„Gesellschaft Japans“ – Versionsunterschied

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=== Mobbing in Japan ===
=== Mobbing in Japan ===

Tatsächlich ist [[Ijime|Mobbing]] in der japanischen Gesellschaft weit verbreitet. Dort wird es als ein unvermeidlicher, aber natürlicher und essentieller Teil des Heranwachsens betrachtet. Während den mageren Jahren in Japan kurz nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in denen Gewalt und Kriminalität relativ verbreitet war, war Mobbing eine Verkörperung der Ethik des „[[Survival of the Fittest|Stärkeren]]“. Kindern wird beigebracht, dass es besser ist andere zu drangsalieren als selbst drangsaliert zu werden.<ref name="BulliJP">{{Internetquelle |autor=Sugimori Shinkichi |url=https://www.nippon.com/en/currents/d00054/ |titel=Anatomy of Japanese Bullying |hrsg=nippon.com |datum=2012-12-03 |zugriff=2018-07-01}}</ref> In den 80er-Jahren als die Wirtschaft in Japan zusammenbrach wurde Mobbing in der Gesellschaft erneut zu einem Teil der Gesellschaft. Erstmals kam es systematischen Drangsalieren der „Schwachen“. Diese Art und Weise war ausschlaggebend für diverse [[Suizid]]e in den letzten Jahren. Während unter männlichen Heranwachsenden physische Gewalt gegen andere Jugendliche oder deren Besitz gewöhnlich ist, greifen Mädchen zu anderen Methoden, wie etwa das Verleumden oder das Ausschließen aus der Gemeinschaft, zurück.<ref name="BulliJP" /> Im Jahr 2012 gab es in Japan landesweit 70.000 Fälle von Schulmobbing; knapp 4,000 davon wurden angezeigt. Die Polizei hat in diesem Jahr 260 Fälle untersucht, was im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 50 Prozent darstellte. Dabei wurden knapp mehr als 500 Täter wegen Mobbing festgenommen oder unter Arrest gestellt.<ref name="TJL">{{Internetquelle |url=https://thisjapaneselife.org/2013/06/12/japan-ijime-bullies/ |titel=On Being Bullied in Japan |hrsg=This Japanese Life |datum=2013-06-12 |zugriff=2018-07-01}}</ref> Viele jugendliche Betroffene von Mobbing in Japan begehen am 1. September jeden Jahres Suizid. An diesem Tag beginnt in Japan das neue Schuljahr nach den Sommerferien.<ref>{{Internetquelle |autor=Rebecca Wright |url=https://edition.cnn.com/2015/09/01/asia/japan-teen-suicides/ |titel=Japan's worst day for teen suicides |hrsg=[[CNN|Cable News Network]] |datum=2015-09-01 |zugriff=2018-07-01}}</ref> Japanische Lehrkräfte verfügen zum Thema Mobbing zumeist kein Wissen um derartige Handlungen richtig zu unterbinden. Dies liegt zum einen an mangelnder Erfahrung oder an Zeitmangel, Kurse über Mobbing zu belegen. In einer Umfrage der japanischen Zeitung ''[[Mainichi Shimbun]]'' gaben 70 Prozent der befragten Lehrer an, dass sie mehr für Mobbingprävention tun würden, ihnen jedoch die Zeit fehle um sich mit der damit verbundenen Mehrarbeit auseinanderzusetzen.<ref name="TJL" /> Anders als in westlichen Staaten, in denen aktiv gegen Mobbing vorgegangen wird, wird Mobbing an japanischen Schulen kleingeredet. Die Gesellschaft sieht in ''Ijime'' ({{lang|ja|虐め}}, abgeleitet von ''ijimeru'', „quälen“) eine Methode die Heranwachsenden auf [[Resilienz (Psychologie)|psychischer Basis]] zu stärken. Allerdings führt ''Ijime'' häufig zu [[Hikikomori|sozialer Isolation]] der Betroffenen. Menschen, die mit einer Beeinträchtigung zur Welt kommen oder in ihrer frühen Kindheit eine Beeinträchtigung erleiden, werden oft von ihren Mitschülern drangsaliert. [[Rie Saitō]], eine japanische Kommunalpolitikerin aus [[Tokio]] beschreibt dieses Szenario als etwas, dass zu erwarten ist.<ref>{{Internetquelle |autor=Michelle Klein-Haas |url=https://www.tokyopop.com/blog/2016/10/20/silence-is-golden-a-silent-voice-discussed-by-someone-who-lived-it |titel=Silence Is Golden: A Silent Voice, Discussed By Someone Who Lived It. |hrsg=[[Tokyopop]] |datum=2016-10-20 |zugriff=2018-07-01}}</ref>
Mobbing ([[Ijime]]), insbesondere an Schülern, wird in der japanischen Öffentlichkeit seit den 1980er Jahren breit diskutiert. Obwohl Mobbing in anderen Ländern genau so häufig oder öfter vorkommt, wurde es in der japanischen Öffentlichkeit bis in die 1990er Jahre als spezifisch japanisches Problem gesehen<ref name="bullying-ijime">{{Literatur |Autor=Takashi Naito and Uwe P. Gielen |Titel=Bullying and Ijime in Japanese Schools |TitelErg=A Sociocultural Perspective |Hrsg= Florence L. Denmark, Herbert H. Krauss, Robert W. Wesner, Elizabeth Midlarsky, Uwe P. Gielen
|Sammelwerk=Violence in Schools |WerkErg=Cross-National and Cross-Cultural Perspectives |Verlag=Springer |Ort=Boston, MA |Datum=2005 |Sprache=en |Kapitel=9 |Seiten=169ff |ISBN=978-0-387-23199-0 |DOI=10.1007/0-387-28811-2 |Online=[https://www.researchgate.net/publication/226147844_Bullying_and_Ijime_in_Japanese_Schools] |Abruf=2018-07-14
}}</ref>.

