„Misandrie“ – Versionsunterschied

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'''Misandrie''' (gebildet aus dem [[Griechische Sprache|griech.]] misos μῖσος, "Hass" und anēr, andros ἀνήρ, gen. ἀνδρός; "Mann") ist ein dem älteren Begriff [[Misogynie]] nachgebildeter [[Neologismus]] und bezeichnet eine ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber [[Mann|Männern]]. Lexikalisch tauchte der Begriff erst Mitte des 20. Jahrhunderts auf.<ref>Allan G. Johnson: ''The Gender Knot: Unraveling Our Patriarchal Legacy''. Temple University Press. p. 267. ISBN 1-59213-383-5.</ref><ref>Michael Flood, Judith Kargen Gardiner, Bob Pease, Keith Pringle (Hrsg.): Misandry, in:Encyclopedia of Men and Masculinities. Routledge New York 2007, ISBN 978-0-415-33343-6. S. 442ff.</ref>
'''Misandrie''' (gebildet aus dem [[Griechische Sprache|griech.]] misos μῖσος, "Hass" und anēr, andros ἀνήρ, gen. ἀνδρός; "Mann") ist ein dem älteren Begriff [[Misogynie]] nachgebildeter [[Neologismus]] und bezeichnet eine ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber [[Mann|Männern]]. Lexikalisch tauchte der Begriff erst Mitte des 20. Jahrhunderts auf.<ref>Allan G. Johnson: ''The Gender Knot: Unraveling Our Patriarchal Legacy''. Temple University Press. p. 267. ISBN 1-59213-383-5.</ref><ref>{{BibISBN|9780415333436|Kapitel=Misandry|Seite=442–445}}</ref>


== Positionen zu Misandrie in der Populärkultur ==
== Positionen zu Misandrie in der Populärkultur ==
2001 gaben die [[Religionswissenschaften|Religionswissenschaftler]] Paul Nathanson und Katherine K. Young die Untersuchung ''„Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture“'' heraus. Sie konstatierten darin eine in der [[Populärkultur]] und in Teilen der Elitenkultur weit verbreitete Misandrie. Ebenso wie die Misogynie werde die Misandrie kulturell propagiert, im Gegensatz zur Misogynie werde Misandrie jedoch als legitim betrachtet und nicht als problematisch wahrgenommen. Die Grundannahme der Menschlichkeit von Männern sei durch Unwissenheit und Vorurteile unterminiert worden.<ref>Paul Nathanson, Katherine R. Young: ''Spreading Misandry: The Teaching of Contempt for Men in Popular Culture.'' McGill-Queen's University Press, Harper Paperbacks, Montreal 2001, ISBN 978-0-7735-3099-7, S. 5</ref>
2001 gaben die [[Religionswissenschaften|Religionswissenschaftler]] Paul Nathanson und Katherine K. Young die Untersuchung ''„Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture“'' heraus. Sie konstatierten darin eine in der [[Populärkultur]] und in Teilen der Elitenkultur weit verbreitete Misandrie. Ebenso wie die Misogynie werde die Misandrie kulturell propagiert, im Gegensatz zur Misogynie werde Misandrie jedoch als legitim betrachtet und nicht als problematisch wahrgenommen. Die Grundannahme der Menschlichkeit von Männern sei durch Unwissenheit und Vorurteile unterminiert worden.<ref>{{BibISBN|9780773530997|Seite=5}}</ref>


Den Autoren wurde von dem [[Soziologe]]n [[Michael Kimmel]] vorgeworfen, aufgrund ihrer antifeministischen Grundhaltung wesentliche Erkenntnisse der [[Genderforschung]] vernachlässigt zu haben. Das Werk sei tiefgründig flach, eine fieberhafte Phantasie der Autoren.<ref name="mcnamara">Jim R. Mcnamara: [http://www.palgrave.com/products/title.aspx?pid=275646 ''Media and Male Identity. The Making and Remaking of Men.''] 2006, S. 14, 276, 281–282.</ref> Nathanson und Young wendeten ein, dass ihre Arbeit ausdrücklich nicht den Anspruch einer empirischen Studie erhoben habe, dazu hätten ihnen die Mittel gefehlt.<ref>Paul Nathanson, Katherine K. Young: ''Legalizing misandry: from public shame to systemic discrimination against men.'', McGill-Queen's Press, 2006, S. 329–330</ref> Sie hätten vielmehr gefordert, dass eine empirisch fundierte Studie mit der Fragestellung von Misandrie in den Medien durchgeführt werden müsse.
Den Autoren wurde von dem [[Soziologe]]n [[Michael Kimmel]] vorgeworfen, aufgrund ihrer antifeministischen Grundhaltung wesentliche Erkenntnisse der [[Genderforschung]] vernachlässigt zu haben. Das Werk sei tiefgründig flach, eine fieberhafte Phantasie der Autoren.<ref name="mcnamara">{{Literatur|Autor=Jim R. Mcnamara|Titel=[http://www.palgrave.com/products/title.aspx?pid=275646 Media and Male Identity. The Making and Remaking of Men]|Jahr=2006|Seiten=14, 276, 281–282|ISBN=978-0-230-00167-1}}</ref> Nathanson und Young wendeten ein, dass ihre Arbeit ausdrücklich nicht den Anspruch einer empirischen Studie erhoben habe, dazu hätten ihnen die Mittel gefehlt.<ref>{{Literatur|Paul Nathanson, Katherine K. Young|Titel=Legalizing misandry: from public shame to systemic discrimination against men|Verlag=McGill-Queen's Press|Jahr=2006|Seiten=329–330|ISBN=978-0-773-52862-8}}</ref> Sie hätten vielmehr gefordert, dass eine empirisch fundierte Studie mit der Fragestellung von Misandrie in den Medien durchgeführt werden müsse.


Der deutsche Politologe [[Thomas Gesterkamp]] konstatiert, es habe „in den letzten zwanzig Jahren (…) eine Art kulturelle Umdeutung des Mannes vom geachteten Ernährer zum verspotteten Deppen stattgefunden“.<ref>Thomas Gesterkamp: ''Jenseits von Feminismus und Antifeminismus. Plädoyer für eine eigenständige Männerpolitik.'' In: Markus Theunert (Hrsg.), ''Männerpolitik. Was Jungen, Männer und Väter stark macht''. Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18419-7, S. 66</ref> Die „sexuelle Denunziation von Männern“, bei der die Unterhaltungsindustrie eine wichtige Rolle gespielt habe, habe aber inzwischen ihren Höhepunkt überschritten.
Der deutsche Politologe [[Thomas Gesterkamp]] konstatiert, es habe „in den letzten zwanzig Jahren (…) eine Art kulturelle Umdeutung des Mannes vom geachteten Ernährer zum verspotteten Deppen stattgefunden“.<ref>{{Literatur|Autor=[[Thomas Gesterkamp]]|Kapitel=Jenseits von Feminismus und Antifeminismus. Plädoyer für eine eigenständige Männerpolitik|Titel=Männerpolitik. Was Jungen, Männer und Väter stark macht|Herausgeber=Markus Theunert|Verlag=[[Springer VS]]|Ort=Wiesbaden|Jahr=2012|ISBN=978-3-531-18419-7|Seiten=66}}</ref> Die „sexuelle Denunziation von Männern“, bei der die Unterhaltungsindustrie eine wichtige Rolle gespielt habe, habe aber inzwischen ihren Höhepunkt überschritten.


