Wikipedia:WikiTV/VWA/L&L Animation

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Einführung[Quelltext bearbeiten]

In diesem Teil bekommst Du einen Überblick über verschiedene Animationstechniken und wie sie sich für Wikipedia-Artikel eignen. An Hand des so genannten Legetricks lernst Du exemplarisch alle notwendigen Arbeitsschritte kennen, welche dazu gehören, ein Erklärvideo selbst zu produzieren.

Vorbemerkung/Hinweis[Quelltext bearbeiten]

Animation ist ein sehr weites Feld, das sich auch mit anderen Film- und Kunstformen wie z.B. der Datenvisualierung überlappt. Sicherlich kennst Du beeindruckende, interaktive und visuell ansprechende Informationsgraphiken, wie sie momentan gern auf Basis und zur Illustration von Big Data angefertigt werden. Solche Animationen sind sehr lehrreich, aber auch enorm aufwändig zu erstellen. Datenrecherche und -auswertung, Illustration und Design, Programmierung und Animation - all das kann in diesem Teil der Lehr- und Lernmateralien nicht geleistet werden und würde dich überfordern, wenn Du nicht berufsbedingt ohnehin in einem dieser Bereich tätig bist und Du daher über entsprechende Vorkenntnisse verfügst.

Stattdessen lernt Du mit der Legetrick-Animation eine Form der erzählerischen Animation kennen, die
a) auch dem Laien zugänglich und vergleichsweise einfach zu produzieren ist,
b) in ihrer Visualität reduziert und damit gut geeignet für die Wikipedia ist,
c) sich auch in Zusammenarbeit mit anderen gut bewerkstelligen ist und
d) sich und ihre Grundmechanismen ohne weiteres auf andere Animationsformen übertragen lässt.

Wikipedia-Projekt Erklärvideo[Quelltext bearbeiten]

Entstanden aus dem Projekt Videos für Wikipedia-Artikel ist auch eine Kooperation mit der gemeinnützigen Simpleshow Foundation, welche darauf abzielt, Filmautoren auszubilden und ohne Technik Erklärvideos als Legetrick umzusetzen. Dabei werden die Freiwilligen in Workshops bzgl. Aufbereitung und Visualisierung ausgebildet, erarbeiten dann mit Unterstützung durch Simpleshow Konzept und Storyboard, welches Simpleshow als Video produziert. Diese Videos stehen dann unter CC-BY-SA auf Wikimedia Commons zur Verfügung.
Einen Bericht über den ersten Workshop findest Du hier, auf der Projektseite kannst Du dich auf dem Laufenden halten.

Warum Animation?[Quelltext bearbeiten]

Animation beginnt da, wo nicht mehr eine Kamera auf eine Handlung, eine Landschaft, einen Gegenstand oder eine Person gerichtet ist, sondern die Bilder künstlich generiert sind. Das kann sehr unterschiedlich aussehen und mit sehr unterschiedlichen Aufwand zu den unterschiedlichsten Zwecken getan werden. Die Skala reicht von fiktionalen Animationsfilmen (z.B. mit tierischen Hauptfiguren), die ausschließlich aus CGI (Computer Generated Imagery) bestehen bis hin zu animierten Gifs und Präsentationseffekten aus PowerPoint oder Prezi, die Bewegung nur sehr rudimentär simulieren.

Doch sie alle haben gemeinsam, dass mit ihren Mitteln etwas dargestellt werden kann, was sich nicht abbilden, filmen und/oder erzählen lässt. Animationen sind also insbesondere für Zusammenhänge und Themen geeignet, die abstrakt, immateriell und kompliziert sind. Kurz gesagt: Sie ermöglichen, das Unzeigbare zu zeigen. In der Realität kommen Animations- und Realfilm oft in gemischter Form vor, z.B. wenn in einem journalistischen Film die Veränderung von Arbeitslosenzahlen in einem Filmausschnitt mit einem animierten Balkendiagramm illustriert wird.

