„Antikominternpakt“ – Versionsunterschied

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Der '''Antikominternpakt''' 1936 war ein [[völkerrechtlicher Vertrag]] zwischen dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] und dem [[Japanisches Kaiserreich|Japanischen Kaiserreich]] mit der Hauptzielsetzung der Bekämpfung der [[Kommunistische Internationale|''Kom''munistischen ''Intern''ationale]] (Komintern). Ihm traten später weitere Staaten, unter anderem das faschistische Italien, bei.
Der '''Antikominternpakt''' 1936 war ein [[völkerrechtlicher Vertrag]] zwischen dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] und dem [[Japanisches Kaiserreich|Japanischen Kaiserreich]] mit der Hauptzielsetzung der Bekämpfung der [[Kommunistische Internationale|''Kom''munistischen ''Intern''ationale]] (Komintern). Ihm traten später weitere Staaten, unter anderem das faschistische Italien, bei.

== Hintergrund ==

=== Deutschland ===
Das Deutsche Reich hatte seit der [[Machtergreifung]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] 1933 eine [[Antikommunismus|antikommunistische]] Linie geführt. Das [[Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda]] unter [[Joseph Goebbels]] hatte zum Zweck antikommunistischer Propaganda den [[Gesamtverband Deutscher antikommunistischer Vereinigungen]] (GDAV) gegründet. Der GDAV war auch als ''Antikomintern'' bekannt und verbreitete unter der Anleitung von [[Adolf Ehrt]] antikommunistische, [[Antisemitismus|antisemitische]] und gegen die [[Sowjetunion]] gerichtete Veröffentlichungen, sowohl in Deutschland als auch international.<ref>{{Literatur |Autor=Lorna L. Waddington |Titel=The Anti-Komintern and Nazi Anti-Bolshevik Propaganda in the 1930s |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=42 |Nummer=4 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2007 |Sprache=en |ISBN= |ISSN=0022-0094 |JSTOR=30036470 |Seiten=573–594 |Online=}}</ref><bdi>{{Rp|576-581}}</bdi> Gleichzeitig waren die Nationalsozialisten vorsichtig, nicht zu früh einen Krieg gegen die Sowjetunion zu riskieren. Als es im Jahr 1934 danach aussah, als könnte Japan von einer sowjetisch-chinesischen Koalition eingekreist und bald militärisch angegriffen werden, wurde Botschafter [[Herbert von Dirksen]] angewiesen, auf keinen Fall auch zur den geringsten Anschein zu geben, Deutschland würde Japan in irgendeiner Weise im Falle eines japanisch-sowjetischen Krieges unterstützen wollen.<ref>{{Cite book|url=https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045948_00001.html|title=14. Juni bis 31. Oktober 1934|last=|first=|publisher=Vandenhoeck + Ruprecht|year=1973|isbn=|editor-last=Lambert|editor-first=Margaret|series=Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945|volume=C-3|location=|pages=|editor-last2=Sweet|editor-first2=Paul R.|editor-last3=Baumont|editor-first3=Maurice|display-editors=1}}</ref><bdi>{{Rp|466-467}}</bdi>

Die Idee einer Allianz mit Japan stammte in den deutschen Reihen primär aus der Feder von [[Joachim von Ribbentrop]] und fand Sympathie bei [[Adolf Hitler]]. Die meisten Karrierediplomaten im [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] unter [[Konstantin von Neurath]], inklusive Neurath selbst, standen stattdessen einer Anbindung an Japan ablehnend gegenüber.<ref name=":11">{{Cite book|title=The Triumph of the Dark: European International History 1933-1939|last=Steiner|first=Zara|publisher=Oxford University Press|year=2011|isbn=9780199212002|location=|pages=}}</ref><bdi>{{Rp|262-263}}</bdi> Der japanische Hauptrivale, die [[Republik China (1912–1949)|Republik China]] unter [[Chiang Kai-shek]], war für Deutschland ein äußert wichtiger Absatzmarkt und der wichtigste Handelspartner in Asien. China exportierte [[Zinn]] und [[Wolfram]] nach Deutschland und kaufte in der Gegenrichtung deutsche Rüstungsgüter und Erzeugnisse der deutschen Schwerindustrie.<ref name=":12">{{Cite book|url=https://scholarworks.umt.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=3469&context=etd|title=Germany's diplomatic relations with Japan 1933-1941|last=Stratman|first=George John|publisher=University of Montana|year=1970|isbn=|series=Graduate Student Theses, Dissertations, & Professional Papers|volume=2450|location=|pages=}}</ref><bdi>{{Rp|32}}</bdi> China beanspruchte auch die Hilfe deutscher Militärausbilder unter [[Alexander von Falkenhausen (General)|Alexander von Falkenhausen]] und rüstete seine Armee mit deutschem Material. Deshalb unterstützten sowohl Neuraths Diplomaten als auch der deutsche Generalstab eine deutsch-chinesische Kooperation statt einer Anbindung an Japan.<ref name=":9">{{Cite journal|last=Boyd|first=Carl|date=1977|title=The Role of Hiroshi Ōshima in the Preparation of the Anti-Comintern Pact|url=http://www.jstor.org/stable/41930226|journal=Journal of Asian History|volume=11|issue=1|pages=49-71}}</ref>

Deutschland trat am 14. Oktober 1933 aus dem [[Völkerbund]] aus und folgte damit dem Vorbild des späteren Bündnispartners Japan, welches den Bund bereits im Februar verlassen hatte.

=== Japan ===
Obgleich das Japanische Kaiserreich im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] auf der Seite der siegreichen [[Triple Entente|Entente-Mächte]] gestanden hatte, waren die Kriegsgewinne und die in den [[Pariser Vorortverträge|Pariser Vorortverträgen]] ausgehandelte Nachkriegswelt hinter den japanischen Erwartungen zurückgeblieben. Die Westmächte hatten die von Japan in Versailles angestrebte Rassengleichheit 1919 ausgeschlagen und hatten es im [[Washingtoner Flottenabkommen|Washingtoner Flottenabkommen von 1922]] zudem geschafft, die Pazifikambitionen der Japaner durch Limitierungen der zulässigen Größe von Kriegsschiffe zu beschränken. Die wurde in Japan als massive nationale Demütigung empfunden.<ref name=":14">{{Cite journal|last=Martin|first=Bernd|date=1970|title=Zur Vorgeschichte des deutsch-japanischen Kriegsbündnisses|url=https://freidok.uni-freiburg.de/data/2049|journal=Wissenschaft und Unterricht|language=German|volume=21|pages=606-615}}</ref><bdi>{{Rp|607}}</bdi>

Im Japan des Kaisers [[Hirohito]] herrschte ein interner Machtkampf innerhalb des Militärs, in welchem die [[Kaiserlich Japanische Armee]] und [[Kaiserlich Japanische Marine]] miteinander in diplomatischen, militärischen und politischen Fragen in Konkurrenz standen, was auch die Richtung kriegerischer Expansion Japans betraf, welche im rohstoffarmen Japan zur Erschließung einer wirtschaftlichen [[Autarkie]] als unumgänglich erachtet wurde. So verfolgte die KJA das Ziel, sich mit Deutschland gegen die Sowjetunion zu verbünden und in einem Zangenangriff in Sibirien einzumarschieren, um sich so die Ressourcen zu sichern, welche Japan fehlten. Die KJM sah dagegen eine Allianz mit Deutschland als nicht nützlich an, da sie die diplomatischen Beziehungen mit dem [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] und den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] behindern und einen für Japan nicht gewinnbaren Seekrieg im Pazifikraum, im welchem Deutschland keine Hilfe wäre, wahrscheinlicher machen könnte. Die KJM wollte die Tradition der [[Anglo-Japanische Allianz|Anglo-Japanischen Allianz von 1902]] um jeden Preis erhalten und mithilfe der Neutralitätspolitik der USA freie Hand für japanische Expansion in Ost- und Südostasien sichern, um dergestalt an die benötigten Rohstoffe zu kommen.<ref name=":33">{{Cite book|title=Japan Prepares for Total War: The Search for Economic Security, 1919-1941|last=Barnhart|first=Michael A.|publisher=Cornell University Press|year=1987|isbn=9780801495298|location=Ithaca, NY|pages=}} (englisch)</ref><bdi>{{Rp|140-141}}</bdi>

