Nadelfreie Injektion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Intradermale Injektion
Funktionsweise

Bei einer nadelfreien Injektion („Spritze ohne Nadel“, engl. jet injection) wird ein Medikament bzw. ein Stoff mittels einer Impfpistole durch hohen Druck direkt, ohne Verwendung einer Kanüle in den Körper von Mensch oder Tier injiziert.[1]

Die Systeme sind nicht für die Abnahme von Flüssigkeiten, z. B. Blut, geeignet. Die Anwendung erfolgt subkutan und intradermal, jedoch nicht tief im Gewebe und nicht intravenös.

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Möglich ist sowohl die Verabreichung von flüssigen als auch pulverförmigen Substanzen, die feder- oder gasgetrieben appliziert werden. Neben verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten (Diabetiker, Lokalanästhesie, Thromboseprophylaxe) wird vor allem Potenzial bei Massenimpfungen, etwa im Rahmen einer Pandemie, gesehen.[2] Die Genkanone ist ein Gerät zur nadelfreien Injektion.

Im Bereich der Schweineimpfung sind nadellose Impfsysteme seit 2016 auf dem Markt. Die Injektionsvolumina von ca. 0,2 ml werden per Hochdruck intradermal appliziert. Geimpft wird damit beispielsweise gegen das porcine Circovirus,[3] suides Herpesvirus 1 und Mycoplasma hyopneumoniae.[4] Der Einsatz von Impfpistolen beim Menschen hat einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Ausrottung der Pocken geleistet.

Vorteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Herstellern werden eine weitgehende Schmerzfreiheit und eine genauere Dosierung als Vorteile proklamiert. Nadelstichverletzungen sind grundsätzlich ausgeschlossen. Daher können nadelfreie Einwegsysteme auch für den persönlichen Notfalleinsatz konzipiert werden.

Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geräte sind weniger geeignet für größere Stoffmengen oberhalb 0,5 ml. Der technische Aufwand und der Preis der Systeme sind höher als bei Spritzen mit Nadel.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Baxter, S. Mitragotri: Needle-free liquid jet injections: mechanisms and applications. In: Expert review of medical devices. Band 3, Nummer 5, September 2006, ISSN 1743-4440, S. 565–574, doi:10.1586/17434440.3.5.565, PMID 17064242 (Review).
  2. G. Kersten, H. Hirschberg: Needle-free vaccine delivery. In: Expert opinion on drug delivery. Band 4, Nummer 5, September 2007, ISSN 1742-5247, S. 459–474, doi:10.1517/17425247.4.5.459, PMID 17880271 (Review).
  3. New needle free vaccine for pig disease. 13. Mai 2016, abgerufen am 26. Januar 2017.
  4. M. Borggren, J. Nielsen u. a.: Vector optimization and needle-free intradermal application of a broadly protective polyvalent influenza A DNA vaccine for pigs and humans. In: Human vaccines & immunotherapeutics. Band 11, Nummer 8, 2015, S. 1983–1990, doi:10.1080/21645515.2015.1011987, PMID 25746201, PMC 4635702 (freier Volltext).