Überblick Animationsarten[Quelltext bearbeiten]

Wie eingangs erwähnt, ist das Feld weit und ein wie auch immer geartete Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Beispielhaft zu nennen sind:
- der Stopptrick, bei dem Bewegungsillusion erzeugt wird, indem Gegenstände und/oder Figuren händisch bewegt werden, und nach jeder kleinen Veränderung ein Einzelbild fotografiert wird. Wenn diese schnell hintereinander abgespielt werden (ab 24 Bilder pro Sekunde) nimmt das menschliche Auge dies als flüssige Bewegung wahr. Ein sehr rudimentäres Beispiel hier.
- der Brickfilm, bei dem Lego- oder Playmobil-Figuren als Darsteller fungieren, Unterart des Stopp-Tricks, z.B. hier
- Animierte Gifs, oft aus Einzelbildern montiert, die Daumenkino-artig einen kurzen Sinnzusammenhang wiedergeben.
- Computeranimation (2D vs. 3D), Beispiele für 2D und 3D
- Zeichnungs-Animation, bei der entweder ein talentierter Illustrator beispielsweise zu einem Vortrag live zeichnet oder dies nachträglich künstlich generiert wird. Manchmal ergibt sich nach Abschluss aus dem Gesamtbild ein zusätzlicher Sinn oder ironischer Kommentar, der im Zusammenhang mit dem Thema des Vortrags steht. Zum Beispiel die Filme von RSA Animate.

Unterscheiden lassen sich Animationen, ob sie - unabhängig von ihrer Machart - eher
illustrativ oder erzählend
und ob sie
gefilmt/fotografiert oder computererzeugt
sind.


ÜBUNG
Schau dir die oben verlinkten Animationsfilme (und noch mehr deiner Wahl) an und verorte sie in einem Koordinatensystem, dessen Achsen von den oben genannten Kategorien bestimmt sind. Download hier


Der Legetrick[Quelltext bearbeiten]

Mit Legetrick-Animationen sind Filme gemeint, die erzählerisch-unterhaltsam einen bestimmten Sachverhalt erklären. Visuell kennzeichnend ist, dass eine Kamera vertikal von oben eine (i.d.R. weiße) Arbeitsfläche filmt. Auf dieser Arbeitsfläche werden Symbole mit den Händen hin- und hergeschoben. Die Hände müssen nicht sichtbar sein, doch wenn sie es sind, ist meistens von der Person selbst nicht mehr zu sehen. Oft - aber nicht zwangsläufig - sind die Symbole in Schwarzweiß gehalten. Die Filme sind mit einem Off-Text unterlegt, zu dem passend die Symbole im Bildausschnitt erscheinen. Häufig zu sehen sind auch Mischformen mit Zeichnungs-Animationen, die visuell dem Legetrick ähneln, aber komplett am Computer animiert sind. Gern wird mit Sound-Effekten gearbeitet, wie z.B. Kassenklingeln, wenn es ums Bezahlen geht o.ä. Kennzeichnend ist, dass zugunsten einer Konzentration auf das Thema und dessen Erklärung auf eine reduzierte - oftmals schwarzweiße - und wiedererkennbare Visualität gesetzt wird. Legetrick-Videos erfreuen sich in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit und sind auf Grund ihrer einfachen Herstellungsweise insbesondere bei YouTube zu einem populären Phänomen geworden.


ÜBUNG
Sieh dir verschiedene Legetrick-Videos an, zum Beispiel dieses, dieses und dieses, um dir einen Eindruck von Visualität und Erklärstil zu verschaffen.


