Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak

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Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak (russisch Анатолий Александрович Собчак, wiss. Transliteration Anatolij Aleksandrovič Sobčak; * 10. August 1937 in Tschita; † 19. Februar 2000 in Swetlogorsk, Oblast Kaliningrad) war ein russischer Politiker. Er war von 1991 bis 1996 der erste demokratisch gewählte Bürgermeister Sankt Petersburgs und gilt als politischer Ziehvater Wladimir Putins und Dmitri Medwedews.

Datei:Russia stamp A.A.Sobchak 2002 3.25r.jpg
Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak (russische Briefmarke, 2002)

Leben

Sobtschak war zu Zeiten der Sowjetunion Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Leningrad. Zu seinen Studenten gehörte Putin. Als Sobtschak 1991 Bürgermeister von Petersburg wurde, holte er Putin als Chef des Komitees für Außenwirtschaft ins Amt. Medwedew war Berater für Außenhandel und Putin wurde später stellvertretender Bürgermeister. 1992 untersuchte ein von Marina Salje geleiteter Ausschuss des Stadtparlaments Putins Geschäfte. Er kam zu dem Schluss, dass Exportlizenzen an Eintagesfirmen vergeben und ungewöhnlich hohe Kommissionen zugestanden wurden. Außerdem seien viele der Rohstoffe im Ausland für einen Bruchteil des tatsächlichen Preises verkauft worden. Insgesamt fand die Kommission illegale Geschäfte im Wert von etwa 100 Millionen Dollar. Das Stadtparlament forderte auf der Grundlage von Marina Saljes Bericht die Entlassung Putins und erreichte, dass das Außenwirtschaftsministerium in Moskau und Jelzins Präsidialverwaltung mit einer Prüfung von Putins Geschäften begannen. Sobtschak schützte Putin und die Untersuchungen wurden eingestellt. Putin revanchierte sich später, als gegen Sobtschak nach dessen Abwahl 1996 schwere Korruptionsvorwürfe erhoben wurden und Putin schon einflussreiche Posten in Moskau innehatte.

Beim Putschversuch gegen Michail Gorbatschow im August 1991 organisierte Sobtschak in Leningrad Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Putschisten. In ihrem Buch "Der Mann ohne Gesicht: Wladimir Putin. Eine Enthüllung" beschreibt Masha Gessen, wie Sobtschak sich während des Putsches auch mit den Putschisten arrangierte und in einem Bunker versteckte. Er setzte sich für die Rückbenennung Leningrads in Sankt Petersburg ein und versuchte ein ehrgeiziges Programm zu gestalten, um die Stadt am Finnischen Meerbusen für westliche Investoren wie auch Touristen attraktiv zu machen.

Bei den Wahlen 1996 verlor er gegen Wladimir Jakowlew. Jakowlew war vorher ebenfalls Sobtschaks Stellvertreter gewesen, seine Umgebung empfand die Kampfkandidatur als Verrat. Während des Wahlkampfs tauchten Korruptionsvorwürfe gegen Sobtschak auf. Diese konnten letztlich nicht bestätigt werden, führten aber zu einer Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft. Sobtschak starb in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2000 in einem Hotel in Swetlogorsk an einem Herzinfarkt.

Seine Tochter ist die Fernsehmoderatorin Xenija Sobtschak.

Schriften

  • Für ein neues Russland: Unser Kampf um Recht und Demokratie, Bergisch Gladbach: Lübbe Verlag, 1991
  • Russland nach dem Kommunismus, Wien: Ibera-und-Molden-Verl., 1996
  • Die Messer in meinem Rücken, München: Herbig, 2000

Weblinks

Commons: Anatoli Sobtschak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien