe eines Bauunternehmers und Lokalpolitikers in Karwin. 1945 befreit. | |
Dauber, Lucian | 1881– | 1942 |
28. AugustA | Hof- und Gerichtsadvokat in Wien. Seine Ehefrau Jetti Dauber nur auf Liste-A, siehe folgende Tabelle. | 52–IV/8 |
Dessauer, Heinrich | 1883–1944 | 1943 |
29. JanuarB | Dr. jur., Dolmetscher, Leiter des Rechtsbüros der Jüdischen Kultusgemeinde in Wien. Am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. | |
Eidlitz, Friedericke | 1872–1944 | 1942 |
21. JuniA | Witwe eines Kaufmanns in Wien. Ihr Sohn Walther Eidlitz wurde als Student in Indien von den Engländern interniert. | 808 – IV/1 |
Feury, Ida von | 1877–1957 | 1942 |
4. JuniA | Die geborene Baronin von Hirsch wurde für ihren Lazaretteinsatz auf dem familieneigenen Schloss Planegg im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet. Witwe eines adligen Frontkämpfers. Der gemeinsame Sohn Otto Freiherr von Feury wurde in der Nachkriegszeit ein bekannter CSU-Politiker und Agrarlobbyist. Sie war die Schwester von Karl und Rudolf von Hirsch | 43 – II/1 |
Fiedler, Marie | 1870– | 1944 |
10. JanuarB | Witwe eines österreichischen Frontkämpfers. | |
Flatow, Felix Gustav | 1875–1945 | 1944 |
26. FebruarB | Geboren in Westpreußen und zuletzt tätig als Textilkaufmann in den Niederlanden. Er vertrat das Deutsche Reich bei den ersten und bei den zweiten Olympischen Spielen im Geräteturnen und wurde 1896 mit der Mannschaft Olympiasieger am Barren und am Reck. | |
Frankau, Margit | 1889–1944 | 1943 |
6. JanuarA | Diakonissin aus Graz. Feldschwester des Ersten Weltkrieges mit Kriegsauszeichnungen. | 55 – IV/14 |
Friediger, Max | 1884–1947 | 1943 |
29. JanuarB | Königlich dänischer Oberrabbiner in Kopenhagen. Am 15. April 1945 mit einem Konvoi durch Deutschland im Rahmen der Rettungsaktion der Weißen Busse nach Schweden evakuiert. | |
Friedländer, Johann | 1882–1945 | 1943 |
3. SeptemberA | Feldmarschalleutnant des österreichischen Bundesheeres. Wurde am 16. Oktober 1944 nach dem Tod seiner Frau Leona (siehe nachstehende Liste) nach Birkenau zum Arbeitseinsatz deportiert und 1945 auf dem Marsch von Auschwitz nach Pless von den Wachmannschaften erschossen. | 936–IV/14 |
Friedmann, Richard | 1906–1944 | 1942 |
28. JanuarB | Mitarbeiter der Jüdischen Kultusgemeinde Prag. Im Mai 1944 nach Birkenau deportiert und dort am 22. Mai 1944 bei einem von der SS angetäuschten Fluchtversuch erschossen. | |
Fuhrmann, August | 1865–1945 | 1944 |
JanuarB | Verwitweter Lehrer aus der Bukowina stammend. Gründer mehrerer Gesangs- und Turnvereine. | |
Gans, Heinrich | 1874– | 1942 |
25. SeptemberA | Dr. jur., Polizeirat in Wien bis 1936. Verheiratet mit Olga Gans (nur auf Liste-A). | 634–IV/141 |
Gerriets, Elsa | 1886– | 1942 |
24. JuliA | Witwe eines Frontkämpfers. | 466/VIII – 1 |
Gorter, Eugenie | 1874–1953 | 1942 |
23. JuliA | Krankenschwester mit Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg. | 872–II/18 |
Grabower, Rolf | 1883–1963 | 1942 |
19. JuniA | Zunächst am Reichsfinanzministerium tätig und dann Richter am Reichsfinanzhof. Nach 1945 war er Honorarprofessor an der Universität Erlangen und Dozent an der Bundesfinanzakademie. | 341–II/7 |
Gradnauer, Georg | 1866–1946 | 1944 |
