„Heimatroman“ – Versionsunterschied

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Der '''Heimatroman''' ist ein [[Genre]] innerhalb der [[Deutsche Sprache|deutschsprachigen]] [[Roman]]literatur, das aus der Tradition ländlicher Romane der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist, die entscheidenden Einflüsse aber aus der [[Heimatbewegung]] des frühen 20. Jahrhunderts empfangen hat. Anders als der [[Abenteuerroman]] oder auch der [[Historischer Roman|historische Roman]], deren Handlungsrahmen kaum weit genug vom Leser entfernt liegen können, bleibt der Heimatroman in der Nähe und sucht die Idylle. Er bedient die Sehnsüchte von Lesern nach der Naturnähe des ländlichen Lebens.<ref>{{Literatur |Autor=Peter Nusser |Titel=Trivialliteratur |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=1991 |ISBN=978-3-476-10262-1 |Seiten=86 |Online={{Google Buch |BuchID=QMImDgAAQBAJ |Seite=86}}}}</ref>
{{Überarbeiten|grund=Der Artikel ist unbequellt und viele Aussagen schon des Intros sind allzu stark vereinfachend und in sich widersprüchlich. Hauptprobleme: 1. Trivialliteratur und Volksliteratur sind zwei gänzlich unterschiedliche Dinge. 2. Dass es Berg–, Dorf- und Bauernromane gibt, die trivialliterarisch sind, disqualifiziert nicht das ganze Genre, das auch ungezählte Beispiele von Hochliteratur umfasst, deren Autoren gar nicht selten mit Literaturnobelpreisen ausgezeichnet wurden. 3. Eine massenhafte Trivialisierung der hier behandelten Genres scheint vor allem in der deutschsprachigen Literatur stattgefunden zu haben, worauf schon das weitgehende Fehlen von Interwikilinks hinweist. Oder sind etwa auch die ''Highland/Scotland Romance Novels'' als „Heimatromane“ einzustufen? Es wäre zweckmäßig, den Artikel anhand von Fachliteratur neu zu schreiben und dabei nicht in einen literatur''kritischen'', sondern in einen literatur''historischen'' Kontext zu stellen, wobei auch anderssprachige Literaturen nicht ganz aus dem Blick verloren werden sollten.}}

Der '''Heimatroman''' ist ein [[Genre]] der [[Trivialliteratur]]. Er zählt zur [[Volksliteratur]], die sich populären Lesestoffen wie [[Heftroman]]en oder [[Erbauungsschrift]]en und traditionellen Erzählungen wie [[Märchen]] widmet.
Die große Mehrzahl der Heimatromane wird, insbesondere seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, der [[Trivialliteratur]] zugerechnet.
Als Oberbegriff umfasst er u.&nbsp;a. die Genres Dorfroman, [[Bauernroman]] oder Bergroman.


== Zum Begriff ==
== Zum Begriff ==

Version vom 15. Februar 2022, 23:47 Uhr

Der Heimatroman ist ein Genre innerhalb der deutschsprachigen Romanliteratur, das aus der Tradition ländlicher Romane der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist, die entscheidenden Einflüsse aber aus der Heimatbewegung des frühen 20. Jahrhunderts empfangen hat. Anders als der Abenteuerroman oder auch der historische Roman, deren Handlungsrahmen kaum weit genug vom Leser entfernt liegen können, bleibt der Heimatroman in der Nähe und sucht die Idylle. Er bedient die Sehnsüchte von Lesern nach der Naturnähe des ländlichen Lebens.[1]

Die große Mehrzahl der Heimatromane wird, insbesondere seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Trivialliteratur zugerechnet.

Zum Begriff

Der Begriff der Heimatliteratur bzw. des Heimatromans entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Gegenbewegung zu den im Naturalismus beliebten Großstadtdarstellungen und im Zuge politischer Entwicklungen wie der Bauernbefreiung oder der Industrialisierung. Das Bürgertum gewinnt somit nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern durch den Heimatroman nun ebenso kulturell an Bedeutung. So stammte sowohl ein Großteil der Autoren als auch der Leser aus der bürgerlichen Mittelschicht. Grundmotiv fast aller Heimatliteratur ist die Schaffung einer Gegenwelt zum Städtischen, Zivilisatorischen und die Kritik an Verstädterung, Industrialisierung und Technisierung. So setzte sie dem Modernisierungsprozess des auslaufenden 19. Jahrhunderts die heile Welt des Dorfes und der Natur und den traditionellen, moralischen Menschen gegenüber. Demnach beschreibt das Wort „Heimat“ in diesem Falle fast ausschließlich die ländliche Heimat – wo eine unversehrte und wohlgeordnete Welt noch existierte – jedoch nur in Ausnahmefällen die städtische.

Vorläufer, Geschichte und Autoren

Vorläufer des Heimatromans können in den im Biedermeier entstandenen Dorfgeschichten und Bauernromanen gesehen werden. Dabei gilt als einer der ersten Vertreter des Genres Jeremias Gotthelf („Der Bauernspiegel“ (1837), „Uli der Knecht“ (1840)) oder auch Karl Immermann („Der Oberhof“). Sie sind als Vorbilder Romane der Schriftsteller des so genannten „poetischen Realismus“ zu betrachten, wie z. B. (neben den bereits oben erwähnten) Theodor Storm, Theodor Fontane oder Klaus Groth, die den Begriff „Heimat“ für das Genre der Heimatliteratur nachhaltig prägten. Ebenso gehört Berthold Auerbach zur ersten Generation der Autoren von Heimatliteratur, der mit seinen „Schwarzwälder Dorfgeschichten“ und seiner Erzählung „Barfüßele“ den Geschmack der Leser aufs Vortrefflichste traf und geradezu einen Boom der Heimaterzählungen auslöste. Noch erfolgreicher waren Ludwig Ganghofer, der durch Millionenauflagen seiner Bücher ein häufig nachgeahmtes Modell für den Heimat- und Bergroman lieferte, oder Peter Rosegger, der 1876 die Familienzeitschrift „Heimgarten“ – ganz nach dem 23 Jahre älteren Vorbild „Gartenlaube“ – gründete.

Eine Ideologisierung der Heimatliteratur findet um die Wende zum 20. Jahrhundert in der Heimatkunstbewegung statt. Wichtige theoretische Beiträge dazu haben Friedrich Lienhard und Adolf Bartels geliefert. Werke wie Gustav Frenssens Jörn Uhl (1901) und Hermann LönsDer Wehrwolf (1910) nehmen bereits Züge der „Blut-und-Boden-Literatur“ vorweg, die in der Zeit des Nationalsozialismus schließlich ihre volle Ausprägung erreicht.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten Heimatromane in Form von Heftchenromanen, Heimattheater, Heimatfilm oder später in Fernsehserien weiterleben und sich zu einer Literatur der Massen weiterentwickeln.

Österreichische Autoren wie Hans Lebert (1960: Die Wolfshaut), Thomas Bernhard (1963: Frost) und Gerhard Fritsch (1967: Fasching) entwickelten die Gattung des „kritischen Heimatromans“ oder „Antiheimatromans“, dessen Protagonisten die ländliche Atmosphäre als dumpf, beängstigend und bedrohlich erfahren. Bei Reinhard P. Gruber (1973: Aus dem Leben Hödlmosers) werden die typischen Elemente des Heimatromans hingegen auf satirische Weise karikiert.

Der trivialliterarische Heimatroman

Anbieter

Den Markt für trivialliterarische Heimatromane (Heftromane) teilen sich gegenwärtig Bastei Lübbe und der Kelter Verlag.

Das Heimatromanprogramm des Bastei-Verlags, eines Imprints der in Köln ansässigen Bastei Lübbe AG, umfasst derzeit (2022) fünf Reihen:[3]

  • Der Bergdoktor (Untertitel: Dr. Martin Burger); Serie um einen im Zillertal niedergelassenen Arzt (seit 1980); verfilmt u. a. als Der Bergdoktor
  • Bergkristall (Untertitel: Wundervolle Geschichten zum Träumen); Serie von Romanen, deren Handlungen im traditionellen Bergbauernmilieu angesiedelt sind (bis Februar 2022: 408 Folgen)
  • Alpengold (Untertitel: der romantische Heimatroman von Bastei); Serie von Liebesromanen, deren Handlungen im traditionellen Bergbauernmilieu angesiedelt sind (bis Februar 2022: 368 Folgen)
  • Die schönsten Bergromane; Serie von Romanen, deren Handlungen im traditionellen Bergbauernmilieu angesiedelt sind (bis Februar 2022: 305 Folgen)
  • Das Berghotel; Serie um die Betreiber und Gäste eines Hotels im Zillertal (bis Februar 2022: 264 Folgen)

Kelter produziert derzeit ebenfalls fünf Heimatromanreihen:[4]

  • Der Bergpfarrer (seit 2001), verfilmt als Der Bergpfarrer
  • Toni der Hüttenwirt (seit 2004)
  • Heimatklänge (bis Februar 2022: 227 Folgen)
  • Heimatglocken, Sammelbände (bis Februar 2022: 227 Folgen)
  • Mein Heimatroman (bis Februar 2022: 71 Folgen)

Die Reihe „Edelstein-Roman“, die schon seit 1953 der Zauberkreis Verlag verlegt hatte, wurde von Kelter 1990 übernommen und 1997 eingestellt.

Der 1970 von der Bauer Media Group aufgekaufte Pabel-Moewig Verlag gab noch in den 1990er Jahren unter anderem eine Heimatromanreihe Edelweiß Bergroman heraus.

Stilelemente

Als Stilelemente des traditionellen Heimatromans gelten sowohl für den ernst gemeinten Heimatroman vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als auch für den verkitschten, auf den Massengeschmack abzielenden, trivialen Heimatroman:

  • die Störung der dörflichen Ordnung meist durch die Einkehr eines Fremdlings, der Unruhe in das statische Gefüge des Dorfes bringt
  • ein abgeschlossener Schauplatz, isolierte Welt (ein von Bergen umgebenes Dorf); Sehnsuchtslandschaften und Naturschauplätze wie beim „deutschen Wald“ spielen eine große Rolle.
  • Schwarz/Weiß-Zeichnung der Charaktere
  • ein "traditionelles" Frauenrollenbild
  • das Happy End: die ursprüngliche Ordnung wird wiederhergestellt (Aufnahme oder Verstoßung/Scheitern des Fremden)

Siehe auch

Literatur

  • Peter Domagalski: Trivialliteratur. Geschichte Produktion Rezeption. Herder, Freiburg 1981, ISBN 3-451-17401-4, (studio visuellLiteratur).
  • Michael Wegener: Die Heimat und die Dichtkunst. In: Gerhard Schmidt-Henkel u. a. (Hrsg.): Trivialliteratur. Literarisches Colloquium, Berlin 1964, S. 53–65.
  • Karlheinz Rossbacher: Heimatkunstbewegung und Heimatroman. Zu einer Literatursoziologie der Jahrhundertwende. Klett, Stuttgart 1975, ISBN 3-12-392400-9, (Literaturwissenschaft – Gesellschaftswissenschaft 13).

Einzelnachweise

  1. Peter Nusser: Trivialliteratur. J. B. Metzler, Stuttgart 1991, ISBN 978-3-476-10262-1, S. 86 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Heimatliteratur. In: Georg Braungart, Harald Fricke, Klaus Grubmüller, Jan-Dirk Müller, Friedrich Vollhardt, Klaus Weimar (Hrsg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Band 1. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2010, ISBN 978-3-11-010896-5, S. 20 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Bastei-Verlag: Auf dem Gipfel der Gefühle - mit den Heimatromanen von Bastei. Abgerufen am 15. Februar 2022.
  4. Kelter: Heimat. Abgerufen am 15. Februar 2022.