Überblick Produktionsschritte[Quelltext bearbeiten]

  • Recherche (Thema/Symbole)
  • Drehbuch-Entwicklung / Skript-Erstellung
  • Off-Text einsprechen
  • Vorbereitung & Aufbau Set
  • Dreh
  • Schnitt

Themenrecherche[Quelltext bearbeiten]

Zunächst brauchst Du ein Thema, das dich interessiert und das sich für eine Umsetzung als Animationsfilm eignet. Manchmal kann das auch nur ein Teilaspekt sein. Du solltest dich an diesem Punkt gerade zu Beginn nicht überfordern. Insbesondere geeignet sind bildarme, abstrakte und komplexe Themen. Der Wikipedia-Artikel zu einem bestimmten Thema kann ein sinnvoller Ausgangspunkt für die Recherche zu einem Thema sein, doch sollte sich diese auch darüber hinaus erstrecken. Als wichtigste Voraussetzung musst Du über ein Thema gründlich Bescheid wissen, bevor Du dich daran machst, ein Drehbuch zu entwickeln. Parallel kannst Du dir auch bereits Gedanken dazu machen, welche Symbole Du für die Umsetzung deines Legetrick-Videos brauchst. Mach dir bei der Recherche Notizen, was dir spontan einfällt und lass dich von anderen Legetrick-Videos inspirieren.

Symbolrecherche[Quelltext bearbeiten]

Um Creative Commons-Material zum Beispiel auf Wikimedia Commons zu finden gibt es folgende Wege:

1. Gehe auf www.google.de
2. Wähle "Bilder" als Suchkategorie aus
3. Gib als Suchbegriff ein: "site:commons.wikimedia.org SUCHBEGRIFF"

Die Google-Bildersuche bietet als Suchoptionen Möglichkeiten, die Suche für die Symbol-Suche zu optimieren. So lassen sich unter "Farbe" die Suchergebnisse auf "Schwarz-Weiß" einschränken. Und als "Typ" zum Beispiel "Clipart" wählen.


ÜBUNG
Recherchier zu einem Thema deiner Wahl inhaltlich und nach Symbolen (wie oben beschrieben).


Drehbuch-Entwicklung / Skript-Erstellung[Quelltext bearbeiten]

Ausgehend von deinen Recherchen kannst Du dich an die Entwicklung des Drehbuchs machen. Vergiss nicht: Ein Legetrick-Video kommt nicht als faktengefluteter Fach-Aufsatz daher, ist kein meinungstriefender Kommentar und schon gar nicht der Wort für Wort vorgelesene Wikipedia-Artikel zu einem bestimmten Thema oder Themenaspekt. Lies die Kapitel zu Storytelling, Heldenreise und Rote Fäden, um Dir ein Grundverständnis von Dramaturgie und Struktur zu verschaffen. Viele Legetrick-Videomacher erfinden eine zum Thema passende Person (männlich/weiblich/alt/jung) als fiktive Hauptfigur, die durch den Film führt. Da diese dem Zuschauer eine konkrete Möglichkeit der Identifikation bietet, ist das sicherlich keine schlechte Entscheidung. Versuche dir in einem ersten Schritt über die Grobstruktur deines Films klar zu werden und notiere diese. Behalte im Hinterkopf, dass Du keinen abendfüllenden Film machen willst. Eine sinnvolle und etablierte Länge für Erklärvideos dieser Art ist drei bis vier Minuten. Wenn Du also bei der Grobstruktur bereits im Notizhaufen versinkst, solltest Du dich besser auf einen einzelnen Aspekt konzentrieren. Davon ausgehend kannst Du das Drehbuch immer weiter ausfeilen und Deine Geschichte entwickeln. Es ist sinnvoll, hierbei mit zwei Spalten zu arbeiten. In der einen schreibst Du den späteren Off-Text, in der anderen notierst Du, was im Bild zu sehen ist. Es ist nicht zwangsläufig besser, dass die Bilder uns Symbole sich sklavisch nach dem Text richten. Manchmal hast Du auch eine besonders schöne Bildidee zuerst und passt später den Off-Text entsprechend an.
Da Du diesen später lesen/einsprechen wirst, beachte einige Tipps. Achte auf
- hesprochene Sprache (statt Schriftsprache - meint: keine Passiv-Konstruktionen, keine Schachtelsätze, gerne Halbsätze, Ellipsen und Metaphern),
- kurze Sätze und
- starke Verben (meint: Nominalstil vermeiden!).
- Vermeide Adjektive!