Der deutsche [[Kultur]]-Soziologe [[Rainer Paris]] konstatiert in seinem [[Ideologiekritik|ideologiekritischen]] [[Essay]] ''Doing Gender'' eine alles durchdringende [[Kultur]] des [[Misstrauen]]s, die das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nachhaltig vergiftet habe. Nach dem Motto, Frauen seien grundsätzlich die besseren Menschen, sei aus dem berechtigten Anspruch nach [[Gleichberechtigung|gleichen Chancen]] schlicht [[Rassismus]] geworden. Behindert durch [[Feminismus|feministische]] Scheuklappen würden die unterschiedlichsten männlichen Verhaltensformen ([[Höflichkeit]], [[Flirt]] etc.) zu männlichen Angriffen und Unterwerfungsstrategien uminterpretiert, was eine emotionale Verwüstung im Privat- und Intimleben erzeuge.<ref>Rainer Paris: ''Doing Gender.'' In: [[Merkur (Zeitschrift)|Merkur]] 649, 2003 [http://www.uni-koblenz.de/~vladimir/breviary/paris.html]</ref>
Der deutsche [[Kultur]]-Soziologe [[Rainer Paris]] konstatiert in seinem [[Ideologiekritik|ideologiekritischen]] [[Essay]] ''Doing Gender'' eine alles durchdringende [[Kultur]] des [[Misstrauen]]s, die das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nachhaltig vergiftet habe. Nach dem Motto, Frauen seien grundsätzlich die besseren Menschen, sei aus dem berechtigten Anspruch nach [[Gleichberechtigung|gleichen Chancen]] schlicht [[Rassismus]] geworden. Behindert durch [[Feminismus|feministische]] Scheuklappen würden die unterschiedlichsten männlichen Verhaltensformen ([[Höflichkeit]], [[Flirt]] etc.) zu männlichen Angriffen und Unterwerfungsstrategien uminterpretiert, was eine emotionale Verwüstung im Privat- und Intimleben erzeuge.<ref>{{Literatur|Autor=Rainer Paris|Titel=Doing Gender|Sammelwerk=[[Merkur (Zeitschrift)|Merkur]]|Nummer=649|Jahr=2003|Online=[http://web.archive.org/web/20040917114447/http://www.uni-koblenz.de/~vladimir/breviary/paris.html online im Webarchiv]|Zugriff=2013-06-26}}</ref>


Die Literaturnobelpreisträgerin [[Doris Lessing]] sprach von „Männern als den neuen geheimen Opfern im Krieg der Geschlechter“ als sie im August [[2001]] in einem Interview mit der britischen Zeitung ''[[The Guardian]]'' eine „denkfaule und heimtückische Kultur“ kritisierte, die sich im Feminismus breitgemacht hätte und die darauf hinauslaufe, auf Männer einzudreschen: „Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. […] Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun.“<ref>[[The_Guardian|The Guardian]]: [http://www.guardian.co.uk/uk/2001/aug/14/edinburghfestival2001.edinburghbookfestival2001 "Lay off men, Lessing tells feminists."] 14. August 2001. Abgerufen am 15. Mai 2010</ref><ref>[http://www.vaeter-aktuell.de/feminismus/Lessing_20010814.htm ''Feminismus heißt nicht, auf Männer einzudreschen.'' ]Pressespiegel auf ''Väter aktuell''</ref>
Die Literaturnobelpreisträgerin [[Doris Lessing]] sprach von „Männern als den neuen geheimen Opfern im Krieg der Geschlechter“ als sie im August 2001 in einem Interview mit der britischen Zeitung ''[[The Guardian]]'' eine „denkfaule und heimtückische Kultur“ kritisierte, die sich im Feminismus breitgemacht hätte und die darauf hinauslaufe, auf Männer einzudreschen: „Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. […] Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun.“<ref>{{Literatur|Autor=Fiachra Gibbons|Sammelwerk=[[The Guardian]]|Online=[http://www.guardian.co.uk/uk/2001/aug/14/edinburghfestival2001.edinburghbookfestival2001 online]|Titel=Lay off men, Lessing tells feminists|Jahr=2001|Monat=8|Tag=14|Zugriff=2013-06-26}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.vaeter-aktuell.de/feminismus/Lessing_20010814.htm|titel=Feminismus heißt nicht, auf Männer einzudreschen.|hrsg=vaeter-aktuell.de|kommentar=Pressespiegel|zugriff=2013-06-26}}</ref>

Mittlerweile ist eine mediale Radikalisierung eingetreten. Alexandra Schewtschenko von den [[Femen]] nennt als Ziel ihre Organisation das [[Matriarchat]]. {{"|Text=Dann wird wieder Blut fließen. Die Revolution wird brutal. ZEIT ONLINE: Wessen Blut? Schewtschenko: Das der Männer.}}<ref name="Zeit 1">{{Literatur|Autor=Steffen Dobbert|Titel=„Am Ende steht das Matriarchat“|TitelErg=„Das Blut der Männer wird fließen“|Sammelwerk=[[Die Zeit#Zeit Online|Zeit Online]]|Nummer=24|Jahr=2012|Monat=6|Tag=12|Seiten=2|ISSN=0044-2070|Online=[http://www.zeit.de/sport/2012-06/interview-femen-ukraine-protest online]|Zugriff=2013-06-26}}</ref> Symbolisiert werden Aktionen u.&nbsp;a. durch ein Bild, das eine barbusige Frau mit blutiger Sichel in der einen und abgeschnittenem [[Skrotum]] in der anderen Hand zeigt.<ref name="Femen 1">{{Internetquelle|hrsg=[[Femen]]|url=http://femen.org/front/images/header/femen-sait-02.jpg|format=jpg-Bild|sprache=en|titel=Women′s Movement. Sextremism|archiv-url=http://web.archive.org/web/20130120004911/http://femen.org/front/images/header/femen-sait-02.jpg|archiv-datum=2013-01-20|zugriff=2013-06-26}}</ref>


