„Japanisch-Ryūkyū“ – Versionsunterschied

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Ordnung und Gliederung, Trennung der Hypothesen von Fakten bezüglich des Japonischen, Karte, einige Referenzen (übernommen und übersetzt aus dem Englischen Artikel sowie "Classification of the Japonic languages". (Gegebenenfalls ausbaubar)
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'''Japanisch-Ryūkyū''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|日本語族}}, ''nihongozoku'', dt. „japanische Sprachfamilie“) ist eine kleine [[Sprachfamilie]], deren Sprachen auf den [[Geographie Japans|japanischen Inseln]] gesprochen werden. Sie umfasst das moderne [[Japanische Sprache|Japanisch]] mit seinen regionalen Dialekten (insgesamt 125 Mio. Sprecher) und die fünf [[Ryūkyū-Sprachen]] oder -[[Dialektcluster]], die auf den [[Ryūkyū-Inseln]] – vor allem [[Okinawa]] – von etwa einer Million Menschen gesprochen werden. Bisweilen wird die Japanisch-Ryūkyū-Familie auch als ''japanische Sprachfamilie'' oder – in Anlehnung an den englischen Begriff ''Japonic languages'' – als ''japonische Sprachfamilie'' bezeichnet.
'''Japanisch-Ryūkyū''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|日本語族}}, ''nihongozoku'', dt. „japanische Sprachfamilie“) ist eine kleine [[Sprachfamilie]], bestehend aus dem modernen [[Japanische Sprache|Japanisch]] mit seinen regionalen Dialekten (insgesamt 125 Mio. Sprecher), die fünf [[Ryūkyū-Sprachen]] auf den [[Ryūkyū-Inseln]] – vor allem [[Okinawa]] – von etwa einer Million Menschen gesprochen werden, und dem [[Peninsular Japanischen|Peninsular Japanisch]], das historisch in Teilen der [[Koreanische Halbinsel]] gesprochen wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Origins of the Japanese Language |Sammelwerk=Oxford Research Encyclopedia of Linguistics |Datum=2017-09-26 |DOI=10.1093/acrefore/9780199384655.013.277 |Online=https://oxfordre.com/view/10.1093/acrefore/9780199384655.001.0001/acrefore-9780199384655-e-277 |Abruf=2019-07-21}}</ref> Bisweilen wird die Japanisch-Ryūkyū-Familie auch als ''japanische Sprachfamilie'' oder – in Anlehnung an den englischen Begriff ''Japonic languages'' – als ''japonische Sprachfamilie'' bezeichnet.


== Japanisch und die Ryūkyū-Sprachen ==
== Japanisch und die Ryūkyū-Sprachen ==
Die Japonischen Sprachen lassen sich heute in zwei gut definierte Branchen einteilen, dem Japanischen und den Ryūkyū-Sprachen.<ref>Tranter, Nocholas (2012), "Introduction: typology and area in Japan and Korea", in Tranter, Nicolas (ed.), The Languages of Japan and Korea, Routledge, pp. 3–23</ref>
Einige Linguisten machen zwischen Japanisch und Japanisch-Ryūkyū keinen Unterschied und sprechen nur von der ''japanischen Sprache'', die Ryūkyū-Sprachen werden dann als abweichende „Dialekte“ des Japanischen betrachtet. Allerdings ist eine wechselseitige Verständigung zwischen dem eigentlichen Japanisch und den Ryūkyū-Sprachen in der Regel nicht möglich.


