Ökofaschismus

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Als Ökofaschismus wird bisweilen (z.B. von dem finnischen Sozialpolitologen J. P. Roos) die Ideologie einiger radikaler Umweltschützer bezeichnet, die die vollständige Enttechnologisierung der Gesellschaften und die Dezimierung der Menschheit auf ein Mindestmaß, als einzige Möglichkeit ansehen, die Erde vor ihrer Zerstörung durch Überbevölkerung und Umweltschäden zu retten. Es handelt sich dabei um eine radikale Variante der Tiefenökologie, mit Elementen aus dem Primitivismus.

Die in diesem Sinne als Ökofaschismus bezeichnete Position ist weder aus dem historischen Faschismus ableitbar, noch teilt sie dessen Ziele. Vielmehr leitet sich der Begriff daraus ab, radikale Theorien, die weder dem menschlichen Leben, noch einer demokratischen Staatsform viel Bedeutung beimessen, als "faschistisch" zu bezeichnen.

Die "Ökofaschisten" fordern für ihre Zwecke eine Diktatur, in der die Zahl der Menschen mit allen Mitteln verringert werden soll, während die Zurückgebliebenen den Fortbestand der Menschheit ohne technische Hilfmittel als einfache Bauern, Jäger und Handwerker zu sichern hätten. Um die Bevölkerungsanzahl auf einem für die Umwelt nicht bedrohlichen Stand zu halten, sind rigide Geburtenkontrollen angestrebt. Manche Vertreter befürworten auch die Heranzüchtung einer "hochwertigeren" Menschenrasse durch gezielte Eugenik, um der kleineren Population eine höhere Qualität zu verleihen.

Als bekanntester Vordenker des sogenannten Ökofaschismus wird gelegentlich der Finne Pentti Linkola angesehen.

Gebrauch in Deutschland

In Deutschland wurde der Begriff Ökofaschismus weitgehend als Synonym für "rechte Ökologie" benutzt. Vorreiterin war hierbei die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth, die unter anderem die konservative Umweltschutzpartei ödp sowie die ÖDP-Rechtsabspaltung UÖD so bezeichnete, ohne damit jedoch die oben beschriebene Position zu zitieren.

Darüber hinaus wird der Begriff von einigen marxistischen Gruppierungen wie der DKP oder in Antifa-Kreisen als Bezeichnung für biologistische, konservative oder rechtsgerichtete Umweltschützer benutzt, was diese als Diskreditierung zurückweisen. Auch Umweltschützer, die sich in Kreisen des Neoheidentums oder des Bioregionalismus bewegen, werden manchmal als "Ökofaschisten" bezeichnet.

Der Vorwurf des Ökofaschismus wurde in der Antifa-Szene gegenüber so verschiedenen Persönlichkeiten wie Herbert Gruhl, Konrad Lorenz, Rudolf Steiner, Rudolf Bahro, Hubert Weinzierl, Silvio Gesell, Max Otto Bruker und Werner Georg Haverbeck erhoben. Zur Begründung wurden dabei teilweise statt inhaltlicher Argumente nur persönliche oder organisatorische Verflechtungen angeführt ("Wer-mit-wem-Antifaschismus" bzw. "Kontaktschuldhypothese").

In der wissenschaftlichen Literatur wird statt dessen von einer „Ökologie von rechts“ gesprochen.

Literatur

  • Murray Bookchin: Re-enchanting Humanity: A Defense of the Human Spirit Against Antihumanism, Misanthropy, Mysticism, and Primitivism. London, New York: 1995. ISBN 030432843X
  • Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus. Hamburg: 1996. ISBN 3-89458-148-4
  • Oliver Geden: Rechte Ökologie. Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus. Berlin: 1996. ISBN 3-88520-759-1
  • Peter Jahn/Uwe Wehling: Ökologie von rechts. Nationalismus und Umweltschutz bei der Neuen Rechten und den Republikanern. Frankfurt/M., New York: 1991 ISBN 3-59334-425-4
  • J. P. Roos: Linkolan ekonatsismia. Helsinki: 2001. Hrsg. vom Institut für Sozialpolitik der Universität Helsinki.
  • Volkmar Woelk: Natur und Mythos. Ökologiekonzeptionen im Spannungsfeld zwischen Hermann Loens, Blut und Boden und New Age.(DISS-Texte Nr. 21). Duisburg: 1992. ISBN 3-927388-25-4
  • Janet Biehl, Peter Staudenmaier: Ecofascism : Lessons from the German Experience, AK Press (1995), ISBN 1873176732

Weblinks