Wilhelm Weinelt

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Wilhelm Weinelt (geb. 2. Juni 1904[1] oder 2. April 1906 in Louka u Litvínova (Wiese) bei Most (Brüx)[2]; gest. nach 1968) war ein tschechisch-deutscher Jurist. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Landgerichtsrat am Sondergericht Prag,[3] nach dem Zweiten Weltkrieg Amtsgerichtsrat in Nürnberg.[3]

Der promovierte Jurist Weinelt wurde am 1. Dezember 1938 Mitglied der NSDAP[2] (Mitgliedsnummer 6.820.488).[4] Er war auch Scharführer in der SA und Mitglied mehrerer weiterer nationalsozialistischer Organisationen.[2] Im Jahr 1939 war Weinelt am deutschen Amtsgericht in Teplitz-Schönau tätig.[2] Er wurde von dort aus an das deutsche Landgericht Prag versetzt,[2] zu dem seit 1940 auch das Sondergericht Prag gehörte. Die Mitglieder der Senate des Sondergerichts kamen aus der Strafkammer beim deutschen Landgericht Prag. Weinelt war Gerichtsrat an diesem Gericht[2] und Landgerichtsrat am Sondergericht Prag.[3] Am 30. März 1940 wurde Weinelt mit der Sudetenmedaille (Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938) ausgezeichnet.[2] Im Jahr 1941 kam er an das deutsche Gericht in Tábor,[2] seit dem 31. Mai 1944 war Weinelt am deutschen Gericht in Jičín tätig. Schon bald darauf, am 10. Juli 1944, wurde Weinelt nach Wien versetzt[2]; kaum drei Wochen später, zum 31. Juli 1944, wurde er zur Wehrmacht nach Würzburg einberufen.[2]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Weinelt auf der tschechoslowakischen Kriegsverbrecherliste unter der Nummer S-8/128 geführt.[5]

Im Jahr 1955 ist im Nürnberger Adressbuch ein Amtsgerichtsrat Dr. Wilhelm Weinelt, Juvenellstr. 43, nachweisbar.[6]; in den 1960er Jahren war Weinelt als Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Nürnberg tätig.[3] Wilhelm Weinelt ist im Braunbuch der DDR namentlich aufgeführt.[7]

Wilhelm Weinelts weiterer Lebensweg ist nicht bekannt.

Der am 2. Juni 1904 in Louka (Wiese) bei Most (Brüx) geborene Jurist Dr. Friedrich Weinelt, Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Prachatitz (Prachatitz (Prachatice)), NSDAP-Mitglied seit dem 1. Dezember 1940 (Mitgliedsnummer: 8.107.482),[8] ist möglicherweise ein älterer Bruder von Wilhelm Weinelt.

Einzelnachweise

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  1. Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.), Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat • Wirtschaft • Verwaltung • Armee • Justiz • Wissenschaft, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, 1968, S. 184 - vermutlich eine Verwechslung mit Friedrich Weinelt
  2. a b c d e f g h i j Verband der Antifaschistischen Widerstandskämpfer (Hrsg.), „Verbrecher in Richterroben. Dokumente über die verbrecherische Tätigkeit von 230 nazistischen Richtern und Staatsanwälten auf dem okkupierten Gebiet der Tschechoslowakischen Republik, die gegenwärtig in der westdeutschen Justiz dienen“, Orbis-Verlag, Prag 1960, S. 127
  3. a b c d Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.), Braunbuch Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat • Wirtschaft • Verwaltung • Armee • Justiz • Wissenschaft, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, 1968, S. 184
  4. „Criminals on the Bench, Documents concerning crimes committed on the occupied territory of Czechoslovakia by two hundred and thirty nazi judges and public prosecutors who today hold legal posts in Western Germany“, herausgegeben von The Union of Anti-Fascist Fighters, Orbis, Prague, 1960, S. 57, Digitalisat bei: Memorial University of Newfoundland, Digital Archives Initiative, International Labour and Radical History Pamphlet Collection, https://collections.mun.ca/digital/collection/radical/id/64079/rec/2
  5. „Criminals on the Bench, Documents concerning crimes committed on the occupied territory of Czechoslovakia by two hundred and thirty nazi judges and public prosecutors who today hold legal posts in Western Germany“, Edited by The Union of Anti-Fascist Fighters, Orbis, Prague, 1960, S. 51, https://collections.mun.ca/digital/collection/radical/id/64079/rec/2 Digitalisat bei: Memorial University of Newfoundland, Digital Archives Initiative, International Labour and Radical History Pamphlet Collection
  6. Adressbuch der Stadt Nürnberg, 1955, 66. Jahrgang, Verlag W. Tümmels, S. 404, https://books.google.de/books?id=bOGvvY55oYcC&newbks=1&newbks_redir=0&printsec=frontcover&pg=RA3-PA404&dq=Friedrich+Wilhelm+%22Weinelt%22&hl=de&redir_esc=y#v=onepage&q=Weinelt&f=false
  7. Norbert Podewin (Hrsg.): Braunbuch – Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Berlin (West). Reprint der Ausgabe 1968 (3. Auflage), Berlin 2002, ISBN 978-3-360-01033-9, S. 184.
  8. „Criminals on the Bench, Documents concerning crimes committed on the occupied territory of Czechoslovakia by two hundred and thirty nazi judges and public prosecutors who today hold legal posts in Western Germany“, edited by The Union of Anti-Fascist Fighters, Orbis, Prague, 1960, Nr. 210, S. 56/57, Digitalisat bei: Memorial University of Newfoundland, Digital Archives Initiative, International Labour and Radical History Pamphlet Collection, https://collections.mun.ca/digital/collection/radical/id/104978/rec/1