Benutzer:Natalie Freyaldenhoven/Teeziegelgeld

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Teeziegelgeld, im Englischen Tea brick money, sind Teeziegel, die vom 9. bis zum 20. Jahrhundert als Primitivgeld in mehreren asiatischen Kulturen verwendet wurden. Teeziegel werden bis heute als Handelsform des Tees hergestellt. Als Zahlungsmittel waren Teeziegel mit der Einführung von Münzen fast überall bedeutungslos geworden. Ausnahmsweise wurden sie noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts als Ersatzgeld verwendet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chinesischer Teeziegel für den Konsum, etwa ein Pfund
Russicher Teeziegel von 1891, ein Geschenk ohne Geldfunktion für Zarewitsch Nikolaus II.

Teeziegel sind im einfachsten Fall Quader aus Teeblättern, die mit Wasser eingeweicht und in Holzformen gepresst wurden. Sie erinnern äußerlich an Lehmziegel, denen als Füllstoff Stroh oder Dung zugesetzt wurde.[1]

Teeziegelgeld sind braune bis schwarze Quader in unterschiedlichen Abmessungen und mit unterschiedlicher Gestaltung der Oberflächen. Das Gewicht liegt meist zwischen zwei und fünf Pfund. Die häufigsten Teeziegel messen etwa 8 x 10 Zoll bei einer Stärke von etwa einem Zoll.[2]

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1936 berichtete der US-amerikanische Fachjournalisten Stuart M. Mosher in einer Veröffentlichung über eine Münzsammlung, dass in Sibirien, der Mongolei, Tibet und auf Märkten in China Platten aus gepresstem Tee als Geld im Umlauf seien. Dieses Geld werde in Südchina hergestellt und bestehe aus den Blättern und Stängeln der Teepflanze, würzigen Kräutern und Ochsenblut. Sie würden bisweilen mit Yakdung gebunden.[1]

Die in China hergestellten Teeziegel haben verschiedene Größen und tragen eine Wertangabe in chinesischen Schriftzeichen, die bei der Herstellung in der Holzform aufgebracht wurden. Die Wertangabe ist von der Größe des Teeziegels und von der Qualität des verwendeten Tees abhängig. Für gewöhnlich stieg der Wert eines Teeziegels mit zunehmender Entfernung von seinem Herstellungsort.[1]

Zum Pressen von Teeziegeln werden die bei der Herstellung von Tee anfallenden minderwertigen Teeblätter, kleine Zweige und auch der Kehricht vom Boden verwendet.[3]

Die meisten Teeziegel wurden in China produziert und auf Kamelen und Yaks nach Tibet, in die Mongolei und bis nach Sibirien transportiert. Auf dem Weg wurden sie als Zahlungsmittel benutzt.[2]

Zahlungsmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tibet wurde für wertvolle Güter wie Schwerter oder Pferde eine bestimmte Anzahl von Teeziegeln als Preis festgelegt. Zur Bezahlung kleinerer Beträge wurden von den Teeziegeln Stücke in entsprechender Größe abgebrochen.[3]

Der Wert eines Teeziegels bemisst sich nicht nur nach Größe und Gewicht, sondern auch nach der Qualität des verwendeten Tees und der Fermentierung, der Farbe und der Entfernung vom Herstellungsort. Den höchsten Wert hatten dunkelbraune Teeziegel, die nur aus den besten Teeblättern bestanden, ohne Beimengung von Zweigen, Bruch und Füllstoffen. Von minderer Qualität waren dunkelgelbe Teeziegel mit verarbeiteten Zweigen und starker Fermentierung.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der älteste Bericht über die Verwendung von Teeziegeln als Zahlungsmittel stamt von dem französischen Entdecker und Missionar Évariste Régis Huc, der 1844 bis 1846 die Tatarei, Tibet und China bereist hatte. Berichte über die Geldfunktion von Teeziegeln in abgelegenen zentralasiatischen Gebieten gab es bis 1935. Teziegelgeld diente zur Lohnzahlung, dem Kauf von Vorräten und der Abwicklung anderer Handelsgeschäfte.[2]

Nutzung als Getränk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute werden Teeziegel nur noch als eine Handelsform von Tees hergestellt, insbesondere von Pu-Erh-Tee. Auch aus den als Geld verwendeten Teeziegeln konnte zumindest dann ein Getränk zubereitet werden, wenn bei der Herstellung keine ungenießbaren Stoffe beigemengt wurden, und wenn die Teeziegel trocken gelagert worden waren.

Tatsächlich wurde das Teeziegelgeld häufig zum Zubereiten von Tee verwendet. Die indigenen Völker Sibiriens zogen die Teeziegel gegenüber Münzen vor, da sie Tee nicht nur als erfrischendes Getränk sondern in der Volksmedizin als Heilmittel bei Erkältungskrankheiten betrachteten.[1]

Bei den russischen Empfängern wurden die Teeziegel wegen ihrer bequemen Handhabung von Soldaten, Jägern und Reisenden zur Teezubereitung verwendet. Die für den russischen Markt bestimmten Teeziegel hatte daher die beste Qualität.[2]

In Gegenden mit nur schlechter Versorgung mit Gemüse und Kräutern hatten die Teeziegel ebenfalls eine Bedeutung, die über die Nutzung als Getränk hinausging. Hier waren die enthaltenen Teeblätterv eine willkommene Bereicherung des eintönigen Speiseplans.[3]

Teeziegelgeld in der Numismatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die nach Sibirien exportierten Teeziegel meist zur Teezubereitung verwendet wurden ist das Teeziegelgeld mit russischer Inschrift heute das seltenste.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ken Bressett: Tea Money Of China, Chinese Coinage Website, 2002 (mit zwei Fotos historischen Teeziegelgelds).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Stuart M. Mosher: The Story of Money as Told by the Knox Collection (= Bulletin of the Buffalo Society of Natural Sciences), Buffalo 1936, zitiert nach Ken Bressett: Tea Money Of China, Chinese Coinage Website, 2002, abgerufen am 29. Oktober 2018.
  2. a b c d e f Ken Bressett: Tea Money Of China, Chinese Coinage Website, 2002, abgerufen am 29. Oktober 2018.
  3. a b c O. Phares Sigler: Brick Tea Money. In: Numismatic Scrapbook Magazine 1950, Band 16 (1), S. 81–84, zitiert nach Ken Bressett: Tea Money Of China, Chinese Coinage Website, 2002, abgerufen am 29. Oktober 2018.

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