Durch die geographischen Gegebenheiten haben sich in Japan viele regionale [[Dialekt]]e erhalten: Neben der Aufteilung in vier große und einige tausend kleine Inseln hat das Land nur wenige große fruchtbare Ebenen, 80 % der Landesfläche sind Gebirge, die natürliche Grenzen für die [[Sprachraum|Sprachräume]] bilden. Das verbindende Band war die Küstenschifffahrt. Gleiches gilt für die Ryūkyū-Sprachen, die auf einem langgezogenen Archipel mit vielen kleinen Inseln mit ihren Sprechergemeinschaften in Einzeldialekte aufgespalten sind. Eine genaue Trennung zwischen Japanisch und den Ryūkyū-Sprachen ist heute kaum noch möglich, da sich die Dialekte der Ryūkyū-Inseln dem modernen Japanisch umso mehr angleichen, je näher sie geographisch bei den Hauptinseln liegen. In Richtung Süden nimmt dagegen der Umfang der Ryūkyū-spezifischen Elemente zu.
Durch die geographischen Gegebenheiten haben sich in Japan viele regionale [[Dialekt]]e erhalten: Neben der Aufteilung in vier große und einige tausend kleine Inseln hat das Land nur wenige große fruchtbare Ebenen, 80 % der Landesfläche sind Gebirge, die natürliche Grenzen für die [[Sprachraum|Sprachräume]] bilden. Das verbindende Band war die Küstenschifffahrt. Gleiches gilt für die Ryūkyū-Sprachen, die auf einem langgezogenen Archipel mit vielen kleinen Inseln mit ihren Sprechergemeinschaften in Einzeldialekte aufgespalten sind. Eine genaue Trennung zwischen Japanisch und den Ryūkyū-Sprachen ist heute kaum noch möglich, da sich die Dialekte der Ryūkyū-Inseln dem modernen Japanisch umso mehr angleichen, je näher sie geographisch bei den Hauptinseln liegen. In Richtung Süden nimmt dagegen der Umfang der Ryūkyū-spezifischen Elemente zu.
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== Die Gliederung der Sprachfamilie ==
== Die Gliederung der Sprachfamilie ==
Nach der Darstellung der meisten Forscher umfasst die Japanisch-Ryūkyū-Familie folgende Sprachen und Dialekte:
Nach der Darstellung der meisten Forscher umfasst die Japonische-Familie folgende Sprachen und Dialekte:


* '''Japanisch-Ryūkyū''' &nbsp; (5 Sprachen bzw. [[Dialektcluster]] mit 126 Mio Sprecher)
* '''Japonisch''' &nbsp; (5 Sprachen bzw. [[Dialektcluster]] mit 126 Mio Sprecher)
** '''Japanisch'''
**'''Japanisch'''
*** Japanisch (125 Mio. Sprecher)
*** Japanisch (125 Mio. Sprecher)
** '''Ryūkyū''' (etwa 1 Mio. Sprecher)
***Hachjio (wenige tausend Sprecher)
**'''Peninsular Japanisch''' (Ausgestorben)
*** '''Okinawa-Amami''' (etwa 900 Tsd. Sprecher)
**'''Ryūkyū''' (etwa 1 Mio. Sprecher)
***'''Okinawa-Amami''' (etwa 900 Tsd. Sprecher)
**** Amami, ''Dialekte: Amami-Oshima, Kikai, Toku-no-shima''
**** Amami, ''Dialekte: Amami-Oshima, Kikai, Toku-no-shima''
**** Okinawa, ''Dialekte: Shuri, Kunigami, Oki-no-erabu, Yoron''
**** Okinawa, ''Dialekte: Shuri, Kunigami, Oki-no-erabu, Yoron''
*** '''Sakishima''' (etwa 100 Tsd. Sprecher)
***'''Sakishima''' (etwa 100 Tsd. Sprecher)
**** Miyako-Yaeyama, ''Dialekte: [[Miyako-Sprache|Miyako]], Yaeyama'' (''möglicherweise zwei Sprachen'')
**** Miyako-Yaeyama, ''Dialekte: [[Miyako-Sprache|Miyako]], Yaeyama'' (''möglicherweise zwei Sprachen'')
**** Yonaguni
**** Yonaguni


== Ursprungshypothesen ==
== Ursprung ==
Die Sprachen der Japanisch-Ryūkyū-Familie werden auf ein hypothetisches Proto-Japonisch zurückgeführt, auf dem die heutigen Sprachen (oder Dialekte) basieren. Das Proto-Japonische soll seinen linguistischen Ursprung im süd-östlichen China beziehungsweise östlichen China haben. Spätestens seid 1500 v.Chr soll das Japonische in der heutigen Koreanischen Halbinsel präsent gewesen sein, wo es von den Menschen der [[Mumun Kultur]] gesprochen wurde. Ab 300 v.Chr wanderten Proto-Koreaner von der Mandschurei aus in die Halbinsel ein und lösten die [[Yayoi-Zeit|Yayoi-Migration]] nach Japan aus. Die verbliebenen Proto-Japaner lebten parallel zu den neu angekommenen Proto-Koreanern und wurden langsam assimiliert.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Out of Southern China? |Online=https://www.academia.edu/7869241/Out_of_Southern_China |Abruf=2019-07-21}}</ref><ref>RECONSTRUCTING THE LANGUAGE MAP OF PREHISTORICAL NORTHEAST ASIA - Juha Janhunen Studia Orientalia 108 (2010) </ref><ref>{{Literatur |Autor=Sean Lee, Toshikazu Hasegawa |Titel=Bayesian phylogenetic analysis supports an agricultural origin of Japonic languages |Sammelwerk=Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences |Band=278 |Nummer=1725 |Datum=2011-12-22 |ISSN=0962-8452 |DOI=10.1098/rspb.2011.0518 |PMC=3203502 |PMID=21543358 |Seiten=3662–3669 |Online=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3203502/ |Abruf=2019-07-21}}</ref><ref>Vovin, Alexander (2013). "From Koguryo to Tamna: Slowly riding to the South with speakers of Proto-Korean". Korean Linguistics. 15 (2): 222–240. </ref><ref>{{Literatur |Autor=John Whitman |Titel=Northeast Asian Linguistic Ecology and the Advent of Rice Agriculture in Korea and Japan |Sammelwerk=Rice |Band=4 |Nummer=3 |Datum=2011-12-01 |ISSN=1939-8433 |DOI=10.1007/s12284-011-9080-0 |Seiten=149–158 |Online=https://doi.org/10.1007/s12284-011-9080-0 |Abruf=2019-07-21}}</ref><ref>Unger, J. Marshall (2009). The role of contact in the origins of the Japanese and Korean languages. Honolulu: University of Hawai?</ref>
Die Sprachen der Japanisch-Ryūkyū-Familie werden auf ein hypothetisches Proto-Japonisch zurückgeführt, auf dem die heutigen Sprachen (oder Dialekte) basieren sollen. Das Japonische hat sich möglicherweise aus einer [[Kreolsprache]] weiterentwickelt, die in einer Mischkultur entstand, die sich aus der japanischen Urbevölkerung – meist identifiziert mit den Trägern der [[Jōmon-Zeit|Jōmon-Kultur]] – und Einwanderern aus [[Korea]] oder [[Zentralasien]] gebildet hatte.


=== Weitere Verwandtschaft - Hypothesen ===
Von manchen Forschern werden die japonischen Sprachen – zusammen mit dem [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] – zur Gruppe der sogenannten [[Altaische Sprachen|altaischen Sprachen]] gezählt (siehe auch [[Makro-Altaisch]]). Ob das Altaische eine genetische Einheit (also eine Sprachfamilie) ist oder nur einen arealen [[Sprachbund]] bildet, ist umstritten. Die Mehrheitsmeinung tendiert zur Sprachbund-These. (Siehe unten japanisch-koreanisch-altaische Wortgleichungen.) Ungeklärt ist auch, woher das „urjapanische“ Vokabular stammt, das heute die [[Kun-Lesung]] der japanischen Schriftzeichen bildet. Das moderne Koreanisch und das moderne Japanisch zeigen zwar große Übereinstimmung in den chinesischen Lehnwörtern, darüber hinaus jedoch nur geringe Ähnlichkeit in den [[Lexem]]en.
Die Japonischen Sprachen werden allgemein als eigene Sprachfamilie mit keinen anderen Verwandten angesehen. Dennoch gibt es einige Hypothesen bezüglich einer weiteren Verwandtschaft. Keine davon wird von heutigen Experten anerkannt.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Origins of the Japanese Language |Sammelwerk=Oxford Research Encyclopedia of Linguistics |Datum=2017-09-26 |DOI=10.1093/acrefore/9780199384655.013.277 |Online=https://oxfordre.com/view/10.1093/acrefore/9780199384655.001.0001/acrefore-9780199384655-e-277 |Abruf=2019-07-21}}</ref>