Die japanische Regierung, inklusive des Kaisers Hirohito, war teils nicht fähig und teils nicht gewillt, die Eskapaden der japanischen Militärs in China zu stoppen. 1931 war die [[Kwantung-Armee]] autonom für die [[Mandschurei-Krise]] verantwortlich und besetzte eigenständig und im Endeffekt ohne Intervention der Regierung in Tokio Nordostchina.<ref name=":14" /><bdi>{{Rp|608-609}}</bdi> Dort wurde von den Japanern der Marionettenstaat [[Mandschukuo]] errichtet.<ref>{{Cite book|title=Sovereignty and Authenticity: Manchukuo and the East Asian Modern|last=Duara|first=Prasenjit|publisher=Rowman & Littlefield Publishers|year=2003|isbn=0742525775|location=Oxford|pages=}}</ref><bdi>{{Rp|65-73}}</bdi> Deutschland hatte, ebenso wie fast alle Staaten, Mandschukuo nicht anerkannt. Die Weltöffentlichkeit betrachtete die Region als von Japan unrechtmäßig besetzt. Während das Japanische Kaiserreich wiederholt die Souveränität der Republik China verletzte ([[Schlacht um Shanghai (1932)|Schlacht um Shanghai 1932]], [[Zwischenfall am 15. Mai]], [[Befriedung von Mandschukuo]]), waren die Westmächte weiterhin an einer Kompromisslösung interessiert. [[Neville Chamberlain]], später federführend bei der britischen [[Appeasement-Politik]] gegenüber des Deutschen Reiches, versuchte 1934 etwa, einen britisch-japanischen [[Nichtangriffspakt]] auszuhandeln.<ref name=":192">{{Cite book|title=The Political-Diplomatic Dimension, 1931–2000|last=|first=|publisher=Palgrave Macmillan|year=2000|isbn=9781403919670|editor-last=Nish|editor-first=Ian|series=The History of Anglo-Japanese Relations, 1600–2000|volume=2|location=Houndmills|pages=|editor-last2=Kibata|editor-first2=Yoichi|editor-last3=|editor-first3=}}</ref><bdi>{{Rp|6-7}}</bdi>

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== Inhalt ==
== Inhalt ==
[[Datei:Deutsches Reichsgesetzblatt 37T2_004_0028.jpg|mini|Abkommen gegen die Kommunistische Internationale im [[Reichsgesetzblatt|Deutschen Reichsgesetzblatt]]]]
[[Datei:Deutsches Reichsgesetzblatt 37T2 004 0028.jpg|mini|Abkommen gegen die Kommunistische Internationale im [[Reichsgesetzblatt|Deutschen Reichsgesetzblatt]]]]
Der erste politische Vertrag zwischen dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] und Japan wurde auf Bestreben Japans am 25. November 1936 in Berlin vom japanischen Sonderbotschafter Vicomte [[Mushanokōji Kintomo]] und [[Joachim von Ribbentrop]] für die Dauer von fünf Jahren unterzeichnet. Die Bekämpfung der Kommunistischen Internationale sollte, analog zu ''Komintern'', durch Informationsaustausch gefördert werden. In geheimen zusätzlichen Abkommen<ref>Gerhard L. Weinberg (Hrsg.): Dokumentation: ''Die geheimen Abkommen zum Antikominternpakt'' in: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]] 1954, Heft 2, S. 195 ff ([http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1954_2_6_weinberg.pdf PDF]).</ref> sicherten sich die beiden Staaten wohlwollende [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]] zu für den Fall eines nicht provozierten Angriffs oder einer Angriffsdrohung der [[Geschichte der Sowjetunion|Sowjetunion]]. Zudem verpflichteten sie sich, mit der Sowjetunion keine Verträge abzuschließen, die dem „Geist dieses Abkommens“ widersprechen würden. Japan berief sich auf das entsprechende geheime Zusatzabkommen, als es in Berlin Protest gegen den [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]] einlegte.
Der erste politische Vertrag zwischen dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] und Japan wurde auf Bestreben Japans am 25. November 1936 in Berlin vom japanischen Sonderbotschafter Vicomte [[Mushanokōji Kintomo]] und [[Joachim von Ribbentrop]] für die Dauer von fünf Jahren unterzeichnet. Die Bekämpfung der Kommunistischen Internationale sollte, analog zu ''Komintern'', durch Informationsaustausch gefördert werden. In geheimen zusätzlichen Abkommen<ref>Gerhard L. Weinberg (Hrsg.): Dokumentation: ''Die geheimen Abkommen zum Antikominternpakt'' in: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]] 1954, Heft 2, S. 195 ff ([http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1954_2_6_weinberg.pdf PDF]).</ref> sicherten sich die beiden Staaten wohlwollende [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]] zu für den Fall eines nicht provozierten Angriffs oder einer Angriffsdrohung der [[Geschichte der Sowjetunion|Sowjetunion]]. Zudem verpflichteten sie sich, mit der Sowjetunion keine Verträge abzuschließen, die dem „Geist dieses Abkommens“ widersprechen würden. Japan berief sich auf das entsprechende geheime Zusatzabkommen, als es in Berlin Protest gegen den [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]] einlegte.


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== Beitritte ==
== Beitritte ==
Am 6. November 1937 trat [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] dem Pakt bei. Am 24. Februar 1939 traten [[Königreich Ungarn|Ungarn]] und der japanische Satellitenstaat Mandschukuo dem Antikominternpakt bei. Wenig später am 27. März 1939 folgte auch [[Franquismus|Spanien]], dessen [[Spanischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] gerade mit dem siegreichen Einmarsch von [[Francisco Franco|Francos]] Truppen in der Hauptstadt Madrid endete.
Am 6. November 1937 trat [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] dem Pakt bei.<ref name=":10">{{Cite book|title=The Rise and Fall of the Third Reich: A History of Nazi Germany|last=Shirer|first=William L.|publisher=Simon and Schuster, Inc.|year=1960|isbn=|edition=1st|location=New York|pages=|lccn=60-6729|author-link=William L. Shirer}}</ref><bdi>{{Rp|353}}</bdi> Am 24. Februar 1939 traten [[Königreich Ungarn|Ungarn]] und der japanische Satellitenstaat Mandschukuo dem Antikominternpakt bei.<ref name=":3">{{Cite book|title=The Encyclopedia of The United Nations and International Relations|last=Osmanczyk|first=Edmund J.|publisher=Taylor and Francis|year=1990|isbn=0850668336|edition=2nd|location=Bristol|pages=|orig-year=1985}}</ref><bdi>{{Rp|49}}</bdi> Wenig später am 27. März 1939 folgte auch [[Franquismus|Spanien]], dessen [[Spanischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] gerade mit dem siegreichen Einmarsch von [[Francisco Franco|Francos]] Truppen in der Hauptstadt Madrid endete.<ref name=":3" /><bdi>{{Rp|865}}</bdi>

Nach Beginn des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Kriegs]] am 22. Juni 1941 traten ab 25. November 1941 [[Königreich Rumänien|Rumänien]], [[Finnland]], [[Unabhängiger Staat Kroatien|Kroatien]], [[Slowakischer Staat|Slowakei]], [[Zarentum Bulgarien|Bulgarien]], das besetzte [[Dänemark]] und das so genannte [[Neuorganisierte Regierung der Republik China|Nanjing-China]] unter [[Wang Jingwei]] dem Antikominternpakt bei.<ref name=":42">{{Cite book|url=https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045908_00001.html|title=15. September bis 11. Dezember 1941|last=|first=|publisher=Vandenhoeck + Ruprecht|year=1970|isbn=|editor-last=Smyth|editor-first=Howard M.|series=Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945|volume=D-13-2|location=|pages=|language=German|editor-last2=Lambert|editor-first2=Margaret|editor-last3=Baumont|editor-first3=Maurice|display-editors=1}}</ref><bdi>{{Rp|671-672}}</bdi>


Mehrere Staaten wurden von Deutschland und Japan als Beitrittskandidaten in Betracht gezogen. Dazu gehörten Argentinien, Brasilien, Chile, die Republik China, Jugoslawien, die Niederlande, Polen, Portugal und das Vereinigte Königreich.
Nach Beginn des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Kriegs]] am 22. Juni 1941 traten ab 25. November 1941 [[Königreich Rumänien|Rumänien]], [[Finnland]], [[Unabhängiger Staat Kroatien|Kroatien]], [[Slowakischer Staat|Slowakei]], [[Zarentum Bulgarien|Bulgarien]], das besetzte [[Dänemark]] und das so genannte [[Neuorganisierte Regierung der Republik China|Nanjing-China]] unter [[Wang Jingwei]] dem Antikominternpakt bei, 1942 auch die von den Japanern eingesetzte [[Marionettenregierung]] der [[Philippinen]].


== Weitere Entwicklung ==
== Weitere Entwicklung ==

Version vom 30. Oktober 2019, 09:09 Uhr

Unterzeichnung des Paktes durch Joachim von Ribbentrop

Der Antikominternpakt 1936 war ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Japanischen Kaiserreich mit der Hauptzielsetzung der Bekämpfung der Kommunistischen Internationale (Komintern). Ihm traten später weitere Staaten, unter anderem das faschistische Italien, bei.

Hintergrund

Deutschland

Das Deutsche Reich hatte seit der Machtergreifung der NSDAP 1933 eine antikommunistische Linie geführt. Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels hatte zum Zweck antikommunistischer Propaganda den Gesamtverband Deutscher antikommunistischer Vereinigungen (GDAV) gegründet. Der GDAV war auch als Antikomintern bekannt und verbreitete unter der Anleitung von Adolf Ehrt antikommunistische, antisemitische und gegen die Sowjetunion gerichtete Veröffentlichungen, sowohl in Deutschland als auch international.[1]:576-581 Gleichzeitig waren die Nationalsozialisten vorsichtig, nicht zu früh einen Krieg gegen die Sowjetunion zu riskieren. Als es im Jahr 1934 danach aussah, als könnte Japan von einer sowjetisch-chinesischen Koalition eingekreist und bald militärisch angegriffen werden, wurde Botschafter Herbert von Dirksen angewiesen, auf keinen Fall auch zur den geringsten Anschein zu geben, Deutschland würde Japan in irgendeiner Weise im Falle eines japanisch-sowjetischen Krieges unterstützen wollen.[2]:466-467

Die Idee einer Allianz mit Japan stammte in den deutschen Reihen primär aus der Feder von Joachim von Ribbentrop und fand Sympathie bei Adolf Hitler. Die meisten Karrierediplomaten im Auswärtigen Amt unter Konstantin von Neurath, inklusive Neurath selbst, standen stattdessen einer Anbindung an Japan ablehnend gegenüber.[3]:262-263 Der japanische Hauptrivale, die Republik China unter Chiang Kai-shek, war für Deutschland ein äußert wichtiger Absatzmarkt und der wichtigste Handelspartner in Asien. China exportierte Zinn und Wolfram nach Deutschland und kaufte in der Gegenrichtung deutsche Rüstungsgüter und Erzeugnisse der deutschen Schwerindustrie.[4]:32 China beanspruchte auch die Hilfe deutscher Militärausbilder unter Alexander von Falkenhausen und rüstete seine Armee mit deutschem Material. Deshalb unterstützten sowohl Neuraths Diplomaten als auch der deutsche Generalstab eine deutsch-chinesische Kooperation statt einer Anbindung an Japan.[5]

Deutschland trat am 14. Oktober 1933 aus dem Völkerbund aus und folgte damit dem Vorbild des späteren Bündnispartners Japan, welches den Bund bereits im Februar verlassen hatte.

Japan

Obgleich das Japanische Kaiserreich im Ersten Weltkrieg auf der Seite der siegreichen Entente-Mächte gestanden hatte, waren die Kriegsgewinne und die in den Pariser Vorortverträgen ausgehandelte Nachkriegswelt hinter den japanischen Erwartungen zurückgeblieben. Die Westmächte hatten die von Japan in Versailles angestrebte Rassengleichheit 1919 ausgeschlagen und hatten es im Washingtoner Flottenabkommen von 1922 zudem geschafft, die Pazifikambitionen der Japaner durch Limitierungen der zulässigen Größe von Kriegsschiffe zu beschränken. Die wurde in Japan als massive nationale Demütigung empfunden.[6]:607

Im Japan des Kaisers Hirohito herrschte ein interner Machtkampf innerhalb des Militärs, in welchem die Kaiserlich Japanische Armee und Kaiserlich Japanische Marine miteinander in diplomatischen, militärischen und politischen Fragen in Konkurrenz standen, was auch die Richtung kriegerischer Expansion Japans betraf, welche im rohstoffarmen Japan zur Erschließung einer wirtschaftlichen Autarkie als unumgänglich erachtet wurde. So verfolgte die KJA das Ziel, sich mit Deutschland gegen die Sowjetunion zu verbünden und in einem Zangenangriff in Sibirien einzumarschieren, um sich so die Ressourcen zu sichern, welche Japan fehlten. Die KJM sah dagegen eine Allianz mit Deutschland als nicht nützlich an, da sie die diplomatischen Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten behindern und einen für Japan nicht gewinnbaren Seekrieg im Pazifikraum, im welchem Deutschland keine Hilfe wäre, wahrscheinlicher machen könnte. Die KJM wollte die Tradition der Anglo-Japanischen Allianz von 1902 um jeden Preis erhalten und mithilfe der Neutralitätspolitik der USA freie Hand für japanische Expansion in Ost- und Südostasien sichern, um dergestalt an die benötigten Rohstoffe zu kommen.[7]:140-141

Die japanische Regierung, inklusive des Kaisers Hirohito, war teils nicht fähig und teils nicht gewillt, die Eskapaden der japanischen Militärs in China zu stoppen. 1931 war die Kwantung-Armee autonom für die Mandschurei-Krise verantwortlich und besetzte eigenständig und im Endeffekt ohne Intervention der Regierung in Tokio Nordostchina.[6]:608-609 Dort wurde von den Japanern der Marionettenstaat Mandschukuo errichtet.[8]:65-73 Deutschland hatte, ebenso wie fast alle Staaten, Mandschukuo nicht anerkannt. Die Weltöffentlichkeit betrachtete die Region als von Japan unrechtmäßig besetzt. Während das Japanische Kaiserreich wiederholt die Souveränität der Republik China verletzte (Schlacht um Shanghai 1932, Zwischenfall am 15. Mai, Befriedung von Mandschukuo), waren die Westmächte weiterhin an einer Kompromisslösung interessiert. Neville Chamberlain, später federführend bei der britischen Appeasement-Politik gegenüber des Deutschen Reiches, versuchte 1934 etwa, einen britisch-japanischen Nichtangriffspakt auszuhandeln.[9]:6-7

Das Japanische Kaiserreich trat als Reaktion auf den Lytton-Report, welcher den Japanern eindeutig die Schuld für die Inszenierung des Mukden-Zwischenfalls gab, im Februar 1933 aus dem Völkerbund aus.[9]:6-7

Inhalt

Abkommen gegen die Kommunistische Internationale im Deutschen Reichsgesetzblatt

Der erste politische Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Japan wurde auf Bestreben Japans am 25. November 1936 in Berlin vom japanischen Sonderbotschafter Vicomte Mushanokōji Kintomo und Joachim von Ribbentrop für die Dauer von fünf Jahren unterzeichnet. Die Bekämpfung der Kommunistischen Internationale sollte, analog zu Komintern, durch Informationsaustausch gefördert werden. In geheimen zusätzlichen Abkommen[10] sicherten sich die beiden Staaten wohlwollende Neutralität zu für den Fall eines nicht provozierten Angriffs oder einer Angriffsdrohung der Sowjetunion. Zudem verpflichteten sie sich, mit der Sowjetunion keine Verträge abzuschließen, die dem „Geist dieses Abkommens“ widersprechen würden. Japan berief sich auf das entsprechende geheime Zusatzabkommen, als es in Berlin Protest gegen den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt einlegte.

Bedeutung

Mit dem Antikominternpakt nutzte Hitler politische Entwicklungen außerhalb Deutschlands, um aus der politischen Isolierung Deutschlands auszubrechen. Nach dem Austritt aus dem Völkerbund war das nationalsozialistische Deutschland international isoliert. Adolf Hitler suchte Verbündete für seine revisionistische und gegen die Sowjetunion gerichtete Außenpolitik. Er versuchte zu dieser Zeit, Verträge mit fünf Staaten herzustellen, denen er allen ein Interesse unterstellte, die Sowjetunion zurückzudrängen oder zu zerschlagen. Hauptpartner in Europa sollte Großbritannien sein, dazu Polen. In Ostasien sollte Japan hinzukommen, außerdem Chiang Kai-sheks Nationalchina. Japan war schon einige Monate früher aus dem Völkerbund ausgetreten. Es hatte nach einer militärischen Intervention 1931 die Mandschurei erobert und am 18. Februar 1932 den von ihm abhängigen Staat Mandschukuo ausgerufen. Dadurch war es in eine akute Konfliktsituation zur Sowjetunion geraten. Es suchte nun ein Gegengewicht gegen die wachsende chinesisch-sowjetische Zusammenarbeit und bot dem Deutschen Reich eine Zusammenarbeit an. Hitler war über den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt von 1934 noch nicht hinausgekommen, es war das bis dahin einzige Bündnis. Nun sah er die Möglichkeit, mit Japan einen Zweifrontendruck auf die Sowjetunion auszuüben. Ende 1935 war der deutsch-japanische Vertrag mit seiner antisowjetischen Ausrichtung bereits ausgehandelt, konnte aber wegen innenpolitischer Auseinandersetzungen in Japan erst Ende 1936 unterzeichnet werden. Hitlers Werben um ein Bündnis mit Großbritannien verlief ergebnislos. Daraufhin schwenkte er als Ersatzlösung um auf ein „Weltpolitisches Dreieck“ Berlin–Rom–Tokio. Nach einem Deutschlandbesuch Mussolinis im September trat Italien im November 1937 dem Antikominternpakt bei, wurde allerdings von der Existenz eines Zusatzabkommens nicht unterrichtet. Bis 1939 versuchte der deutsche Außenminister Ribbentrop vergeblich, das „Weltpolitische Dreieck“ zu einem deutsch-japanisch-italienischen Militärbündnis mit Zielrichtung gegen Großbritannien auszubauen. Japan war 1937 in China einmarschiert (Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg) und sah den Pakt als Rückendeckung dieser Expansion gegen die Sowjetunion. Seine Armee blieb zu dieser Zeit vorwiegend antisowjetisch orientiert. Daran änderte auch nichts, dass Hitler seine Parteinahme für China aufgab. Der am 22. Mai 1939 geschlossene Stahlpakt, der auf die Hauptpartner Deutschland und Italien beschränkt war, machte schließlich das Scheitern des angestrebten militärischen Dreierbündnisses klar.

Beitritte

Am 6. November 1937 trat Italien dem Pakt bei.[11]:353 Am 24. Februar 1939 traten Ungarn und der japanische Satellitenstaat Mandschukuo dem Antikominternpakt bei.[12]:49 Wenig später am 27. März 1939 folgte auch Spanien, dessen Bürgerkrieg gerade mit dem siegreichen Einmarsch von Francos Truppen in der Hauptstadt Madrid endete.[12]:865

Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Kriegs am 22. Juni 1941 traten ab 25. November 1941 Rumänien, Finnland, Kroatien, Slowakei, Bulgarien, das besetzte Dänemark und das so genannte Nanjing-China unter Wang Jingwei dem Antikominternpakt bei.[13]:671-672

Mehrere Staaten wurden von Deutschland und Japan als Beitrittskandidaten in Betracht gezogen. Dazu gehörten Argentinien, Brasilien, Chile, die Republik China, Jugoslawien, die Niederlande, Polen, Portugal und das Vereinigte Königreich.

