Birkenhainer Straße
Die Birkenhainer (Land-)Straße ist ein mittelalterlicher Heer- und Handelsweg zwischen Rheinfranken und Ostfranken. Er verbindet auf 71 km Länge Hanau mit Gemünden am Main und verkürzt damit den Weg entlang des Mainvierecks durch die Wegführung über die nordwestlichen Ausläufer des Spessarts.
Geschichte
Der Name erscheint erstmals 1338 und rührt von der Waldabteilung »Birkenhain« bei Geiselbach her, in deren Nähe sich mehrere Wegebündel zu einer Hauptroute in Richtung Osten vereinigen.
Die Trasse verläuft entlang der Bergrücken und vermeidet so ständige Auf- und Abstiege. Funde entlang der Straße deuten darauf hin, dass der Weg auch schon im 2. Jahrtausend v. Chr. benutzt wurde. Auch die Anlage des Kleinkastells Neuwirtshaus belegt die Nutzung der Straße in römischer Zeit. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt 810 n. Chr. An ihr wurde auch das Kloster Einsiedel angelegt. Im Mittelalter war sie Schauplatz von Überfällen der Spessarträuber auf die Handelstransporte. Die Straße war ein Teilstück der mittelalterlichen Verbindung Wien – Amsterdam. Nach dem 14. Jahrhundert verlor diese – zum Teil zweispurige – „Autobahn des Mittelalters“ durch den Neubau von Straßen entlang der Flüsse und Städte an Bedeutung.
Heute wird die Birkenhainer Straße nur noch als Wander- und Fahrradweg benutzt. Der Spessartbund hat den Weg mit einem schwarzen „B“ auf weißem Grund gekennzeichnet und hält ihn in Stand. Sie verläuft zu großen Teilen entlang der hessisch-bayerischen Landesgrenze. Entsprechend sind viele historische Grenzsteine entlang der Strecke erhalten.
Überreste
Auch wenn weite Teile der Strecke heute zu modernen Forstwegen umgewandelt worden sind, so lassen sich gleichwohl noch Spuren des alten Fernreisewegs erkennen. Markante Spuren finden sich beispielsweise in der Nähe der Gemeinde Wiesen an der Kreuzung von Birkenhainer Straße und Eselsweg, westlich des Dr.-Kihn-Platzes, am Wiesbüttsee, entlang der heutigen Landesstraße L 2905 zwischen Wiesen und Flörsbach sowie östlich der alten Zollstation und früheren Herberge Bayerische Schanz. Sehr umfangreiche Spuren, unter anderem bis zu zehn Hohlwege nebeneinander, sind auf einem Bergrücken ca. 2 Kilometer nordöstlich von Ruppertshütten zu sehen. Im Zusammenhang mit den hier seit 2011 stattfindenden Ausgrabungen an der alten Wegstation „Kloster Einsiedel“ wurden auch Kleinabschnitte der alten Birkenhainer Straße freigelegt. Hier zeigt sich, dass die Straße an Teilstücken sogar zweispurig (für Verkehr und Gegenverkehr) angelegt war. In den Ausgrabungsabschnitten ist zu erkennen, dass es sich um einen künstlich angelegten, mit Fels und Stein befestigten Hohlweg handelte. Auf den Steinen sind die 1,50 m breiten alten Radführungsspuren zu erkennen. Der heutige Forstweg „Birkenhainer Straße“ führt zwar in der Nähe der alten Birkenhainer Straße vorbei, ist aber nicht deckungsgleich mit ihr.
Wegpunkte
Markante Wegpunkte sind:
- Bayrische Schanz ⊙
- Kloster Einsiedel zwischen Ruppertshütten, Rengersbrunn und Rieneck ⊙
- Dr. Karl-Kihn-Platz oberhalb von Wiesen im Kreuzungspunkt mit dem Eselsweg ⊙
- Frohnbügel ⊙
- Kleinkastell Neuwirtshaus ⊙
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Bayrische Schanz, Station an der Birkenhainer Straße
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Hohlwege am westlichen Abhang des Spessart nordwestlich von Alzenau.
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Dr.-Karl-Kihn-Platz
Literatur
- Geschichte & Geschichten entlang der Birkenhainer Straße. Von Hanau bis Gemünden. Herausgegeben vom Main-Kinzig.Kreis, Gelnhausen 2010.
Weblinks
- Bayrische Schanz
- Übersicht Verlauf Birkenhainer Straße
- Kulturweg "Birkenhainer Straße", Archäologisches Spessart-Projekt
- Main-Echo-Artikel über eine Expertentagung des Archäologischen Spessartprojekts am 6. und 7. November 2014
- Vorlage:KD-Hessen.