„Kernkraftwerk Dounreay“ – Versionsunterschied

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Das '''Kernkraftwerk Dounreay''' liegt nahe einer verfallenen Burg in der Grafschaft [[Caithness]] im Verwaltungsbezirk [[Highland (Council Area)|Highland]] an der Nordküste [[Schottland]]s. Diese Burg befindet sich heute auf einem Gelände, das von der [[United Kingdom Atomic Energy Authority]] (UKAEA) und dem Verteidigungsministerium (''Ministry of Defence'') genutzt wurde. Das Gelände ist als Standort mehrerer kerntechnischer Anlagen bekannt, von denen drei der UKAEA gehörten und von dieser bis 31. März 2008 betrieben wurden. Es gibt zwei Blöcke: '''DFR''' und '''PFR'''.
Das Kernkraftwerk und Nuklearforschungsanlage '''Dounreay'''<ref>{{Literatur |Autor=Walt Patterson |Titel=Fast Breeder Reactor Programs: History and Status |Hrsg=[[International Panel on Fissile Materials]] |Datum=2010 |Sprache=en |ISBN=978-0-9819275-6-5 |Kapitel=Fast Breeder Reactors in the United Kingdom |Online=https://fissilematerials.org/library/rr08.pdf |Abruf=2023-06-25}}</ref> liegt nahe einer verfallenen Burg in der Grafschaft [[Caithness]] im Verwaltungsbezirk [[Highland (Council Area)|Highland]] an der Nordküste [[Schottland]]s. Diese Burg befindet sich heute auf einem Gelände, das von der [[United Kingdom Atomic Energy Authority]] (UKAEA) und dem Verteidigungsministerium (''Ministry of Defence'') genutzt wurde. Das Gelände ist als Standort mehrerer kerntechnischer Anlagen bekannt, von denen drei der UKAEA gehörten und von dieser bis 31. März 2008 betrieben wurden. Es gibt zwei Blöcke: '''DFR''' und '''PFR'''.<ref>{{Literatur |Autor=S. E. Jensen, P. L. Oelgaard |Titel=Description of the prototype fast reactor at Dounreay |Datum=1995-12-01 |Sprache=en |Kommentar=PDF ist dort verlinkt. |Online=https://www.osti.gov/etdeweb/biblio/445201 |Abruf=2023-06-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=William Macrae |Titel=The prototype fast reactor at dounreay |Sammelwerk=Electronics &amp; Power |Band=20 |Nummer=14 |Datum=1974-08-08 |Sprache=en |ISSN=2053-7883 |DOI=10.1049/ep.1974.0435 |Seiten=581–584 |Online=https://digital-library.theiet.org/content/journals/10.1049/ep.1974.0435 |Abruf=2023-06-25}}</ref> Der Reaktor (DFR) wurde am 14.11.1959 [[Kritikalität|kritisch]].<ref>{{Literatur |Titel=Dounreay 50th anniversary marked |Datum=2009-11-09 |Sprache=en |Online=http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/scotland/highlands_and_islands/8346190.stm |Abruf=2023-06-25}}</ref> Der Reaktor PFR am 1.3.1974.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://pris.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=GB |titel=Power Reactor Information System (PRIS) - Country Details (GB) |hrsg=IAEA |sprache=en |abruf=2023-06-25 |kommentar=Dort die Reaktordetails zu DFR und PFR.}}</ref>
[[Datei:Dounreay, Caithness, Scotland-30Aug2008.jpg|mini|links|Das kugelförmige Reaktorgehäuse des von 1961 bis 1977 betriebenen DFR]]
[[Datei:Dounreay, Caithness, Scotland-30Aug2008.jpg|mini|links|Das kugelförmige Reaktorgehäuse des von 1961 bis 1977 betriebenen DFR]]


== Geschichte ==
== Geschichte ==


Das ''Dounreay Nuclear Power Development Establishment'' wurde – wie auch das [[Kernkraftwerk Bradwell]] – neben einem alten Militärflugplatz eingerichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/publications/dounreay-2023/dounreay-2023 |titel=Dounreay 2023 |hrsg=[[Gov.uk]] |datum=2023-04-03 |sprache=en |abruf=2023-06-19}}</ref> Es wurde in den frühen 1950er Jahren als Zentrum für die Entwicklung des [[Brutreaktor|Schnellen Brutreaktors]] und des zugehörigen [[Brennstoffkreislauf]]s (Brennelementfertigung, [[Wiederaufarbeitung]]) ausgewählt.
Das ''Dounreay Nuclear Power Development Establishment'' wurde – wie auch das [[Kernkraftwerk Bradwell]] – neben einem alten Militärflugplatz eingerichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/publications/dounreay-2023/dounreay-2023 |titel=Dounreay 2023 |hrsg=[[Gov.uk]] |datum=2023-04-03 |sprache=en |abruf=2023-06-19}}</ref> Es wurde in den frühen 1950er Jahren als Zentrum für die Entwicklung des [[Brutreaktor|Schnellen Brutreaktors]]<ref>{{Literatur |Autor=L J Koch, H C Paxton |Titel=Fast Reactors |Sammelwerk=Annual Review of Nuclear Science |Band=9 |Nummer=1 |Datum=1959-12 |Sprache=en |ISSN=0066-4243 |DOI=10.1146/annurev.ns.09.120159.002253 |Seiten=437–472 |Kommentar=Details zu Dounreay an mehreren Stellen im Artikel. |Online=https://www.annualreviews.org/doi/10.1146/annurev.ns.09.120159.002253 |Abruf=2023-06-25}}</ref> und des zugehörigen [[Brennstoffkreislauf]]s (Brennelementfertigung, [[Wiederaufarbeitung]]) ausgewählt.<ref>{{Literatur |Autor=J D Frew, D Thom, T D Brown |Titel=Experience of Prototype Fast Reactor Fuel Reprocessing |Sammelwerk=Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers, Part A: Power and Process Engineering |Band=201 |Nummer=4 |Datum=1987-11 |Sprache=en |ISSN=0263-7138 |DOI=10.1243/PIME_PROC_1987_201_032_02 |Seiten=249–258 |Online=http://journals.sagepub.com/doi/10.1243/PIME_PROC_1987_201_032_02 |Abruf=2023-06-25}}</ref> Das britische Verteidigungsministerium betrieb hier 40 Jahre lang eine Einrichtung mit der Bezeichnung ''Vulcan NRTE'' (Vulcan Naval Reactor Test Establishment), in der Nuklearantriebe für die [[Atom-U-Boot]]e der [[Royal Navy]] entwickelt wurden. Die Einrichtung ist auch unter dem Namen ''Admiralty Reactor Test Establishment'' (ARTE) bekannt.<ref>{{Literatur |Autor=Gareth Michael Jones |Titel=Introduction |Sammelwerk=The Development of Nuclear Propulsion in the Royal Navy, 1946-1975 |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2022 |Sprache=en |ISBN=978-3-031-05128-9 |DOI=10.1007/978-3-031-05129-6_1 |Seiten=1–22 |Online=https://link.springer.com/10.1007/978-3-031-05129-6_1 |Abruf=2023-06-25}}</ref>

Das britische Verteidigungsministerium betrieb hier 40 Jahre lang eine Einrichtung mit der Bezeichnung ''Vulcan NRTE'' (Vulcan Naval Reactor Test Establishment), in der Nuklearantriebe für die [[Atom-U-Boot]]e der [[Royal Navy]] entwickelt wurden. Die Einrichtung ist auch unter dem Namen ''Admiralty Reactor Test Establishment'' (ARTE) bekannt.