In japanischen Schulen wird großer Wert auf akademische Leistung und gesellschaftliche Konformität gelegt. In der kollektivistischen japanischen Gesellschaft wird Mobbing eher als Gruppenproblem und nicht als moralisches Versagen einzelner Personen verstanden. Die Opfer, insbesondere Mädchen, werden häufig von größeren Gruppen gemobbt, und berichten deutlich seltener Eltern oder Aufsichtspersonen von ihren Erfahrungen als Mobbingopfer in westlichen Kulturen. Zusätzlich sind unbeteiligte Schüler - insbesondere in den Klassen fünf bis acht - seltener als ansderswo bereit einzuschreiten, wenn sie Mobbing beobachten. Wie in anderen Ländern greifen Jungen eher zu physischer Gewalt, während Mädchen eher psychologisches Mobbing betreiben.<ref name="bullying-ijime" /><ref name="BulliJP">{{Internetquelle |autor=Sugimori Shinkichi |url=https://www.nippon.com/en/currents/d00054/ |titel=Anatomy of Japanese Bullying |hrsg=nippon.com |datum=2012-12-03 |zugriff=2018-07-01}}</ref>

Da das Mobbing oft im Stillen in einer geschossenen Gruppe geschieht sind sich Eltern und Erzieher oft nicht darüber im Klaren. Das und die hierarchische Struktur, was die Bekämpfung schwieriger macht. Zusätzlich macht die hierarchische Struktur des Schulsystems die Lehrer weniger ansprechbar.<ref name="bullying-ijime" />

Diverse [[Suizid]]e wurden auf Mobbing unter Heranwachsenden zurückgeführt, und am 1. September, dem letzten Tag der Sommerferien, ist die Selbstmordrate unter Teenagern regelmäßig deutlich erhöht. In anderen Fällen weigern sich die Betroffenen, weiter zur Schule zu gehen, um dem Mobbing zu entgehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Rebecca Wright |url=https://edition.cnn.com/2015/09/01/asia/japan-teen-suicides/ |titel=Japan's worst day for teen suicides |hrsg=[[CNN|Cable News Network]] |datum=2015-09-01 |zugriff=2018-07-01}}</ref><ref name="bullying-ijime" />


=== Behinderte in Japan ===
=== Behinderte in Japan ===

Version vom 14. Juli 2018, 22:29 Uhr

Die moderne japanische Gesellschaft Gesellschaft ist eine Industriegesellschaft mit ähnlichen demographischen Entwicklungen wie sie in anderen industrialisierten Staaten zu beobachten sind. Auch in zahlreichen anderen Aspekten ähnelt sie den Gesellschaften anderer entwickelter Länder.