21. JanuarB | Redakteur des Vorwärts. Reichstagsabgeordneter im Kaiserreich und in Weimar, kurzzeitig Reichsinnenminister | |
Grassmann, Gertrud | 1899– | 1944 |
11. JanuarB | Geschieden. Früherer Ehemann war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg Offizier der Luftwaffe. | |
Grienwaldt, Elisabeth | 1878– | 1944 |
15. MaiB | Witwe des Kunstphotographen August Grienwaldt. | |
Gruyters, Sofie | 1886– | 1942 |
26. JuliA | Witwe des Keksfabrik-Besitzers Karl Gruyters in Krefeld. Das Unternehmen besteht heute noch in der Innenstadt | 476 VII/2 |
Henschel, Moritz | 1879–1947 | 1943 |
17. JuniB | Rechtsanwalt und Notar, Frontkämpfer. Letzter Vorsitzender der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Leitete das Postamt und später die Freizeitabteilung des Ghettos. | |
Heymann, Ernst | 1892– | 1944 |
2. AugustB | Dekorierter Fliegeroffizier des Ersten Weltkrieges. Verheiratet mit einer Tochter des Generals August von Cramon | |
Hirsch, Karl von | 1871–1944 | 1942 |
4. JuniA | Freiherr, Dr. phil., Brauereidirektor aus Bayern. Bruder von Rudolf von Hirsch. | 42–II/I |
Hirsch, Rudolf von | 1875–1975 | 1942 |
4. JuniB | Freiherr, Dr. phil., Gutsbesitzer auf Schloss Planegg. Bruder von Karl von Hirsch. | |
Hirschbruch, Elise | 1885– | 1942 |
20. NovemberB | Ehefrau des Wissenschaftlers Albert Hirschbruch in Metz. | |
Hostovsky, Hermann Ferdinand | 1877–1944 | 1943 |
1. AprilA | Oberst des österreichischen Bundesheeres und Frontkämpfer. Ehemann von Klara Hostovsky, siehe Folgeliste. | 414 – IV/14f |
Jacobson, Jacob | 1884–1968 | 1943 |
19. MaiA | Dr. phil., Historiker und Frontkämpfer. Leiter des Gesamtarchivs der Juden in Deutschland. Nach der Befreiung 1945 Mitarbeiter des Leo Baeck Instituts in London. | 12663–I/94 |
Kessler, Johanna Elisabeth von | 1874– | 1944 |
8. SeptemberB | Witwe eines aktiven deutschen Offiziers. | |
Klang, Heinrich | 1875–1954 | 1942 |
25. SeptemberA | Österreichischer Rechtswissenschaftler und Richter, in Theresienstadt Vorsitzender Richter des Ghettogerichts. | 606–IV/11 |
Klein, Emil | 1873–1950 | 1942 |
23. JuliA | Österreichischer KuK-Botschaftsarzt in Berlin. Hochschullehrer an der Universität Jena. Seine Ehefrau Antonie Klein auf der nachstehenden Liste. | 2451–I/32 |
Lederer, Eduard | 1859–1944 | 1942 |
6. JuliA | Jurist und Ministerialrat, Referent im Ministerium für Volksaufklärung. Verfasser zahlreicher Schriften zu religiösen Themen von Christen- und Judentum. | Aan 648 |
Ledwoch, Martha | 1884– | 1943 |
15. OktoberA | Witwe eines Polizeikommissars und späteren Gastwirts in Strausberg. 1945 befreit. | 13933–I/102 |
Levin, Ursula | 1912–nach 1944 | 1944 |
10. MärzB | Sekretärin an der türkischen Botschaft in Berlin. | |
Levit, Johann | 1884– | 1942 |
20. JuniB | Chirurg und außerordentlicher Professor an der Prager Universitätsklinik. | |
Loewenstein, Karl | 1887–1976 | 1942 |
17. MaiA | Deutscher Seeoffizier des Ersten Weltkrieges im Umfeld des Kronprinzen. Bankier in Berlin. Gehörte der Bekennenden Kirche an und wurde dieserhalb im November 1941 von der Gestapo in das Ghetto Minsk deportiert. Im Mai 1942 auf Intervention von Generalkommissar Wilhelm Kube über Wien nach Theresienstadt. Dort nach anfänglicher Inhaftierung ab September 1942 Sicherheitschef des Ghettos und damit zweithöchster Mann in der Selbstverwaltung des Ghettos. Überlebte den Holocaust entgegen dem anderslautenden Vermerk in der Yad-Vashem-Datenbank. | EZ 50 |
Loewy, Maximilian | 1875–1948 | 1942 |
7. MaiB | Professor für Neurologie und Psychiatrie tätig in Marienbad, Prag und Kairo. | |
Meissner, Alfred | 1871–1950 | 1942 |
A | Tschechischer Politiker und Justizminister, verfasste zahlreiche Publikationen. Seine Ehefrau Rosa Meissner auf der folgenden Liste. | V 280 |
Meyer, Léon | 1868–1948 | 1944 |
12. JuliB | Französischer Handelsminister und Bürgermeister von Le Havre. Seine Familie wurde nicht prominent gelistet. | |
Meyer, Owe | 1885– | 1943 |
6. OktoberB | Dänischer Unternehmer, unter anderem Direktor von Bing & Grøndahl. | |
Meyerhoff, Marianne | 1912–1944 | 1943 |
1. JuliA | Ehemalige Chemiestudentin. Am 28. Oktober 1944 in das Todeslager Auschwitz deportiert. | 13766–I/99 |
Moresco, Emanuel | 1869–1945 | 1944 |
6. SeptemberB | Niederländischer Diplomat und Gesandter beim Völkerbund. Er starb nach der Befreiung am 24. Juni 1945 in Eindhoven. | |
Moser, Eugenie | 1869– | 1942 |
11. SeptemberA | Leitete eine Korbfabrik in Wien. Witwe des Entdeckers des Scharlachserums Paul Moser. | 388–IV/10 |
Mosse, Martha | 1884–1977 | 1943 |
17. JuniA | Erste deutsche Polizeirätin im Dienst des Berliner Polizeipräsidiums. Sie war die älteste Tochter von Albert Mosse. | 328–IV/10 |
Murmelstein, Benjamin | 1905–1989 | 1943 |
30. JanuarB | Rabbiner. Als Nachfolger des erschossenen Eppstein Judenältester bis zum 5. Mai 1945. | |
Neuberger, Leon | 1880–1944 | 1942 |
10. OktoberA | Österreichischer Berufsoffizier und hochdekorierter Frontkämpfer. In Theresienstadt Leiter des Wach- und Ordnungsdienstes. | 1292–IV/13 |
Neumann, Richard | 1878–1955 | 1945 |
5. JanuarB | Reichsanwalt bei der Reichsanwaltschaft beim Reichtsgericht. | |
Ottenheimer, Paul | 1873–1951 | 1945 |
18. FebruarB | Hofkapellmeister und Komponist aus Darmstadt. | |
Panofsky, Erich Otto Georg | 1894–1944 | 1943 |
19. AprilA | Bankier in Berlin; kriegsversehrter Frontkämpfer. Am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. | 12385–I/91 |
Perlsee, Franz | 1909– | 1943 |
9. AprilB | Nach dem Studium Absolvent eines Regiekurses. | |
Philippson, Alfred | 1864–1953 | 1942 |
16. JuniA | Geograph und Hochschullehrer. Erlangte den Status aufgrund besonderer Verwendung Sven Hedins bei Hitler. | 544–III/1 |
Pick, Emil | 1865– | A | Ingenieur und Chemieunternehmer, Ehrenbürger von Tschaslau. | X 493 | |
Pick, Hans | 1884–nach 1950 | 1942 |
20. NovemberA | Dr. phil., Chemiker und Gasexperte. Leiter des Desinfektionswesens im Ghetto. | Cc 194 |
Ploennies, Maria von | 1877– | 1944 |
8. DezemberB | Geborene Askenasi. Witwe eines „arischen“ China- und Frontkämpfers. | |
Pollak-Parille, Flora | 1873– | 1944 |
2. AugustA | Witwe aus Amsterdam. Einflussreicher Sohn beim Judenrat | |
Prager, Stephan Friedrich | 1875–1969 | 1942 |
23. JuliA | Dr. phil., Architekt, Landesbaurat, deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg | 679–VII/1 |
Praska, Ida | 1899– | 1943 |
15. SeptemberB | Witwe eines „arischen“ Direktors der Hermann Göring Werke in Linz | |
Presinger, Paula | 1884– | 1944 |
11. JanuarB | Witwe eines „arischen“ Rechtsanwaltes | |
