„Frequenzgang“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Bodediagramm_Tiefpass.svg|miniatur|[[Bode-Diagramm]] eines [[Tiefpass]]es: <br>sinusförmige Signale niedriger Frequenz passieren nahezu unverändert (Amplitudenverhältnis nahe 1, Phasenverschiebung nahe 0°)<br> Signale hoher Frequenz werden gefiltert (Amplitudenverhältnis gegen 0, Phasenverschiebung gegen -90°)]]
Der '''Frequenzgang''' beschreibt, wie ein [[LZI-System| lineares zeitinvariantes]] [[Systemtheorie|System]] [[Sinus und Kosinus| sinusförmige]] Eingangssignale in Abhängigkeit von deren [[Frequenz]] überträgt.


Der '''Frequenzgang''' beschreibt die Übertragung eines [[Sinus und Kosinus| sinusförmigen]] Signals in einem [[LZI-System| linearem zeitinvariantem]] [[Systemtheorie|System]] (LZI-System). Das Ausgangssignal hat die gleiche Frequenz wie das Eingangssignal. Die Änderung seiner [[Amplitude]] und seiner [[Phasenverschiebung|Phasenlage]] ist lediglich von der gewählten [[Frequenz]] abhängig, beide “gehen mit der Frequenz”.
Die Ausgangssignale haben wegen des linearen Verhaltens des Systems dieselbe Frequenz wie die Eingangssignale. Geändert sind ihre Amplituden, und die Phasen sind verschoben. Die Amplitudenverstärkung und die Phasenverschiebung - je als Funktion der Frequenz ''f'' oder [[Kreisfrequenz]] ''&omega;'' - heißen ''Frequenzganggleichungen'' (''Amplitudengang'' und ''[[Phasengang]]''). Im [[Bode-Diagramm]] werden diese beiden Funktionen als Kurven dargestellt.


Die beiden ''Frequenzgang-Gleichungen'' sind der ''Amplitudengang'' und der ''[[Phasengang]]'', die gemeinsam als Kurven über der Frequenz ''f'' oder über der [[Kreisfrequenz]] ''&omega;'' im [[Bode-Diagramm]] dargestellt und diskutiert werden können (siehe diskutierte Abbildung). Eine besonders übersichtliche Darstellung ist die [[Ortskurve (Systemtheorie)|Ortskurve]] des Frequenzgangs, weil hier sowohl der Amplituden- als auch der Phasengang in nur einem Diagramm enthalten sind.
[[Datei:Bodediagramm_Tiefpass.svg|miniatur| Bode-Diagramm eines passiven [[Tiefpass]]es]]
Der Frequenzgang (eine Funktion der Frequenz) ist wie die primär beschreibende [[Differentialgleichung]] (hier als Funktion der Zeit) eine vollständige Darstellung des Übertragungsverhaltens des Systems. Seine rechnerische Behandlung ist einfacher als die der Differentialgleichung. Die Anwendung der [[Fourier-Transformation]] führt von der Differentialgleichung zum Frequenzgang. Zurück führt die entsprechende Umkehr-Transformation. Bei der Beschränkung auf die Sinusform ist auch die [[komplexe Wechselstromrechnung]] ein bequemer Lösungsweg.


Die Ortskurve ist eine Darstellung in der [[Komplexe Ebene|komplexen Zahlenebene]]. Die Übersetzung des in der Regel mit einer [[Differentialgleichung]] beschriebenen Zusammenhangs zwischen sinusförmigem Ein- und Ausgangssignal aus dem ''Original- oder Zeitbereich'' in den ''komplexen oder Bildbereich'' geschieht formal durch Anwenden der [[Fourier-Transformation#Differentialgleichungen|Fourier-Transformation]].
[[Datei:Ortskurve_Tiefpass.svg|miniatur| Ortskurve eines passiven Tiefpasses]]
Beim Frequenzgang lässt sich diese Transformation auch anschaulich erklären.
Eine besondere Darstellung des Frequenzgangs ist die [[Ortskurve (Systemtheorie)|Ortskurve]]. Sie beruht auf der Betrachtung sinusförmiger Größen als rotierende Zeiger in der [[Komplexe Ebene |komplexen Ebene]]. Man legt das Eingangssignal mit seiner [[Phase (Schwingung)|Phase]] so fest, dass sein Zeiger in der komplexen Ebene auf der positiven realen Achse liegt. Das Ausgangssignal stellt man als zweiten Zeiger mit seiner sich ergebenden Länge und Phasenlage ebenfalls dar. Bei Veränderung der Frequenz wandert die Spitze dieses Zeigers. Die Verbindung aller denkbaren Orte der Spitze des zweiten Zeigers ist die Ortskurve als Funktion der Frequenz.


