Werner Krauß (Ethnologe)

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Werner Krauß (* 31. Dezember 1957 in Ravensburg) ist ein deutscher Ethnologe und Autor.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner Krauß studierte Ethnologie, Volkskunde und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg, an der er 1987 seinen Magister in Ethnologie machte. Seine Magisterarbeit schrieb er über Volkskundliche und völkerkundliche Studien zum Schweizer Alpenraum (1987). Im Jahre 2000 promovierte er dort im Fach Ethnologie über Umweltkonflikte im Süden Portugals. In seiner Dissertation mit dem Titel „Hängt die Grünen!“ Umwelt, nachhaltige Entwicklung und ökologischer Diskurs (2001)[1] untersuchte er die Ursachen und Auswirkungen von Dürren, Waldbränden und intensiver Landwirtschaft, wie sie heute überall in Südeuropa virulent sind. Er lehrte und forschte u. a. an der Universität Hamburg (1997 bis 2005) und am Institut für Küstenforschung am Helmholtz Zentrum Geesthacht (2010 bis 2017). Von 2005 bis 2010 war er DAAD-Professor im Department of Germanic Studies an der University of Texas at Austin. Seit 2017 forscht er an der Universität Bremen im artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit in verschiedenen EU-Projekten zur Frage, wie ortsbezogenes Klimahandeln durch neue Formen der Kooperation von Wissenschaft und Gesellschaft ermöglicht werden kann. Von September bis Dezember 2018 war er Fellow am Rachel Carson Center.[1]

Der Schwerpunkt der Forschungen und Arbeiten von Werner Krauß liegt auf den Gebieten der politischen Ökologie, der Ethnologie von Landschaften, Naturschutz- und Umweltkonflikten, der nachhaltigen Entwicklung, Science and Technology Studies und der Ethnologie des Klimawandels, insbesondere der Analyse des Klimadiskurses, Rolle und Selbstverständnis der Klimawissenschaften sowie Aufkommen der erneuerbaren Energien[1]. Im Rahmen von eigenen und von interdisziplinären Projekten führte er zu diesen Themenfeldern Feldforschungen im südwestlichen Alentejo (Portugal) und an der deutschen Nordseeküste (Nordfriesland, Jadebusen) durch.[1]

Zusammen mit den Klimaforschern Hans von Storch und Eduardo Zorita sowie den Soziologen Reiner Grundmann und Dennis Bray betrieb er von 2009 bis 2017 den Klimablog „Die Klimazwiebel“[2], in dem Klimathemen an der Nahtstelle zwischen Gesellschaft, Politik und Klimaforschung thematisiert und oft kontrovers diskutiert wurden. 2014 war er als Koautor an der Erstellung des Weltklimaberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change, WPII (IPCC) beteiligt.

Im Februar 2013 erschien das Buch Die Klimafalle. Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung, das er zusammen mit dem Klimaforscher Hans von Storch geschrieben hat. Die Autoren argumentieren, dass die Klimafalle zum einen darin besteht, dass die Auseinandersetzung um die Klimapolitik in die Wissenschaft verlagert wurde, und zum anderen darin, dass die Klimadebatte im Streit zwischen Warnern und Skeptikern gefangen ist. Sie argumentieren gegen den ausschließlichen Fokus auf globale Vereinbarungen und plädieren für eine pragmatische und regional verankerte Klimapolitik, die die Möglichkeiten und Bedingungen vor Ort ins Zentrum stellt. Das Buch erhielt eine überwiegend positive Resonanz in den Medien und wurde von mehreren Zeitungen und Blogs positiv aufgenommen, unter anderem von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,[3] der Neuen Zürcher Zeitung,[4] der Zeitschrift Die Presse[5] und der Badischen Zeitung sowie von Rupert Neudeck, der das Buch auf dem Blog von Franz Alt besprach.[6]

Die Badische Zeitung schrieb:

„Es gibt also noch viel zu tun. ‚Man muss weiterforschen, um mehr Klarheit zu gewinnen‘, sagt Hans von Storch. Das chaotische System Atmosphäre sei einfach zu komplex, um bereits alles verstanden zu haben. Krieg gegen das CO2 zu führen, sei ein aussichtsloses Unterfangen, das zur Folge habe, dass die Menschen das Thema nicht mehr hören könnten – ähnlich wie beim Waldsterben. ‚Die Wege aus der Klimafalle‘, schreiben von Storch und Krauß, ‚führen über ein neues Verständnis des Klimawandels, das nicht mehr apokalyptisch ist, sondern ihn als eine Herausforderung begreift, die Welt, die wir bewohnen, neu zu konzipieren.‘“[7]

Werner Krauß ist der Urenkel des Naturforschers Friedrich Krauß, der bereits im 19. Jahrhundert ein Buch über „Die Eiszeit und Theorien über die Ursachen derselben“ verfasst hat. Mehrere Arbeiten von Werner Krauß knüpfen daran an, indem sie den Übergang vom Holozän ins Anthropozän thematisieren.[1] Werner Krauß ist zudem seit 2021 Autor einer Kolumne über Klimamedien in cargo Zeitschrift für Film Kultur Medien, veröffentlichte in Merkur Zeitschrift für europäisches Denken und ist Assistant Editor des Journals Frontiers in Climate. Er gehört zu den Mitbegründern der Klimagruppe „Klimamarkt Ammerland“, die aus seiner Forschung in dem interdisziplinären Projekt „Co-development of place-based climate services for action“, finanziert von der European Research Area for Climate Services (ERA4CS), hervorging.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Scott Bremer, Diana Wildschut (Hrsg.): How narratives of change influence local climate risk governance. Special Issue for Climate Risk Management, 2020.[8]
  • mit Kenneth R. Olwig (Hrsg.): Special issue on pastoral landscapes caught between abandonment, rewilding and agro-environmental management. Is there an alternative future? In: Landscape Research. Band 43, Nr. 8, 29. August 2018, ISSN 0142-6397, S. 1015–1020, doi:10.1080/01426397.2018.1503844.
  • mit Hans von Storch: Die Klimafalle: Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung. Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-43507-0.
  • mit Mike E. Schäfer, Hans von Storch (Hrsg.): Special Symposium on Postnormal Science: The Case of Climate Research Nature and Culture. Band 7, Nr. 2, 2012.[9]
  • Küstenforschung : Ethnologie einer Wissenslandschaft, GKSS-Forschungszentrum Geesthacht, Geesthacht 2007, Reportnummer GKSS 2007/9
  • „Hängt die Grünen!“ Umwelt, nachhaltige Entwicklung und ökologischer Diskurs. Eine ethnologische Fallstudie (Portugal). Reimer, Berlin 2001, ISBN 978-3-496-02724-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Curriculum Vitae wkrauss.eu.
  2. klimazwiebel.blogspot.de
  3. Ulf von Rauchhaupt: Wissenschaft ist nicht Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. In: FAZ.net. 6. März 2013, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  4. Sven Titz: Zwei Forscher beklagen die Politisierung der Klimaforschung. In: nzz.ch. 25. Februar 2013, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  5. In der Klimafalle. In: DiePresse.com. 15. Februar 2013, abgerufen am 27. Januar 2018.
  6. Rupert Neudeck: Die Klimafalle. In: sonnenseite.com. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  7. badische-zeitung.de Badische Zeitung: Sind wir noch zu retten?, gesehen am 26. Februar 2013
  8. Climate rist management. In: sciencedirect.com. Abgerufen am 19. Oktober 2022 (englisch).
  9. Volume 7 (2012): Issue 2 (Jun 2012): Post-Normal Science: The Case of Climate Research. In: berghahnjournals.com. Abgerufen am 19. Oktober 2022 (englisch).