=== Männerbild in angloamerikanischen Medien ===
=== Männerbild in angloamerikanischen Medien ===
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Der US-amerikanische Soziologe Allan Johnson argumentiert, dass Misandrie keinen Platz habe in einer überwiegend männerzentrierten Welt, und dass die Behauptung einer Misandrie die herrschende [[Patriarchat|patriarchale]] Fokussierung auf Männer weiter verstärke. Männer würden als Opfer von [[Sexismus|sexistischen]] Vorurteilen dargestellt, die nicht mit frauenfeindlichen Vorurteilen vergleichbar seien. Weiterhin ist Johnson der Auffassung, dass Klagen über Misandrie das Ziel haben, den [[Feminismus]] zu diskreditieren. In Anbetracht der Tatsache der Unterdrückung von Frauen und von männlichen Privilegien sowie deren Verstärkung durch Männer sei es kaum verwunderlich, dass jede Frau gelegentlich Feindseligkeit gegenüber Männern als eine dominante und privilegierte Kategorie von Menschen empfinde.<ref>Allan G. Johnson: [http://books.google.com/books?id=l3TO7reqk24C&pg=PA107 ''The gender knot: unraveling our patriarchal legacy.''] Temple University Press, Philadelphia 1997, S. 107. {{Zitat|The accusation of man hating and male bashing shifts attention away from women and onto men in a sympathetic way that reinforces patriarchal male centeredness while putting women on the defensive for criticizing it. In the process, it portrays men as victims of a gender prejudice that on the surface seems comparable to sexism directed at women. Like many such false parallels, this ignores the fact that antifemale and antimale prejudices have different social bases and produce very different consequences. Resentment and hatred of women are grounded in a misogynist ''culture'' that devalues femaleness itself as part of male privilege and female oppression. For women, however, mainstream patriarchal culture offers no comparable antimale ideology, and so their resentment is based more on experience as a subordinate group and men’s part in it. […] Accusations of male bashing and man hating work to discredit feminism because […] people often confuse men as individuals with men as a dominant and privileged category of people. Given the reality of women's oppression, male privilege, and men's enforcement of both, it's hardly surprising that ''every'' woman should have moments when she resents or even hates "men."}}</ref>
Der US-amerikanische Soziologe Allan Johnson argumentiert, dass Misandrie keinen Platz habe in einer überwiegend männerzentrierten Welt, und dass die Behauptung einer Misandrie die herrschende [[Patriarchat|patriarchale]] Fokussierung auf Männer weiter verstärke. Männer würden als Opfer von [[Sexismus|sexistischen]] Vorurteilen dargestellt, die nicht mit frauenfeindlichen Vorurteilen vergleichbar seien. Weiterhin ist Johnson der Auffassung, dass Klagen über Misandrie das Ziel haben, den [[Feminismus]] zu diskreditieren. In Anbetracht der Tatsache der Unterdrückung von Frauen und von männlichen Privilegien sowie deren Verstärkung durch Männer sei es kaum verwunderlich, dass jede Frau gelegentlich Feindseligkeit gegenüber Männern als eine dominante und privilegierte Kategorie von Menschen empfinde.<ref>Allan G. Johnson: [http://books.google.com/books?id=l3TO7reqk24C&pg=PA107 ''The gender knot: unraveling our patriarchal legacy.''] Temple University Press, Philadelphia 1997, S. 107. {{Zitat|The accusation of man hating and male bashing shifts attention away from women and onto men in a sympathetic way that reinforces patriarchal male centeredness while putting women on the defensive for criticizing it. In the process, it portrays men as victims of a gender prejudice that on the surface seems comparable to sexism directed at women. Like many such false parallels, this ignores the fact that antifemale and antimale prejudices have different social bases and produce very different consequences. Resentment and hatred of women are grounded in a misogynist ''culture'' that devalues femaleness itself as part of male privilege and female oppression. For women, however, mainstream patriarchal culture offers no comparable antimale ideology, and so their resentment is based more on experience as a subordinate group and men’s part in it. […] Accusations of male bashing and man hating work to discredit feminism because […] people often confuse men as individuals with men as a dominant and privileged category of people. Given the reality of women's oppression, male privilege, and men's enforcement of both, it's hardly surprising that ''every'' woman should have moments when she resents or even hates "men."}}</ref>


Der australische Soziologe [[Michael Flood]] argumentiert ebenfalls dahingehend, dass Misandrie nicht mit [[Misogynie]] vergleichbar sei, da der Misandrie nicht die systematische, transhistorische, institutionalisierte und gesetzlich verankerte Feindseligkeit der [[Misogynie]] innewohne. Flood merkt an, dass das Wort dennoch vermehrt von bestimmten [[Männerrechtsbewegung|Männerrechtsgruppen]] verwendet werde. {{Zitat|Despite contrary claims, misandry lacks the systemic, transhistoric, institutionalized and legislated antipathy of misogyny. Nevertheless, the notion is gaining in currency among "masculists" and "men's rights" groups seeking to redress supposedly discriminatory divorce, domestic violence, and rape shield laws.| Michael Flood<ref>[[Michael Flood]] u.a.: [http://books.google.com/books?id=EUON2SYps-QC&pg=PA442 ''International encyclopedia of men and masculinities.''] Routledge, London, New York 2007, S. 442.</ref>}}
Der australische Soziologe [[Michael Flood]] argumentiert ebenfalls dahingehend, dass Misandrie nicht mit [[Misogynie]] vergleichbar sei, da der Misandrie nicht die systematische, transhistorische, institutionalisierte und gesetzlich verankerte Feindseligkeit der [[Misogynie]] innewohne. Flood merkt an, dass das Wort dennoch vermehrt von bestimmten [[Männerrechtsbewegung|Männerrechtsgruppen]] verwendet werde. {{Zitat|Despite contrary claims, misandry lacks the systemic, transhistoric, institutionalized and legislated antipathy of misogyny. Nevertheless, the notion is gaining in currency among "masculists" and "men's rights" groups seeking to redress supposedly discriminatory divorce, domestic violence, and rape shield laws.| Michael Flood<ref>{{BibISBN|9780415333436|Seite=442}}</ref>}}


== Vorurteilsforschung ==
== Vorurteilsforschung ==
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* R. Howard Bloch, Frances Ferguson (Hrsg.): ''Misogyny, Misandry, and Misanthropy.'' University of California Press, 1989
* R. Howard Bloch, Frances Ferguson (Hrsg.): ''Misogyny, Misandry, and Misanthropy.'' University of California Press, 1989
* Judith Levine: ''My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives.'' Doubleday, 1992
* Judith Levine: ''My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives.'' Doubleday, 1992
* {{BibISBN|9780773530997}}
* Paul Nathanson, Katherine K. Young: ''Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture.'' McGill-Queen’s University Press, 2001
* {{BibISBN|9780773528628}}
* Paul Nathanson, Katherine K. Young: ''Legalizing Misandry: From Public Shame to Systemic Discrimination Against Men.'' McGill-Queen’s University Press, 2006
* {{BibISBN|9780415333436|Kapitel=Misandry|Seite=442–445}}
* Michael Flood, Judith Kargen Gardiner, Bob Pease, Keith Pringle (Hrsg.): ''Misandry'', in:''Encyclopedia of Men and Masculinities''. Routledge New York 2007, ISBN 978-0-415-33343-6. S. 442ff.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 26. Juni 2013, 10:08 Uhr

Misandrie (gebildet aus dem griech. misos μῖσος, "Hass" und anēr, andros ἀνήρ, gen. ἀνδρός; "Mann") ist ein dem älteren Begriff Misogynie nachgebildeter Neologismus und bezeichnet eine ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber Männern. Lexikalisch tauchte der Begriff erst Mitte des 20. Jahrhunderts auf.[1][2]

