Agosta-Klasse (1977)

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Agosta-Klasse
Ouessant in Brest nach der Reaktivierung im Jahre 2005
Ouessant in Brest nach der Reaktivierung im Jahre 2005
Schiffsdaten
Land Frankreich Frankreich
Spanien Spanien
Pakistan Pakistan
Malaysia Malaysia
Schiffsart U-Boot
Bauwerft Arsenal de Cherbourg

A & Chantier Dubigeon, Nantes
Navantia, Cartagena
DCN, Cherbourg
Karachi Shipyard, Karatschi

Gebaute Einheiten 13
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 67,6 m (Lüa)
Breite 6,8 m
Tiefgang (max.) 5,4 m
Verdrängung über Wasser: 1.480 ts
unter Wasser: 1.760 ts
 
Besatzung 54 Mann
Maschinenanlage
Maschine Dieselmotor
Elektromotor (2.200 kW)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 2.685 kW (3.651 PS)
Einsatzdaten U-Boot
Einsatzdauer 68 Tage
Tauchtiefe, normal 300 m
Tauchtiefe, max. 500 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
20,5 kn (38 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
12,5 kn (23 km/h)
Bewaffnung
Sensoren

Die Agosta-Klasse[2] (A 90) ist eine in Frankreich gebaute U-Boot-Klasse. Die Boote sind die bisher letzten französischen konventionell dieselelektrisch angetriebenen U-Boote. Die Unterseeboote wurden bis 2001 von der französischen Marine eingesetzt. Die spanische und die pakistanische Marine setzen die U-Boote ebenfalls ein. Pakistan nutzt neben zwei älteren U-Booten der Klasse einen modernisierten Entwurf und stellte zuletzt 2006 ein eigenständig im eigenen Land gebautes Boot der Klasse in Dienst. Die U-Boote werden bis heute (2006) sowohl von der pakistanischen als auch der spanischen Marine betrieben. Außerdem nutzt die malaysische Marine ein ex-französisches Boot als Ausbildungs- und Testfahrzeug.

Details

Die Klasse wurde Ende der 1960er-Jahre als Nachfolger der Daphné-Klasse entwickelt und der Bau der einzelnen Boote zwischen 1970 und 1975 genehmigt. Schon in der Bauphase wurde die Klasse als Basis für die Konstruktion der französischen nuklearen Jagd-Uboote der Rubis-Klasse verwendet. Das erste in Dienst gestellte U-Boot der Klasse war 1977 die Agosta. Zwischen 1977 und 1978 wurden noch drei weitere U-Boote in den Dienst der französischen Marine gestellt. Die 1978 in Dienst gestellte La Praya war als Besonderheit mit einem kleinen Tauchfahrzeug für Spezialeinsätze ausgestattet. Die 1986 stillgelegte Narval (S 631), Typschiff der Narval-Klasse, führte ebenfalls ein kleines Unterwasserfahrzeug hinter dem Turm mit.

Der erste Auslandskunde war die südafrikanische Marine, die schon Mitte der 1970er-Jahre zwei Boote bestellte. 1977 beschlossen die Vereinten Nationen ein Waffenembargo gegen den Apartheid-Staat. Die beiden U-Boote wurden deshalb nicht an Südafrika geliefert, sondern an Pakistan verkauft und von der pakistanischen Marine 1979 bzw. 1980 in Dienst gestellt.

Der zweite ausländische Abnehmer ist Spanien. Zwischen 1983 und 1985 wurden vier in Spanien als Lizenzbau gefertigte Agosta-Klasse-U-Boote in Dienst gestellt.

In den 1980er-Jahren wurden die U-Boote modernisiert und zum Unterwasserabschuss von Seezielflugkörpern aus den Torpedorohren befähigt. Während die Franzosen sich für den Einsatz von MBDA Exocet SM39 aus eigener Produktion entschieden, benutzt die pakistanische Marine US-amerikanische AGM-84 Harpoon.

1994 bestellte die pakistanische Marine drei weitere U-Boote der modernisierten Version A 90B. Die Boote sind etwas größer als im ursprünglichen Entwurf. Außerdem sind sie schneller, können durch Verwendung neuerer Werkstoffe tiefer tauchen und sind mit modernerer Elektronik ausgestattet. Der höhere Automatisierungsgrad erlaubt eine Reduzierung der Besatzungsstärke von 54 auf 36 Mann. Ein Boot wurde in Frankreich fertiggestellt, die beiden anderen in Lizenz auf einer pakistanischen Werft gebaut. Das letzte der beiden in Pakistan gebauten Boote, die Hamza (S 139), wurde komplett in pakistanischer Eigenregie ohne französische Unterstützung gebaut.

Bei einem der in Pakistan gebauten U-Boote wird der Einsatz einer weitgehend außenluftunabhängigen Antriebsanlage erprobt. Die als Module d’Energie Sous-Marin Autonome (MESMA) bezeichnete Konstruktion besteht aus einer wasserdampfbetriebenen Turbine. Als Treibstoff dienen Ethanol und flüssiger Sauerstoff. Der Antrieb soll eine drei bis viermal größere Unterwasserreichweite gewährleisten als der reine Akkumulator-Antrieb. Für den Fall einer erfolgreichen Erprobung ist ein entsprechender Umbau der anderen pakistanischen U-Boote vorgesehen.

Die vier U-Boote der französischen Marine wurden bis 2001 außer Dienst gestellt. Sie waren die letzten konventionellen U-Boote Frankreichs. Die französische Marine nutzt seitdem nur noch Atom-U-Boote.

2005 wurde eines der stillgelegten französischen Boote reaktiviert. Im Zuge der Beschaffung der aus der Agosta-Klasse entwickelten Scorphène-Klasse leaste Malaysia dieses Boot, um schon vor der für 2009 geplanten Indienststellung der neuen Klasse Erfahrungen bei der Nutzung von U-Booten sammeln und Besatzungen ausbilden zu können.[3]

Die verbliebenen vier spanischen und fünf pakistanischen U-Boote der Agosta-Klasse befanden sich 2006 im aktiven Dienst.

Einheiten und Verbleib

Frankreich – Marine nationale

Als Entwickler der Agosta-Klasse hat Frankreich vier U-Boote beim Arsenal de Cherbourg in Cherbourg gebaut. Alle französischen Boote der Klasse wurden inzwischen außer Dienst gestellt. Eines wurde an Malaysia verleast und ist dort als Museum erhalten geblieben.

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Außerdienststellung Verbleib
S 620 Agosta 10. November 1972[4] 19. Oktober 1974[4] 28. Juli 1977[4] ? 28. Oktober 1997[4] verschrottet?
S 621 Bévéziers 17. Mai 1973[4] 14. Juni 1975[4] 27. September 1977[4] ? 3. April 1998[4] verschrottet?
S 622 La Praya 1974[4] 15. Mai 1976[4] 9. März 1978[4] ? 1. Juli 2000[4] Hulk Q 835, verschrottet?
S 623 Ouessant 1974[4] 23. Oktober 1976[4] 23. Juli 1978[4] ? 13. Juli 2001[4] 2005 an Malaysia verleast.

Pakistan – Pakistanische Marine (Pɑkistan Bahri'a)

Pakistan kaufte zwei Boote der Agosta-Klasse, welche bei AC Dubigeon in Nantes ursprünglich für Südafrika gebaut aber wegen eines Waffenembargos nicht ausgeliefert wurden. Weiterhin kaufte Pakistan drei modernere A-90B-Boote, welche knapp zwanzig Jahre später sowohl in Frankreich als auch in Pakistan in Lizenz gebaut wurden. Damit betreibt Pakistan die größte Flotte von U-Booten der Agosta-Klasse. Traditioneller Stützpunkt der pakistanische U-Boot-Flotte ist Karatschi. Jedoch ist die Verlegung der U-Boote in die neue Basis Jinnah bei Ormara geplant.

Kennung Name Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Außerdienststellung Verbleib
S 135 Hashmat
ex AstrantSudafrika
AC Dubigeon in Nantes ? ? 1979 ? in Karatschi aktiv
S 136 Hurmat
ex AdventurousSudafrika
AC Dubigeon in Nantes ? ? 1980 ? in Karatschi aktiv
S 137 Khalid DCN in Cherbourg ? ? 1999 ? in Karatschi aktiv
S 138 Saad Karachi Shipyard in Karatschi ? ? 2002 ? in Karatschi aktiv
S 139 Hamza Karachi Shipyard in Karatschi ? ? 14. August 2006 ? in Karatschi aktiv

Spanien – Spanische Marine (Armada Española)

Die vier spanischen U-Boote der Galerna-Klasse wurden bei Navantia in Cartagena gebaut und werden zurzeit (2010 bis 2013) bis auf Boot zwei, das veräußert werden soll, modernisiert:

Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Außerdienststellung Verbleib
S 71 Galerna ? ? 1983 ? in Cartagena aktiv
S 72 Siroco ? ? 1983 ? in Cartagena 29. Juni 2012 ?
S 73 Mistral ? ? 1985 ? in Cartagena aktiv
S 74 Tramontana ? ? 1985 ? in Cartagena aktiv

Malaysia – Königliche Malaysische Marine (Tentera Laut DiRaja Malaysia)

Die Königliche Malaysische Marine hatte ein ehemals französisches U-Boot der Agosta-Klasse zum Zwecke der Ausbildung von U-Bootbesatzungen vor der Indienststellung der neuen, in Frankreich gebauten, Boote der Scorpène-Klasse geleast. Dieses Boot ist als Museum in Malakka herhalten.

Kennung Name Vormals Indienststellung Einheit Außerdienststellung Verbleib
Ouessant Ouessant, Frankreich 2005 ? 2009 seit 2011 Museum in Malakka

Siehe auch

Literatur

  • Chris Chant: Moderne Unterseeboote Technik-Taktik-Bewaffnung. Motorbuchverlag, Stuttgart, 1. Auflage 2005, ISBN 3-7276-7150-5.
  • Werner Globke (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch / Warships of the World – Fleet Handbook. Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 66. Jahrgang 2005–2007, ISBN 3-7637-4517-3.

Weblinks

Commons: Agosta-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Der französische metrische 550-mm-Standard lässt sich mit Einsteckadaptern auf den international verbreiteten 533-mm-Standard (21 Zoll) umstellen.
  2. Die Klasse sollte nicht mit der gleichnamigen im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Agosta-Klasse verwechselt werden.
  3. www.bernama.com – First-Time Submariners, But Adapting Well (engl.)
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p Sous-marin Agosta. netmarine.net, 2012, abgerufen am 31. Dezember 2015 (französisch).