Folio (Bibliothekssoftware)

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Folio

Basisdaten

Hauptentwickler Open Library Foundation
Entwickler FOLIO-Community
Erscheinungsjahr 24. Juni 2016[1]
Aktuelle Version Lotus
(2022)
Aktuelle Vorabversion Morning Glory
(September 2022)
Programmiersprache Java, JavaScript
Kategorie Bibliothekssystem
Lizenz Apache 2
(Freie Software)
deutschsprachig ja
www.folio.org

Folio (Eigenschreibweise FOLIO, von lateinisch folium „Blatt“) ist eine von der internationalen Folio-Community entwickelte cloudfähige Open-Source-Softwarebasis für ein Bibliotheksmanagementsystem für wissenschaftliche Bibliotheken. Folio wird seit 2015 durch das Softwareunternehmen Index Data und finanziert von EBSCO Information Services entwickelt, die lauffähige Softwarebasis ist seit September 2016 öffentlich, eine frühe Version mit funktionalen bibliothekarischen Modulen für 2018 angekündigt.[2][3][4][5][6]

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Software soll besonders einfach zu erweitern sein, wahlweise selbst oder als mandantenfähiges Cloudsystem betrieben werden können, und die Anforderungen von wissenschaftlichen Bibliotheken in den Bereichen Metadatenmanagement, Erwerbung, Verwaltung elektronischer Ressourcen, Ausleihe, Nutzerverwaltung, Systemadministration und Integration erfüllen. Die funktionalen Anforderungen wurden durch die deutschen Bibliotheksverbünde GBV und hbz sowie die SOAS zusammengestellt[7] und werden von der Folio-Community weiterentwickelt.

Das Projekt möchte eine Open-Source-Alternative zu den proprietären Cloudsystemen Alma von Ex Libris und WMS von OCLC erschaffen.[2]

Code und Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Softwarecode wird mit GitHub verwaltet, ein aufgezeichnetes Webinar gibt potentiellen Softwareentwicklern eine Einführung.[8]

Verwendete Technologien sind Vert.x und JSON für die Intermodulkommunikation, React und Redux für die Benutzerschnittstelle und RAML für die Persistenzschnittstelle.[9]

Die als „platform“ bezeichnete Softwarebasis besteht aus dem Baukasten für Benutzeroberflächen, dem „Okapi“ genannten Nachrichtenbus für die Kommunikation der Module untereinander, und einer Systemverwaltungschicht einschließlich Datenbank. Auf dieser Softwarebasis werden funktionale Module wie Ausleihe und Erwerbung aufsetzen.[10]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Englischen und Deutschen hat der Name Folio im bibliothekarischen Bereich drei Bedeutungen: Neben der Blattzählung (siehe Folium) im Gegensatz zur Seitenzählung bezeichnet Folio auch ein Buchformat und ein historisches Papierformat.

Das Motto „the Future of Libraries is Open“, englisch für „die Zukunft der Bibliotheken ist offen“ wurde erst nachträglich ergänzt,[11][12] somit ist Folio ein Backronym.

Open Library Foundation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Organisation sowie die Verwaltung von Finanzen und Urheberrechten wurde 2016 die Open Library Foundation gegründet, die ihren Sitz in den USA hat und dort gemeinnützig ist. Die Community des Kuali Open Library Environment ist im Jahr 2016 zu ihr gewechselt und hat dazu die Kuali Foundation verlassen, um ihre bisherigen Ziele mit der neuen Folio-Softwarebasis weiterzuverfolgen.[2][13] Mitglieder im deutschsprachigen Raum sind die Bibliotheksverbünde GBV, hbz und hebis, die an der Entwicklung eines Bibliotheksmanagementsystems auf der neuen FOLIO-Plattform mitarbeiten.[14][15][16]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einschlägigen bibliothekarischen Konferenzen[17][13] und Websites[3][18][19][20] erhielt Folio breiten Raum für eine Projektvorstellung und wurde intensiv diskutiert. Der Bibliotheksverbund hebis startete 2022 ein mehrjähriges Migrationsprojekt hin zu FOLIO.[21]

Im September 2022 wurde im Rahmen der 26. Verbundkonferenz des GBV seitens der VZG die „FOLIO-Roadmap 2022-2031“ vorgestellt, die das strategische Ziel „Migration der GBV-Bibliotheken auf die FOLIO-Plattform“ enthält und die „Umsetzung des Implementierungsplans“ mit „2024 bis 2031“ angibt.[22]