Rauchenberg, Stefanie | 1901– | 1944 |
25. AprilB | ehemalige deutsche Agentin | |
Salinger, Julie | 1873– | 1942 |
17. JuniA | Opern- und Kammersängerin aus Hamburg, Auszeichnungen wegen Kriegshilfsdienst | 1896–1/26 |
Schlitz, Else Gräfin von | 1882– | 1944 |
7. AprilB | Witwe des Rittergutsbesitzers und Rittmeisters Rudolf Graf von Schlitz | |
Schneidhuber, Ida Franziska | 1892– | 1942 |
30. JuliA | Witwe des ehemaligen nationalsozialistischen Politikers, SA-Führers und Polizeipräsidenten von München August Schneidhuber | II/20–968 |
Schultz, Clara | 1862– | 1943 |
5. OktoberB | Witwe eines mehrfach ausgezeichneten dänischen Flottenkommandeurs | |
Schwarz, Aaron | 1897– | 1944 |
7. AprilB | niederländischer Fabrikdirektor und Chemiker | |
Seyssel d’Aix, Gräfin Gertrud | 1877–1965 | 1942 |
4. AugustA | Witwe eines deutschen Offiziers des Ersten Weltkrieges | 1058–II/22 |
Skutsch, Felix | 1861–1951 | 1942 |
18. MärzA | Dr. med., Universitätsprofessor und Gynäkologe | 11552–I/90 |
Sölver-Schou, Ebba | 1886– | 1943 |
14. OktoberB | Witwe des Generalsekretärs des Zentralverbandes des dänischen Handwerks | |
Sommer, Emil Samuel | 1869–1947 | 1942 |
12. SeptemberA | mehrfach ausgezeichneter österreichischer Offizier | 690–IV/10 |
Stahn, Alice | 1884– | 1944 |
10. JanuarB | Witwe eines deutschen Offiziers des Ersten Weltkrieges | |
Stargardt, Otto | 1874– | 1942 |
2. JuliA | Dr. jur., Senatsmitglied des Reichsversorgungsgerichtes, Mitglied der evangelischen Provinzialsynode | 798–I/14 |
Stein, Artur | 1871–1950 | 1942 |
6. JuliB | Dr., österreichisch-tschechischer Althistoriker und Universitätsprofessor in Prag | |
Stiassnie, Rudolf | 1885– | 1943 |
3. SeptemberA | deutscher Kaufmann, dessen beiden Söhne im Zweiten Weltkrieg gefallen sind | 940–IV/14 i |
Stoehr, Georg | 1871– | 1942 |
29. JuliA | Dr. med., Militär- und Regierungsarzt, im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet | 464–IV/14i |
Taussig, Leo | 1884– | 1942 |
24. DezemberB | Dr. med., außerordentlicher Professor für Psychologie und Neurologie, mehrfach ausgezeichneter Offizier im Ersten Weltkrieg | |
Toepfer, Jenny | 1875– | 1943 |
30. JuniA | „Arischer“ Stiefsohn Teilnehmer während des Zweiten Weltkrieges mit Auszeichnung | 13541–I/97 |
Utiz, Emil | 1883–1956 | 1942 |
30. JuliA | Dr., deutschsprachiger Philosoph, Psychologe und Kunsttheoretiker sowie Universitätsprofessor | AAv-268 |
Wadenfels, Gabriele von | 1869– | 1942 |
JuliA | Witwe eines Offiziers des Ersten Weltkrieges, sie selbst durch Kriegshilfsdienst Erwerb hoher Auszeichnungen | 842–II/17 |
Weissberger, Otto | 1864–1944 | 1942 |
26. JuniB | Präsident des westböhmischen Industriellenverbandes | |
Werner, Richard | 1875–1945 | 1942 |
28. JanuarB | Dr. med., österreichisch-tschechischer Universitätsprofessor für Medizin, hohe Auszeichnungen als Militärarzt im Ersten Weltkrieg erworben | |
Winterstein, Paul | 1876–1945 | 1942 |
10. OktoberB | österreichischer Offizier, Oberst im Generalstab, hohe Auszeichnungen im Ersten Weltkrieg erworben | |
Wolf, Louis Simon | 1873– | 1944 |
20. JanuarB | niederländischer Juwelier, Mitglied der Diamantenbörse in Amsterdam | |
Wolfeus, Praag Salomon | 1876– | 1944 |
6. SeptemberB | Stellvertretender Vorsitzender des Niederländischen Roten Kreuzes |