Von manchen Forschern werden die japonischen Sprachen – zusammen mit dem [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] – zur Gruppe der sogenannten [[Altaische Sprachen|altaischen Sprachen]] gezählt (siehe auch [[Makro-Altaisch]]). Ob das Altaische eine genetische Einheit (also eine Sprachfamilie) ist oder nur einen arealen [[Sprachbund]] bildet, ist umstritten. Die Mehrheitsmeinung tendiert zur Sprachbund-These. Ungeklärt ist auch, woher das „urjapanische“ Vokabular stammt, das heute die [[Kun-Lesung]] der japanischen Schriftzeichen bildet. Das moderne Koreanisch und das moderne Japanisch zeigen zwar große Übereinstimmung in den chinesischen Lehnwörtern, darüber hinaus jedoch nur geringe Ähnlichkeit in den [[Lexem]]en.
Studien versuchen, lexikalische Ähnlichkeiten zur Sprache des historischen koreanischen Staates [[Goguryeo]] (Koguryŏ) und sogar zu den [[Dravidische Sprachen|dravidischen Sprachen]] nachzuweisen (letzteres im Rahmen der [[nostratisch]]en [[Makrofamilie]]).


[[Syntax]], [[agglutinierender Sprachbau]] und [[Japanische Höflichkeitssprache|Höflichkeitssprache]] weisen auf eine Verwandtschaft mit dem [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] aber auch mit der [[Javanische Sprache|Javanischen Sprache]] hin. Die [[Phonetik]] der japanischen Sprache ist dem Lautsystem der [[Austronesische Sprachen|austronesischen Sprachen]] sehr ähnlich.
[[Syntax]], [[agglutinierender Sprachbau]] und [[Japanische Höflichkeitssprache|Höflichkeitssprache]] weisen auf eine Verwandtschaft mit dem [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] aber auch mit den [[Austronesische Sprachen|Austronesischen Sprachen]] hin. Einige Forscher unterstützen die Verwandtschaft zu den Austronesischen Sprachen, mit dem das Japanische auch starke Ähnlichkeiten im Lautsystem (der Phonologie) aufweist.<ref>{{Literatur |Titel=Javanese influence on Japanese - Languages Of The World |Sammelwerk=Languages Of The World |Datum=2011-05-09 |Online=https://www.languagesoftheworld.info/historical-linguistics/javanese-influence-on-japanese.html |Abruf=2018-07-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Is Japanese Related to Austronesian? |Sammelwerk=Oceanic Linguistics |Band=33 |Nummer=2 |Datum=1994 |DOI=10.2307/3623134 |JSTOR=3623134 |Seiten=369–390}}</ref>


Andere, weniger bekannte Hypothesen unterstützen eine Verwandtschaft zu den [[Sinotibetische Sprachen|Sinotibetischen Sprachen]], den [[Tai-Kadai-Sprachen]], den [[Austroasiatische Sprachen|Austroasiatischen Sprachen]] oder der [[Ainu (Sprache)|Ainu Sprache]].<ref>飯野睦毅 (1994)『奈良時代の日本語を解読する』東陽出版 </ref><ref>{{Literatur |Autor=David B. Solnit |Titel=Japanese/Austro-Tai By Paul K. Benedict (review) |Sammelwerk=Language |Band=68 |Nummer=1 |Datum=1992 |ISSN=1535-0665 |DOI=10.1353/lan.1992.0061 |Seiten=188–196 |Online=https://muse.jhu.edu/article/452870/summary |Abruf=2019-07-21}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Gerhard Jäger |Titel=Support for linguistic macrofamilies from weighted sequence alignment |Sammelwerk=Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America |Band=112 |Nummer=41 |Datum=2015-10-13 |ISSN=0027-8424 |DOI=10.1073/pnas.1500331112 |PMC=4611657 |PMID=26403857 |Seiten=12752–12757 |Online=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4611657/ |Abruf=2019-07-21}}</ref>
Die Hypothese von den [[Buyeo-Sprachen]] geht dabei soweit, [[Altjapanisch]] und die Goguryeo-Sprache zu einer Familie zusammenzufassen und von der Sprache des Reiches [[Silla]] abzugrenzen, die den stärksten Einfluss auf die Entwicklung des modernen Koreanisch hatte. Viele koreanische Linguisten sehen jedoch alle historischen koreanischen Dialekte als einer Familie angehörig, was der Buyeo-Theorie widerspricht.

Laut einer Studie, habe sich das proto-Japanische (und das proto-Koreanische) aus einer Mischung von [[Austronesische Sprachen|Austronesischen]] und Altaischen Elementen gebildet. Laut der Studie fand assimilierten austronesische Farmer in der heutigen Provinz [[Liaoning]] altaische Nomaden.

Die Historikerin [[Ann Kumar]] zeigt genetische und linguistische Indizien für einen austronesischen Ursprung des Japanischen auf. Vor allem zeigt sie starke Parallelen zwischen dem Japanischen und der [[Javanische Sprache|Javanischen Sprache]] auf.<ref>{{Literatur |Titel=Javanese influence on Japanese - Languages Of The World |Sammelwerk=Languages Of The World |Datum=2011-05-09 |Online=https://www.languagesoftheworld.info/historical-linguistics/javanese-influence-on-japanese.html |Abruf=2018-07-25}}</ref>

Dem Linguisten Vovin zufolge habe das Japanische einen wahrscheinlichen Ursprung im heutigen südlichen Chinas.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Is Japanese Related to Austronesian? |Sammelwerk=Oceanic Linguistics |Band=33 |Nummer=2 |Datum=1994 |DOI=10.2307/3623134 |JSTOR=3623134 |Seiten=369–390}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Alexander Vovin |Titel=Out of Southern China? |Online=https://www.academia.edu/7869241/Out_of_Southern_China |Abruf=2019-02-16}}</ref> Es wird angenommen das die Sprache der [[Yayoi-Zeit|Yayoi]]-Bevölkerung (den frühen Japanern) mit den [[Austroasiatische Sprachen|Austroasiatischen Sprachen]] verwandt war. Später wurde diese austroasiatische Sprache von Chinesisch und Austronesisch beeinflusst.<ref>Vovin, Alexander. 1998. Japanese rice agriculture terminology and linguistic affiliation of Yayoi culture. In ''Archaeology and Language II: Archaeological Data and Linguistic Hypotheses''. Routledge.</ref>

Diese [[Kognat]]en zwischen dem Japanischen und den Austroasiatischen Sprachen handeln über (Reis-)[[Landwirtschaft]] welche ab der Yayoi-Zeit Einzug in Japan fand:<ref>Vovin, Alexander. 1998. Japanese rice agriculture terminology and linguistic affiliation of Yayoi culture. In ''Archaeology and Language II: Archaeological Data and Linguistic Hypotheses''. Routledge.</ref>

* (z/h)ina-Ci ([[Reis]])
* koma-Ci (Hüllen Reis)
* pwo ([[Ähre]])


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 22. Juli 2019, 00:40 Uhr

Karte mit den verschiedenen Dialekten des Japanischen

Japanisch-Ryūkyū (jap. 日本語族, nihongozoku, dt. „japanische Sprachfamilie“) ist eine kleine Sprachfamilie, bestehend aus dem modernen Japanisch mit seinen regionalen Dialekten (insgesamt 125 Mio. Sprecher), die fünf Ryūkyū-Sprachen auf den Ryūkyū-Inseln – vor allem Okinawa – von etwa einer Million Menschen gesprochen werden, und dem Peninsular Japanisch, das historisch in Teilen der Koreanische Halbinsel gesprochen wurde.[1] Bisweilen wird die Japanisch-Ryūkyū-Familie auch als japanische Sprachfamilie oder – in Anlehnung an den englischen Begriff Japonic languages – als japonische Sprachfamilie bezeichnet.

Japanisch und die Ryūkyū-Sprachen

Die Japonischen Sprachen lassen sich heute in zwei gut definierte Branchen einteilen, dem Japanischen und den Ryūkyū-Sprachen.[2]

Durch die geographischen Gegebenheiten haben sich in Japan viele regionale Dialekte erhalten: Neben der Aufteilung in vier große und einige tausend kleine Inseln hat das Land nur wenige große fruchtbare Ebenen, 80 % der Landesfläche sind Gebirge, die natürliche Grenzen für die Sprachräume bilden. Das verbindende Band war die Küstenschifffahrt. Gleiches gilt für die Ryūkyū-Sprachen, die auf einem langgezogenen Archipel mit vielen kleinen Inseln mit ihren Sprechergemeinschaften in Einzeldialekte aufgespalten sind. Eine genaue Trennung zwischen Japanisch und den Ryūkyū-Sprachen ist heute kaum noch möglich, da sich die Dialekte der Ryūkyū-Inseln dem modernen Japanisch umso mehr angleichen, je näher sie geographisch bei den Hauptinseln liegen. In Richtung Süden nimmt dagegen der Umfang der Ryūkyū-spezifischen Elemente zu.