Lies dir den Text immer wieder vor und kontrolliere, wie lange Du brauchst. Verfalle nicht in ein hektisches Sprechtempo und sei nicht enttäuscht darüber, wie wenig Text in einige Minuten passt. Im Anschluss nimm den Text auf. Nutze für die Aufnahme nicht das im Computer verbaute Mikrophon, da es i.d.R. von schlechter Qualität ist. Ein Headset oder ein externer Tonaufnahme-Rekorder (z.B. Zoom H2n) sorgen für wesentlich bessere Ergebnisse. Geh für die Aufnahme in einen Raum, wo Du ungestört bist, der aber auch über möglichst wenig Raumhall verfügt. Stell Dir beim Einsprechen vor, Du würdest die Geschichte jemandem erzählen. Wenn Du jemanden gewinnen kannst, Dir zuzuhören, nutze dies unbedingt. Es verändert die Sprechhaltung ungemein, wenn man den Text nicht nur sich selbst vorliest, sondern sie einem konkreten Gegenüber vorträgt. Und ein letzter Hinweis: Nur die wenigsten Menschen mögen ihre eigene Stimme hören. Gewöhne Dich daran! Die meisten, denen Du es vorspielst, werden die natürlichen Bedenken, die fast jeder hat, nicht teilen.


ÜBUNG
Entwickle Drehbuch und Skript! Gehe dabei wie oben beschrieben vor.


Vorbereitung Set[Quelltext bearbeiten]

Für die Produktionsphase benötigst Du folgende Dinge:

Kamera - Du kannst mit fast jeder Kamera arbeiten, sie sollte es Dir jedoch erlauben, den Weißabgleich und die Blende manuell einzustellen.
Stativ oder Magic Arm - Du musst die Kamera möglichst vertikal über Deiner Arbeitsfläche fixieren können.
Piktogramme/Symbole - ausgedruckt auf dickem weißem Papier, am besten matt
Weiße Hintergrundfläche - dickes Papier/Pappe/Tonkarton, gleicher Ton wie die Symbole. Mindestens DIN A3-Größe, besser DIN A2
Lichtquellen - am besten drei, um eine gleichmäßige Ausleuchtung der Arbeitsfläche und eine Unabhängigkeit gegenüber wechselhaftem natürlichen Licht zu gewährleisten. Auch hier kannst Du mit professionellen Lichtquellen arbeiten (z.B. Dedo Lights) oder mit dem, was Dir zur Verfügung steht: Schreibtischlampen, Baustrahler etc.
ggf. Styroporplatten - um starkes und/oder gerichtetes Licht zu reflektieren und dadurch weicher und gleichmäßiger zu machen. Gibt es für wenig Geld im Baumarkt. Die Styroporplatten müssen dazu schräg oberhalb der Arbeitsfläche fixiert (z.B. mit Stativen) und von unten angestrahlt werden.

Ecken einzeichnen
Objekte im Gitter
Fläche fixieren
Fertiges Set
Fixiere die weiße Grundlage auf dem Boden oder auf einem ausreichend großen Tisch. Achte auf ausreichend Bewegungsfreiheit um den Tisch herum.