Prominente der Liste-A (Oppenhejm-Liste), die nicht im Theresienstadt-Konvolut enthalten sind
Name | Lebensdaten | Ankunft | Liste A | Anmerkungen z. B. Familie, Beruf, Titel, Auszeichnungen, Tätigkeit in Theresienstadt |
Transport- nummer |
---|---|---|---|---|---|
Bloch, Sigmund | 1865–1944 | 194? |
A | Dr. med., praktischer Arzt in Prag. | |
Bololanik, Karoline | 1918– | 1943 |
A | Tochter (?) von Rosa Bololanik (?), siehe vorgehende Liste. | IV/14 – 933 |
Cierer, Alfred | 1896–1944 | 1943 |
18. DezemberA | Kaufmann, Berater des griechischen Wirtschaftsministeriums in Athen, Vertrauensmann der päpstlichen Hilfsorganisationen für Griechenland. Inhaftiert mit seiner nachstehenden Familie. | EZ 240 |
Cierer, Elsa | 1906– | 1943 |
18. DezemberA | Ehefrau von Alfred Cierer. | EZ 241 |
Cierer, Ahni | 1931–1944 | 1943 |
18. DezemberA | Tochter von Alfred und Elsa Cierer. | EZ 242 |
Cierer, Katharine | 1927– | 1943 |
18. DezemberA | Tochter von Alfred und Elsa Cierer. | EZ 243 |
Cierer, Kurt | 1925– | 1943 |
18. DezemberA | Sohn von Alfred und Elsa Cierer. | EZ 244 |
Cohn, Else | 1885– | 1943 |
28. JanuarA | Ehefrau von Alexander Cohn, siehe vorgehende Liste. | 10723 – I/87 |
Dauber, Jetti | 1889– | 1942 (?) |
A | Ehefrau von Lucian Dauber, siehe vorgehende Liste. | 433–IV/8 |
Eppstein, Paul | 1902–1944 | 1943 |
Ende JanuarA | Dr., Soziologe und bekannter Interessenvertreter des deutschen Judentums auf Reichsebene. Er wurde gleich nach seiner Ankunft Vorsitzender des Ältestenrates im Ghetto und am 28. September 1944 in der Kleinen Festung von Theresienstadt erschossen. | |
Eppstein, Hedwig | 1903–1944 | 1943 |
A | Dr., Ehefrau von Paul Eppstein, siehe vor. Wurde im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert | |
Friedländer, Leona | 1872–1944 | 1943 |
A | Ehefrau von Johann Friedländer, siehe vorstehende Liste. Ihr Mann begleitete sie freiwillig in das Ghetto. Sie verstarb im 1944 in Theresienstadt. | 973 – IV/14i |
Friedmann, Desider | 1880–1944 | A | Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde Wien. Er wurde Leiter der Bank des Ghettos und im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. | 986 – IV/11 | |
Friedmann, Ella | 1887– | A | Ehefrau von Desider Friedmann, siehe vor. | 987–IV/11 | |
Gans, Olga | 1886– | 1942 |
A | Ehefrau von Heinrich Gans, siehe vorstehende Liste. | 635–IV/11 |
Grün, Maurice | 1890– | A | Österreichischer Zionist und Leiter des Palästinaamtes in Wien. | IV/14.d/308 | |
Gutmann, Friedrich | 1886–1944 | A | Bankier und Sohn des Gründers der Dresdner Bank Eugen Gutmann. Gilt als extravaganter Sonderfall. Weil er sein Vermögen nicht dem Deutschen Reich überschreiben wollte, kam er in die Jüdische Zelle des Gestapo-Gefängnisses der Kleinen Festung, wo er starb. | 296–XIX/1 | |
Gutmann, Louise | 1892–1944 | A | Ehefrau von Friedrich Gutmann, siehe vor. Kam nach dem Tod ihres Mannes in das Vernichtungslager Auschwitz | 297–XXIV/1 | |
Hänisch, Victor | 1865– | A | Freiherr zu Reith und auf Fugglau. Hoch dekorierter österreichischer Generalingenieur und Frontkämpfer. | IV – 14/350/351 | |
Hostovsky, Klara | 1884–1944 | 1943 |
1. AprilA | Ehefrau von Hermann Ferdinand Hostovsky, siehe vorherige Liste. | 415 – IV/14f |
Kahn, Franz | 1895–1944 | 1943 |