Die Zahl der Ryūkyū-Bewohner, die nur noch Standardjapanisch sprechen, nimmt ständig zu, so dass die Ryūkyū-Sprachen in ihrer Sprecherzahl (heute noch etwa eine Million) entsprechend zurückgehen. Für die größte Ryūkyū-Sprache Okinawa gilt: erwachsene Sprecher sind in der Regel zweisprachig Okinawa-japanisch, die Altersgruppe zwischen 20 und 50 versteht Okinawa, benutzt aber generell – auch zu Hause – Japanisch. Die unter 20-Jährigen sind einsprachig japanisch aufgewachsen. Monolinguale Okinawa-Sprecher gibt es auch in der ältesten Sprechergruppe kaum noch. Damit ist selbst diese Ryūkyū-Sprache (diejenige mit den meisten Sprechern) in ihrem Fortbestand gefährdet; dies gilt umso mehr für die kleineren Sprachen dieser Gruppe.

Die Gliederung der Sprachfamilie

Nach der Darstellung der meisten Forscher umfasst die Japonische-Familie folgende Sprachen und Dialekte:

  • Japonisch   (5 Sprachen bzw. Dialektcluster mit 126 Mio Sprecher)
    • Japanisch
      • Japanisch (125 Mio. Sprecher)
      • Hachjio (wenige tausend Sprecher)
    • Peninsular Japanisch (Ausgestorben)
    • Ryūkyū (etwa 1 Mio. Sprecher)
      • Okinawa-Amami (etwa 900 Tsd. Sprecher)
        • Amami, Dialekte: Amami-Oshima, Kikai, Toku-no-shima
        • Okinawa, Dialekte: Shuri, Kunigami, Oki-no-erabu, Yoron
      • Sakishima (etwa 100 Tsd. Sprecher)
        • Miyako-Yaeyama, Dialekte: Miyako, Yaeyama (möglicherweise zwei Sprachen)
        • Yonaguni

Ursprung

Die Sprachen der Japanisch-Ryūkyū-Familie werden auf ein hypothetisches Proto-Japonisch zurückgeführt, auf dem die heutigen Sprachen (oder Dialekte) basieren. Das Proto-Japonische soll seinen linguistischen Ursprung im süd-östlichen China beziehungsweise östlichen China haben. Spätestens seid 1500 v.Chr soll das Japonische in der heutigen Koreanischen Halbinsel präsent gewesen sein, wo es von den Menschen der Mumun Kultur gesprochen wurde. Ab 300 v.Chr wanderten Proto-Koreaner von der Mandschurei aus in die Halbinsel ein und lösten die Yayoi-Migration nach Japan aus. Die verbliebenen Proto-Japaner lebten parallel zu den neu angekommenen Proto-Koreanern und wurden langsam assimiliert.[3][4][5][6][7][8]

Weitere Verwandtschaft - Hypothesen

Die Japonischen Sprachen werden allgemein als eigene Sprachfamilie mit keinen anderen Verwandten angesehen. Dennoch gibt es einige Hypothesen bezüglich einer weiteren Verwandtschaft. Keine davon wird von heutigen Experten anerkannt.[9]

Von manchen Forschern werden die japonischen Sprachen – zusammen mit dem Koreanischen – zur Gruppe der sogenannten altaischen Sprachen gezählt (siehe auch Makro-Altaisch). Ob das Altaische eine genetische Einheit (also eine Sprachfamilie) ist oder nur einen arealen Sprachbund bildet, ist umstritten. Die Mehrheitsmeinung tendiert zur Sprachbund-These. Ungeklärt ist auch, woher das „urjapanische“ Vokabular stammt, das heute die Kun-Lesung der japanischen Schriftzeichen bildet. Das moderne Koreanisch und das moderne Japanisch zeigen zwar große Übereinstimmung in den chinesischen Lehnwörtern, darüber hinaus jedoch nur geringe Ähnlichkeit in den Lexemen.