Außer den drei vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (gestrichene Subventionen) stillgelegten [[Kernreaktor|Reaktoren]] und zahlreichen Einrichtungen zur Abfallbehandlung befinden sich auf dem Gelände auch zwei stillgelegte [[Wiederaufarbeitungsanlage]]n. Die erste Anlage ist die ''MTR Fuel Reprocessing Plant D1204'' zur Rückgewinnung von hochangereichertem [[Uran]] aus abgebrannten [[Brennelement]]en in- und ausländischer [[Materialtestreaktor]]en (MTR). Unter anderem wurden Brennstoffe aus den MTR-Reaktoren in Dounreay und [[Atomic Energy Research Establishment|Harwell]] wiederaufgearbeitet. Die Anlage war seit 1958 in Betrieb. Eine zweite Anlage diente zur Wiederaufarbeitung des hochangereicherten Brennstoffs aus dem Brutreaktor DFR. Die Anlage wurde von 1975 bis 1979 zur Anlage ''D1206'' umgebaut, in der abgebrannter [[Mischoxid]]-Brennstoff aus dem Brutreaktor PFR aufgearbeitet wurde.
Außer den drei vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (gestrichene Subventionen) stillgelegten [[Kernreaktor|Reaktoren]] und zahlreichen Einrichtungen zur Abfallbehandlung befinden sich auf dem Gelände auch zwei stillgelegte [[Wiederaufarbeitungsanlage]]n. Die erste Anlage ist die ''MTR Fuel Reprocessing Plant D1204'' zur Rückgewinnung von hochangereichertem [[Uran]] aus abgebrannten [[Brennelement]]en in- und ausländischer [[Materialtestreaktor]]en (MTR). Unter anderem wurden Brennstoffe aus den MTR-Reaktoren in Dounreay und [[Atomic Energy Research Establishment|Harwell]] wiederaufgearbeitet. Die Anlage war seit 1958 in Betrieb. Eine zweite Anlage diente zur Wiederaufarbeitung des hochangereicherten Brennstoffs aus dem Brutreaktor DFR. Die Anlage wurde von 1975 bis 1979 zur Anlage ''D1206'' umgebaut, in der abgebrannter [[Mischoxid]]-Brennstoff aus dem Brutreaktor PFR aufgearbeitet wurde.


Inzwischen wurde die Verarbeitung von [[Kernbrennstoff]]en eingestellt und mit den [[Rückbau]]arbeiten begonnen. Am 1. April 2005 ging das Gelände in das Eigentum der [[Nuclear Decommissioning Authority]] (NDA) über, und seit 1. April 2008 werden die meisten Anlagen auch von dieser betrieben.
Inzwischen wurde die Verarbeitung von [[Kernbrennstoff]]en eingestellt und mit den [[Rückbau]]arbeiten begonnen.<ref>{{Literatur |Autor=S. Beckitt |Titel=24 - Decommissioning of legacy nuclear waste sites: Dounreay, UK |Sammelwerk=Nuclear Decommissioning |Verlag=Woodhead Publishing |Datum=2012-01-01 |Sprache=en |Reihe=Woodhead Publishing Series in Energy |ISBN=978-0-85709-115-4 |DOI=10.1533/9780857095336.3.701 |Seiten=701–744 |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780857091154500245 |Abruf=2023-06-25}}</ref> Am 1. April 2005 ging das Gelände in das Eigentum der [[Nuclear Decommissioning Authority]] (NDA) über, und seit 1. April 2008 werden die meisten Anlagen auch von dieser betrieben.


Am 1. April 2023 ging Dounreay in die ''Magnox Ltd''., einem Teil der NDA, über.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/news/dounreay-has-successfully-joined-with-magnox-limited |titel=Dounreay has successfully joined with Magnox Limited |datum=2023-04-03 |sprache=en |abruf=2023-05-19}}</ref>
Am 1. April 2023 ging ''Dounreay'' (vormals ''Dounreay Site Restoration Ltd'' (DSRL))<ref>{{Literatur |Autor=J. B. Gunn |Titel=A unique journey in preserving nuclear industrial heritage |Datum=2012-06-06 |Sprache=en |DOI=10.2495/DSHF120141 |Seiten=175–186 |Online=http://library.witpress.com/viewpaper.asp?pcode=DSHF12-014-1 |Abruf=2023-06-25}}</ref> in die ''Magnox Ltd''., einem Teil der NDA, über.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/news/dounreay-has-successfully-joined-with-magnox-limited |titel=Dounreay has successfully joined with Magnox Limited |datum=2023-04-03 |sprache=en |abruf=2023-05-19}}</ref> Der Abschluss des Rückbaus (Stand 2013) ist für 2025 geplant.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.theengineer.co.uk/content/archive/a-look-inside-the-dounreay-fast-reactor/ |titel=A look inside the Dounreay Fast Reactor |werk=[[The Engineer]] |hrsg=[[Mark Allen Group]] |datum=2013-01-05 |sprache=en |abruf=2023-06-25}}</ref>


