Andreaskirche (Berlin-Wannsee)

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Andreaskirche
Orgelempore

Die evangelische Andreaskirche, von Otto Stahn im Architekturstil der Neugotik entworfen, steht in der Lindenstraße 2 im heutigen Berliner Ortsteil Wannsee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Die am 15. August 1896 eingeweihte Kirche steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die Evangelische Kirchengemeinde Wannsee, bestehend aus dem ehemaligen Dorf Stolpe und der Villenkolonie Alsen, hat zwei Kirchen, die Kirche am Stölpchensee und die Andreaskirche.

Wilhelm Conrad stiftete für die von ihm gegründete Villenkolonie Alsen 1889 eine Kirche. Die Sommervillenkolonie gehörte damals zum Dorf Stolpe, bevor sie zur Landgemeinde Wannsee kam, die 1898 gegründet wurde. Den ersten Entwurf für die Neue Kirche – die alte, die Kirche am Stölpchensee, war den Gläubigen zu weit entfernt – lieferte der mit Conrad befreundete Johannes Otzen, der eine weit größere Kirche als die heutige geplant hatte. Von diesem Plan wurde um 1895 nur die Kirchenvorhalle in der zentralen Achse zum Tor des Friedhofs realisiert, das ebenfalls von Otzen stammte.

Mit der Fortsetzung des Baus wurde 1896 Stahn beauftragt, der allerdings einen neuen Entwurf lieferte, nach dem die Kirche in Nord-Süd-Richtung lag. Die Vorhalle Otzens ist nunmehr der Ostseite vorgelagert. 1901 zweigte sich die Andreaskirchen-Gemeinde sowie die Gemeinde der Kirche am Stölpchensee von der Gemeinde Neubabelsberg-Klein-Glienicke ab. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche leichte Schäden, die 1953 beseitigt wurden.

Baubeschreibung

Die Kirche besteht aus einem Langhaus mit einer leicht eingezogenen Apsis, einem kurzen Querschiff und den neben dem nördlichen Haupteingang angesetzten Glockenturm auf quadratischen Grundriss. Der Mauerwerksbau ist mit roten Ziegeln verblendet. Über dem Bogenfries der Fassade befindet sich ein Dreiecksgiebel mit rundbogigen Blendarkaden als Wandschmuck. Das leicht vorgezogene Portal ist mit einem Staffelgiebel umrahmt. Über dem Portal ist das Lamm Gottes als Medaillon angebracht.

Der Turm ist durch ein Gurt- und Kaffgesims gegliedert.

Das Innere wird durch den offenen Dachstuhl bestimmt, ein Kehlbalkendach mit weit auseinander liegende Sparren tragen ein Satteldach. Die Apsis ist vom Langhaus durch einen Triumphbogen getrennt.

Geläut

Das Glockengeschoss hat paarige Klangarkaden, darüber mit Wimpergen geschmückte Dreiecksgiebel. Darüber erhebt sich ein oktogonaler Spitzhelm. Im Turm hängen drei Bronzeglocken, die 1896 von Gustav Adolph Jauck in Leipzig gegossen wurden.

Schlagton Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Höhe
(cm)
Inschrift
des′ 725 117 88 DONAVIT W. CONRAD - WANNSEE 1896

GLAUBE

es′ 361 91 70 DONAVIT W. CONRAD - WANNSEE 1896

LIEBE

as′ 209 78 58 DONAVIT W. CONRAD - WANNSEE 1896

HOFFNUNG

Ausstattung

Das Innere ist seit den Renovierungen in den 1960er Jahren von seiner ursprünglichen Gestaltung weitgehend befreit. Einige Ausstattungsgegenstände haben sich aus der Bauzeit erhalten. An der Ostwand hängt ein Ölmalerei vom Ende des 16. Jahrhunderts. Es stammt aus dem Umkreis der Malerfamilie Tintoretto und stellt Jesus und das kananäische Weib dar. In der Vorhalle steht eine Büste Conrads, 1895 von Carl Pracht geschaffen.

Auf der Empore über dem Haupteingang steht seit 1980 eine mechanische Orgel von Christensen & Sønner mit 1.540 Pfeifen in 22 Registern. Sie ersetzte ihre pneumatische Vorgängerin aus dem Jahre 1903.

Das Langhaus hat ein Kirchengestühl beidseits eines Mittelganges. Weitere Kirchenbänke stehen in den Seitenarmen des Querschiffs. Vor den drei Stufen der Estrade, auf ihr steht der Altar, befindet sich eine Freifläche. Hier können Chor, Orchester oder auch Konzertflügel platziert werden. Über dem linken Querschiff befindet sich eine Empore, die nur von außen zu erreichen.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Berlin. 3. Auflage, durchgesehen und ergänzt von Michael Bollé. Deutscher Kunstverlag, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-422-03111-1.
  • Christine Goetz, Matthias Hoffmann-Tauschwitz (Hrsg.): Kirchen Berlin Potsdam. Führer zu den Kirchen in Berlin und Potsdam. Wichern-Verlag u. a., Berlin 2003, ISBN 3-88981-140-X.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil 6: Sakralbauten. Ernst, Berlin u. a. 1997, ISBN 3-433-01016-1.
  • Hans-Jürgen Rach: Die Dörfer in Berlin. Ein Handbuch der ehemaligen Landgemeinden im Stadtgebiet von Berlin 2., durchgesehene Nachauflage. Verlag für Bauwesen, Berlin 1990, ISBN 3-345-00243-4.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Beiheft 16). Mann, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1443-9.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephanie: Evangelische Kirchen in Berlin. C.Z.V.-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-7674-0158-4.

Weblinks

Commons: Andreaskirche (Berlin-Wannsee) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 25′ 30,2″ N, 13° 9′ 14,8″ O