Anthony & Joseph Paratore

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Anthony Paratore)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Anthony & Joseph Paratore nennt sich ein international bekanntes Klavierduo, das aus den Brüdern Anthony Paratore (* 17. Juni 1944) und Joseph Paratore (* 19. März 1948) besteht. Die Pianisten spielen einen großen Teil des Repertoires für zwei Klaviere und Klavier zu vier Händen, auch Werke mit Orchester und Arrangements von Orchesterwerken.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anthony und Joseph Paratore wurden in Boston in eine musikalische Familie italienischer Herkunft geboren.[1] Sie studierten mit Stipendien an der Boston University und der Juilliard School, dort bei Rosina Lhévinne.[2] Anthony schloss das Studium in Boston 1966 ab, Joseph 1970.[3] Jeder begann zunächst eine solistische Laufbahn. Joseph debütierte als 17-Jähriger mit dem Boston Symphony Orchestra, Anthony spielte in Südamerika.[2] Ihre Lehrerin in New York hatte sie gedrängt, als Duo zu spielen, denn sie hatte beobachtet, wie sie zusammen zu atmen schienen („gave the impression of breathing together“).[1]

1974 gewannen sie den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD,[2] als erstes Klavierduo überhaupt.[3]

1987 spielten sie die Uraufführung von Alban Bergs Fassung für zwei Klaviere von Arnold Schönbergs 1. Kammersymphonie op. 9, die zur Zeit ihrer Entstehung als zu schwierig galt. Sie nahmen das Werk auf, zusammen mit Bergs Transkription seines eigenen Streichquartetts op. 3.[4]

1988 spielten sie in Schloss Johannisberg eines der 19 Konzerte des ersten Rheingau Musik Festivals. Am 27. August standen auf dem Programm die Sonate für zwei Klaviere in f-Moll, op. 34b, von Johannes Brahms, die er später zu seinem Klavierquintett erweiterte, Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune in einer Bearbeitung des Komponisten, Arrangements von Auszügen aus Gershwins Porgy and Bess sowie seine Rhapsody in Blue. Unter den Zugaben war die Bearbeitung der Pianisten des Finales aus Karneval der Tiere,[5] das bei weiteren Konzerten im Schloss auf Wunsch von Tatiana von Metternich häufig wiederholt wurde.

1992 richteten sie an der Boston University ein Stipendium für hochbegabte Musikstudenten ein, die Stiftung „Paratore Brothers Scholarship Fund“.[3]

Das Duo kehrte fast jedes Jahr zum Rheingau Musik Festival zurück, 2001 mit einem Programm, das vor allem die Bearbeitung eigener Werke mehrerer Komponisten zeigte, Strawinskis Le sacre du printemps, Ravels Rapsodie espagnole und Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune, und das mit Darius Milhauds Scaramouche schloss.[6] Die Pianisten nahmen Werke ihres Freundes Dave Brubeck im Jahr 2001 auf, die Ballettsuite Points on Jazz und Four By Four, das ursprünglich Centennial Suite hieß, als es 1949/50 komponiert wurde.[7] Ein Konzertprogramm stellte 2004 Werke von Brubeck und Bach gegenüber, es wurde live aufgezeichnet. Mit dem Bach-Collegium München, geleitet von Russell Gloyd, spielten sie Bachs Concerto, BWV 1060, und Brubecks Points on Jazz in einer Fassung mit Orchester. In der zweiten Programmhälfte wirkte das Dave Brubeck Quartet mit in Werken wie Brandenburg Gate, das auf die Brandenburgischen Konzerte anspielt.[8]

2012 traten sie beim 25. Rheingau Musik Festival in der Reihe „Wegbegleiter“ auf.[9][10] Sie spielten im Kurhaus Wiesbaden in einem Kindersinfoniekonzert Ravels Ma mère l’oye und Saint-Saëns' Der Karneval der Tiere mit den Dresdner Kapellsolisten, die verbindenden Worte von Loriot sprach Rufus Beck.[11]

Neue Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manfred Trojahn komponierte in ihrem Auftrag 1982 La folia / Musik für zwei Klaviere, uraufgeführt bei den 32. Berliner Festwochen am 16. September 1982.[12] Wolfgang Rihm komponierte für sie 1985 Maske für zwei Klaviere, das sie in Badenweiler am 8. März 1986 erstmals aufführten.[13] In ihrem Auftrag schrieb William Bolcom seine Sonata for Two Pianos, die sie 1994 zur Uraufführung brachten.[14]

Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1974: Internationaler Musikwettbewerb der ARD, erster Preis

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ted Chen: The Paratores Play Two Pianos But Think As One. Chicago Tribune, 12. November 1999, abgerufen am 9. Juli 2012 (englisch).
  2. a b c Kindersinfoniekonzert „Der Karneval der Tiere“. Rheingau Musik Festival, 2012.
  3. a b c World renowned duo pianists in concert at Boston University. Boston University, 9. Januar 2003, archiviert vom Original am 11. September 2006; abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  4. BERG (trans. composer). String Quartet, Op. 3. SCHOENBERG (trans. Berg). Chamber Symphony, Op. 9. Anthony and Joseph Paratore (pf, four hands). Gramophone, 1987, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Juli 2012 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.gramophone.net (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Hanna Weinreich: Glocken beim Klaviergetön / Anthony und Joseph Paratore. Wiesbadener Kurier, 29. August 1988.
  6. Stefan Lerche: En blanc et noir. Rheingau Musik Festival, 2011.
  7. Ken Dryden: Anthony Paratore / Dave Brubeck: Points on Jazz. Allmusic, 2001, abgerufen am 10. Juli 2012 (englisch).
  8. Philip Clark: 'Brubeck Meets Bach' Bach Concerto for Two Pianos, BWV1060 Brubeck Points on Jazz for Two Pianos. Unsquare Dance. Lullaby. Brandenburg Gate, Revisited. Regret. Blue Rondo a la Turk Desmond Take Five Handy St Louis Blues Brahms Guten Abend, gut' Nacht. Gramophone, 2008, abgerufen am 10. Juli 2012 (englisch).
  9. Stefan Schickhaus: Wiederhören mit „Wegbegleitern“ beim 25. Rheingau Musik Festival. Allgemeine Zeitung, 27. Januar 2012, abgerufen am 9. Juli 2012.
  10. Wegbegleiter. Rheingau Musik Festival, 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. Juli 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rheingau-musik-festival.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Richard Hörnicke: Kinderkonzert im Thiersch-Saal / RMF „Karneval der Tiere“ mit Texten von Loriot. Wiesbadener Tagblatt, 10. Juli 2012, archiviert vom Original am 12. Februar 2013; abgerufen am 3. März 2021.
  12. Manfred Trojahn / klaviermusik. Bärenreiter, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Juli 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.baerenreiter.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. Wolfgang Rihm / catalogue of works. (PDF) UE, S. 76, abgerufen am 10. Juli 2012 (englisch).
  14. Bryan Miller: Paratore Duo Shows 4 Hands Better Than 2. Chicago Tribune, 18. Oktober 1994, abgerufen am 9. Juli 2012 (englisch).