Weitere Entwicklung

Durch den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt von 1939, der ohne jede Absprache oder auch nur Information der Partner des Antikominternpaktes Japan und Italien abgeschlossen wurde, waren dieser Pakt und auch das „Weltpolitische Dreieck“ bedeutungslos geworden. Daraufhin verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Japan und dem Deutschen Reich. Auch Spanien rückte von Hitler ab.

Bedeutung im weiteren Kriegsverlauf

Japan war durch seine Expansion im Fernen Osten (Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg, Japanisch-Sowjetischer Grenzkonflikt) in einen Konflikt mit Großbritannien, den USA und der Sowjetunion geraten. Außerdem hatte sich 1940 das Kräfteverhältnis der drei Mächte Deutschland, Japan und Italien erheblich gewandelt. Es kam nun zum Dreimächtepakt. Dieser neue Pakt berührte die bestehenden Verhältnisse zur Sowjetunion nicht. Er stellte im Wesentlichen ein Verteidigungsbündnis dar, für den Fall, dass die USA in den asiatischen oder europäischen Krieg eingreifen werde.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lorna L. Waddington: The Anti-Komintern and Nazi Anti-Bolshevik Propaganda in the 1930s. Band 42, Nr. 4, 2007, ISSN 0022-0094, S. 573–594, JSTOR:30036470 (englisch).
  2. Margaret Lambert, Paul R. Sweet, Maurice Baumont (Hrsg.): 14. Juni bis 31. Oktober 1934 (= Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945. C-3). Vandenhoeck + Ruprecht, 1973 (digitale-sammlungen.de).
  3. Zara Steiner: The Triumph of the Dark: European International History 1933-1939. Oxford University Press, 2011, ISBN 978-0-19-921200-2.
  4. George John Stratman: Germany's diplomatic relations with Japan 1933-1941 (= Graduate Student Theses, Dissertations, & Professional Papers. Band 2450). University of Montana, 1970 (umt.edu).
  5. Carl Boyd: The Role of Hiroshi Ōshima in the Preparation of the Anti-Comintern Pact. In: Journal of Asian History. 11. Jahrgang, Nr. 1, 1977, S. 49–71 (jstor.org).
  6. a b Bernd Martin: Zur Vorgeschichte des deutsch-japanischen Kriegsbündnisses. In: Wissenschaft und Unterricht. 21. Jahrgang, 1970, S. 606–615 (uni-freiburg.de).
  7. Michael A. Barnhart: Japan Prepares for Total War: The Search for Economic Security, 1919-1941. Cornell University Press, Ithaca, NY 1987, ISBN 978-0-8014-9529-8. (englisch)
  8. Prasenjit Duara: Sovereignty and Authenticity: Manchukuo and the East Asian Modern. Rowman & Littlefield Publishers, Oxford 2003, ISBN 0-7425-2577-5.
  9. a b Ian Nish, Yoichi Kibata (Hrsg.): The Political-Diplomatic Dimension, 1931–2000 (= The History of Anglo-Japanese Relations, 1600–2000. Band 2). Palgrave Macmillan, Houndmills 2000, ISBN 978-1-4039-1967-0.
  10. Gerhard L. Weinberg (Hrsg.): Dokumentation: Die geheimen Abkommen zum Antikominternpakt in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1954, Heft 2, S. 195 ff (PDF).
  11. William L. Shirer: The Rise and Fall of the Third Reich: A History of Nazi Germany. 1st Auflage. Simon and Schuster, Inc., New York 1960.
  12. a b Edmund J. Osmanczyk: The Encyclopedia of The United Nations and International Relations. 2nd Auflage. Taylor and Francis, Bristol 1990, ISBN 0-85066-833-6 ( [1985]).
  13. Howard M. Smyth, Margaret Lambert, Maurice Baumont (Hrsg.): 15. September bis 11. Dezember 1941 (= Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945. D-13-2). Vandenhoeck + Ruprecht, 1970 (digitale-sammlungen.de).

Literatur