Platziere im Anschluss Deine Lichtquellen. Versuche, die Arbeitsfläche von drei Seiten mit Licht abzudecken. Das Ziel ist, Schattenwurf durch Hände/Arme und Symbolkanten zu vermeiden. Das tust Du, indem Du von verschiedenen Seiten Licht auf die Arbeitsfläche richtest. Probiere aus, inwieweit reflektiertes Licht zu besseren Ergebnissen führt. Sobald die „Rahmenbedingungen“ stehen, musst Du die Kamera platzieren. Versuche, sie mit Hilfe von Stativ (und ggf. eines Magic Arms) oberhalb der Arbeitsfläche zu fixieren, so dass sie senkrecht nach unten filmt. Da sich die Kamera während des Drehs nicht bewegen darf, achte darauf, dass Du eine stabile Konstruktion findest. Schalte die Kamera nun an und führe einen Weißabgleich auf Deine aufgebauten Lichtverhältnisse durch. Das Weiß der Arbeitsfläche darf nicht gelb-, grün- oder bläulich aussehen. Kontrolliere außerdem die Schärfe, indem Du ein klar konturiertes Symbol auf die Arbeitsfläche legst und daran die Schärfe ausrichtest. Markiere als letztes mit feinen Bleistiftpunkten die Eckpunkte des aufgenommenen Kamerabildes auf der Arbeitsfläche, damit Du später weißt, ab wann sich Objekte innerhalb oder außerhalb des Frames befinden. Außerdem kannst Du dir die zwölf Schnittpunkte des Goldenen Schnittes an den Bildrändern einzeichnen. So kannst Du später besser eine gleichmäßige Füllung des Bildes kontrollieren und wichtige Symbole auf den Schnittpunkten platzieren, um so die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu lenken. Denn diese sind die Punkte in einem Bild, auf die das Publikum zuerst schaut und als wichtig wahrnimmt.


ÜBUNG
Suche alle für den Dreh notwendigen Utensilien zusammen und baue ein geeignetes Set auf.


Dreh am Set
Zeit im Blick

Bevor Du mit dem Dreh loslegst, übe deinen Film ein paar Mal. Es ist hilfreich, wenn Du dabei dein aufgenommenes Voice-Over abspielst, damit Du alle Details im richtigen Timing beachtest. Lege Dir die Symbole in der Reihenfolge ihres Einsatzes zurecht oder lass sie dir anreichen. Du darfst während der Aufnahme reden, da die Tonspur ohnehin später gelöscht und durch Dein im Vorfeld aufgenommenes Voice-Over ersetzt wird. Achte darauf, dass Du keine Kleidung an den Armen trägst, z.B. für den Fall, dass du an mehreren Tagen an deinem Film arbeitest. Hier soll kein Unterschied sichtbar sein, außerdem ist es neutraler und lenkt den Zuschauer nicht vom Wesentlichen ab.
Nun kann’s los gehen!
Nimm Abschnitt für Abschnitt auf und lass die Kamera jeweils für einen Abschnitt durchlaufen - auch wenn Du mehrere Takes aufnimmst. Es ist sinnvoll, dass Du die Arbeitsfläche nicht über den Verlauf des Films mit Symbolen „vollmüllst“, sondern an geeigneten Stellen (z.B. Abschnittsende) alle Symbole aus dem Bild wischst, um wieder mit einer freien Arbeitsfläche starten zu können.


ÜBUNG
Führe wie oben beschrieben den Dreh durch.


Schnitt[Quelltext bearbeiten]

Sichten und Auswählen[Quelltext bearbeiten]

Kdenlive clip viewer

Zunächst gilt es, das importierte Material zu sichten und anschließend eine Auswahl der besten Stellen auf der Timeline zusammenzustellen. Zum Sichten des Materials wählst du den gewünschten Clip im Quellenbereich aus und kannst ihn nun im Clip-Monitor anschauen. Im unteren Teil des Clip-Monitors befinden sich die Buttons zur Steuerung des Clips (Vorlauf / Rücklauf / Play) sowie zum Setzen von In- und Out-Punkten. Alternativ zu den Buttons kannst Du folgende Tastenkürzel benutzen (die übrigens in jeder gängigen Schnittsoftware funktionieren): Rücklauf „J“ – Play „K“ – Vorlauf „L“ – In-Punkt „I“ – Out-Punkt „O“ (durch das wiederholte Drücken von „J“ und „L“ wird die Geschwindigkeit der Wiedergabe verdoppelt, vervierfacht etc.)

