Untersee (Antarktika)

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Untersee
Geographische Lage Otto-von-Gruber-Gebirge, Königin-Maud-Land, Ostantarktika
Zuflüsse vom Anutschin-Gletscher
Daten
Koordinaten 71° 20′ 0″ S, 13° 27′ 0″ OKoordinaten: 71° 20′ 0″ S, 13° 27′ 0″ O
Untersee (Antarktika) (Antarktis)
Untersee (Antarktika) (Antarktis)
Höhe über Meeresspiegel 563 m
Fläche 11,4 km²
Länge 6,5 km
Breite 2,5 km
Maximale Tiefe 169 m
Einzugsgebiet 241 km²
Vorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-FLÄCHEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-SEEBREITEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MAX-TIEFEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-EINZUGSGEBIET

Der Untersee (englisch Lake Unter-See) ist ein ganzjährig zugefrorener See in Ostantarktika.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der See befindet sich am nördlichen Rand des Otto-von-Gruber-Gebirges im zentralen Königin-Maud-Land. Außer dem Untersee befindet sich am nordöstlichen Rand des Otto-von-Gruber-Gebirges der kleinere und höher gelegene Obersee.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der See ist etwa 6,5 km lang, 2,5 km breit und permanent mit Eis bedeckt, das im Sommer eine durchschnittliche Dicke von 3,0 m aufweist.[1] Mit einer Tiefe von 169 m und einer Oberfläche von 11,4 km² zählt der Untersee zu den größten Süßwasserseen der Antarktis.

Der Untersee wird von Bergen des Otto-von-Gruber-Gebirges, dem Ritschergipfel (2810 m), dem Mentzelberg und dem Zimmermannberg[2] im Osten, Süden und Westen halbkreisförmig umschlossen. Das nach Norden offene Tal wird vom Anutschin-Gletscher[3] begrenzt, dessen Schmelzwasser den Untersee speist. Die Barriere, die der Anutschin-Gletscher bildet, staut den abflusslosen Untersee auf. Wasser geht nur durch Evaporation und Ablation der Eisdecke verloren.

Die oberen 70 m des Seewassers weisen einen hohen pH-Wert zwischen 9,8 und 12,1 auf. Dort herrscht eine Übersättigung mit gelöstem Sauerstoff (150 %) sowie eine sehr niedrige Primärproduktion. Die Wassertemperatur liegt dauerhaft unter 1 °C.[4] Die Sedimente des Sees produzieren mehr Methan als jedes andere natürliche aquatische System auf unserem Planeten.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der See wurde von der Deutschen Antarktischen Expedition 1938/39 unter der Leitung von Alfred Ritscher entdeckt, mit Hilfe von Luftaufnahmen dokumentiert und Unter-See benannt. Erstmals erreicht wurde der See von der 14. Sowjetischen Antarktisexpedition im Januar/Februar 1969, wobei auch erste Untersuchungen des Wasserkörpers durchgeführt wurden.

Astrobiologische Expedition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2008/2009 nutzte eine internationale Expedition unter Leitung des Astrobiologen Richard Hoover vom Marshall Space Flight Center der NASA den See als Testgebiet für die Suche nach Modellen für primitives extraterrestrisches Leben.[6] Die Bedingungen auf und in dem See imitieren die Verhältnisse, die auf dem Mars, den Kometen und den eisigen, methanreichen Jupiter- oder Saturnmonden vermutet werden. „Der See ist so alkalisch wie starke Bleich- und Desinfektionsmittel. Wenn wir extremophile Organismen im Untersee finden, hat das weitreichende Auswirkungen. Das wird uns helfen zu entscheiden, wo wir auf anderen Planeten nach Leben suchen sollen und wie wir außerirdisches Leben erkennen, wenn wir es tatsächlich finden“ sagte Hoover im Februar 2008.[5] 2010 untersuchte Hoover zusammen mit der Universität Innsbruck Proben aus dem See.[7] Im Jahr darauf kehrten er und sein Team zum Untersee zurück, um die dort (erst kurz vor dem Verlassen des Sees im Jahr 2008) vorgefundenen konischen Stromatolithen weiter zu untersuchen. Stromatholiten bilden sich infolge des Wachstums und Stoffwechsels von Mikroorganismen in Gewässern.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred Ritscher: Wissenschaftliche und fliegerische Ergebnisse der Deutschen Antarktischen Expedition 1938/39. Koehler & Amelang, Leipzig 1942, S. 1–304.
  • Markus Julius Schwab: Rekonstruktion spätquartärer Klima- und Umweltgeschichte der Schirmacher Oase und des Wohlthat Massivs. In: Berichte zur Polarforschung. Band 293. Bremerhaven 1998, S. 1–128 (awi.de [PDF]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wand et al., "Evidence for physical and chemical stratification in Lake Untersee (central Dronning Maud Land, East Antarctica" Antarctic Science, Vol. 9 (1), p. 43–45, 1997
  2. Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Verzeichnis deutschsprachiger geographischer Namen der Antarktis
  3. Dmitri Nikolajewitsch Anutschin (1843–1923), russischer Anthropologe, Archäologe, Ethnograph und Geograph
  4. "Relationship between ice cover, hydrology and sedimentation of Lake Untersee (East Antarctica) - a key to the Holocene climate reconstruction" Eos Trans. AGU, 81 (48), Fall Meet. Suppl., 2000
  5. a b Hoover et al. (2. Juli 2008) Extremophile Hunt Begins Science@NASA (Memento vom 23. März 2010 im Internet Archive) (abgerufen 19. März 2008)
  6. Homepage der Tawani 2008 International Antarctic Expedition (Memento vom 1. März 2009 im Internet Archive)
  7. Richard Hoover (NASA) besucht das Aouda.X Suitlab. ÖWF, 29. November 2010, abgerufen am 18. Oktober 2014.
  8. Lake Untersee, Antarctica. Astrobiology Magazine, 19. März 2012, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).