Walter Hetzel

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Walter Hetzel (* 8. September 1924 in Ulm; † 5. Januar 2021 in Stuttgart) war ein deutscher römisch-katholischer Priester. Er war als Schüler Mitglied einer der beiden „Ulmer Schülergruppen“ im Umfeld der Weißen Rose.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Hetzel wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Schon früh geriet er wegen seiner christlichen Überzeugung in Gegensatz zu den Nationalsozialisten. Im Herbst 1941 verschickte er, damals 17 Jahre alt, zusammen mit seinem Klassenkameraden Heinz Brenner heimlich den Text einer Predigt des Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen gegen die sogenannte „Euthanasie“; ein Exemplar erhielt die Familie Scholl in Ulm. Diese Aktion und der Text des Flugblatts haben Hans Scholl nach der Erinnerung seiner Schwester Inge elektrisiert:

„Hans ist tief erregt, nachdem er diese Blätter gelesen hat. ‚Endlich hat einer den Mut zu sprechen.‘ Eine Zeitlang betrachtet er nachdenklich die Drucksachen und sagt schließlich: ‚Man sollte einen Vervielfältigungsapparat haben.‘“[1]

Möglicherweise haben Walter Hetzel und Heinz Brenner durch ihre mutige Aktion zur Bildung der „Weißen Rose“ mit beigetragen.

Seit Herbst 1942 fungierte Hetzel als „Briefkasten“ für Sophie Scholls Kontakte zu einer Widerstandsgruppe, die aus seinen Klassenkameraden Heinrich Guter, Hans Hirzel, Franz Müller sowie der Studentin Susanne Hirzel bestand.[2] Heinz Brenner und Hetzel wussten jedoch nichts Genaues von deren Widerstandsaktionen; das Gleiche galt umgekehrt, weshalb der Begriff von „der“ (einen) „Ulmer Schülergruppe“ bzw. „Ulmer Abiturientengruppe“ missverständlich ist: Am Gymnasium Ulm gab es zwei unabhängig voneinander handelnde Widerstandsgruppen in einer Klasse.

Nachdem die Gestapo Hetzels Namen in Sophie Scholls Adressbuch entdeckt hatte, wurde er, bereits Soldat, vor ein Militärgericht gestellt. Statt einer formellen Verurteilung wurde er von Frankreich aus zu einem „Himmelfahrtskommando“ in die Sowjetunion abkommandiert, wo er an Weihnachten 1943 ein Gemetzel nahe Kiew knapp überlebte.[2]

Nach Kriegsende studierte Hetzel Katholische Theologie in Tübingen, ab 1950 war er Vikar bzw. Kaplan in mehreren württembergischen Gemeinden und von 1963 bis 1993 Pfarrer an der Heilig-Kreuz-Kirche Stuttgart-Sommerrain. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, körperlich schwach, aber geistig sehr rege und interessiert, in einem Seniorenstift in Stuttgart.

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Hetzel wird in der Dauerausstellung der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München im Kapitel „Ausweitung des Widerstands“ erwähnt.

Er wird auf einer Tafel in der DenkStätte Weiße Rose in der Volkshochschule Ulm ebenfalls erwähnt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Brenner: Dagegen. Bericht über den Widerstand von Schülern des Humanistischen Gymnasiums Ulm/Donau gegen die deutsche nationalsozialistische Diktatur. Roth, Leutkirch 1992, ISBN 3-9800035-4-X.
  • Michael Kuckenburg: Daraus erwuchs bei uns Opposition. In: Schwäbische Heimat Stuttgart 3/2013.
  • Michael Kuckenburg: Entscheidet euch, ehe es zu spät ist! In: Katholisches Sonntagsblatt, Magazin für die Diözese Rottenburg/Stuttgart 39/2013.
  • Michael Kuckenburg: Mutig gegen den Wahnsinn. In: Südwest Presse Ulm vom 19. April 2018.
  • Wir wollten die Leute informieren. In: Südwest Presse Ulm vom 19. April 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inge Scholl: Die Weiße Rose. Frankfurt/Main 1993, S. 26.
  2. a b „Mut und Klarsicht“. Südwest Presse Ulm, 17. September 2019