Waldhufendorf

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Waldhufendorf
Stebnik-Steinfels (1783) wurde als Waldhufendorf gegründet. Katasterplan 1852

Das Waldhufendorf ist eine ländliche Siedlungsform, die planmäßig in Rodungsgebieten errichtet wurde. Es handelt sich um ein Reihendorf, bei dem meist doppelzeilig der Landbesitz jeweils als breiter Streifen an die Hoflage anschließt.

Diese Siedlungsform kam um das Jahr 1000 im bis dahin unbewohnten Nordschwarzwald auf. Auf den meist höher gelegenen fruchtbaren Kuppen des oberen Buntsandsteins wurden die Gehöfte (auch „Hufe“ oder „Hube“ genannt) entlang einer Straße durch Rodung angelegt. Als „Fränkische Hufe“ wird eine Parzelle von 24,2 Hektar bezeichnet, bei der sich hinter den Gebäuden längliche Grundstücke etwa rechtwinklig zur Mittelachse bis zum auf den Höhenrücken verbliebenen Wald erstreckten. Diese Strukturen sind bis heute erkennbar.

Im 12. und 13. Jahrhundert war die Form des Waldhufendorfes auch im thüringischen, sächsischen und schlesischen Raum die bevorzugte Siedlungsform der deutschen Siedler beim Landesausbau. Wegen der hier meist mit einer Hecke (Hag) umgebenen Grundstücke wurden diese Siedlungen auch Hagenhufendörfer genannt.

Waldhufen- und Hagenhufendörfer sind besonders im Erzgebirge und dessen Vorland sowie in Ostsachsen und in den Sudeten und Beskiden verbreitet, außerdem im Thüringer Wald, Fichtelgebirge, Bayerischen Wald, Böhmerwald, Spessart, Odenwald, Westrich, Nordschwarzwald und in Nordvorpommern.

Die Mittelachse der Siedlung bildet neben der Straße meist auch ein Wasserlauf, an dessen Ufer sich gemeindeeigenes Weideland befand. Ebenfalls entlang von Wegen oder Straßen erhielten Neusiedler streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie rodeten. Am Weg, fast immer außerhalb vom Überschwemmungsgebiet des Wasserlaufes, wurden die Höfe errichtet. Auf der dahinter liegenden Fläche wurde Ackerbau betrieben. Am Ende der Hufe blieben häufig noch Wald bzw. Waldreste erhalten, an die man sich im Laufe der Zeit bei Bedarf an neuem Ackerland "heranarbeitete".

Aneinandergekettete Waldhufendörfer ziehen sich zum Beispiel im sächsischen Gebirgsvorland bis zu 25 km in den Tälern entlang. Der Kern eines Waldhufendorfs ist auch noch bei Dörfern in anderen deutschen Mittelgebirgen zu erkennen. Das einzige rund um die Kirche als Dorfzentrum angelegte Waldhufendorf (im Prinzip kuchenförmig) ist der Ortsteil Neuweiler-Gaugenwald.

Aufgrund der noch weitgehend vorhandenen Steinrücken als Flurgrenzen gilt Königswalde als eines der markantesten Waldhufendörfer des Erzgebirges

Siehe auch

Literatur

  • Krüger, Rainer: Typologie des Waldhufendorfes nach Einzelformen und deren Verbreitungsmustern. In: Göttinger geografische Abhandlungen, Heft 42, Göttingen 1967
  • Langer, Joh.: Heimatkundliche Streifzüge durch Fluren und Orte des Erzgebirges und seines Vorlandes, Schwarzenberg 1931