Wanda Półtawska

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Wanda Półtawska (1963)
Wanda Półtawska mit ihrem Ehemann Andrzej Pòłtawski (rechts) und Tadeusz Styczeń (Mitte) bei der Verleihung ihrer Ehrendoktorwürde an der Katholischen Universität Lublin am 9. Juni 2008

Wanda Wiktoria Półtawska[1] geb. Wojtasik (* 2. November 1921 in Lublin) ist eine polnische Psychiaterin, Widerstandskämpferin und KZ-Überlebende.

Leben

Die 1921 geborene Półtawska besuchte in ihrer Heimat bis zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1939 die Schule der Ursulinen-Schwestern. Nach der Besetzung Polens musste sie die Schule abbrechen. Sie wurde als junges Mädchen Mitglied einer Pfadfindergruppe, die später verbotene Aktivitäten gegen die Deutschen organisierte. Die Aktivitäten der Pfadfinder wurden nach Kriegsbeginn in Organisationen des Widerstands eingestuft. „Bereits im November 1939 legte ich bei der Leiterin der Pfadfinderorgnisation den Eid ab, dass ich das Vaterland verteidigen werde und bereit bin, dafür zu sterben.“ Von da an war sie Kurier eines Obersten der Widerstandsbewegung und überbrachte Nachrichten, Geld, Waffen sowie andere illegale Materialien. Im Februar 1941 wurde sie von der Gestapo verhaftet und sechs Monate im Gefängnis im Lubliner Schloss festgehalten.[2][3]

Im September 1941 kam Wanda Półtawska mit einem Sondertransport in das KZ Ravensbrück, wo sie schwere Zwangsarbeit leisten musste. Zugleich wurden an ihr und einigen weiteren Frauen medizinische Experimente durchgeführt. Im März 1943 demonstrierte sie mit einigen Frauen gegen weitere Operationen und hatte auch kurzzeitig Erfolg. Nach einiger Zeit wurden die Frauen aber erneut zu Operationen kommandiert. Nachdem sie sich weigerten, ins Krankenhaus zu kommen, wurden sie im Bunker eingesperrt und dort zwangsweise operiert. Im KZ Ravensbrück waren folgende Lagerärzte tätig: Herta Oberheuser, Rolf Rosenthal, Karl Gebhardt und Fritz Ernst Fischer. Alle wurden nach dem Kriegsende verurteilt.

Anfang 1945 erreichte die Frauen die Nachricht, dass sie alle erschossen werden sollten, aber etliche Frauen, unter ihnen Półtawska, konnten untertauchen. Zusammen mit ihrer besten Freundin Krysia gelang es Półtawska, sich mit falschen Häftlingsnummern in einen Gefangenentransport in das Außenlager Neustadt-Glewe in Mecklenburg zu schmuggeln. In Mecklenburg im Außenlager Neustadt-Glewe waren sie ebenfalls sehr schlechter Behandlung unterworfen. Am 7. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager befreit und Półtawska kehrte mit vielen anderen Frauen zurück nach Polen.[2]

Wanda Półtawska – Krakau (Polen), 7. November 2009

Seit 1947 ist Półtawska mit dem Krakauer Philosophen Andrzej Pòłtawski verheiratet und hat vier Töchter. An der Jagiellonen-Universität in Krakau studierte sie ab 1951 Medizin und Psychologie, spezialisierte sich auf Psychiatrie und schloss 1964 mit einer Promotion in Psychiatrie ab. Die Erlebnisse in den Lagern schilderte sie in ihrem Buch Und ich fürchte meine Träume, das 1961 erschien. Im Jahr 2006 wurde Wanda Półtawska mit dem Eugen-Bolz-Preis geehrt.[4] Am 9. Juni 2008 verlieh ihr die Katholische Universität Lublin die Ehrendoktorwürde. Sie ist in katholischen Organisationen Polens und als Pastoralmedizinerin aktiv.

Półtawska führte 50 Jahre lang eine intensive Korrespondenz mit Karol Wojtyła, der sie als seine Schwester bezeichnete – vor und nach seiner Papstwahl. Diese Korrespondenz wurde als Beweismaterial im Beatifikationsprozess des verstorbenen Papstes berücksichtigt. Nachdem Wanda Półtawska 1962 an Darmkrebs erkrankte, wandte sich Karol Wojtyła, seinerzeit Weihbischof von Krakau, von Rom aus über einen persönlichen Boten in einem Brief vom 17. November 1962 an Pater Pio, den er 1947 kennengelernt hatte, und ersuchte ihn um besondere Fürsprache für Półtawska. Sie war plötzlich am 21. November 1962 noch vor der Operation geheilt.[5] Eine medizinische Erklärung für diese Spontanheilung wurde nicht gefunden. Als Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 starb, gehörte Wanda Półtawska zu den wenigen engen Vertrauten an seinem Sterbebett.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • I boję się snów
    • Deutsche Ausgabe: Wanda Półtawska: Und ich fürchte meine Träume, 1961, ISBN 3-87442-044-2.
  • Samo życie
  • Z prądem i pod prąd
  • Jestem odpowiedzialny za swój kwiat

Literatur

Commons: Wanda Półtawska – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Postanowienie nr rej. 188/2016 Prezydenta Rzeczypospolitej Polskiej z dnia 28 kwietnia 2016 r. o nadaniu orderów. Abgerufen am 15. Dezember 2019.
  2. a b Insa Eschebach, Katharina Zeiher: Ravensbrück 1945 Der lange Weg zurück ins Leben. Hrsg.: Katharina Zeiher. Metropol, Berlin 2016, ISBN 978-3-86331-270-1.
  3. Loretta Walz: Und dann kommst Du dahin an einem schönen Sommertag: Die Frauen von Ravensbrück. Kunstmann 2005, ISBN 978-3-88897-388-8. S. 276–278
  4. 21. Juni bis 20. Juli 2006 (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive)
  5. http://www.sanpadrepio.com/poltawska.htm