„Überdeckungslemma von Wiener“ – Versionsunterschied

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Version vom 30. April 2018, 22:11 Uhr

Das Überdeckungslemma von Wiener (englisch Wiener covering lemma) ist ein mathematischer Lehrsatz, der im Übergangsfeld zwischen den Gebieten der Topologie, der Maßtheorie und der Harmonischen Analyse angesiedelt ist. Dieses Lemma wird dem US-amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener zugeschrieben und behandelt eine Fragestellung zu offenen Überdeckungen vom kompakten Teilmengen im euklidischen Raum und in Räumen vom homogenen Typ. Es ist verwandt mit einem ähnlichen Überdeckungslemma, welches auf den italienischen Mathematiker Giuseppe Vitali zurückgeht. Beide Lemmata sind bedeutungsvoll für die Herleitung von Sätzen zur Frage der punktweisen Konvergenz von Fourier-Reihen.[1][2][3]

Formulierung

Das Lemma lässt sich angeben wie folgt:[4][5]

Sei der n-dimensionale euklidische Raum oder – allgemeiner – ein Raum vom homogenen Typ mit den Konstanten und .
Hier seien eine in kompakte Teilmenge gegeben und zudem eine Familie von offenen -Kugeln, welche überdecken.
Dann gilt:
Es gibt in eine aus endlich vielen paarweise disjunkten -Kugeln bestehende Teilfamilie derart, dass für die -fach vergrößerten -Kugeln eine Überdeckung von bilden.
Im Falle kann dabei und damit gewählt werden.

Erläuterungen und Anmerkungen

  • Ein Raum vom homogenen Typ ist eine mathematische Raumstruktur über einer nichtleeren Grundmenge derart, dass ein semimetrischer Raum und ein Maßraum ist, woebi die folgenden Zusatzbedingungen gelten:
    • Die Semimetrik , welche die topologische Struktur von erzeugt, hängt ab von einer Konstanten , wobei für stets erfüllt ist.[6]
    • Der Maßraumstruktur von liegt eine σ-Algebra über der Grundmenge zugrunde, welche die borelsche σ-Algebra von sowie alle -Kugeln enthält.[7]
    • ist ein Maß auf ,
      • welches einerseites für jede -Kugel die Ungleichungen erfüllt,
      • welches andererseits eine Konstante aufweist, so dass für jede -Kugel die Ungleichung gilt,[8]
      • und welches schließlich für die Punkte stets der Bedingung genügt.
  • Im Falle wird in der Regel die übliche euklidische Metrik und das Lebesgue-Maß als gegeben vorausgesetzt.
  • Die Grundkonzeption der Räume vom homogenen Typ beruht auf Ideen, welche Kennan T. Smith und Lars Hörmander entwickelt haben und die in der heutigen Form im Wesentlichen von Ronald Raphael Coifman und Guido Weiss ausgearbeitet wurden. Eine weiter verallgemeinerte Auffassung des Konzepts gab Steven G. Krantz in seiner Monographie Explorations in Harmonic Analysis.[9]
  • Die Räume vom homogenen Typ sind nicht zu verwechseln mit den homogenen Räumen.

Das Lemma von Vitali

Das Lemma von Vitali besagt:[3][10]

Ist eine Familie von Intervallen von , so lässt sich daraus eine Intervallfolge auswählen, welche die Ungleichung
erfüllt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Steven G. Krantz: A Panorama of Harmonic Analysis. 1999, S. 71, 235 ff, 357
  2. Donggao Deng, Yongsheng Han: Harmonic Analysis on Spaces of Homogeneous Type. 1999, S. 13
  3. a b Yitzhak Katznelson: An Introduction to Harmonic Analysis. 2004, S. 96 ff
  4. Krantz, op. cit., S. 71, 246
  5. Deng/Han, op. cit., S. 13
  6. Man nennt diese Ungleichung auch die Quasi-Dreiecksungleichung (englisch quasi-triangle inequality ). Daher wird in der englischsprachigen Fachliteratur im hiesigen Kontext auch von einer Quasimetrik gesprochen. Das Konzept der Quasimetrik wird allerdings in der deutschsprachigen Fachliteratur stellenweise – wie etwa in Horst Schuberts Topologie – anders aufgefasst.
  7. Die -Kugeln sind im Falle nicht notwendig offene Teilmengen von .
  8. Man bezeichnet dies als Verdopplungseigenschaft (englisch doubling property) oder auch als Verdopplungsbedingung (englisch doubling condition).
  9. Steven G. Krantz: Explorations in Harmonic Analysis. 2009, S. 192 ff
  10. Katznelson, op. cit., S. 97