Durchsuche nun das Material nach Stellen, die sich für deinen Film eignen. Sobald in einem Clip eine gute Stelle beginnt, markierst Du den Anfang mit einem In-Punkt. Das Ende eines guten Abschnitts wird mit einem Out-Punkt markiert. Anschließend kannst Du mit einem Druck auf die Taste „V“ den Clip auf der Timeline einfügen – alternativ kannst Du den markierten Ausschnitt per Drag-and-Drop (einfach in den Clip-Monitor klicken und gedrückt halten) auf die Timeline bewegen.

Arbeite dich nach diesem Muster durch das gesamte Material und suche alle für den Film relevanten Passagen, um sie in der gewünschte Reihenfolge auf der Timeline zu platzieren.

Bei Legetrick-Videos gibt es grundsätzlich zwei Arten von Schnitten.

  • Schnitt mit Hand (Hierbei wird der gesamte Ablauf gezeigt: Hand kommt in das Bild - Objekt wird hinzugefügt/entfernt/verändert - Hand geht aus dem Bild)
  • Schnitt ohne Hand (Hierbei schneiden wir alle Hände im Bild weg und zeigen nur die Grundfläche vor und nach der Veränderung - das Objekt erscheint/verschwindet/verändert sich also von einem Bild zum nächsten)

Oftmals bietet sich eine Mischform an: Komplett "ohne Hand" wirkt oft ruppig und hektisch, stets "mit Hand" kann auf die Dauer den Film zu langwierig und monoton wirken lassen.

Die Timeline[Quelltext bearbeiten]

Die Timeline in Kdenlive besteht aus Video- und Audio-Spuren. Durch einen Rechtsklick im linken Bereich der Spuren kannst Du weitere Spuren hinzufügen oder überflüssige Spuren löschen. Zieht man einen Clip auf die Timeline sieht man direkt ein Vorschaubild am Anfang und Ende des Clips sowie die Wellenkurven der Audiodateien. Standardmäßig werden Videos mit Audio in einer Spur zusammengefasst angezeigt, können aber auch unabhängig voneinander bewegt werden.

Kdenlive Ziel-Tool

Wenn Clips per Drag-and-Drop auf die Timeline gezogen werden, kann man diese komplett frei dorthin bewegen, wo man das Material haben möchte. Nutzt man die V-Taste, um einen Clip auf der Timeline einzufügen, muss man vorher die Spur auswählen (Klick auf das Label der Spur). Zudem musst Du das Ziel-Tool (ein weißes Rechteck) im oberen Bereich der Timeline an die gewünschte Stelle bewegen.

Für den Schnitt auf der Timeline gibt es in Kdenlive drei Werkzeuge: das Auswahlwerkzeug, das Schneidewerkzeug (x) und das Abstandwerkzeug.

Kdenlive Werkzeuge

Mit dem Auswahlwerkzeug kannst Du per Klick die Clips auswählen, per Drag-and-Drop Clips bewegen, Clip-Enden und -Anfänge verlängern und kürzen und sogar erweiterte Funktionen wie Übergänge und Blenden erstellen.

Mit dem Schneidewerkzeug kannst Du per Klick einen Clip zerschneiden. Alternativ kann man auch an der aktuellen Abspielposition den ausgewählten Clip mit der Tastenkombination Shift+R zerschneiden.

Das Abstandwerkzeug wählt bei einem Klick alle rechts von der Maus befindlichen Clips auf der Timeline und ist so eine gute Möglichkeit, um schnell Lücken zu schließen. Alternativ kannst Du auch in eine Lücke auf der Timeline rechtsklicken und „Abstand entfernen“ auswählen.

Beim Schnitt von Animationsfilmen sind die Audiospuren meist nicht nötig und können entfernt werden. Hier werden zu einem späteren Zeitpunkt die Sprechertexte und Soundeffekte sowie Musik hinzugefügt.


Blenden[Quelltext bearbeiten]

An manchen Übergängen und Schnitten empfiehlt es sich eine Blende einzusetzen. Hierzu müssen die Clips auf zwei verschiedenen Videospuren übereinander liegen (anders als in Final Cut oder Premiere, wo die Blenden zwischen zwei Clips auf der selben Videospur eingefügt werden).

