„Rolling Coal“ – Versionsunterschied

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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 20. Juli 2018, 09:51 Uhr

Ein Ford F-450 beim rolling coal

Das Rolling Coal beschreibt eine insbesondere in den USA praktizierte mutwillige Luftverschmutzung, die durch Umbau eines Dieselmotores über vermehrte Treibstoffzufuhr in den Motor eine besonders stark rußende Abgaswolke erzeugt.[1]

Dabei wird unter anderem der Partikelfilter des Dieselmotors entfernt.[2] Außerdem bauen Fahrzeugbesitzer, die das Rolling Coal betreiben, oft Rauchschalter und spezielle Auspuffrohre in ihre Fahrzeuge (Coal Roller) ein. Umbauten, die einem Fahrzeug das Rolling Coal ermöglichen, kosten 200 bis 5000 US-Dollar.[3][4]

Hintergrund

Rolling Coal ist eine Form der absichtlichen Luftverschmutzung aus Gründen der Unterhaltung oder des Protestes.[3] Manche Fahrzeuglenker schalten besonders in Anwesenheit von Hybridfahrzeugen ihr Rolling Coal ein (dann als „Prius-Abwehr“ bezeichnet), um deren Fahrer, die im Allgemeinen bezüglich ihrer Fahrzeugwahl als umweltbewusst gelten, zu verspotten. Die Coal wird auch gegen ausländische Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger eingesetzt.[5][6][7][8] Als Rechtfertigung für diese Handlungen werden oftmals die „Freiheit Amerikas“ und der „Aufstand gegen ungezügelten Umweltschutz“ angeführt.[9] Über die Umweltbedenken hinaus sind mit dieser Praxis große Risiken für die Gesundheit verbunden, insbesondere Lungenprobleme. Die American Cancer Society assoziiert den Kontakt mit Dieselabgasen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko.[1] Des Weiteren sind es praktische Überlegungen, die gegen das Rolling Coal sprechen, da der dichte schwarze Rauch im Straßenverkehr zu einer Verschlechterung der Sicht führt und zu Fahrzeugkollisionen und anderen Unfällen beitragen kann.[10]

Rußausstoß beim Tractorpulling

Seinen Ursprung hat das Rolling Coal beim Tractorpulling. Dazu bauen viele Fahrer ihre Trucks bzw. Traktoren so um, dass sie mehr Leistung und Drehmoment erreichen. Ein Nebeneffekt ist dabei, dass die Motoren übermäßig viel schwarzen Rauch ausstoßen. Für einige Teilnehmer wurde ein möglichst hoher Ausstoß an Ruß das Hauptziel der Wettbewerbe.[11]

Rechtliche Lage

In den Vereinigten Staaten

Im Juli 2014 verkündete die US-amerikanische Environmental Protection Agency, dass die Praxis des Rolling Coal als illegal anzusehen sei, da sie den Clean Air Act verletze. Der Clean Air Act verbietet die Herstellung, den Verkauf und den Einbau von „Motorenteilen, die jegliche Emissionskontrollmaßnahmen umgehen, ausschalten oder unbrauchbar machen können“ und „verbietet das Verändern einer Emissionskontrollmaßnahme an einem Kraftfahrzeug durch Entfernung oder Inaktivierung vor oder nach dem Verkauf oder der Zustellung an den Käufer“.[12] Im März 2015 präsentierte der Illinois-General-Assembly-Sprecher Will Guzzardi einen Entwurf für eine 5000-Dollar-Strafe für jeden, der die Emissionskontrollausrüstung des eigenen Fahrzeuges entfernt oder verändert. Guzzardi wollte verdeutlichen, dass „die Strafe höchste Priorität unter den derzeitigen Strafmaßnahmen für Emissionsmodifikationen bekommen soll“.[13] Im Mai 2015 unterschrieb Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, einen Gesetzentwurf zum Verbot der Umrüstung von Dieselfahrzeugen zur Erhöhung der Partikelemissionen aus Gründen des coal rolling. Verstöße werden mit einer Strafe durch das Department of Environmental Protection geahndet. Dieser Entwurf wurde durch den Abgeordneten Tim Eustace vorgestellt, nachdem ein Pickup-Truck eine Wolke Rauch gegen den Nissan Leaf von Eustace geblasen hatte, als er den New Jersey Turnpike entlangfuhr.[14][15] Ähnliche Gesetze wurden 2017 in den Staaten Colorado und Maryland eingeführt.[16][17]