Trotz dieser Ähnlichkeit halten sich sowohl in Japan als auch im Ausland Thesen von der "Einzigartigkeit" der japanischen Gesellschaft, teilweise wird sogar vertreten dass diese für Aussenstehende grundsätzlich nicht verständlich sei (vgl. Nihonjinron). Auch wenn solche Thesen wissenschaftlich meist nicht haltbar sind, haben sie das Bild der japanischen Gesellschaft im Ausland mit geprägt.

Demographie

→ Siehe Hauptartikel: Demographie Japans

Japan hat einen hohen Anteil von Kleinfamilien und Alleinstehenden, bedingt durch eine hohe Scheidungsrate und eine geringe Geburtenrate (1,3 Kinder pro Frau). Aufgrund der hohen Lebenserwartung und geringen Geburtenrate kommt es zu einer zunehmenden Überalterung der Gesellschaft. Weitere Merkmale sind ein hoher Bildungsstand und eine sehr breite Mittelschicht (80 %).

Ethnische Minderheiten

Japan sieht sich als sehr homogene Nation; 98,5 % der Einwohner haben die japanische Staatsbürgerschaft und 99 % der Bevölkerung sprechen Japanisch als Muttersprache. Alle japanischen Staatsbürger gelten als "Japaner", auch wenn Gruppen wie die Einwohner Okinawas (ca. 1,5 Millionen Menschen) oder die Ainu (ca. 25.000) auf eine eigene Herkunft und Geschichte zurückblicken. Die Ainu sind seit 2008 als ethnische Gruppe offiziell anerkannt. Einige Schätzungen gehen davon aus dass in Japan ca. 200.000 Nachfahren der Ainu leben, die so weit in die Mehrheitsgesellschaft assimiliert sind dass sie keinerlei Wissen über ihre Abstammung haben.

Die koreanische Minderheit war lange Zeit die größte "ausländische" Minderheit in Japan. Obwohl sie oft bereits seit Jahrzehnten im Land leben und in die japanische Gesellschaft integriert sind, halten auch heute noch über 400.000 Koreaner an ihrer Staatsbürgerschaft fest. Die größten Einwanderergruppen sind die Chinesen und Taiwaner (ca. 750.000), Philippinos (ca. 240.000), Vietnamesen (ca. 200.000) und Brasilianer (die meisten davon sind jedoch japanische Brasilianer, ca. 180.000)[1].

Randgruppen

Da die japanische Gesellschaft sehr auf Homogenität setzt, ist sie gegenüber ethnischen oder sonstigen Unterschieden generell intolerant. So werden Nachfahren der Kaste der unreinen Berufe, der Burakumin, auch heute noch als "anders" oder "schmutzig" bzw. "unrein" wahrgenommen und sind oft Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt.

Auch Ausländer (Gaijin) sind von Diskriminierung betroffen. Das kann soweit führen, dass selbst Japaner, die eine längere Zeit im Ausland lebten und wieder nach Japan zurückkehren, diskriminiert werden.

Homosexuelle Menschen werden von den konservativen Teilen der Bevölkerung ebenfalls nicht angenommen.

Eine Sonderstellung nimmt die gesetzlose "Kaste" der Yakuza ein. Ihre Existenz wird zwar akzeptiert, aber nicht gutgeheißen.

Auch Überlebende der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (Hibakusha) und deren Nachfahren waren oft allerlei Formen der Diskriminierung ausgesetzt. Die Sorge gilt hier vor allem bleibenden Erbschäden, die ein Ehepartner in die Familie bringen könnte. Auch war das Thema lange Zeit tabu.