Blende zwischen zwei Videospuren

Um eine Blende hinzuzufügen, beweg den Mauszeiger in die linke untere Ecke des oberen Videoclips in der Timeline. Dort wird nun ein grünes Dreieck angezeigt. Nach einem Klick auf dieses erstellt Kdenlive automatisch einen Effekt zwischen den beiden Videospuren. Dieser lässt sich wie andere Clips auf der Timeline kürzen, schneiden und verschieben. Der Effekt wird dargestellt als gelbes Kästchen zwischen zwei Spuren. Kdenlive erstellt zunächst als Standardeffekt den Übergang Auflösen – dies ist eine weiche Blende. Bei dieser wird der untere Clip langsam ausgeblendet, während der obere Clip langsam eingeblendet wird. Klickt man auf einen Übergang oder Effekt, erhältst Du in der oberen Mitte des Kdenlive-Fensters weitere Optionen angezeigt (Register "Übergang" bei Übergängen, Register "Effektmagazin" bei Effekten).

Bei dem Übergang Auflösen gibt es als einzige Option Umkehren, die Du per Checkbox aktivieren kannst.

In dem Auswahlmenü findest Du neben weiteren Übergängen (z.B. Slide, Wipe) auch viele Compositing-Einstellungen – hierüber lässt sich regeln, wie sich der obere Clip mit dem unteren mischt (ähnlich den Ebenenmodi aus und Gimp) - siehe die Adobe-Hilfeseite dazu hier.


ÜBUNG
Versuche verschiedene Arten von Schnitten für deinen Film aus. Wechsle zwischen "mit Hand" / "ohne Hand", probiere verschiedene Blenden aus und teste welcher Schnitt die Funktion deiner Story am besten unterstreicht.


Audioschnitt[Quelltext bearbeiten]

Erst wenn Du den Bildschnitt abgeschlossen hast (und damit das so genannte Picture Lock), solltest Du mit der Feinarbeit an den Audiospuren beginnen. Sonst wirst Du oft viele Schritte doppelt machen müssen, wenn sich beispielsweise nach einem Schnitt zu Anfang des Films alle Keyframes in den Audiotracks verschoben haben.

Auf- und Abblenden[Quelltext bearbeiten]

kdenlive audio fade in

Um den Audioschnitt für den Zuhörer angenehmer zu machen empfiehlt es sich, die Audioclips mit Auf- und Abblenden zu versehen. Somit wird der Ton erst langsam lauter und ist nicht von jetzt auf gleich bei voller Lautstärke präsent.

Eine Auf- oder Abblende lässt sich in Kdenlive ohne Effekte realisieren, hierzu bewegt man einfach den Mauszeiger in die obere linke (zur Aufblende) oder rechte (zur Abblende) Ecke des Audioclips. Sobald dort ein grüner Punkt erscheint, kannst Du nun per Drag-and-Drop diesen zur Mitte des Clips ziehen und so eine Blende erstellen (zu Erkennen ist die Dauer der Blende an einem roten Dreieck).

Es empfiehlt sich, Audioclips leicht überlappend auf- und abzublenden (nennt man auch "ineinander verblenden"), um zu vermeiden, dass ein komplettes Tonloch mit Stille entsteht.

Lautstärke[Quelltext bearbeiten]

Lautstärke Effekteinstellungen

Zur Regulierung der Lautstärke muss man in Kdenlive auf den entsprechenden Audioclip einen Effekt anwenden. Diesen findest Du in der Effektliste unter Audioverbesserungen und nennt sich Lautstärke (Keyframe-fähig). Ist ein Clip in der Timeline ausgewählt, kannst Du den Effekt einfach per Doppelklick hinzufügen oder per Drag-and-Drop auf einen Clip ziehen.