JanuarA | Dr. jur., Funktionär des Jüdischen Weltkongresses. Im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. | EZ 160 |
Kahn, Olga | 1895– | 1943 |
JanuarA | Ehefrau von Franz Kahn, siehe vor. | EZ 179 |
Klein, Antonie | 1870–1945 | A | Ehefrau von Emil Klein | 2452–I/32 | |
Liebeschütz, Jeschiel | 1856–1943 | A | Dr., Polizeiarzt und mehrfach ausgezeichneter Teilnehmer am Ersten Weltkrieg | 12666 – I/94 | |
Löwenstein, Leo | 1879–1943 | A | Dr., Besitzer eines Forschungslabors und mehrfach ausgezeichneter Teilnehmer am Ersten Weltkrieg | 13757 – I/99 | |
Meissner, Rosa | 1887– | A | Ehefrau von Alfred Meissner | V 281 | |
Panofsky, Liselotte | 1921–1944 | A | Tochter von Erich Panofsky | 12387–I/91 | |
Philippson, Dora | 1896– | A | Tochter von Alfred Philippson | 553–III/1 | |
Philippson, Margarete | 1882– | A | Ehefrau von Alfred Philippson | 552–III/1 | |
Popiel, Simon | 1865–1945 | A | Dr. med., Generalstabsarzt a.D. | 480–IV/10 | |
Skutusch, Helene | 1875– | A | Ehefrau von Felix Skutsch | 11551–I/90 | |
Sommer, Anna | 1887– | A | Ehefrau von Emil Sommer | 690–IV/10 | |
Stargardt, Edith | 1880– | A | Ehefrau von Otto Stargardt | 799–I/14 | |
Utitz, Ottilie | 1890– | A | Ehefrau von Emil Utitz | AAv–267 | |
Wongtschowski, Bianca | 1876–1944 | A | Gattin des Generalstabsarztes Dr. Adolf Wongtschowski | 8207–I/71 |
Literatur
- Elsa Bernstein: Das Leben als Drama. Erinnerungen an Theresienstadt, Edition Ebersbach, Dortmund 1999 (Hrsg. Rita Bake Birgit Kiupel), ISBN 978-3931782542.
- Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Altonaer Museum in Hamburg, Dölling und Galitz Verlag, Hamburg/München 2002, ISBN 3-935549-22-9.
- Ralph Oppenhejm: An der Grenze des Lebens – ein Theresienstädter Tagebuch. Kopenhagen 1945, Hamburg 1961.
- Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1975, ISBN 3-7759-0174-4.
- Ruth Bondy: Prominent auf Widerruf, in: Miroslav Karny, Raimund Kemper, Margita Karna (Hrsg.): Theresienstädter Studien und Dokumente, Prag 1995, S. 136–154.
Weblinks
- Commons: „Prominent“ klassifizierte Häftlinge im Ghetto Theresienstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Holocaust-Opfer
- ghetto-theresienstadt.de: Prominente
Einzelnachweise
- ↑ a b Das Theresienstadt-Konvolut auf www.ghetto-theresienstadt.info
- ↑ a b Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 5 f.
- ↑ Neues Museum zeigt Ausstellung zur jüdischen Geschichte „Das Theresienstadt-Konvolut“, in Die Welt vom 15. Februar 2002
- ↑ a b c Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut., Hamburg/München 2002, S. 13f.
- ↑ Ralph Oppenhejm: An der Grenze des Lebens – ein Theresienstädter Tagebuch., Hamburg 1961, S. 182f.
- ↑ Ruth Bondy: Prominent auf Widerruf, in: Miroslav Karny, Raimund Kemper, Margita Karna (Hrsg.): Theresienstädter Studien und Dokumente, Prag 1995, S. 136f.
- ↑ Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt., Berlin 1975, S.131f.
- ↑ Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt., Berlin 1975, S.144
- ↑ Vgl. cs:Petr Kien
- ↑ Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 14f., S. 79ff.
- ↑ a b c Axel Feuß: Das Theresienstadt-Konvolut. Hamburg/München 2002, S. 117f.
- ↑ Ghettozentralbücherei auf www.ghetto-theresienstadt.info