Besonderheiten der japanischen Gesellschaft

Die Kurve der Frauenerwerbstätigkeit zeigt eine M-Form. Das bedeutet, dass Frauen nach der Ausbildung ins Berufsleben einsteigen, nach der Hochzeit aber oft wieder aussteigen. Erst wenn die Kinder die Oberschule besuchen oder erwerbstätig sind, kehren sie ins Arbeitsleben zurück.

Vor allem Facharbeiter und Gebildete binden sich stark an ihren Betrieb. Sie identifizieren sich mit dem Erfolg der Firma. Auf der anderen Seite stehen die sogenannten Freeter, nicht firmengebundene Arbeitskräfte, die von Teilzeitjob zu Teilzeitjob wechseln.

Auch die Zahl der parasitären Singles, Jugendliche und junge Erwachsene über 20, die noch bei den Eltern wohnen, weil es ökonomische Vorteile bringt, nimmt zu.

Sozialer Verhaltenskodex

Die Verhaltensregeln sind sehr genau festgelegt und für Außenstehende nicht immer leicht nachvollziehbar, siehe Soziales Verhalten in Japan. Um in der Gesellschaft nicht aufzufallen, zeigen viele Japaner in der Öffentlichkeit nicht ihr wahres Gesicht Ura, sondern ein idealisiertes, gesellschaftskonformes Omote. Damit in Verbindung steht die Schamkultur, die das Gegenteil zur westlichen Schuldkultur darstellt. Auch in der betrieblichen Entscheidungsfindung unterscheiden sich japanische Firmen von westlichen. Entscheidungen sollen unter Mitarbeit aller Firmenangehörigen getroffen werden (ringi seido).

Phänomene

Die Besonderheiten der japanischen Gesellschaft haben einige mehr oder weniger einzigartige Phänomene hervorgebracht:

Eines der bekanntesten Phänomene wird Karōshi genannt und bedeutet Tod durch Überarbeitung. Aufgrund der extremen Identifizierung mit der eigenen Firma vernachlässigen einige Angestellte die Bedürfnisse ihres Körpers.

Inemuri, kurze Nickerchen, zum Beispiel in der U-Bahn oder bei öffentlichen Veranstaltungen, ist ein weiteres Phänomen.

Der extreme Leistungsdruck führt bei manchen Menschen zu Versagensängsten, was so weit gehen kann, dass Menschen ihr Zimmer nicht mehr verlassen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Dieses Phänomen wird Hikikomori genannt.

Die Tradition des Selbstmords

Seppuku ist ein Ritual der Selbsttötung, das vor allem ab der Mitte des 12. Jahrhunderts bei den Samurai verbreitet war. Die Selbsttötung stellte nach alter Tradition den letzten Ausweg dar, sich von einer Schuld gesellschaftlich reinzuwaschen. Seit 1868 ist Seppuku offiziell verboten. Eine andere Selbstmordart ist Shinjū, der gemeinsame Selbstmord zweier Liebender.

Im modernen Japan lag im Jahr 2004 die Selbstmordrate bei Männern bei 35,6 und bei Frauen bei 12,8 Fällen auf 100.000 Einwohner bezogen[2], das entspricht im Vergleichszeitraum ungefähr der doppelten Suizidrate von Deutschland.

Mobbing in Japan

Mobbing (Ijime), insbesondere an Schülern, wird in der japanischen Öffentlichkeit seit den 1980er Jahren breit diskutiert. Obwohl Mobbing in anderen Ländern genau so häufig oder öfter vorkommt, wurde es in der japanischen Öffentlichkeit bis in die 1990er Jahre als spezifisch japanisches Problem gesehen[3].

In japanischen Schulen wird großer Wert auf akademische Leistung und gesellschaftliche Konformität gelegt. In der kollektivistischen japanischen Gesellschaft wird Mobbing eher als Gruppenproblem und nicht als moralisches Versagen einzelner Personen verstanden. Die Opfer, insbesondere Mädchen, werden häufig von größeren Gruppen gemobbt, und berichten deutlich seltener Eltern oder Aufsichtspersonen von ihren Erfahrungen als Mobbingopfer in westlichen Kulturen. Zusätzlich sind unbeteiligte Schüler - insbesondere in den Klassen fünf bis acht - seltener als ansderswo bereit einzuschreiten, wenn sie Mobbing beobachten. Wie in anderen Ländern greifen Jungen eher zu physischer Gewalt, während Mädchen eher psychologisches Mobbing betreiben.[3][4]