Syntax, agglutinierender Sprachbau und Höflichkeitssprache weisen auf eine Verwandtschaft mit dem Koreanischen aber auch mit den Austronesischen Sprachen hin. Einige Forscher unterstützen die Verwandtschaft zu den Austronesischen Sprachen, mit dem das Japanische auch starke Ähnlichkeiten im Lautsystem (der Phonologie) aufweist.[10][11]

Andere, weniger bekannte Hypothesen unterstützen eine Verwandtschaft zu den Sinotibetischen Sprachen, den Tai-Kadai-Sprachen, den Austroasiatischen Sprachen oder der Ainu Sprache.[12][13][14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Alexander Vovin: Origins of the Japanese Language. In: Oxford Research Encyclopedia of Linguistics. 26. September 2017, doi:10.1093/acrefore/9780199384655.013.277 (oxfordre.com [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  2. Tranter, Nocholas (2012), "Introduction: typology and area in Japan and Korea", in Tranter, Nicolas (ed.), The Languages of Japan and Korea, Routledge, pp. 3–23
  3. Alexander Vovin: Out of Southern China? (academia.edu [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  4. RECONSTRUCTING THE LANGUAGE MAP OF PREHISTORICAL NORTHEAST ASIA - Juha Janhunen Studia Orientalia 108 (2010)
  5. Sean Lee, Toshikazu Hasegawa: Bayesian phylogenetic analysis supports an agricultural origin of Japonic languages. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. Band 278, Nr. 1725, 22. Dezember 2011, ISSN 0962-8452, S. 3662–3669, doi:10.1098/rspb.2011.0518, PMID 21543358, PMC 3203502 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  6. Vovin, Alexander (2013). "From Koguryo to Tamna: Slowly riding to the South with speakers of Proto-Korean". Korean Linguistics. 15 (2): 222–240.
  7. John Whitman: Northeast Asian Linguistic Ecology and the Advent of Rice Agriculture in Korea and Japan. In: Rice. Band 4, Nr. 3, 1. Dezember 2011, ISSN 1939-8433, S. 149–158, doi:10.1007/s12284-011-9080-0 (doi.org [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  8. Unger, J. Marshall (2009). The role of contact in the origins of the Japanese and Korean languages. Honolulu: University of Hawai?
  9. Alexander Vovin: Origins of the Japanese Language. In: Oxford Research Encyclopedia of Linguistics. 26. September 2017, doi:10.1093/acrefore/9780199384655.013.277 (oxfordre.com [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  10. Javanese influence on Japanese - Languages Of The World. In: Languages Of The World. 9. Mai 2011 (languagesoftheworld.info [abgerufen am 25. Juli 2018]).
  11. Alexander Vovin: Is Japanese Related to Austronesian? In: Oceanic Linguistics. Band 33, Nr. 2, 1994, S. 369–390, doi:10.2307/3623134, JSTOR:3623134.
  12. 飯野睦毅 (1994)『奈良時代の日本語を解読する』東陽出版
  13. David B. Solnit: Japanese/Austro-Tai By Paul K. Benedict (review). In: Language. Band 68, Nr. 1, 1992, ISSN 1535-0665, S. 188–196, doi:10.1353/lan.1992.0061 (jhu.edu [abgerufen am 21. Juli 2019]).
  14. Gerhard Jäger: Support for linguistic macrofamilies from weighted sequence alignment. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 112, Nr. 41, 13. Oktober 2015, ISSN 0027-8424, S. 12752–12757, doi:10.1073/pnas.1500331112, PMID 26403857, PMC 4611657 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 21. Juli 2019]).

Literatur

  • Miller, Roy Andrew: Die japanische Sprache. Geschichte und Struktur. Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien der Philipp Franz von Siebold Stiftung. Band 4 1967. (Nachdruck Iudicium-Verlag 2000.)
  • Miller, Roy Andrew: Languages and History: Japanese, Korean, and Altaic. White Orchid Press. The Institute for Comparative Research in Human Culture. Oslo (Druck Bangkok) 1996.
  • Shibatani, Masayoshi: The Languages of Japan. Cambridge University Press 1990.