Positionen zu Misandrie in der Populärkultur

2001 gaben die Religionswissenschaftler Paul Nathanson und Katherine K. Young die Untersuchung „Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture“ heraus. Sie konstatierten darin eine in der Populärkultur und in Teilen der Elitenkultur weit verbreitete Misandrie. Ebenso wie die Misogynie werde die Misandrie kulturell propagiert, im Gegensatz zur Misogynie werde Misandrie jedoch als legitim betrachtet und nicht als problematisch wahrgenommen. Die Grundannahme der Menschlichkeit von Männern sei durch Unwissenheit und Vorurteile unterminiert worden.[3]

Den Autoren wurde von dem Soziologen Michael Kimmel vorgeworfen, aufgrund ihrer antifeministischen Grundhaltung wesentliche Erkenntnisse der Genderforschung vernachlässigt zu haben. Das Werk sei tiefgründig flach, eine fieberhafte Phantasie der Autoren.[4] Nathanson und Young wendeten ein, dass ihre Arbeit ausdrücklich nicht den Anspruch einer empirischen Studie erhoben habe, dazu hätten ihnen die Mittel gefehlt.[5] Sie hätten vielmehr gefordert, dass eine empirisch fundierte Studie mit der Fragestellung von Misandrie in den Medien durchgeführt werden müsse.

Der deutsche Politologe Thomas Gesterkamp konstatiert, es habe „in den letzten zwanzig Jahren (…) eine Art kulturelle Umdeutung des Mannes vom geachteten Ernährer zum verspotteten Deppen stattgefunden“.[6] Die „sexuelle Denunziation von Männern“, bei der die Unterhaltungsindustrie eine wichtige Rolle gespielt habe, habe aber inzwischen ihren Höhepunkt überschritten.

Der deutsche Kultur-Soziologe Rainer Paris konstatiert in seinem ideologiekritischen Essay Doing Gender eine alles durchdringende Kultur des Misstrauens, die das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nachhaltig vergiftet habe. Nach dem Motto, Frauen seien grundsätzlich die besseren Menschen, sei aus dem berechtigten Anspruch nach gleichen Chancen schlicht Rassismus geworden. Behindert durch feministische Scheuklappen würden die unterschiedlichsten männlichen Verhaltensformen (Höflichkeit, Flirt etc.) zu männlichen Angriffen und Unterwerfungsstrategien uminterpretiert, was eine emotionale Verwüstung im Privat- und Intimleben erzeuge.[7]

Die Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing sprach von „Männern als den neuen geheimen Opfern im Krieg der Geschlechter“ als sie im August 2001 in einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian eine „denkfaule und heimtückische Kultur“ kritisierte, die sich im Feminismus breitgemacht hätte und die darauf hinauslaufe, auf Männer einzudreschen: „Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. […] Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun.“[8][9]

Mittlerweile ist eine mediale Radikalisierung eingetreten. Alexandra Schewtschenko von den Femen nennt als Ziel ihre Organisation das Matriarchat. „Dann wird wieder Blut fließen. Die Revolution wird brutal. ZEIT ONLINE: Wessen Blut? Schewtschenko: Das der Männer.“[10] Symbolisiert werden Aktionen u. a. durch ein Bild, das eine barbusige Frau mit blutiger Sichel in der einen und abgeschnittenem Skrotum in der anderen Hand zeigt.[11]

Männerbild in angloamerikanischen Medien

In seiner Studie Media and Male Identity: the Making and Remaking of Men (2006) beschäftigt sich der australische Medienforscher Jim R. Macnamara mit Nathanson und Youngs Thesen und widmet sich den dabei verbliebenen Forschungslücken.[4] Seine eigene empirische Forschung bestätige und übertreffe die Ergebnisse von Nathanson und Young. Männer würden in den modernen angloamerikanischen Medien weitgehend dämonisiert, marginalisiert, trivialisiert und objektifiziert. Männlichkeit werde weithin als das angeborene und kulturell Böse präsentiert. 70 Prozent der Darstellungen seien negativ, 80 Prozent unvorteilhaft. Positives werde bei Männern meist als „weibliche Eigenschaft“ dargestellt.[4] Seine Analyse zeige, dass die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in Sprache und Diskurs sich umgekehrt habe oder zumindest nunmehr beide Geschlechter betreffe. Die gesellschaftlichen Folgen müssten noch erforscht werden, jedoch sei die zunehmende Bedeutung der Massenmedien in gegenwärtigen Gesellschaften naheliegend.[4]

