Molino San Vincenzo
Lage des Fundplatzes Molino San Vincenzo |
Molino San Vincenzo bezeichnet einen archäologischen Fundort in der Gemeinde Montespertoli in der Toskana in Italien und liegt etwa 250 m südlich des Flusses Pesa, eines Zubringers des Arno. Es handelt sich um eine Flurbezeichnung, die vermutlich von einer nicht mehr erhaltenen Mühle (ital. mulino, die Mühle) östlich des Fundplatzes und des nördlich gelegenen Ortes San Vincenzo a Torri in der Gemeinde Scandicci abstammt.[1] An der Stelle der Mühle befindet sich an der via San Vincenzo heute eine kleine Wohnsiedlung, die ebenso „Molino San Vincenzo“ genannt wird.
Den Schwerpunkt der Siedlungstätigkeit legt man in die spätrepublikanische Zeit bis in die römische Kaiserzeit, weswegen von einer römischen villa rustica im Hinterland der regio VII Etruria gesprochen werden könne.[2]
Archäologischer Befund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fundplatz wurde 2010 entdeckt[3], 2011 erfolgten erste Untersuchungen durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, seit 2012 werden die Forschungen durch das Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien unter der Leitung von Günther Schörner durchgeführt. Mindestens seit dem 19. Jahrhundert wird die Flur – so wie heute noch immer – agrarisch bewirtschaftet und dient zum Anbau von Getreide, Mais und Bohnen; die archäologischen Befunde sind obertägig nicht sichtbar.[4]
Die Untersuchungen werden als jährlich stattfindende Lehr- und Forschungsgrabung ausgeführt und dienen sowohl der Grundlagenforschung als auch der Ausbildung der Studierenden. Seit 2012 wurden auf dem Fundplatz neben Ausgrabungen auch geophysikalische Prospektionen (Elektrik, Magnetik, Bodenradar), intensive Surveys, geoarchäologische Bohrungen, archäobotanische und -zoologische Analysen sowie luftbildarchäologische Maßnahmen durchgeführt. Die archäologischen Strukturen in Molino San Vincenzo stellen eine ländliche Siedlung von etwa 3600 m² Ausdehnung mit einer komplexen Geschichte dar, die sich vom 6.–5. Jahrhundert v. Chr. bis in die heutige Zeit erstreckt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Günther Schörner, Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Die site Molino San Vincenzo. In: Archäologie Österreichs. 2016, ISSN 1018-1857, S. 56–59 (univie.ac.at).
- Günther Schörner, Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Ausgrabung Molino San Vincenzo, Version 1. 16. September 2014, doi:10.13140/RG.2.1.3490.0245.
- Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Neue Forschungen zum ländlichen Fundplatz Molino San Vincenzo (Toskana, Italien). In: Forum Archaeologiae. Nr. 78/III, 2016, ISSN 1605-4636 (univie.ac.at).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Molino San Vincenzo auf der Website der Universität Wien
- Molino San Vincenzo auf FastiOnline
- Molino San Vincenzo auf Pleiades
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Günther Schörner, Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Ausgrabung Molino San Vincenzo. Abgerufen am 9. Oktober 2018.
- ↑ Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Neue Forschungen zum ländlichen Fundplatz Molino San Vincenzo (Toskana, Italien). In: Forum Archaeologiae. Nr. 78/III (univie.ac.at).
- ↑ Lorella Alderighi: Montespertoli (FI). Molino San Vincenzo: Un nuovo insediamento rurale di età romana in Val di Pesa. In: Notiziario della Sopraintendenza per i Beni Archeologici della Toscana. Nr. 6, 2010, 2011, ISBN 978-88-7814-555-9, ISSN 2035-5297, S. 268–271.
- ↑ Günther Schörner, Dominik Hagmann, Veronika Schreck: Die site Molino San Vincenzo. In: Archäologie Österreichs. Nr. 26/2. Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 2015, ISSN 1018-1857, S. 56 (56-59 S.).
Koordinaten: 43° 41′ 38,9″ N, 11° 5′ 41,8″ O