Victor Breyer

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Victor Breyer (1898)
Breyer (r.) mit den Rennfahrern George A. Banker (l.), Harrie Meyers (M.) und Gian Ferdinando Tomaselli (sitzend) auf einer Reise in den USA (ca. 1900)

Victor Breyer (* 27. September 1869 in Southwold, Vereinigtes Königreich; † 20. Februar 1960 in Montmorency) war ein französischer Sportjournalist und -funktionär. Er war – neben Henri Desgrange und Robert Coquelle – über Jahrzehnte einer der umtriebigsten und ideenreichsten Radsportfunktionäre Frankreichs[1] und engagierte sich im Boxsport.

Victor Breyer war zunächst Mitarbeiter der französischen Radsportzeitschrift Le Vélo. Zudem managte er Radsportler, so den US-amerikanischen Sprinter Major Taylor, den er zu Starts in Frankreich überredete, und er war Direktor der Buffalo-Radrennbahn.[2] Viele seiner Aktivitäten führte er mit seinem Freund und Kollegen Robert Coquelle durch, wie etwa gemeinsam publizierte Bücher oder etwa ein ausführlicher Bericht über die Brüder Wright im Jahre 1909.[3]

Als sich zwei Unternehmer aus Roubaix, Theo Vienne und Maurice Pérez, an Breyers Chefredakteur, Paul Rousseau, wandten und ihn Hilfe bei der Organisation eines Radrennens von Paris nach Roubaix baten, schickte dieser seinen Mitarbeiter Breyer aus, die Strecke zu testen. Bis Amiens fuhr er mit einem Kollegen im Auto, am kommenden Tag weiter mit dem Fahrrad. Als er in Roubaix ankam, war er derartig schmutzig und durchgefroren, dass er daran dachte, das Rennen abzusagen. Doch nach einem Bad und einem guten Abendessen habe er seine Meinung geändert, so wird berichtet, und die erste Ausgabe von Paris–Roubaix wurde folglich ausgetragen.[4]

Als offizieller Vertreter der American National Cycling Association gehörte Breyer im Jahre 1900 zu den Mitbegründern des Weltradsportverbandes Union Cycliste Internationale.[5] Vier der UCI-Gründervater waren Franzosen, und Breyer freute sich öffentlich darüber, dass der erste Präsident mit Emile De Beukelaer ein Belgier und somit ein „Lateiner“ sei.[6]

1910 stand Victor Breyer als Vertreter von Henri Desgrange gemeinsam mit seinem Luxemburger Kollegen Alphonse Steines auf dem Col d’Aubisque, der erstmals bei der Tour de France überquert wurde, und wurde von den vollkommen erschöpften Fahrern, allen voran der spätere Gesamtsieger Octave Lapize, als „Mörder“ beschimpft: „Vous êtes des assasins!“[7][8] Später wechselte Breyer als Herausgeber zur Zeitschrift L’Echo des Sports, einem Konkurrenzblatt von L’Auto.

Während des Ersten Weltkriegs propagierte Henri Desgrange den Krieg als „grand match“. Breyer hingegen vertrat im L’Echo des Sports eine andere Position: „Ich war dicht genug an der Front, um zu wissen, dass dieser Krieg kein Sport ist.“[9] Nach dem Krieg machte er gemeinsam mit dem Radrennfahrer Eugène Christophe eine Radtour über die durch Schlachtfelder verwüstete Landschaft Flanderns und prägte den Begriff Hölle des Nordens.[10] 1921 organisierte Breyer gemeinsam mit dem Verein Audax Club parisien das Rennen Trophée des Grimpeurs, das vor dem Krieg bereits zweimal ausgetragen worden war.[11]

Victor Breyer fungierte auch als Mitbegründer des französischen Boxverbandes Fédération Française de Boxe sowie als Ringrichter und war – gemeinsam mit Rousseau – als Präsident der Société Française de Propagation de la Boxe Anglaise – Ideengeber für die Gründung der International Boxing Union, die bis 1946 existierte.[12][13] Er organisierte die ersten Boxkämpfe in Frankreich und war einer der drei Ringrichter bei dem spektakulären Boxkampf zwischen Georges Carpentier und Battling Siki im Jahre 1922.[14][15]

Publikationen (Auswahl)

  • Mit Robert Coquelle: La Course classique. Les géants de la route. Bordeaux-Paris. Paris 1899
  • Les Flandres en khaki; notes de guerre d'un interprète français à l'armée britannique. Paris 1917
  • Mit Georges Charpentier: Georges Carpentier, champion du monde de boxe, poids milourds. Ma vie de boxeur. Souvenirs et conseils. Paris 1921
  • La Boxe anglaise. Traité indispensable aux débutants, aux amateurs, aux combattants. Paris 1928
  • L'épopée automobile : grands faits et grands hommes. Paris 1943

Weblinks

Commons: Victor Breyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrew M. Homan: Life in the Slipstream. Potomac Books, Inc., 2011, ISBN 978-1-597-97768-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Andrew Ritchie: Major Taylor. JHU Press, 1996, ISBN 978-0-801-85303-6, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  3. Page 1 of La Vie et les Inventions des Fréres Wright (Victor Breyer and Robert Coquelle, La Vie au Grand Air, 22 May 1909). In: Library of Congress. 22. Mai 1909, abgerufen am 4. November 2015 (englisch).
  4. Les Woodland: The real Hell of the North. In: Cyclingnews. 18. April 2006, abgerufen am 22. Mai 2015.
  5. www.cyclingnews.com - the world centre of cycling. In: Cyclingnews. 10. September 2006, abgerufen am 6. November 2015.
  6. Hugh Dauncey: French Cycling. Liverpool University Press, 2012, ISBN 978-1-846-31835-1, S. 71 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Guy Wr: The original grimpeurs – le grimpeur. In: le-grimpeur.net. 24. Juli 2010, abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  8. The 1910 Tour de France: Taking on the Pyrenées. In: Freewheeling France. Abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  9. Arnd Krüger: Zeiten für Helden - Zeiten für Berühmtheiten im Sport. LIT Verlag Münster, 2014, ISBN 978-3-643-12498-2, S. 62 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. La Pascale: the Easter race. In: Cycling Art Blog. 9. April 2001, abgerufen am 6. November 2015.
  11. Historic of Audax Club Parisien. In: Audax Club Parisien. 30. November 1904, abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  12. Boxing Sanctioning Bodies. In: ibroresearch.com. 14. August 2015, abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  13. International Boxing Union. In: - BoxRec. 6. November 2009, abgerufen am 6. November 2015 (englisch).
  14. Fédération Française de Boxe. In: ffboxe.com. Abgerufen am 6. November 2015 (französisch).
  15. John Lardner: Who Shot Battling Siki? The Life And Murder Of A Prizefighter. In: thestacks.deadspin.com. Abgerufen am 6. November 2015 (englisch).