August Schirmer (Politiker, 1905)

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August Schirmer

August Schirmer (* 16. Juni 1905 in Celle; † 30. Oktober 1948 ebenda) war deutscher Architekt, Bauingenieur, Hauptstellenleiter im Amt Rosenberg sowie Mitglied des Reichstags.

Leben und Wirken

Schirmer besuchte ein Gymnasium in Celle und studierte an der Technischen Hochschule Hannover Architektur. Nach dem 1929 erfolgten Studienabschluss war er als Bauführer beim Preußischen Hochbauamt in Torgau tätig. Von 1930 bis 1933 war er wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule in Hannover.[1] Ab dem Wintersemester 1935/36 führte er als Dozent, ebenso wie Joachim Mrugowsky, an der Technischen Hochschule Hannover Veranstaltungen zum Thema „Politisch Weltanschauliche Erziehung“ durch, in denen so genannte „erbbiologische Fragestellungen“ behandelt wurden.[2]

Im Mai 1929 trat er dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) und im Februar 1930 der NSDAP bei. In Hannover war er ab Anfang Februar 1930 Landesleiter des Kampfbundes für deutsche Kultur (KfdK).[3] Ab Juli 1933 fungierte er innerhalb der Partei als Gauschulungsleiter sowie Gaukulturwart im Gau Süd-Hannover-Braunschweig. Ab Juli 1934 war Schirmer für den Wahlkreis 6 (Pommern) durchgehend Mitglied des nationalsozialistischen Reichstags.[4]

Beim „Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der NSDAP“, dem Parteiideologen Alfred Rosenberg, war Schirmer ab dem 1. November 1935 als Hauptstellenleiter tätig.[1] Durch Schirmer gingen „das Archiv und die Bücherei des Welt-Dienstes durch Schenkung des […] Fleischhauer“ offiziell an das Amt Rosenberg über. Schirmer wurde formell Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift Welt-Dienst. Die Redaktion der Zeitschrift firmierte im Amt Rosenberg ab 1938 als Amt Juden- und Freimaurerfragen, dem Schirmer vorstand.[5]

Am 22. Juli 1940 eröffnete Schirmer, der als „Spezialist“ in Fragen des Judentums und der Freimaurerei galt, das neu errichtete „Amt Westen“ des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg in Paris (Hotel Commodore auf dem Boulevard Haussmann in der Avenue d’Iéna Nr. 54)[6]. Damit war das Amt, das unter der Leitung von Georg Ebert stand, einsatzfähig. Bereits am 28. Juli trafen zwei Waggons mit Musikinstrumenten aus Paris Richtung „Amt Musik“ in Berlin ein.[7] Auch Wilhelm Grau, den Schirmer zusammen mit Gotthard Urban bereits Ende 1938 bezüglich der Errichtung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage aufgesucht hatte, begann fortan mit seiner ungehemmten Tätigkeit in Paris.[8]

Das, wie der Historiker Reinhard Bollmus konstatierte, „eher bedeutungslose“ Amt Juden- und Freimaurerfragen wurde 1942 in das Hauptamt Überstaatliche Mächte des Amtes Rosenberg unter der Leitung von Hans Hagemeyer eingegliedert. Schirmer leistete ab diesem Zeitpunkt Kriegsdienst bei der Wehrmacht.[5] Seine Ablösung als Herausgeber des Welt-Dienstes erfolgte im September 1943, nachdem er unter Betrugsverdacht geraten war und ihm ferner „charakterlicher Mängel“ attestiert wurden.[9] Ihm wurde vorgeworfen, sich eine in Paris beschlagnahmte Briefmarkensammlung privat angeeignet zu haben.[10]

Schirmer starb im Jahre 1948 in Celle. Er wurde auf der Kriegsgräberstätte, welche vom Volksbund hergerichtet wurde, auf dem Stadtfriedhof in Celle bestattet.[10]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Datenbank der Reichstagsabgeordneten Eintrag August Schirmer
  2. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783515081757 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  3. Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner, S. 293.
  4. Erich Stockhorst: 5000 Köpfe - Wer war was im Dritten Reich, S. 381.
  5. a b Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner, S. 68, S. 121f.
  6. Ab März 1941 war die Adresse von "Amt Westen": Berlin-Charlottenburg, Bismarckstrasse 1. Diese Verlagerung des Sitzes weist auf den in Kürze erfolgenden Überfall auf die Sowjetunion hin, durch den auf den Einsatzstab neue Raub-Aufgaben zukamen.
  7. Willem de Vries: Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-14768-9, S. 99 f.
  8. Dieter Schiefelbein: Das „Institut zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt am Main“. Vorgeschichte und Gründung 1935-1939. Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-88270-803-4, S. 20 f., 34, 38.
  9. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783486563849 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  10. a b Joachim Lilla: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004