Entstehungsgeschichte des negativen Männerbildes in der Moderne

In seiner Dissertation Das unmoralische Geschlecht - Zur Geburt der Negativen Andrologie analysiert der Soziologe Christoph Kucklick die Entstehungsgeschichte der modernen Männlichkeit und des negativen Männerbildes. Eine wesentliche neue Erkenntnis dieser Dissertation ist, dass das Stereotyp vom unmoralischen, gewalttätigen, sexuell unersättlichen Mann weit vor dem modernen Feminismus entstanden ist, und zwar um 1800 zu Beginn der Moderne durch bürgerliche Denker wie u.a. John Millar und Johann Gottlieb Fichte.[12][13]

Kritik des Begriffs Misandrie

Der US-amerikanische Soziologe Allan Johnson argumentiert, dass Misandrie keinen Platz habe in einer überwiegend männerzentrierten Welt, und dass die Behauptung einer Misandrie die herrschende patriarchale Fokussierung auf Männer weiter verstärke. Männer würden als Opfer von sexistischen Vorurteilen dargestellt, die nicht mit frauenfeindlichen Vorurteilen vergleichbar seien. Weiterhin ist Johnson der Auffassung, dass Klagen über Misandrie das Ziel haben, den Feminismus zu diskreditieren. In Anbetracht der Tatsache der Unterdrückung von Frauen und von männlichen Privilegien sowie deren Verstärkung durch Männer sei es kaum verwunderlich, dass jede Frau gelegentlich Feindseligkeit gegenüber Männern als eine dominante und privilegierte Kategorie von Menschen empfinde.[14]

Der australische Soziologe Michael Flood argumentiert ebenfalls dahingehend, dass Misandrie nicht mit Misogynie vergleichbar sei, da der Misandrie nicht die systematische, transhistorische, institutionalisierte und gesetzlich verankerte Feindseligkeit der Misogynie innewohne. Flood merkt an, dass das Wort dennoch vermehrt von bestimmten Männerrechtsgruppen verwendet werde.

„Despite contrary claims, misandry lacks the systemic, transhistoric, institutionalized and legislated antipathy of misogyny. Nevertheless, the notion is gaining in currency among "masculists" and "men's rights" groups seeking to redress supposedly discriminatory divorce, domestic violence, and rape shield laws.“

Michael Flood[15]

Vorurteilsforschung

Judith Levines My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives befasst sich mit den Vorurteilen gegenüber Männern, die aus Interviews mit Frauen zusammengestellt wurden. Levine zufolge ist Misandrie ein „kollektives kulturelles Problem“ anstatt einer individuellen Neurose. Sie beschreibt Männerhass als eine Folge der Unterdrückung von Frauen durch Männer.[16]

Psychologische Forschungen ergaben, dass auf der Vorurteilsebene Zuschreibungen existieren, die von Männern erwartet werden. Eine Studie im Jahre 2001, die vom alltäglichen modernen Sexismus ausging, untersuchte sowohl Frauen als auch Männer als Betroffene von zwischenmenschlichem Sexismus. Es zeigte sich, dass Männer vor allem von Rollenzuschreibungen betroffen sind, jedoch gab (im Gegensatz zu den Frauen) kein in der Studie befragter Mann an, sich ernsthaft davon betroffen zu fühlen, auf einen (geschlechtsspezifischen) Objektstatus reduziert zu werden.[17]

