„Londoner Konferenz (1933)“ – Versionsunterschied

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Die '''Londoner Konferenz''' {{enS|London Economic Conference}} war eine internationale Wirtschaftskonferenz, die vom 12. Juni bis zum 27. Juli 1933 in [[London]] vor dem Hintergrund der [[Weltwirtschaftskrise]] stattfand. An der vom [[Völkerbund]] organisierten Konferenz nahmen Vertreter aus 66 Staaten teil. Die Konferenz wurde in den Räumen des Geological Museums abgehalten und von König [[Georg V. (Vereinigtes Königreich)|George V.]] eröffnet.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=The World Economic Conference |Sammelwerk=[[Nature]] |Band=131 |Nummer=3320 |Datum=1933 |Seiten=866 |DOI=10.1038/131866b0}}</ref> Das Organisationskomitee hatte eigentlich 67 Nationen eingeladen, aber Panama konnte sich die Gesandtschaft nicht leisten und blieb fern. Zu den offiziellen Delegierten gehörten unter Präsident [[Edmund Schulthess]] aus der Schweiz, König [[Faisal I.|Faisal]] aus dem Irak. Des Weiteren nahmen acht Premierminister, 20 Außenminister, 80 Minister und Zentralbankchefs teil. In der Versammlungshalle wurden 708 Sitzplätze installiert. Insgesamt das Museum rund 1000 Besuchern Platz, wobei nur 45 Plätzen für die Öffentlichkeit reserviert waren. Russland wurde unter anderem durch den Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten [[Maxim Maximowitsch Litwinow]] vertreten. Die amerikanische Delegation wurde von Außenminister [[Cordell Hull]] angeführt. Allein für aufgrund der jeweils 15-minüigen Antrittsreden jedes Teilnehmerlandes wurde die Dauer der Konferenz auf mindestens 14 Tage angesetzt.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Foreign News: London Economic Conference |Sammelwerk=[[Time]] |Datum=1933-06-19 |ISSN=0040-781X |Seiten= |Online=[http://content.time.com/time/subscriber/article/0,33009,789364,00.html time.com]}}</ref> Für Deutschland war der Außenminister [[Konstantin von Neurath]] ebenso wie der Reichsbankpräsident [[Hjalmar Schacht]] zugegen. Als Delegierter der Sächsischen Staatskanzlei nahm der Jurist Hans Erich Winter (* 11. März 1894), seit Anfang 1929 Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], an der Konferenz teil.<ref>{{Literatur |Titel=Winter, Hans Erich |Sammelwerk=Das Deutsche Führerlexikon |Band=1934/1935 |Verlag=Otto Stollberg |Ort=Berlin |Datum=1935 |Seiten=532 |Online={{archive.org |das-deutsche-fuhrerlexikon-1934-1935 |Blatt=532}}}}</ref>
{{Quellen}}
Die '''Londoner Konferenz''' war eine internationale Wirtschaftskonferenz, die vom 12. Juni bis zum 27. Juli 1933 in [[London]] vor dem Hintergrund der [[Weltwirtschaftskrise]] stattfand. An der vom [[Völkerbund]] organisierten Konferenz nahmen Vertreter aus 66 Staaten teil. Wichtigste Themen waren die Währungsstabilisierung zur Beendigung des [[Währungskrieg#Währungskrieg der 1930er Jahre|Währungskrieges der 1930er Jahre]] und das Schuldenproblem. Die Konferenz scheiterte mit ihren Vorstellungen am Widerstand des [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[Franklin D. Roosevelt]], der die Vorschläge zur Währungsstabilisierung ablehnte. [[Frankreich]]s Ministerpräsident [[Édouard Daladier]] sprach sich dort zur Überwindung der Wirtschaftskrise für eine Förderung der Umsatztätigkeiten der Unternehmen aus, die Geldpolitik könne in den Hintergrund treten.


Wichtigste Themen waren die Währungsstabilisierung zur Beendigung des [[Währungskrieg#Währungskrieg der 1930er Jahre|Währungskrieges der 1930er Jahre]] und das Schuldenproblem. Die Konferenz scheiterte mit ihren Vorstellungen am Widerstand des [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[Franklin D. Roosevelt]], der die Vorschläge zur Währungsstabilisierung ablehnte. [[Frankreich]]s Ministerpräsident [[Édouard Daladier]] sprach sich dort zur Überwindung der Wirtschaftskrise für eine Förderung der Umsatztätigkeiten der Unternehmen aus, die Geldpolitik könne in den Hintergrund treten.
Die Rede und Denkschrift [[Alfred Hugenberg]]s, des deutschen [[Reichswirtschaftsministerium|Wirtschafts-]] und [[Reichsernährungsministerium|Agrarministers]], in der er den Freihandel ablehnte und Kolonien in Afrika sowie Land im Osten forderte, führten zu dessen Rücktritt.<ref>[[Martin Broszat]]: ''Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung''. 8. Aufl., dtv, München 1979, ISBN 3-423-04009-2, S.&nbsp;122&nbsp;f.</ref>


Die Rede und Denkschrift [[Alfred Hugenberg]]s, des deutschen [[Reichswirtschaftsministerium|Wirtschafts-]] und [[Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft|Agrarministers]], in der er den Freihandel ablehnte und Kolonien in Afrika sowie Land im Osten forderte, führten zu dessen Rücktritt.<ref>[[Martin Broszat]]: ''Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung.'' 8. Auflage, dtv, München 1979, ISBN 3-423-04009-2, S.&nbsp;122&nbsp;f.</ref>
Im [[Tripartite-Abkommen]] von 1936 wurde schließlich das Ziel der Währungsstabilisierung erreicht.

Da die Konferenz zu keinem brauchbaren Ergebnis kam wurde sie am 27. Juli 1933 auf unbestimmte Zeit vertagt. Im [[Tripartite-Abkommen]] von 1936 wurde schließlich das Ziel der Währungsstabilisierung erreicht.

== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=Fritz Lotsch
|Titel=Internationale Kongresse und Konferenzen im Jahre 1933
|Sammelwerk=Weltwirtschaftliches Archiv
|Band=39
|Datum=1934
|ISSN=0043-2636
|Seiten=612–648
|JSTOR=40429313}}
* {{Literatur
|Autor=Patricia Clavin
|Titel=The Failure of Economic Diplomacy: Britain, Germany, France and the United States, 1931–36
|Verlag=Palgrave Macmillan
|Ort=London
|Datum=1996
|ISBN=0-230-37269-4
|Kapitel=The World Economic Conference Convenes
|Seiten=117–141
|Sprache=en
|DOI=10.1057/9780230372696_6}}
* [[Martin Alioth]]: ''Versuche, die Welt zu retten.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]].'' 29. März 2009 ([https://www.nzz.ch/versuche_die_welt_zu_retten-ld.556204 nzz.ch]).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/ORN3O3JMMEBKAFBJWM5UZ4RRPUKMI232 ''Weltwirtschaftskonferenz London 1933''] deutsche-digitale-bibliothek.de
* [[Martin Alioth]]: [https://www.nzz.ch/kommentar9H03X-1.227843 ''Versuche, die Welt zu retten''], NZZ vom 29. März 2009
* [https://history.state.gov/historicaldocuments/frus1933v01/comp7 ''Monetary and Economic Conference, London, June 12–July 27, 1933''] history.state.gov


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 8. März 2022, 15:32 Uhr

Die Londoner Konferenz englisch London Economic Conference war eine internationale Wirtschaftskonferenz, die vom 12. Juni bis zum 27. Juli 1933 in London vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise stattfand. An der vom Völkerbund organisierten Konferenz nahmen Vertreter aus 66 Staaten teil. Die Konferenz wurde in den Räumen des Geological Museums abgehalten und von König George V. eröffnet.[1] Das Organisationskomitee hatte eigentlich 67 Nationen eingeladen, aber Panama konnte sich die Gesandtschaft nicht leisten und blieb fern. Zu den offiziellen Delegierten gehörten unter Präsident Edmund Schulthess aus der Schweiz, König Faisal aus dem Irak. Des Weiteren nahmen acht Premierminister, 20 Außenminister, 80 Minister und Zentralbankchefs teil. In der Versammlungshalle wurden 708 Sitzplätze installiert. Insgesamt das Museum rund 1000 Besuchern Platz, wobei nur 45 Plätzen für die Öffentlichkeit reserviert waren. Russland wurde unter anderem durch den Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Maxim Maximowitsch Litwinow vertreten. Die amerikanische Delegation wurde von Außenminister Cordell Hull angeführt. Allein für aufgrund der jeweils 15-minüigen Antrittsreden jedes Teilnehmerlandes wurde die Dauer der Konferenz auf mindestens 14 Tage angesetzt.[2] Für Deutschland war der Außenminister Konstantin von Neurath ebenso wie der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht zugegen. Als Delegierter der Sächsischen Staatskanzlei nahm der Jurist Hans Erich Winter (* 11. März 1894), seit Anfang 1929 Mitglied der NSDAP, an der Konferenz teil.[3]

Wichtigste Themen waren die Währungsstabilisierung zur Beendigung des Währungskrieges der 1930er Jahre und das Schuldenproblem. Die Konferenz scheiterte mit ihren Vorstellungen am Widerstand des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der die Vorschläge zur Währungsstabilisierung ablehnte. Frankreichs Ministerpräsident Édouard Daladier sprach sich dort zur Überwindung der Wirtschaftskrise für eine Förderung der Umsatztätigkeiten der Unternehmen aus, die Geldpolitik könne in den Hintergrund treten.

Die Rede und Denkschrift Alfred Hugenbergs, des deutschen Wirtschafts- und Agrarministers, in der er den Freihandel ablehnte und Kolonien in Afrika sowie Land im Osten forderte, führten zu dessen Rücktritt.[4]

Da die Konferenz zu keinem brauchbaren Ergebnis kam wurde sie am 27. Juli 1933 auf unbestimmte Zeit vertagt. Im Tripartite-Abkommen von 1936 wurde schließlich das Ziel der Währungsstabilisierung erreicht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. The World Economic Conference. In: Nature. Band 131, Nr. 3320, 1933, S. 866, doi:10.1038/131866b0.
  2. Foreign News: London Economic Conference. In: Time. 19. Juni 1933, ISSN 0040-781X (time.com).
  3. Winter, Hans Erich. In: Das Deutsche Führerlexikon. Band 1934/1935. Otto Stollberg, Berlin 1935, S. 532 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Martin Broszat: Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung. 8. Auflage, dtv, München 1979, ISBN 3-423-04009-2, S. 122 f.