„Arjenyattah-Epidemie“ – Versionsunterschied

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Version vom 6. Dezember 2009, 15:29 Uhr

Die Arjenyattah-Epidemie, in der angelsächsischen Fachliteratur Arjenyattah epidemic genannt, war eine 1983 im Westjordanland aufgetretene Epidemie, deren Ursache eine Massenhysterie war.

Der Verlauf der Epidemie

Im März 1983 klagte eine israelische Schülerin in einer Schule im Westjordanland über Atemnot und Schwindel. Andere Schüler nahmen dann den Geruch von Schwefelwasserstoff („faule Eier“) wahr, der vermutlich von einer defekten Toilette im Schulhof stammte. Dies führte dazu, dass weitere zehn Personen über Atemprobleme und Bauchschmerzen klagten. Das örtliche Krankenhaus nahm am nächsten Tag 60 Schüler auf. Dies führte zu einer intensiven Berichterstattung in den Lokalmedien und zu insgesamt 949 betroffenen Personen. Davon waren 727, entsprechend 77 Prozent, weibliche Teenager. Die Patienten beklagten Kopfschmerzen, Schwindel, Nephelopsie (Nebelsehen), Bauchschmerzen, Myalgie (Muskelschmerz) und Ohnmacht.[1]

Die Symptome konnten weder durch körperliche Anzeichen, noch durch labordiagnostische Methoden bestätigt werden. In Blut und Urin der betroffenen konnten keine Toxine nachgewiesen werden. Die Schwefelwasserstoffkonzentration am Ort des Ausbruchs der Epidemie wurde mit 0,040 ppm gemessen. Andere Umweltgifte konnten nicht festgestellt werden.[1] Die Maximale Arbeitsplatz-Konzentration (MAK-Wert) bei 10 ppm.[2] Nachdem weder Vergiftungen noch Umweltschädigungen nachgewiesen werden konnten, endete die Epidemie unvermittelt nach zwei Wochen[3].[4]

Ursachen der Epidemie

Die Urache der Epidemie war pathognomonisch betrachtet eine psychische Störung.[3] Die Epidemie wurde durch psychologische und nicht-medizinische Faktoren, vor allem durch die öffentliche Aufmerksamkeit der Massenmedien, beeinflusst und letztlich eine Massenhysterie. Das Phänomen kann dem Nocebo-Effekt zugeschrieben werden.[5]

Literatur

  • B. Gottwald und J. Kupfer: Psychologische Aspekte in der Umweltmedizin. In: Handlungsfelder in der Psychosozialen Medizin E. Brähler und B.Strauß (Hrsg.), Verlag Hogrefe, Göttingen, ISBN 3-801-71498-5 S. 245–265.

Einzelnachweise

  1. a b P. J. Landrigan und B. Miller: The Arjenyattah epidemic. Home interview data and toxicological aspects. In: The Lancet 332, 1983, S. 8365–8366. PMID 6140560
  2. W. BischofsbergerSicherheitsaspekte im Umgang mit Faulgas. In: Anearobtechnik Verlag Springer, 2005, ISBN 978-3-540-06850-1 S. 693–701. doi:10.1007/b137857
  3. a b B. Modan u. a.: The Arjenyattah epidemic. A mass phenomenon: spread and triggering factors. In: Lancet 322, 1983, S. 1472–1474. PMID 6140559
  4. C. Augner: Psychische Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf den Menschen Dissertation, Universität Trier, S. 19.
  5. Z. Y. Wu und K. Li: Issues about the nocebo phenomena in clinics. In: Chin Med J (Engl) 122, 2009, S. 1102–1106. PMID 19493448