Da das Mobbing oft im Stillen in einer geschossenen Gruppe geschieht sind sich Eltern und Erzieher oft nicht darüber im Klaren. Das und die hierarchische Struktur, was die Bekämpfung schwieriger macht. Zusätzlich macht die hierarchische Struktur des Schulsystems die Lehrer weniger ansprechbar.[3]

Diverse Suizide wurden auf Mobbing unter Heranwachsenden zurückgeführt, und am 1. September, dem letzten Tag der Sommerferien, ist die Selbstmordrate unter Teenagern regelmäßig deutlich erhöht. In anderen Fällen weigern sich die Betroffenen, weiter zur Schule zu gehen, um dem Mobbing zu entgehen.[5][3]

Behinderte in Japan

Im Jahr 2006 lebten in Japan laut offiziellen Statistiken 3,5 Millionen Menschen mit einer körperlichen und eine halbe Million Menschen mit einer geistigen Behinderung[6].

Japan ratifizierte das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen als 140. Staat am 20. Januar 2014, nachdem das Land das Übereinkommen bereits im September des 2007 unterschrieb. Die Ratifizierung fand in der Öffentlichkeit allerdings wenig Beachtung. Trotz des enthaltenen Diskriminierungsverbots hielt das japanische Schulministerium an getrennten Schulsystemen für behinderte und nichtbehinderte Schüler fest. Ob behinderte Schüler zusammen mit Nichtbehinderten inklusiv unterrichtet werden oder nicht entscheiden nicht die Betroffenen selbst, sondern die lokalen Behörden. Über die Hälfte der Absolventen der Spezialschulen arbeitet später in speziellen Einrichtungen für Behinderte, und nicht auf dem primären Arbeitsmarkt. Unter anderem aus diesen Gründen bezeichnet Koji Onōe, Generalsekretär des japanischen Ablegers von Disabled Peoples’ International, das Land extrem zurückliegend im Vergleich zu anderen Industrieländern[6].

Durch verschieden gesetzliche Maßnahmen soll die Gleichstellung Behinderter und eine Inklusion im Arbeitsmarkt erreicht werden. Im August des Jahres 2011 wurde der Basic Act for Persons with Disabilities dahingehend geändert, dass soziale Barrieren beseitigt werden sollen. Im Juni des Jahres 2013 wurden Passagen in den Act on the Elimination of Discrimination against Persons with Disabilities hinzugefügt in denen Verwaltungsorgane und private Einrichtungen dafür Sorge tragen müssen soziale Barrieren zu beseitigen.[7] Auch wurde im Act on Employment Promotion etc. of Persons with Disabilities festgelegt, dass Arbeitgeber Sorge tragen, dass behinderte Arbeitnehmer durch spezielle Assistenten unterstützt werden und gleichberechtigt behandelt werden. Diese Regelungen traten im April 2016 in Kraft.[7]

Japan hat eine Beschäftigungsquote für Behinderte von 1,8 % der Mitarbeiter für Privatunternehmen (bzw. 2,1 % für öffentlich Stellen, im Vergleich zu 5 % in Deutschland). Im Jahr 2005 wurde diese Quote allerdings nur von 42,1 % der privaten Unternehmen (77,5 % der Regierungsstellen) erreicht[6]. Zum Vergleich: In Deutschland wurde die entsprechende Quote 2009 von 71 % der betroffenen Unternehmen erfüllt[8]. Unternehmen, die die Quote nicht erfüllen müssen eine Gebühr von 50.000 Yen pro Mitarbeiter entrichten, ähnlich wie bei der deutschen Ausgleichsabgabe.