Im Oktober 2022 informierte der Bibliotheksverbund Bayern, dass der Verbund sich für Folio entschieden hat. Pilotbibliotheken werden die Universitätsbibliothek der Technischen Universität München, die Universitätsbibliothek Regensburg gemeinsam mit der Bibliothek der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und die Bibliothek der Hochschule Würzburg-Schweinfurt sein.[23]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. www.folio.org.
  2. a b c Marshall Breeding: EBSCO Supports New Open Source Project. In: American Libraries. American Library Association, 22. April 2016, abgerufen am 15. Juli 2016 (englisch).
  3. a b FOLIO - eine neue Kooperation zwischen Bibliotheken, Serviceanbietern und Entwicklern. In: b.i.t.online. 28. Juni 2016, abgerufen am 15. Juli 2016.
  4. The Repos Are Here—FOLIO Source Code Repositories Released. The initial code base for the FOLIO project is now available on GitHub. In: folio.org. 27. September 2016, abgerufen am 28. September 2016 (englisch).
  5. Nassib Nassar: FOLIO Developer. In: dev.folio.org. 1. September 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  6. Nassib Nassar: FOLIO Developer. In: dev.folio.org. 1. September 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  7. OLE Partners establish objectives for an Open Source, Next Generation Library Management System (Memento vom 15. Juli 2016 im Internet Archive)
  8. Primer on FOLIO Code. Open Library Environment, 21. September 2016, archiviert vom Original am 6. Oktober 2016; abgerufen am 16. März 2024 (englisch).
  9. FOLIO Glossary. Abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  10. A new platform. "Plug-and-play" applications will function as a cohesive experience in a single UI. Abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  11. Sebastian Hammer: FOLIO. (PPT) Service Platform for Libraries. In: 40th ELAG (European Library Automation Group) Conference 2016. European Library Automation Group (ELAG), 7. Juni 2016, abgerufen am 4. Oktober 2016 (englisch).
  12. Jakub Skoczen: FOLIO. (PDF; 1,4 MB) Open Library Services Platform. In: 40th ELAG (European Library Automation Group) Conference 2016. European Library Automation Group (ELAG), 7. Juni 2016, abgerufen am 4. Oktober 2016 (englisch).
  13. a b Kirstin Kemner-Heek: OLE – Ein Open-Source-Projekt im Wandel. (PDF; 0,5 MB) 14. September 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016.
  14. Ziel- und Leistungsvereinbarung 2017. (PDF; 2,4 MB) In: VZG Aktuell. Neues aus der Zentrale. Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG), 20. Dezember 2016, S. 13, abgerufen am 5. Januar 2017.
  15. Kirstin Kemner-Heek: Lokale Bibliothekssysteme. (PDF; 2,4 MB) Von OLE zu FOLIO. In: VZG Aktuell. Neues aus der Zentrale. Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG), 20. Dezember 2016, S. 16–17, abgerufen am 5. Januar 2017.
  16. hbz-/VZG-Projekt. In Zusammenarbeit mit der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) evaluiert das hbz das Open-Source-Bibliothekssystem OLE. Abgerufen am 28. September 2016.
  17. About FOLIO. Presentations. Abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  18. Marshall Breeding: EBSCO Supports New Open Source Project. Software for academic libraries will be developed collaboratively. In: americanlibrariesmagazine.org. American Library Association, 22. April 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  19. Cyril Duchamp: Bibliothèques : un projet international open source susceptible de "changer le marché des systèmes de gestion". Agence Education et Formation (AEF), 15. Juli 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (französisch).
  20. James M. Day: FOLIO: An Open Library Services Platform. In: Library Technology Launchpad. 14. Juli 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016 (englisch).
  21. QIP - Qualität, Innovation, Planbarkeit. Abgerufen am 18. August 2022.
  22. FOLIO-Roadmap 2022-2031. (PDF; 366 KB) 4. September 2022, S. 9, abgerufen am 27. Juli 2023.
  23. Bibliotheksverbund Bayern entscheidet sich für das Open-Source-Bibliothekssystem FOLIO. InetBib, 17. Oktober 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022.