Mit Hilfe des Frequenzganges lässt sich das Übertragungsverhalten eines LZI-Systems ebenso vollständig wie mit der Differentialgleichung beschreiben. Seine rechnerische Behandlung im Komplexen ist wesentlich leichter, was wichtig ist, wenn das betrachtete System aus mehreren Einzelsystemen - wie beispielsweise in [[Regelungstechnik|Regelungen]] und [[Elektrische Schaltung|elektrischen Schaltungen]] - zusammen gesetzt wird.
*Sind diese Zeiger beispielsweise die Stromstärke <u>''i''&nbsp;</u> und die Spannung <u>''u'' </u>, so erhält man die Ortskurve des [[Elektrischer Widerstand#Ortskurve |Widerstands]] <u>''Z'' </u>.
*Sind diese Zeiger beispielsweise die Eingangsspannung <u>''u''</u><sub>e </sub> und Ausgangsspannung <u>''u''</u><sub>a </sub> eines Tiefpasses, so erhält man die Ortskurve des Spannungsverhältnisses <u>''A''</u> = <u>''u''</u><sub>a </sub>/<u>''u''</u><sub>e </sub>.


Ein anderer wichtiger Grund für die Verwendung des Frequenzgangs ist seine einfache experimentelle Gewinnung, in der Elektrotechnik zum Beispiel mit Hilfe eines [[Wobbelgenerator]]s. Die Differentialgleichung kann bei bekanntem Frequenzgang durch Rück-Transformation aus dem Bild- in den Originalbereich gewonnen werden, was zu einem sichererem Ergebnis führt als ihre Aufstellung durch Anwenden der im System vermuteten physikalischen Gesetze. Die Rück-Transformation kann aber häufig entfallen, weil der Frequenzgang - bevorzugt in Form seiner Ortskurve - bereits zum Verständnis und zur technischen Gestaltung eines Systems genügt.
== Experimentelle Ermittlung ==


== Anschauliche Herleitung der Ortskurve des Frequenzgangs ==
Ein [[Lineares_zeitinvariantes_System|LZI-System]] mit einem harmonischen Eingangssignal <math>x(t)=\hat x\sin(\omega t + \phi_x)\;</math> hat wiederum ein harmonisches Ausgangssignal. Auf Grund der Linearität wird die Frequenz <math>\omega\;</math> nicht beeinflusst. Lediglich die [[Amplitude]] <math>\hat x\;</math> und die [[Phase (Schwingung)|Phase]] <math>\phi_x\;</math> werden verändert und das Ausgangssignal ist <math>y(t)=\hat y(\omega) \sin(\omega t+\phi_y(\omega))\;</math>. Das Verhältnis
:<math>A(\omega)=\frac{\hat y(\omega)}{\hat x}\;</math>


[[Datei:Ortskurve_Tiefpass.svg|miniatur| [[Ortskurve]] eines [[Tiefpass]]es: Amplitudenverhältnis ''<u>A</u>'', Phasenverschiebung ''&phi;'']]
ist der Amplitudengang. Der Phasengang ist die Phasendifferenz
Die beiden sinusförmigen Zeitfunktionen werden zunächst als im komplexen Koordinatenursprung mit vorgegebener [[Winkelgeschwindigkeit]] &omega; umlaufende Zeiger angesehen.<ref>Winfried Oppelt: ''Kleines Handbuch technischer Regelvorgänge'', Verlag Chemie, Seite 54, ISBN3-527-25347-5</ref> Weil beim Frequenzgang nur das Amplitudenverhältnis und die Phasenverschiebung zwischen Ausgangs- und Eingangssignal interessieren, werden die für einen Zeitpunkt gültigen Lagen beider Zeiger eingezeichnet und betrachtet. Der Zeiger der Eingangsfunktion wird auf die positive reale Achse gezeichnet (Zeitpunkt des ''Einfrierens'' gleich Zeitpunkt seines Nulldurchgangs). Als Bezugszeiger erhält er die Länge 1. Der Winkel zwischen ihm und dem Zeiger des Ausgangssignals ist die Phasenverschiebung, ihre positive Richtung ist der Gegen-Uhrzeigersinn. In der Zeichenebene ist nun Platz für beliebig viele andere Zeiger. Man wählt als Parameter die Frequenz und erhält davon abhängige Zeiger für das Ausgangssignal. Ortskurve ist die Verbindung der Spitzen dieser mit der Frequenz veränderlichen Zeiger, die Zeiger-Stiele werden nicht gezeichnet (siehe Abbildung).
:<math>\phi(\omega)=\phi_y(\omega)-\phi_x\;</math>


== Fourier-Transformation ==
mit <math>\phi(\omega)=\Delta t(\omega)\cdot \omega</math> wobei <math>\Delta t\;</math> die gemessene Zeitverschiebung zwischen Ein- und Ausgangssignal der Frequenz <math>\omega</math> ist, also <math>y(t+\Delta t) = \frac{\hat y(w)}{\hat x} x(t)</math>. Die Zeitverschiebung kann unter anderem durch [[Kreuzkorrelation]]
LZI-Systeme werden durch die lineare [[Differentialgleichung]] n-ter Ordnung beschrieben:
:<math>
R_{xy}(t) = \lim_{T_F \to \infty} \frac{1}{T_F}\int_{-T_F/2}^{T_F/2} x(\tau) \cdot y(\tau + t) \,\mathrm d \tau\;
</math>


:<math> y^{(n)} + a_{n-1}y^{(n-1)} + \ldots + a_{1}y^{(1)} + a_{0}y = b_{m}x^{(m)} + \ldots + b_{1}x^{(1)} + b_{0}x</math>
bestimmt werden. Die Zeit <math>t_{\mathrm{max}}\;</math>, bei der eine Spitze in <math>R_{xy}(t)\;</math> auftritt, ist die Zeitverschiebung zwischen Ein- und Ausgangssignal.


Die Bestimmung des Frequenzganges erfolgt in der Praxis meistens mit [[Wobbelgenerator]]en.


Die Anwendung der [[Fourier-Transformation]] auf die DGL ergibt den Frequenzgang als Bild-Funktion in der komplexen Zahlenebene:
=== Beispiel ===


:<math>H(j\omega) = \frac{Y(j\omega)}{X(j\omega)} = \frac{b_{m}(j\omega)^{m} + \ldots + b_1(j\omega) + b_0}{(j\omega)^{n} + a_{n-1}(j\omega)^{n-1} + \ldots + a_1(j\omega) + a_0}</math>.
[[Datei:Tiefpass_Frequenzantwort.png|miniatur|Frequenzantwort eines Tiefpasses]][[Datei:Amplituden_Phasengang.png|miniatur|Amplituden- und Phasengang eines [[PT1-Glied]]es]]


Formal ist der Frequenzgang der Bezug der Fouriertransformierten des Ausgangs-Signals '''Y(j&omega;)''' auf die Fouriertransformierte des Eingangs-Signal '''X(j&omega;)'''.
Die Differenzialgleichung des PT1-Gliedes ist
:<math>T \dot y(t) + y(t)= x(t)\;</math>


Die Fourier-Rücktransformierte des Frequenzganges ist die [[Gewichtsfunktion]] oder [[Impulsantwort]]:
Mit dem Eingangssignal <math>x(t) = \hat x e^{i \omega t}</math> und dem Ausgangssignal <math>y(t)=\hat y(\omega) e^{i \omega t}</math> in komplexer Darstellung erhält man durch einsetzen in die DGL
:<math>H(\omega) = \frac{y(t)}{x(t)}=\frac{1}{1 + i\omega T}</math>
:<math>g(t) = \int_{-\infty}^\infty H(j\omega) e^{j\omega t} \,d\omega</math>.


den Frequenzgang. Der mit dem Realteil
:<math>\operatorname{Re} H(\omega) = \frac{1}{1 + (\omega T)^2}</math>
und dem Imaginärteil
:<math>\operatorname{Im} H(\omega) = -\frac{ \omega T}{1 + (\omega T)^2}</math>
des Frequenzgangs gebildete Amplitudengang ist
:<math>A(\omega) = \sqrt{(\operatorname{Re} H(\omega))^2+(\operatorname{Im} H(\omega))^2} = \frac{1}{\sqrt{1 + (\omega T)^2}}</math>
und der Phasengang
:<math>\phi(\omega) = \arctan\left(\frac{\operatorname{Im} H(\omega)}{\operatorname{Re} H(\omega)}\right) = -\arctan(\omega T)\;</math>.


