Anton de Kom

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Anton de Kom

Cornelis Gerard Anton de Kom (* 22. Februar 1898 in Paramaribo, Suriname; † 24. April 1945 im sogenannten KZ-Auffanglager Sandbostel) war ein surinamischer Kommunist, Widerstandskämpfer und antikolonialer Autor.

Leben

Anton de Kom war Afro-Surinamer und wurde in Paramaribo als Sohn des Bauern und Goldsuchers Adolf Damon de Kom und Judith Jacoba Dulder geboren. Sein Vater, der zum Zeitpunkt der Abschaffung der Sklaverei, am 1. Juli 1863, knapp 1 Jahr alt war, wurde noch in der Sklavenschaft geboren. Die Familie stammt von der Plantage Molhoop am Cottica (Fluss), auf der zuletzt Zuckerrohr angepflanzt wurde. Seine Mutter war die Tochter von freigekauften Sklaven. Anton de Kom hatte fünf Geschwister. An die Sklavenvergangenheit der Familie erinnert der Nachname. Kom ist die Umkehrung von Mok, dem Namen des Sklavenhalters.

De Kom besuchte die Grundschule und danach die weiterführende Paulus-Schule. Er schloss den Besuch der Schule mit dem Diplom für Buchhaltung ab. Anschließend arbeitete er von 1916 bis 1920 als Büroangestellter bei den Balata Compagnieën Suriname en Guyana. Am 29. Juli 1920 nahm De Kom eine Anstellung bei der Handelsgesellschaft Société Commerciale Hollandaise Transatlantique in Haiti an.

Niederlande

1921 reiste er in die Niederlande. Hier leistete er einen einjährigen freiwilligen Dienst beim Zweiten Husarenregiment in Den Haag ab. Er blieb in Den Haag und arbeitete nach seiner Dienstzeit im Hanze-Beratungsbüro (adviesbureau), wurde jedoch nach einem Jahr entlassen. Anschließend wurde de Kom Vertreter für Kaffee, Tee und Tabak bei der Den Haager Firma Reuser en Smulders. Hier lernt er die Niederländerin Petronella Catharina Borsboom kennen, die er am 6. Januar 1926 heiratete. Ihnen wurden drei Söhne und eine Tochter geboren.

De Kom war in dieser Zeit in verschiedenen linken Organisationen tätig, u. a. in nationalistischen Organisationen indonesischer Studenten und bei der Zeitschrift „Links Richten“, in der er unter dem Pseudonym Adek (Anton de Kom) publizierte. Im Februar 1927 nahm er an dem International Congress against Colonial Oppression and Imperialism in Brüssel teil.

Im September 1927 wurde De Kom wegen „aufrührerischer kommunistischer Tätigkeiten“ zum ersten Mal verhaftet. Nachdem er sich 1929 vergeblich bei der Bataafsche Petroleum Maatschappij auf Curaçao beworben hatte, richtete De Kom sich 1930 an Gouverneur Abraham Arnold Lodewijk Rutgers von Suriname, als dieser seinen Urlaub in den Niederlanden verbrachte. Er bat ihn erfolglos, auf Kosten der Kolonialverwaltung nach Suriname zurückreisen zu dürfen, um sich dort als Landwirt niederzulassen.

Im Jahre 1931 wurde er wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage entlassen, aber auch, weil er nach Ansicht seines Arbeitgebers, der ihn als Rechnungsprüfer-Assistent beschäftigte, „zu großes politisches Interesse“ gezeigt hatte.

Rückkehr nach Suriname

Nachdem er dann doch von der Kolonialverwaltung die Zustimmung zur Rückkehr erhalten hatte, schiffte er sich auf eigene Kosten am 20. Dezember 1932 mit seiner Familie nach Paramaribo ein, wo er am 4. Januar 1933 eintraf. Ein Grund für die Reise nach Suriname war die schwere Erkrankung seiner Mutter. Kurz darauf eröffnete er ein Beratungsbüro für Hilfesuchende in dem Haus seiner Eltern in Paramaribo, an der Pontewerfstraat. Sein Ziel war es, einen breiten Konsens unter Schwarzen, Hindustanen, einheimischen Surinamern und Arbeitern aus Java herzustellen. Sein Büro wurde sofort Anlaufpunkt für die antikoloniale Bewegung.

Verhaftung, Abschiebung

Am 1. Februar 1933 wurde Anton de Kom auf dem Weg zur Audienz beim Gouverneur Rutgers verhaftet.[1] Bereits am 3. und 4. Februar versammelte sich eine große Menschenmenge vor dem Haus des Generalstaatsanwalts, um die Freilassung De Koms zu fordern. Durch ein Missverständnis glaubte die Menge, dass De Kom am 7. Februar freigelassen werden soll. Trotz hastiger Dementis durch die Kolonialverwaltung versammelte sich am 7. Februar eine große Menschenmenge auf dem Platz vor dem Gouverneurspalast. Der Aufforderung an die Menschen sich zu zerstreuen, wurde nicht nach gekommen. Bei den darauf folgenden Salven der Polizei gab es zwei Tote und 22 Verwundete.[2] De Kom blieb unter Arrest, wurde aber nicht dem Richter vorgeführt. Ohne Prozess und ohne richterlichen Beschluss wurde Anton de Kom nach rund dreimonatiger Gefangenschaft in Fort Zeelandia mit seiner Familie am 10. Mai 1933 per Schiff nach Amsterdam abgeschoben.[3]

Autor

Da er in den Niederlanden keine Arbeit fand, schrieb er an seinem Buch „Wij slaven van Suriname“ weiter. Dieses antikoloniale Standardwerk, für das er schon seit ungefähr 1926 Material gesammelt hatte, erscheint 1934 in einer zensierten Ausgabe in den Niederlanden. 1935 erschien die deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Augusta de Wit unter dem Titel „Wir Sklaven von Suriname“ in Moskau und 1936 in Zürich. Erst 1971 erschien eine unzensierte niederländische Ausgabe von „Wij slaven van Suriname“. Hiervon erschienen 1972, 1975, 1986 und 1999 weitere Ausgaben. Im Jahre 1981 erschien die spanische Ausgabe in Havanna und 1987 die englische Ausgabe in London.

De Kom schrieb auch Romane, Gedichte, Erzählungen, Drehbücher und weitere politische Schriften, die aber meist nicht publiziert wurden. 2008 wurden bereits verloren geglaubte literarische Manuskripte wiedergefunden, die sich heute im Nederlands Letterkundig Museum in Den Haag befinden.

Widerstand, Tod

Nach der NS-Besatzung 1940 entschloss De Kom sich, aktiv am Widerstand teilzunehmen, obwohl er der Gestapo wegen seiner Hautfarbe und seines politischen Engagements bekannt war. Er wurde Mitarbeiter der Untergrundzeitung De Vonk. Am 7. August 1944 wurde Anton de Kom auf der Straße durch die Gestapo verhaftet und es begann für ihn eine Tortur durch verschiedene Konzentrationslager. Zunächst wurde er im Oranje Hotel in Scheveningen gefangengehalten und anschließend ins niederländischen KZ Vught deportiert. Von dort deportierte man ihn am 6. September nach Oranienburg und später in das sogenannte KZ-Auffanglager Sandbostel in der Nähe von Bremervörde (zwischen Bremen und Hamburg). Offiziell starb Anton de Kom am 24. April 1945 im Stammlager Stalag X-B an Tuberkulose.

1960 wurde seine Leiche in einem Massengrab gefunden und in die Niederlande gebracht. Dort setzte man ihn auf dem Erebegraafplaats von Loenen bei.

Ehrungen

Standbild von Anton de Kom

Im Jahre 1983 wird die Universität von Paramaribo nach Anton de Kom benannt (Kurzbezeichnung: ADEK). Auf dem Amsterdamer Anton de Komplein in Amsterdam-Südost wurde am 24. November 1990 eine von Guillaume Lo A Njoe entworfene Plakette zu Ehren von Anton de Kom enthüllt und am 24. April 2006 eine Statue von Anton de Kom. Dieses Standbild der Künstlerin Jikke van Loon stellt einen halbnackten Mann dar. Eine solche Art der Darstellung wird vor allem von vielen Niederländern afro-surinamischer Abstammung als diskriminierend empfunden.

Werke

  • Wij slaven van Suriname (1934; 2. Auflage 1971)
  • Wir Sklaven von Surinam, Moskau 1935
  • Wir Sklaven von Suriname, Zürich 1936
  • We Slaves of Surinam, 1987 (Publisher: Palgrave Macmillan)

Literatur

  • Alice Boots, Rob Woortman: Anton de Kom. Biografie, Amsterdam en Antwerpen 2009 (Uitgeverij Contact), ISBN 9789025432485.
  • C.F.A. Bruijning und J. Voorhoeve (Red.): Encyclopedie van Suriname. Amsterdam und Brussel 1977, S. 351–354 (Uitg. Elsevier), ISBN 90-1001842-3
  • Sandew Hira: Van Priary tot en met De Kom. De geschiedenis van het verzet in Suriname 1630–1940, Rotterdam 1984, S. 273–321 (Blok & Flohr), ISBN 90-63230400
  • Rudolf van Lier: Samenleving in een grensgebied. Een sociaal-historische studie van Suriname, Van Loghum Slaterus, Deventer 1971, S. 278–282, ISBN 90-6001-154-6
  • Rheinisches JournalistInnenbüro (Hrsg.): Unsere Opfer zählen nicht. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Berlin/Hamburg 2005, ISBN 3-935936-26-5

Fußnoten

  1. Anton de Kom: Wir Sklaven von Suriname. Ring-Verlag, Zürich 1936, S. 205.
  2. Anton de Kom: Wir Sklaven von Suriname. Ring-Verlag, Zürich 1936, S. 208.
  3. Anton de Kom: Wir Sklaven von Suriname. Ring-Verlag, Zürich 1936, S. 210.

Weblinks