Ist der Effekt auf einem Clip angewandt worden, findest Du einen Eintrag mit Einstellungen zu dem Effekt in dem Reiter „Effektmagazin“. Für den Lautstärke-Effekt gibt es dort zunächst einfach nur Verstärkung, was standardmäßig auf 100% steht (somit also 100% der Original-Lautstärke). In dem Clip selbst siehst Du auf der Timeline eine dünne weiße Linie, welche das aktuelle Lautstärkelevel darstellt.

Da der Effekt Keyframe-fähig ist, lassen sich auf dieser weißen Linie per Doppelklick einzelne Keyframes setzen. Mit diesen hast Du die Möglichkeit, an einzelnen Stellen im Audioclip den Ton lauter oder leiser werden zu lassen. Sobald der erste Keyframe erstellt wurde, zeigt Kdenlive eine Tabelle mit allen Keyframes innerhalb des Clips an (Es gibt automatisch einen Start- und Endpunkt-Keyframe).

Falls Du zum Beispiel an einer Stelle die Hintergrundmusik eines Videos leiser machen möchtest, um den Ton eines Interviews besser verstehen zu können, bietet sich eine sogenannte Ton-Wanne an. Diese besteht aus vier Keyframes und sieht folgendermaßen aus:

Lautstärke "Wanne" mit Keyframes

Es folgt Screencast zum Effekt Lautstärke.

Pegel[Quelltext bearbeiten]

Beim Regulieren der Lautstärke eines Videos ist die Verlockung groß, einfach mal die Computerlautstärke höher oder niedriger zu drehen, um das Video in angenehmer Lautstärke zu hören. Damit das Video aber auf allen Geräten mit korrekter Lautstärke wiedergegeben werden kann, solltest Du bestimmte Richtwerte einhalten. Dies sind Orientierungshilfen aus dem Fernsehbereich. Sie geben an, wie laut Dialog, Musik und Hintergrundgeräusche in einem Film idealerweise sein sollten.

Zur Kontrolle des Pegels kannst Du dir in Kdenlive unter Ansicht das Monitorfenster Audiosignal einblenden lassen. Sobald man die Timeline oder einen Clip abspielt, wird hier nun angezeigt wie laut die jeweilige Stelle gerade ist.

Für einen optimalen Lautstärkepegel deines Films solltest Du dich an folgenden Werten orientieren:
Sprache -6 bis -9db, Hintergrundmusik und atmosphärische Geräusche -18db.

Titel Einblendungen[Quelltext bearbeiten]

Kdenlive Title Editor

Für die Einblendung von Namen der Interviewten / Informationen zur Firma, Ort o.Ä bieten sich so genannte Bauchbinden (Lower-Thirds) an. Diese können eine reine Texteinblendung mit oder ohne Hintergrund sein – teilweise werden hier aber auch komplexe Animationen eingesetzt. In Kdenlive kannst Du simple Text- und Grafikeinblendungen ohne Probleme direkt in der Software erstellen – diese lassen sich auch in kleinem Maße animieren (z.B. einblenden, einfliegen, zoomen oder drehen). Die Animation erstellt man mit Effekten und Keyframes (ähnlich den Lautstärke-Keyframes).

Um einen Titel zu erstellen, egal ob für Abspann, Intro oder Bauchbinde, gibt es in Kdenlive den Titel-Clip Editor. Um diesen zu öffnen, musst Du auf den Pfeil neben der „Datei hinzufügen“ Schaltfläche klicken und dort „Titel hinzufügen“ auswählen.

In dem Titel-Clip Editor kannst Du Textboxen erstellen und Schriftart/Farbe/Größe bestimmen. Außerdem lassen sich Rechtecke erstellen oder Grafiken platzieren. Der fertige Titel wird anschließend als Clip in deiner Quellenliste angezeigt und kann wie die anderen Clips auf die Timeline gezogen werden. Ein Titel-Clip erhält beim Hinzufügen automatisch einen Effekt, um auf der darunterliegenden Videospur angezeigt werden zu können.