Literatur

  • R. Howard Bloch, Frances Ferguson (Hrsg.): Misogyny, Misandry, and Misanthropy. University of California Press, 1989
  • Judith Levine: My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives. Doubleday, 1992
  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9780773530997 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9780773528628 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • Michael Flood, Judith Kargen Gardiner, Bob Pease, Keith Pringle (Hrsg.): Encyclopedia of Men and Masculinities. Routledge, New York 2007, ISBN 978-0-415-33343-6, Misandry, S. 442–445 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Allan G. Johnson: The Gender Knot: Unraveling Our Patriarchal Legacy. Temple University Press. p. 267. ISBN 1-59213-383-5.
  2. Michael Flood, Judith Kargen Gardiner, Bob Pease, Keith Pringle (Hrsg.): Encyclopedia of Men and Masculinities. Routledge, New York 2007, ISBN 978-0-415-33343-6, Misandry, S. 442–445 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9780773530997 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  4. a b c d Jim R. Mcnamara: Media and Male Identity. The Making and Remaking of Men. 2006, ISBN 978-0-230-00167-1, S. 14, 276, 281–282.
  5. Legalizing misandry: from public shame to systemic discrimination against men. McGill-Queen's Press, 2006, ISBN 978-0-7735-2862-8, S. 329–330.
  6. Thomas Gesterkamp: Männerpolitik. Was Jungen, Männer und Väter stark macht. Hrsg.: Markus Theunert. Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18419-7, Jenseits von Feminismus und Antifeminismus. Plädoyer für eine eigenständige Männerpolitik, S. 66.
  7. Rainer Paris: Doing Gender. In: Merkur. Nr. 649, 2003 (online im Webarchiv [abgerufen am 26. Juni 2013]).
  8. Fiachra Gibbons: Lay off men, Lessing tells feminists. In: The Guardian. 14. August 2001 (online [abgerufen am 26. Juni 2013]).
  9. Feminismus heißt nicht, auf Männer einzudreschen. vaeter-aktuell.de, abgerufen am 26. Juni 2013 (Pressespiegel).
  10. Steffen Dobbert: „Am Ende steht das Matriarchat“. „Das Blut der Männer wird fließen“. In: Zeit Online. Nr. 24, 12. Juni 2012, ISSN 0044-2070, S. 2 (online [abgerufen am 26. Juni 2013]).
  11. Women′s Movement. Sextremism. (jpg-Bild) Femen, archiviert vom Original am 20. Januar 2013; abgerufen am 26. Juni 2013 (englisch).
  12. Christoph Kucklick:Das unmoralische Geschlecht - Zur Geburt der Negativen Andrologie. Suhrkamp Verlag, 2008, ISBN 978-3-518-12538-0, "In Männern fixiert die Moderne ihre Ressentiments gegen sich selbst.“ (S.13). Ruben Marc Hackler: Rezension zu: Kucklick, Christoph: Das unmoralische Geschlecht. Zur Geburt der Negativen Andrologie. Frankfurt am Main 2008, in: H-Soz-u-Kult, 5. März 2010
  13. siehe auch: Christoph Kucklick: Das verteufelte Geschlecht, Essay in DIE ZEIT, 12. April 2012 [1]
  14. Allan G. Johnson: The gender knot: unraveling our patriarchal legacy. Temple University Press, Philadelphia 1997, S. 107.

    „The accusation of man hating and male bashing shifts attention away from women and onto men in a sympathetic way that reinforces patriarchal male centeredness while putting women on the defensive for criticizing it. In the process, it portrays men as victims of a gender prejudice that on the surface seems comparable to sexism directed at women. Like many such false parallels, this ignores the fact that antifemale and antimale prejudices have different social bases and produce very different consequences. Resentment and hatred of women are grounded in a misogynist culture that devalues femaleness itself as part of male privilege and female oppression. For women, however, mainstream patriarchal culture offers no comparable antimale ideology, and so their resentment is based more on experience as a subordinate group and men’s part in it. […] Accusations of male bashing and man hating work to discredit feminism because […] people often confuse men as individuals with men as a dominant and privileged category of people. Given the reality of women's oppression, male privilege, and men's enforcement of both, it's hardly surprising that every woman should have moments when she resents or even hates "men."“

  15. Michael Flood, Judith Kargen Gardiner, Bob Pease, Keith Pringle (Hrsg.): Encyclopedia of Men and Masculinities. Routledge, New York 2007, ISBN 978-0-415-33343-6, S. 442 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Judith Levine: My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives. Doubleday, 1992
  17. Janet K. Swim, Lauri L. Hyers, Laurie L. Cohen, Melissa J. Ferguson: Everyday Sexism: Evidence for Its Incidence, Nature, and Psychological Impact From Three Daily Diary Studies – Statistical Data Included. In: Journal of Social Issues. 2001 (Frühjahrsheft) [2]