Schreibweisen des Frequenzgangs:
In der oberen Abbildung sind beide Größen für T = 0,1&nbsp;s dargestellt.
*mit Real- und Imaginärteil
:<math>H(j\omega)=\operatorname{Re} H(j\omega) + j\operatorname{Im} H(j\omega)</math>


== Fourier-Transformation ==
Lineare, zeitinvariante Systeme werden durch die lineare [[Differentialgleichung]] n-ter Ordnung


*mit Betrag und Phase
:<math> y^{(n)} + a_{n-1}y^{(n-1)} + \ldots + a_{1}y^{(1)} + a_{0}y = b_{m}x^{(m)} + \ldots + b_{1}x^{(1)} + b_{0}x</math>
:<math>H(j\omega)=\left|H(j\omega)\right|e^{i\phi(j\omega)}</math>


beschrieben. Die Anwendung der [[Fourier-Transformation]] auf die DGL ergibt den Frequenzgang
:<math>H(\omega) = \frac{Y(\omega)}{X(\omega)} = \frac{b_{m}(i\omega)^{m} + \ldots + b_1(i\omega) + b_0}{(i\omega)^{n} + a_{n-1}(i\omega)^{n-1} + \ldots + a_1(i\omega) + a_0}</math>.


:<math>\left|H(j\omega)\right| = \sqrt{(\operatorname{Re} H(j\omega))^2 + (\operatorname{Im} H(j\omega))^2}</math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Betrag
Die Anwendung der Fourier-Transformation ist gleich der Anregung des Systems mit einem kontinuierlichen Frequenzspektrum.


:<math>\phi(j\omega) = \arctan\left(\frac{\operatorname{Im} H(j\omega)}{\operatorname{Re} H(j\omega)}\right)</math>&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Phase
Darstellungen des Frequenzgangs:
*durch Real- und Imaginärteil
:<math>H(\omega)=\operatorname{Re} H(\omega) + i\operatorname{Im} H(\omega)</math>
*durch Betrag und Phase
:<math>H(\omega)=\left|H(\omega)\right|e^{i\phi(\omega)}</math>
mit Betrag


Eine andere gängige Schreibweise für H(j&omega;) ist '''G(j&omega;)'''.
:<math>\left|H(\omega)\right| = \sqrt{(\operatorname{Re} H(\omega))^2 + (\operatorname{Im} H(\omega))^2}</math>
und Phase


== Einzelnachweise ==
:<math>\phi(\omega) = \arctan\left(\frac{\operatorname{Im} H(\omega)}{\operatorname{Re} H(\omega)}\right)</math>
<references/>

Die Fourier-Rücktransformierte des Frequenzganges ist die [[Gewichtsfunktion]] oder [[Impulsantwort]]:
:<math>g(t) = \int_{-\infty}^\infty H(\omega) e^{i\omega t} \,d\omega</math>.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Heinz Unbehauen: ''Regelungstechnik I'', Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, 1997, ISBN 3-528-83332-7
*Heinz Unbehauen: ''Regelungstechnik I'', Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, 1997, ISBN 3-528-83332-7
* {{Literatur |Autor=Jan Lunze|Titel=Regelungstechnik 1|Auflage=6 |Verlag=Springer Verlag |Ort=Berlin |Jahr=2007 |ISBN=978-3-540-70790-5}}

== Weblinks ==
== Siehe auch ==
[[Übertragungsfunktion]]
*[http://www.sengpielaudio.com/FilterMit6dBproOktave.pdf Frequenzgang eines Filters (EQ) mit 6 dB pro Oktave unter der Lupe - pdf] (224 kB)


[[Kategorie:Frequenz]]
[[Kategorie:Frequenz]]

Version vom 19. Februar 2010, 20:41 Uhr

Bode-Diagramm eines Tiefpasses:
sinusförmige Signale niedriger Frequenz passieren nahezu unverändert (Amplitudenverhältnis nahe 1, Phasenverschiebung nahe 0°)
Signale hoher Frequenz werden gefiltert (Amplitudenverhältnis gegen 0, Phasenverschiebung gegen -90°)

Der Frequenzgang beschreibt die Übertragung eines sinusförmigen Signals in einem linearem zeitinvariantem System (LZI-System). Das Ausgangssignal hat die gleiche Frequenz wie das Eingangssignal. Die Änderung seiner Amplitude und seiner Phasenlage ist lediglich von der gewählten Frequenz abhängig, beide “gehen mit der Frequenz”.

