Andronikos Kontostephanos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Andronikos Kontostephanos Komnenos (mittelgriechisch Ἀνδρόνικος Κοντοστέφανος Κομνηνός; * um 1132/1133; † nach Sommer 1183) war ein byzantinischer Feldherr und Admiral unter den Kaisern Manuel I. und Alexios II.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andronikos war ein Sohn des Panhypersebastos Stephanos Kontostephanos, eines Angehörigen der Familie Kontostephanos, die seit mehreren Generationen mit der regierenden Dynastie der Komnenen versippt war. Seine Mutter, die purpurgeborene Prinzessin Anna, war die älteste Schwester Manuels I. Er hatte zwei ältere Brüder, Johannes und Alexios, und eine Schwester, Irene.

Andronikos Kontostephanos galt während der Herrschaft seines Onkels Manuel I. als die herausragende Figur in der byzantinischen Militärhierarchie. Wie schon sein 1149 auf Korfu im Kampf gegen die Normannen gefallener Vater hatte er als Megas Dux den Oberbefehl über die byzantinische Flotte inne und war mit der Verwaltung der Provinzen Hellas, Peloponnes und Kreta betraut. Er übernahm aber auch bedeutende Kommandos zu Lande: So führte er als Autokrator Strategos das kaiserliche Heer 1167 in der Schlacht bei Sirmium zum Sieg über den ungarischen König Stephan III.

1169 leitete Andronikos Kontostephanos im Bündnis mit Amalrich I., dem König von Jerusalem, eine Flotteninvasion gegen das fatimidische Ägypten, die allerdings infolge der gescheiterten Belagerung von Damiette in einem Desaster endete und eine Wende in der Geschichte der Kreuzzüge einleitete, da nun dem energischen Saladin der Zugriff auf Ägypten ermöglicht wurde. 1172 schlug Kontostephanos in der Ägäis eine venezianische Strafexpedition gegen Byzanz unter dem Dogen Vitale Michiel II. zurück. Nach der Niederlage der Byzantiner gegen den Seldschukensultan Kılıç Arslan II. in der Schlacht bei Myriokephalon 1176 bewahrte Kontostephanos durch seine Umsicht das kaiserliche Heer vor der völligen Auflösung und sorgte für einen geordneten Rückzug. 1177 scheiterte ein weiterer Versuch zur Eroberung Ägyptens an der Weigerung Philipps von Flandern und des Jerusalemer Adels, den Admiral mit Truppen zu unterstützen.

Als sich im Frühjahr 1182 Andronikos Komnenos anschickte, die lateinerfreundliche Regentschaft der Witwe Manuels I., Maria von Antiochia, und des Protosebastos Alexios Komnenos zu beenden, ermöglichten Andronikos Kontostephanos und der General Andronikos Angelos (der Vater von Isaak II. und Alexios III.) dem Prätendenten den Einzug in Konstantinopel. Andronikos I. entpuppte sich alsbald als brutaler Willkürherrscher, der sich nach der Machtergreifung umgehend der Beseitigung möglicher Rivalen widmete. Das gewaltsame Vorgehen gegen die führenden Aristokratenfamilien führte zu einer Serie von Aufständen ranghoher Militärs, die noch unter Manuel I. Karriere gemacht hatten. Im Frühjahr 1183 zettelten Andronikos Kontostephanos und Andronikos Angelos eine Verschwörung an, die jedoch vorzeitig aufgedeckt wurde.[1] Während Angelos fliehen konnte, wurde Kontostephanos zusammen mit seinen vier Söhnen geblendet und danach vermutlich in ein Kloster gesteckt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Angold: The Byzantine Empire, 1025–1204. A Political History. Longman, London 1997, ISBN 0-582-29468-1, S. 192–193, 211–212.
  • Κωνσταντίνος Βαρζός: Η Γενεαλογία των Κομνηνών (= Βυζαντινά Κείμενα και Μελέται. T. 20β, ZDB-ID 420491-8). Τόμος Β'. Κέντρο Βυζαντινών Ερευνών – ΑΠΘ, Θεσσαλονίκη 1984, S. 249–293 Nr. 135 (PDF; 45 MB).
  • Charles M. Brand: The Byzantines and Saladin 1185–1192, opponents to the Third Crusade. In: Speculum 37 (1962) 167–181.
  • Jean-Claude Cheynet: Pouvoir et contestations à Byzance (963–1210) (= Publications de la Sorbonne. Série Byzantina Sorbonensia. Bd. 9). Reimpression. Publications de la Sorbonne Centre de Recherches d’Histoire et de Civilisation Byzantines, Paris 1996, ISBN 2-85944-168-5, S. 114.
  • Jan-Louis van Dieten: Niketas Choniates. Erläuterungen zu den Reden und Briefen nebst einer Biographie. Walter de Gruyter, Berlin 1971, ISBN 978-3-11-002290-2 (= Supplementa Byzantina. Bd. 2), S. 39, 173.
  • Jonathan Harris: Byzantium and the Crusades. Hambledon Continuum, London 2006, ISBN 1-85285-501-0, S. 129.
  • Paul Magdalino: The Empire of Manuel I Komnenos, 1143–1180. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-52653-1, S. 79–81.
  • Alicia Simpson: Niketas Choniates. A Historiographical Study. (= Oxford Studies in Byzantium). Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-967071-0, S. 154, 209–210 und passim.
  • Paul Stephenson: Byzantium’s Balkan Frontier. A Political Study of the Northern Balkans 900–1204. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-77017-3, S. 262.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Datierung der Revolte vgl. Brand, Byzantines, S. 167–169.