Udo von Alvensleben (Politiker)

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Udo Gebhard Ferdinand von Alvensleben (* 4. Mai 1895 in Falkenberg; † 6. Januar 1970 in Wienhausen) war ein deutscher Jurist in der Kommunalverwaltung, Politiker (DNVP, NSDAP) und SA-Führer.

Leben

Alvensleben war der Sohn eines Rittergutsbesitzers aus dem Adelsgeschlecht von Alvensleben. Nach Ablegen der Reifeprüfung auf der Brandenburger Ritterakademie begann er ab 1913[1] umgehend ein Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Edinburgh und Heidelberg. Im Jahr 1914 wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg.[2] Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs leistete er durchgehend Kriegsdienst, ab 1915 als Offizier. Nach Kriegsende nahm er sein Studium 1920/21 wieder kurzzeitig an den Universitäten Berlin und München auf. Von 1920 bis 1923 absolvierte er zusätzlich eine landwirtschaftliche Lehre und verwaltete danach bis 1930 das väterliche Gut. Das Rittergut Arensdorf hatte in dieser Phase um die große Wirtschaftskrise eine Größe von 859 ha.[3] Danach beendete er 1933 in Berlin sein Jurastudium mit dem Referendariatsexamen. Rittergut Falkenberg mit 885 ha, sein weiteres Erbe, hingegen führte bis zum Lebensende sein Vater weiter, der Ritterschaftsdirektor Joachim (1856–1932).[4]

Politisch betätigte er sich von 1922 bis 1927 bei der DNVP und von 1923 bis 1930 beim Stahlhelm. Alvensleben führte zeitweise auch einen geheimen Wehrbund Ostmark, sein Stellvertreter[5] war Gutsnachbar Harald (Graf) von Brünneck-Trebnitz (1880–1958).[6] Zum 1. September 1930 trat Alvensleben der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 302.777),[7] für die er von 1932 bis 1933 in Falkenberg Stützpunktleiter wurde. Ab 1936 war er kommissarischer Kreisleiter sowie Kreisparteiredner der Partei in Schlochau. Anfang November 1930[8] trat er der SA bei und stieg in dieser NS-Organisation im April 1935 bis zum SA-Oberführer auf.

Alvensleben wirkte ab Mai 1933 kommissarisch und ab November 1933 offiziell als Landrat im Kreis Lübben der Provinz Brandenburg, danach von Juni 1935 vertretungsweise und November 1936 offiziell im Kreis Schlochau der Provinz Pommern und anschließend von April 1940 bis September 1942 im Kreis Minden der Provinz Westfalen. Nach mehreren Monaten im Wartestand wurde er im Mai 1943 bei der Preußischen Bau- und Finanzdirektion in Berlin tätig und war später bei der Regierung in Lüneburg bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand Anfang Dezember 1944 beschäftigt.

Alvensleben war Mitglied der Landesabteilung Ostpommern der 1874 gegründeten Deutschen Adelsgenossenschaft, mit damaligen Hauptwohnsitz in Schlochau, Grenzmark.[9]

Literatur

  • Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06799-4, S. 207f. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. 22, A, 16 = Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Gruppe. 16).
  • Personen - Al Verwaltungsgeschichte, Personen und Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 27. Oktober 2013.

Einzelnachweise

  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 - 1913. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Band I, Udo von Alvensleben-Zögling-RA-No.: 1772. Selbstverlag, Druck P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 398 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 12. Juli 2022]).
  2. Kösener Corpslisten 1960, 66, 1298
  3. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, VII, der Provinz Brandenburg, 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. 4. Auflage. Verlag der Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 231–233 Falkenberg (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 30. August 2021]).
  4. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1955. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen/Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band II, Nr. 11. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1955, S. 23–24 (d-nb.info [abgerufen am 30. August 2021]).
  5. Rainer Pomp: Bauern und Großgrundbesitzer auf ihrem Weg ins Dritte Reich. Der Brandenburgische Landbund 1919-1933. In: Elitenwandel in der Moderne / Elites and Modernity, Band 8. 1. Auflage. De Gruyter Akademie Forschung, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004486-6, S. 85–254 (google.de [abgerufen am 30. August 2021]).
  6. Walter v. Hueck, Frhr. Friedrich Wilhelm v. Lyncker-Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band VII, Nr. 56. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1973, S. 116–117 (d-nb.info [abgerufen am 30. August 2021]).
  7. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/421179
  8. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus. In: Berlin, Technische Universität, Dissertation, 2001. 1. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-596-16365-6, S. 536 (google.de [abgerufen am 30. August 2021]).
  9. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1940. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen deutschen Adels. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 204 (d-nb.info [abgerufen am 30. August 2021]).