Technischer Aspekt

Der Dieselmotor ist ein Verbrennungsmotor mit innerer Gemischbildung, im Motor findet eine chemische Reaktion zwischen Kraftstoff und Verbrennungsluft statt, bei der die im Kraftstoff gebundene Energie umgewandelt wird. Dabei müssen Kraftstoff und Luft im richtigen Verhältnis gemischt sein, damit eine vollständige Verbrennung ohne sichtbare Abgasfahne stattfindet. Dieser optimale Zustand ist . Im normalen Betrieb ist oftmals mehr Luft als Kraftstoff im Brennraum, da der Dieselmotor durch die Menge des eingespritzten Kraftstoffes und nicht durch die Menge des zugeführten Kraftstoffluftgemisches geregelt wird. Wird beim Kraftfahrzeug mit Dieselmotor nicht Vollgas gegeben, wird weniger Kraftstoff eingespritzt als Luft da ist, somit wird . Die Drehzahl und Leistung erreichen dadurch nicht den Höchstwert, die Verbrennung ist dennoch vollständig und es werden keine Abgase sichtbar. Ist in Relation zum Kraftstoff zu wenig Luft im Brennraum (), dann verbrennen zwar die Wasserstoffbestandteile des Kraftstoffes, die Kohlenstoffbestandteile werden jedoch unverbrannt als Ruß ausgestoßen, die Verbrennung wird rauchend und dunkel gefärbte Abgase gelangen in den Auspuff. Bei dieser Art der Verbrennung verschmutzt der Motor sehr stark, was sich negativ auf seine Standzeit auswirkt, eine Minderung der Leistung tritt beim Dieselmotor bei jedoch fast gar nicht ein. Beim Rolling Coal wird nun das Verbrennungsluftverhältnis so gesetzt, dass möglichst klein ist, damit die Verbrennung möglichst unvollständig und dementsprechend rauchend verläuft, sodass sichtbare tiefschwarze Abgase entstehen. Erreicht werden kann dies durch eine Minderung der Luftzufuhr oder Erhöhung der Kraftstoffzufuhr.

Commons: Rolling Coal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Rudolf Pischinger

Manfred Klell Theodor Sams: Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine (= Helmut List [Hrsg.]: Der Fahrzeugantrieb). 3. Auflage. Springer, Wien 2009, ISBN 978-3-211-99276-0, S. XVII, 475, doi:10.1007/978-3-211-99277-7.

Einzelnachweise

  1. a b US Official News (Hrsg.): Political Protest Or Just Blowing Smoke? Anti-Environmentalists Are Now ‘Rolling Coal’. 8. Juli 2014 (galegroup.com).
  2. David Abel: Rules have diesel enthusiasts fuming. Hrsg.: The Boston Globe. 28. Juli 2014 (bostonglobe.com).
  3. a b Melissa Dahl: Why Pickup Truck Drivers Are Paying $5,000 to Pollute More. Hrsg.: New York. New York City 24. Juli 2014 (nymag.com).
  4. Elizabeth Kulze: "Rollin’ Coal" Is Pollution Porn for Dudes With Pickup Trucks. Hrsg.: Vocativ. 16. Juni 2014 (vocativ.com).
  5. EcoWatch (Hrsg.): Colbert Pokes Fun at ‘Rolling Coal,’ the Insecure Trucker Driver’s Response to Environmentalists. 18. Juli 2014 (ecowatch.com).
  6. CTV News (Hrsg.): Rolling coal: Canadian diesel truck lovers insist they’re not like U.S. counterparts. 16. Juli 2014 (ctvnews.ca).
  7. Jamie Oberg: Police warn drivers against ‘rolling coal’. Hrsg.: KCTV. 18. Juli 2014 (kctv5.com).
  8. Huffington Post (Hrsg.): Political Protest Or Just Blowing Smoke? Anti-Environmentalists Are Now ‘Rolling Coal’. 6. Juli 2014 (huffingtonpost.com).
  9. Tabuchi Hiroko: ‘Rolling Coal’ in Diesel Trucks, to Rebel and Provoke. Hrsg.: The New York Times. 4. September 2016 (nytimes.com).
  10. Shaun Boyd: Lawmaker Wants To Stop 'Coal Rollers' From Intentionally Blasting Black Smoke. Hrsg.: CBS Denver. 4. April 2016 (cbslocal.com).
  11. Jan H. Wasserziehr: Protest gegen Umweltschutz: Rechte in den USA verpesten absichtlich die Luft. In: tagesspiegel.de. 10. Juli 2014, abgerufen am 13. Januar 2017.
  12. US Official News (Hrsg.): Washington: 'Rolling Coal' by Anti-Environmentalists Dubbed Illegal by EPA. 9. Juli 2014 (galegroup.com).
  13. Jonathon Ramsey: Illinois bill would make ‘rolling coal’ illegal. Hrsg.: Autoblog. 27. März 2015 (autoblog.com).
  14. Chris Bruce: Rolling coal now illegal in New Jersey. Hrsg.: Autoblog. 13. Mai 2015 (autoblog.com).
  15. LegiScan (Hrsg.): New Jersey Senate Bill 2418. (legiscan.com).
  16. Katherine Shaver: No more ‘rolling coal’ on Maryland roads In: The Washington Post, 26. Mai 2017 
  17. John Tomasic: Colorado to outlaw 'rolling coal' nuisance exhaust In: The Colorado Statesman, 2. Mai 2017. Abgerufen am 3. Mai 2017