Die beiden Frequenzgang-Gleichungen sind der Amplitudengang und der Phasengang, die gemeinsam als Kurven über der Frequenz f oder über der Kreisfrequenz ω im Bode-Diagramm dargestellt und diskutiert werden können (siehe diskutierte Abbildung). Eine besonders übersichtliche Darstellung ist die Ortskurve des Frequenzgangs, weil hier sowohl der Amplituden- als auch der Phasengang in nur einem Diagramm enthalten sind.

Die Ortskurve ist eine Darstellung in der komplexen Zahlenebene. Die Übersetzung des in der Regel mit einer Differentialgleichung beschriebenen Zusammenhangs zwischen sinusförmigem Ein- und Ausgangssignal aus dem Original- oder Zeitbereich in den komplexen oder Bildbereich geschieht formal durch Anwenden der Fourier-Transformation. Beim Frequenzgang lässt sich diese Transformation auch anschaulich erklären.

Mit Hilfe des Frequenzganges lässt sich das Übertragungsverhalten eines LZI-Systems ebenso vollständig wie mit der Differentialgleichung beschreiben. Seine rechnerische Behandlung im Komplexen ist wesentlich leichter, was wichtig ist, wenn das betrachtete System aus mehreren Einzelsystemen - wie beispielsweise in Regelungen und elektrischen Schaltungen - zusammen gesetzt wird.

Ein anderer wichtiger Grund für die Verwendung des Frequenzgangs ist seine einfache experimentelle Gewinnung, in der Elektrotechnik zum Beispiel mit Hilfe eines Wobbelgenerators. Die Differentialgleichung kann bei bekanntem Frequenzgang durch Rück-Transformation aus dem Bild- in den Originalbereich gewonnen werden, was zu einem sichererem Ergebnis führt als ihre Aufstellung durch Anwenden der im System vermuteten physikalischen Gesetze. Die Rück-Transformation kann aber häufig entfallen, weil der Frequenzgang - bevorzugt in Form seiner Ortskurve - bereits zum Verständnis und zur technischen Gestaltung eines Systems genügt.

Anschauliche Herleitung der Ortskurve des Frequenzgangs

Ortskurve eines Tiefpasses: Amplitudenverhältnis A, Phasenverschiebung φ

Die beiden sinusförmigen Zeitfunktionen werden zunächst als im komplexen Koordinatenursprung mit vorgegebener Winkelgeschwindigkeit ω umlaufende Zeiger angesehen.[1] Weil beim Frequenzgang nur das Amplitudenverhältnis und die Phasenverschiebung zwischen Ausgangs- und Eingangssignal interessieren, werden die für einen Zeitpunkt gültigen Lagen beider Zeiger eingezeichnet und betrachtet. Der Zeiger der Eingangsfunktion wird auf die positive reale Achse gezeichnet (Zeitpunkt des Einfrierens gleich Zeitpunkt seines Nulldurchgangs). Als Bezugszeiger erhält er die Länge 1. Der Winkel zwischen ihm und dem Zeiger des Ausgangssignals ist die Phasenverschiebung, ihre positive Richtung ist der Gegen-Uhrzeigersinn. In der Zeichenebene ist nun Platz für beliebig viele andere Zeiger. Man wählt als Parameter die Frequenz und erhält davon abhängige Zeiger für das Ausgangssignal. Ortskurve ist die Verbindung der Spitzen dieser mit der Frequenz veränderlichen Zeiger, die Zeiger-Stiele werden nicht gezeichnet (siehe Abbildung).

Fourier-Transformation

LZI-Systeme werden durch die lineare Differentialgleichung n-ter Ordnung beschrieben:


Die Anwendung der Fourier-Transformation auf die DGL ergibt den Frequenzgang als Bild-Funktion in der komplexen Zahlenebene:

.

Formal ist der Frequenzgang der Bezug der Fouriertransformierten des Ausgangs-Signals Y(jω) auf die Fouriertransformierte des Eingangs-Signal X(jω).

Die Fourier-Rücktransformierte des Frequenzganges ist die Gewichtsfunktion oder Impulsantwort:

.


Schreibweisen des Frequenzgangs:

  • mit Real- und Imaginärteil


  • mit Betrag und Phase


     Betrag
     Phase

Eine andere gängige Schreibweise für H(jω) ist G(jω).

Einzelnachweise

  1. Winfried Oppelt: Kleines Handbuch technischer Regelvorgänge, Verlag Chemie, Seite 54, ISBN3-527-25347-5

Literatur

  • Heinz Unbehauen: Regelungstechnik I, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, 1997, ISBN 3-528-83332-7
  • Jan Lunze: Regelungstechnik 1. 6. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-70790-5.

Siehe auch

Übertragungsfunktion