Mann und Frau

Namen und Identität

Ein Japanischer Name besteht aus Familiennamen und dem Personennamen, im Japanischen wird dabei der Familienname zuerst genannt. Bei der Heirat soll das Ehepaar einen gemeinsamen Familiennamen annehmen, dabei darf jedoch kein neuer Familienname ausgedacht werden. Generell müssen alle gemeinsam im Familienregister eingetragenen Personen den gleichen Nachnamen führen; mehrere Vornamen für Kinder sind nicht möglich. Ausländer, die die japanische Staatsbürgerschaft, können ihren japanischen Namen frei wählen; jedoch müssen auch hier die allgemeinen Regeln für japanische Namen eingehalten werden.[9]

Statt einer Unterschrift wird im Alltag meist ein Namensstempel (Hanko) verwendet. Einige Familien führen auch ein Familiensiegel (Kamon), was in etwa einem Wappen entspricht.

Literatur

  • Andrea Germer: Historische Frauenforschung in Japan. Die Rekonstruktion der Vergangenheit in Takamure Itsues „Geschichte der Frau“ (Josei no rekishi), München: Iudicium 2003 • ISBN 3-89129-504-9 ·
  • Volker Grassmuck,Geschlossene Gesellschaft : mediale und diskursive Aspekte der "drei Öffnungen" Japans, Volker Grassmuck, München : Iudicium, 2002 - Gemeint sind die Schiffe Commodore Perrys, die Atombomben und das Internet
  • Irmela Hijiya-Kirschnereit, Das Ende der Exotik : zur japanischen Kultur und Gesellschaft der Gegenwart, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1988, ISBN 3-518-11466-2
  • Wolfgang Herbert: Japan nach Sonnenuntergang. Unter Gangstern, Illegalen und Tagelöhnern, Berlin 2002
  • Vera MacKie, Feminism in Modern Japan: Citizenship, Embodiment and Sexuality, Paperbackausgabe, Cambridge University Press 2003, ISBN 0-521-52719-8
  • Wolfram Manzenreiter, Pachinko Monogatari. Soziokulturelle Exploration der japanischen Glücksspielindustrie, München: Iudicium, 1998, ISBN 3-89129-431-X
  • Yamazaki, Tomoko, Sandakan Bordell Nr. 8. Ein verdrängtes Kapitel japanischer Frauengeschichte, München: Iudicium, 2005 • ISBN 3-89129-406-9
  • Ingeborg Y. Wendt, Geht Japan nach links?, Reinbek b. Hamburg : Rowohlt, 1964

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Statistikbüro, Ministerium für Innere Angelegenheiten und Kommunikation: 国籍・地域別 在留資格(在留目的)別 在留外国人 (Ausländer nach Nationalität und Visastatus). Dezember 2016;.
  2. WHO global charts: Suicide rates per 100,000 by country, year and sex
  3. a b c d Takashi Naito and Uwe P. Gielen: Bullying and Ijime in Japanese Schools. A Sociocultural Perspective. In: Florence L. Denmark, Herbert H. Krauss, Robert W. Wesner, Elizabeth Midlarsky, Uwe P. Gielen (Hrsg.): Violence in Schools. Cross-National and Cross-Cultural Perspectives. Springer, Boston, MA 2005, ISBN 978-0-387-23199-0, Kap. 9, S. 169 ff., doi:10.1007/0-387-28811-2 (englisch, [1] [abgerufen am 14. Juli 2018]).
  4. Sugimori Shinkichi: Anatomy of Japanese Bullying. nippon.com, 3. Dezember 2012, abgerufen am 1. Juli 2018.
  5. Rebecca Wright: Japan's worst day for teen suicides. Cable News Network, 1. September 2015, abgerufen am 1. Juli 2018.
  6. a b c Tomoke Otake: Is 'disability' still a dirty word in Japan? The Japan Times, 27. August 2006, abgerufen am 14. Juli 2018.
  7. a b Shirasawa Mayumi: The Long Road to Disability Rights in Japan. nippon.com, 2. Oktober 2014, abgerufen am 1. Juli 2018.
  8. Peter Ilg: Trotz Quote zu wenig Jobs für Behinderte. Die Zeit, 19. August 2010, abgerufen am 14. Juli 2018.
  9. 伊藤 琴羽璃: Do you have to take a Japanese name if you naturalize? Becoming legally Japanese, 7. Juli 2010, abgerufen am 14. Juli 2018.

Siehe auch

Commons: Gesellschaft Japans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien