Benutzer:Cethegus/Großmacht

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Als Großmacht bezeichnet man einen Staat, der einen entscheidenden weltpolitischen Einfluss hat.

Der Begriff kam im frühen 19. Jahrhundert auf,[1] als am Ende der napoleonischen Herrschaft die Hegemonie Frankreichs durch die beschränkte Kooperation der Siegermächte Russland, Österreich, Großbritannien und Preußen mit dem besiegten Frankreich, die Pentarchie, die sich auf dem Wiener Kongress herausbildete, abgelöst wurde, und bezeichnete zunächst nur diese Mächte. Der Begriff ist nicht genau definiert, wird aber seit dieser Zeit auch zur Charakterisierung früherer und späterer Machtkonstellationen angewandt.[2]

So spricht man davon, dass die europäischen Großmächte des 19. Jahrhunderts nach 1945 ihren Status als Großmacht verloren haben und nur noch die beiden Supermächte übrig blieben. Andererseits wird man gegenwärtig China, das an politischen Gewicht zumal durch die Finanzkrise erheblich gewonnen hat, den Großmachtstatus nicht absprechen können. Hier ist nur die Frage, wann es so stark geworden sein wird, dass es neben den USA als zweite Weltmacht gelten kann.

Begriffsabgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab hier steht noch der alte Text, obwohl er völlig umgestaltet werden muss.

Im Deutschen werden hauptsächlich Wörter auf -macht verwendet, unter anderem Großmacht, Weltmacht und Supermacht, wobei der erste Wortteil grob die Größe der Interessensphäre sowie den beigemessenen staatlichen Einfluss beschreibt.

Während eine Großmacht nur innerhalb einer bestimmten Region eine herausragende Rolle spielt, kann eine Weltmacht weltweit ihren Einfluss geltend machen. Zum Teil wird Weltmacht auch dann verwendet, wenn ein Reich den gesamten ihr bekannten Teil der Welt beherrschte, zum Beispiel beim Römischen Reich. Der Begriff Supermacht bezieht sich ausschließlich auf die bipolare Weltordnung mit den zwei überragenden Konkurrenten Vereinigte Staaten und Sowjetunion, bzw. nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf die Vereinigten Staaten allein.

Kriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maßgeblich für die geopolitische Beurteilung eines Landes ist die Frage, welchen Einfluss es auf andere Länder durch politische, ökonomische oder militärische Maßnahmen oder auch nur durch deren Androhung zu nehmen in der Lage ist. Indirekt spielt darüber hinaus auch eine Rolle, welchen Einfluss das Land auf andere Länder über Faktoren nimmt, die meist nur indirekt oder im Bedarfsfall von der herrschenden Klasse des Landes beeinflusst werden, zum Beispiel seine wirtschaftliche Stärke, Migrationsströme oder der „Export“ weltanschaulicher Ideen. Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition existiert jedoch nicht, so dass es im Einzelfall umstritten sein kann, ob ein Staat als Großmacht gelten kann.[3] Häufig angeführt wird, dass eine defensive Großmacht allein gegen jeden anderen Staat militärisch bestehen kann. Eine offensive Großmacht hingegen muss in der Lage sein, weltweit militärisch Einfluss zu üben.[3]

Einflusssphäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte der Menschheit war schon immer geprägt durch die Bildung lokaler und regionaler Mächte, die in gegenseitiger Konkurrenz standen und sich gegenseitig bekämpften. Immer wieder entstanden dabei Situationen, in denen die einzelnen Länder aufgrund eines ungefähren Kräftegleichgewichtes nicht in der Lage waren, andere Länder zu besiegen und dauerhaft besetzt zu halten. Hierdurch kommt es in der Region zu einem temporären Gleichgewicht zwischen annähernd gleichwertigen Parteien. Allerdings kommt es immer wieder zur Bildung von Mächten, die deutlich größer sind als alle oder zumindest die Mehrheit der übrigen Länder. Jene regionale Großmacht wird diese übrigen Länder dann in der Regel sukzessiv einverleiben, bis

  • die verfügbaren Kräfte durch die Kontrolle besetzter Gebiete, die Sicherung der Außengrenze, innere Unruhen oder andere Aufgaben derarten gebunden sind, dass eine weitere Expansion unmöglich ist,
  • die Großmacht wegen der Gefahr eines Auseinanderfallens auf eine weitere Expansion verzichtet,
  • die Großmacht wegen innerer Konflikte auseinanderfällt,
  • die Großmacht mit einer neuen Großmacht konfrontiert wird,
  • sich das Kräfteverhältnis zu Ungunsten der Großmacht verschiebt.

Es besteht eine Wechselwirkung zwischen der faktischen Großmachtstellung bzw. die Aussicht darauf und dem politisch-kulturellen Anspruch darauf im Selbstverständnis des entsprechenden Landes.

Verschiedene Mächte in der Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Großmächte waren unter anderem das alte Ägypten, Babylon, das Assyrische Reich, das Reich der Hethiter, das Alt- bzw. Neupersische Reich, Karthago, Athen, Sparta, Makedonien/Alexanderreich, das Seleukidenreich, das Römische Reich und das Kaiserreich China.

Die Großmächte des Frühmittelalters waren das zum Byzantinischen Reich gewandelte Römische Reich, das Frankenreich, das islamische Kalifat und weiterhin China. Im Hochmittelalter entstanden aus dem Frankenreich das Heilige Römische Reich und Frankreich. Das Osmanische Reich verdrängte das Byzantinische Reich als Großmacht. Zeitweise galten die beiden oberitalienischen Stadtrepubliken Genua und Venedig, die den Handel im Mittelmeerraum beherrschten, das Ägypten der Ayyubiden und der Mamluken sowie die Mongolenreiche als Großmächte. Auf dem amerikanischen Doppelkontinent etablierten sich im 15. Jahrhundert die Reiche der Inka und Azteken als Großmächte.

In der frühen Neuzeit galten auch Spanien und Portugal auf Grund ihrer Kolonien als Großmächte, später kamen dann noch die Niederlande, Russland, Schweden, Polen-Litauen, Österreich, Frankreich, England und nach dem Siebenjährigen Krieg Preußen hinzu. Mit dem Verlust einiger ihrer Kolonien bzw. Gebiete im 18. und 19. Jahrhundert verloren die iberischen Länder und die Niederlande jedoch diesen Status wieder, Schweden wurde im Großen Nordischen Krieg durch die neue Großmacht Russland zurückgedrängt. Polen-Litauen verschwand nach den drei Teilungen Polens von der Landkarte. Auf dem indischen Subkontinent etablierte sich seit dem 16. Jahrhundert das Mogulreich als lokale Großmacht.

Auf dem Wiener Kongress und in den Jahrzehnten danach bestimmten die fünf erstmals wörtlich so genannten Großmächte Großbritannien, Österreich, Preußen, Russland und das restaurierte Frankreich als Pentarchie die europäische Ordnung. Das ehemals so mächtige Osmanische Reich galt nur noch als regional bedeutende Macht („Kranker Mann am Bosporus“). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg Italien in den Kreis der Großmächte auf, Österreich wandelte sich zu Österreich-Ungarn und Preußen ging im Deutschen Kaiserreich auf. Außerhalb Europas gewannen die USA nach dem Sezessionskrieg und Japan nach dem Russisch-Japanischen Krieg den Status als Großmächte.

Vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges galten das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, die Sowjetunion und die USA als Großmächte. Die Siegermächte behielten nach Kriegsende ihren Status. Der Besitz von Atomwaffen wurde ein sehr wichtiges Großmachtkriterium neben dem Status als Ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Diesen hatten nach 1945 die USA, die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und China inne und bildeten insofern die neue „Welt-Pentarchie“. Seit dem Kalten Krieg waren die USA und die Sowjetunion die dominierenden Großmächte, weshalb man sie auch als Supermächte bezeichnete. Bisweilen wird Russland als Nachfolgestaat der Sowjetunion auch heute noch als Supermacht angesehen, in erster Linie deshalb, weil das Land bis heute neben den USA das größte Nuklearwaffenarsenal besitzt.

Heutige Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allein der Besitz von Atomwaffen ist kein Kriterium für eine Großmacht, weswegen die Stellung von Staaten wie Indien, Pakistan oder Israel, die Nuklearmächte sind, nicht eindeutig zu definieren ist. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verblieb die USA als einzige, dominierende Weltmacht. Vermehrt spricht man seither von regionalen Großmächten, zu denen, neben den Atommächten, Staaten wie Japan (einer der wirtschaftlich leistungsfähigsten Staaten der Welt) oder Deutschland (gilt als Wirtschaftsmotor Europas) bzw. auch die gesamte Europäische Union gezählt werden. Auch kann man im Allgemeinen Russland und die Volksrepublik China dazu zählen. Letzteres wird von vielen (insbesondere den Medien) als eine zukünftige Weltmacht gesehen. Weiterhin entwickeln sich nach allgemeiner Auffassung der Iran in der Golfregion und Indien im Indischen Ozean zu regionalen Großmächten.

Ähnliche Begriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hypermacht ist eine 1999 entstandene Begriffsschöpfung des damaligen französischen Außenministers Hubert Védrine, um die aktuelle dominierende Stellung der USA in der Politik, Wirtschaft, Kultur, in den Massenmedien und beim Militär zu kritisieren.

Einelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Während Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart in der Auflage von 1811 das Stichwort Großmacht noch nicht anführt, sondern nur großmächtig und Großmächtigkeit, schreibt Joseph Görres (im Rheinischen Merkur vom 23.9. 1815) in den Bemerkungen über die gegenseitigen Verhältnisse Frankreichs und der Verbündeten "Aus Frankreichs Ansicht ist Preußen eine nagelneue, aber noch nicht nagelfeste Großmacht." Das ist "eine Formulierung, in der das Wort Großmacht eindeutig nicht mehr große Macht, sondern einen mächtigen Staat bezeichnet". (Walter Böhme: Zur Entwicklung des Begriffs Großmacht, September 2011. Dort findet sich auch ein Hinweis auf Adelungs Lexikon.
  2. Ein früher Beleg ist in der von 1823 unter dem Stichwort Congreß auf den Friedenskongress von Münster und Osnabrück 1648 zu finden: "Das eben thronlos gewordene England nahm keinen Theil daran, und Spanien erschien darauf eigentlich nicht mehr als entscheidende Großmacht neben Östreich, Frankreich und Schweden." (Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste herausgegeben von Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber u.a. Teil 22, Brockhaus Verlag 1832 S.105
  3. a b Frank Schimmelfennig: Internationale Politik. (= Grundkurs Politikwissenschaft, Band 3107) UTB, Paderborn 2008 ISBN 978-3-506-76581-9, S. 74.