== Störfälle ==
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== Weitere Entwicklung ==
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In Dounreay ist ein [[Endlager]] für [[Radioaktiver Abfall|radioaktive Abfälle]] vorgesehen, um die Abfälle aufzunehmen, die beim Rückbau der [[Kerntechnische Anlage|kerntechnischen Anlagen]] anfallen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.dbe.de/de/endlagerung/weltweite-aktivitaeten-kopie-1/index.php |wayback=20110817154111 |text=DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten}}</ref> Wegen des Vorkommens radioaktiver Verbindungen aus [[Uran]] und [[Plutonium]] auf dem gesamten Gelände wird die Anlage als Sicherheitsrisiko angesehen und streng bewacht. Stand 2019 wurde rund die Hälfte der Brennelemente entfernt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/news/half-the-fuel-gone-from-iconic-dounreay-reactor |titel=Half the fuel gone from iconic Dounreay reactor |werk=Dounreay |hrsg=Gov.uk |datum=2019-10-11 |sprache=en |abruf=2023-06-25}}</ref>


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Version vom 25. Juni 2023, 17:13 Uhr

Kernkraftwerk Dounreay
Zufahrt zur Anlage mit dem DFR-Reaktor im Vordergrund und dem PFR-Gebäude rechts im Hintergrund
Zufahrt zur Anlage mit dem DFR-Reaktor im Vordergrund und dem PFR-Gebäude rechts im Hintergrund
Zufahrt zur Anlage mit dem DFR-Reaktor im Vordergrund und dem PFR-Gebäude rechts im Hintergrund
Lage
Kernkraftwerk Dounreay (Highland)
Kernkraftwerk Dounreay (Highland)
Koordinaten 58° 34′ 44″ N, 3° 45′ 0″ WKoordinaten: 58° 34′ 44″ N, 3° 45′ 0″ W
Land Großbritannien
Daten
Eigentümer United Kingdom Atomic Energy Authority
Betreiber United Kingdom Atomic Energy Authority
Projektbeginn 1955
Kommerzieller Betrieb 1. Okt. 1962
Stilllegung 31. März 1994

Stillgelegte Reaktoren (Brutto)

3  (265 MW)
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 7.671 GWh
Stand 1. August 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk und Nuklearforschungsanlage Dounreay[1] liegt nahe einer verfallenen Burg in der Grafschaft Caithness im Verwaltungsbezirk Highland an der Nordküste Schottlands. Diese Burg befindet sich heute auf einem Gelände, das von der United Kingdom Atomic Energy Authority (UKAEA) und dem Verteidigungsministerium (Ministry of Defence) genutzt wurde. Das Gelände ist als Standort mehrerer kerntechnischer Anlagen bekannt, von denen drei der UKAEA gehörten und von dieser bis 31. März 2008 betrieben wurden. Es gibt zwei Blöcke: DFR und PFR.[2][3] Der Reaktor (DFR) wurde am 14.11.1959 kritisch.[4] Der Reaktor PFR am 1.3.1974.[5]

Das kugelförmige Reaktorgehäuse des von 1961 bis 1977 betriebenen DFR

Geschichte

Das Dounreay Nuclear Power Development Establishment wurde – wie auch das Kernkraftwerk Bradwell – neben einem alten Militärflugplatz eingerichtet.[6] Es wurde in den frühen 1950er Jahren als Zentrum für die Entwicklung des Schnellen Brutreaktors[7] und des zugehörigen Brennstoffkreislaufs (Brennelementfertigung, Wiederaufarbeitung) ausgewählt.[8] Das britische Verteidigungsministerium betrieb hier 40 Jahre lang eine Einrichtung mit der Bezeichnung Vulcan NRTE (Vulcan Naval Reactor Test Establishment), in der Nuklearantriebe für die Atom-U-Boote der Royal Navy entwickelt wurden. Die Einrichtung ist auch unter dem Namen Admiralty Reactor Test Establishment (ARTE) bekannt.[9]

Außer den drei vor allem aus wirtschaftlichen Gründen (gestrichene Subventionen) stillgelegten Reaktoren und zahlreichen Einrichtungen zur Abfallbehandlung befinden sich auf dem Gelände auch zwei stillgelegte Wiederaufarbeitungsanlagen. Die erste Anlage ist die MTR Fuel Reprocessing Plant D1204 zur Rückgewinnung von hochangereichertem Uran aus abgebrannten Brennelementen in- und ausländischer Materialtestreaktoren (MTR). Unter anderem wurden Brennstoffe aus den MTR-Reaktoren in Dounreay und Harwell wiederaufgearbeitet. Die Anlage war seit 1958 in Betrieb. Eine zweite Anlage diente zur Wiederaufarbeitung des hochangereicherten Brennstoffs aus dem Brutreaktor DFR. Die Anlage wurde von 1975 bis 1979 zur Anlage D1206 umgebaut, in der abgebrannter Mischoxid-Brennstoff aus dem Brutreaktor PFR aufgearbeitet wurde.

Inzwischen wurde die Verarbeitung von Kernbrennstoffen eingestellt und mit den Rückbauarbeiten begonnen.[10] Am 1. April 2005 ging das Gelände in das Eigentum der Nuclear Decommissioning Authority (NDA) über, und seit 1. April 2008 werden die meisten Anlagen auch von dieser betrieben.

Am 1. April 2023 ging Dounreay (vormals Dounreay Site Restoration Ltd (DSRL))[11] in die Magnox Ltd., einem Teil der NDA, über.[12] Der Abschluss des Rückbaus (Stand 2013) ist für 2025 geplant.[13]

Störfälle

Am 10. Mai 1977 wurde ein flüssiges Gemisch von zwei Kilogramm Natrium und Kalium in einen 65 Meter tiefen Schacht hinabgelassen. In dem Schacht lagerten unter anderem abgebrannte Brennelemente aus den 1960er Jahren. Diese unterirdische Deponie war zur Radioaktivitäts-Abschirmung mit Meerwasser überflutet.[14] Aus der Chemie ist bekannt, dass reines Natrium und Kalium in flüssiger Form, sehr stark mit Wasser reagieren. Es kam zu einer Explosion, durch die radioaktives Material in den Grund gelangte und offenbar weithin verbreitet wurde. Die etwa sieben Tonnen schwere Betonabdeckung des Schachts wurde dabei etwa vier Meter weit weg geschleudert, eine Stahlabdeckung mit einem Durchmesser von anderthalb Metern, flog etwa zwölf Meter weit. Teile aus dem Schacht flogen bis an den etwa 40 Meter entfernten Strand - andere Teile wurden bis zu 75 Meter entfernt gefunden. Im Küstenvorland wurden seit 1983 jährlich mehr als zehn radioaktive millimetergroße Partikel gefunden - Eines an einem vielbesuchten Strand. Bekannt wurde der Vorfall erst durch einen Bericht einer Kommission des zuständigen Gesundheitsministeriums in 1995. Das Küstenvorland von Dounreay wurde daraufhin abgesperrt.[15][16][17][18]

Nach der Entdeckung eines kleinen Lecks im Kühlkreislauf bei der Dekommission, wurde der Betrieb von D1206 im Oktober 1996 zunächst vorläufig eingestellt. Im Juli 2001 entschied die britische Regierung, den Wiederaufarbeitungs-Betrieb definitiv nicht wieder aufzunehmen.

Weitere Entwicklung

In Dounreay ist ein Endlager für radioaktive Abfälle vorgesehen, um die Abfälle aufzunehmen, die beim Rückbau der kerntechnischen Anlagen anfallen.[19] Wegen des Vorkommens radioaktiver Verbindungen aus Uran und Plutonium auf dem gesamten Gelände wird die Anlage als Sicherheitsrisiko angesehen und streng bewacht. Stand 2019 wurde rund die Hälfte der Brennelemente entfernt.[20]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Dounreay hatte drei Reaktoren, davon waren zwei kommerzielle Leistungsreaktoren:[5]

Reaktorblock Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Dounreay DFR Schneller Brutreaktor 11 MW 15 MW 01.03.1955 01.10.1962 01.10.1962 01.03.1977
Dounreay PFR Schneller Brutreaktor 234 MW 250 MW 01.01.1966 10.01.1975 01.07.1976 31.03.1994

Einzelnachweise

  1. Walt Patterson: Fast Breeder Reactor Programs: History and Status. Hrsg.: International Panel on Fissile Materials. 2010, ISBN 978-0-9819275-6-5, Fast Breeder Reactors in the United Kingdom (englisch, fissilematerials.org [PDF; abgerufen am 25. Juni 2023]).
  2. S. E. Jensen, P. L. Oelgaard: Description of the prototype fast reactor at Dounreay. 1. Dezember 1995 (englisch, osti.gov [abgerufen am 25. Juni 2023] PDF ist dort verlinkt.).
  3. William Macrae: The prototype fast reactor at dounreay. In: Electronics & Power. Band 20, Nr. 14, 8. August 1974, ISSN 2053-7883, S. 581–584, doi:10.1049/ep.1974.0435 (englisch, theiet.org [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  4. Dounreay 50th anniversary marked. 9. November 2009 (englisch, bbc.co.uk [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  5. a b Power Reactor Information System (PRIS) - Country Details (GB). IAEA, abgerufen am 25. Juni 2023 (englisch, Dort die Reaktordetails zu DFR und PFR.).
  6. Dounreay 2023. Gov.uk, 3. April 2023, abgerufen am 19. Juni 2023 (englisch).
  7. L J Koch, H C Paxton: Fast Reactors. In: Annual Review of Nuclear Science. Band 9, Nr. 1, Dezember 1959, ISSN 0066-4243, S. 437–472, doi:10.1146/annurev.ns.09.120159.002253 (englisch, annualreviews.org [abgerufen am 25. Juni 2023] Details zu Dounreay an mehreren Stellen im Artikel.).
  8. J D Frew, D Thom, T D Brown: Experience of Prototype Fast Reactor Fuel Reprocessing. In: Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers, Part A: Power and Process Engineering. Band 201, Nr. 4, November 1987, ISSN 0263-7138, S. 249–258, doi:10.1243/PIME_PROC_1987_201_032_02 (englisch, sagepub.com [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  9. Gareth Michael Jones: Introduction. In: The Development of Nuclear Propulsion in the Royal Navy, 1946-1975. Springer International Publishing, Cham 2022, ISBN 978-3-03105128-9, S. 1–22, doi:10.1007/978-3-031-05129-6_1 (englisch, springer.com [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  10. S. Beckitt: 24 - Decommissioning of legacy nuclear waste sites: Dounreay, UK. In: Nuclear Decommissioning (= Woodhead Publishing Series in Energy). Woodhead Publishing, 2012, ISBN 978-0-85709-115-4, S. 701–744, doi:10.1533/9780857095336.3.701 (englisch, sciencedirect.com [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  11. J. B. Gunn: A unique journey in preserving nuclear industrial heritage. 6. Juni 2012, S. 175–186, doi:10.2495/DSHF120141 (englisch, witpress.com [abgerufen am 25. Juni 2023]).
  12. Dounreay has successfully joined with Magnox Limited. 3. April 2023, abgerufen am 19. Mai 2023 (englisch).
  13. A look inside the Dounreay Fast Reactor. In: The Engineer. Mark Allen Group, 5. Januar 2013, abgerufen am 25. Juni 2023 (englisch).
  14. St. Galler Tagblatt, 10. Febr. 1998, Artikel „Schnelle Brüter sind derzeit nicht notwendig“
  15. HOT PARTICLES AT DOUNREAY
  16. Blairs Tricks und der Testfall Dounreay. Die Zeit Nr. 25, 1998
  17. Dounreay chiefs played down major blast at plant. The Scotsman, 14. Juli 2005 (online)
  18. Gewagte Mixtur, Der Spiegel 1/1998, S. 140
  19. DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten (Memento vom 17. August 2011 im Internet Archive)
  20. Half the fuel gone from iconic Dounreay reactor. In: Dounreay. Gov.uk, 11. Oktober 2019, abgerufen am 25. Juni 2023 (englisch).