British-European-Airways-Flug 706
British-European-Airways-Flug 706 | |
---|---|
Vickers Vanguard G-APEC am Flughafen London Heathrow | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | strukturelles Versagen |
Ort | 1 km östlich von Aarsele, Belgien |
Datum | 2. Oktober 1971 |
Todesopfer | 63 |
Überlebende | 0 |
Verletzte | 1 am Boden |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Vickers 951 Vanguard |
Betreiber | British European Airways |
Kennzeichen | G-APEC |
Passagiere | 55 |
Besatzung | 8 |
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Am 2. Oktober 1971 stürzte eine Vickers Vanguard auf dem British European Airways-Flug 706 über Belgien ab. Alle 63 Personen an Bord kamen ums Leben. Der Absturz der zwölf Jahre alten Maschine wurde durch korrosionsbedingte Schäden am hinteren Druckschott verursacht.
Hergang
Die viermotorige Propellermaschine hob um 09:34 Uhr (UTC) von der Startbahn 28L des Flughafens London Heathrow in Richtung Salzburg ab. Um 10:04 Uhr befand sich das Flugzeug im Reiseflug über Belgien und passierte das Drehfunkfeuer (VOR) Wulpen. Knapp fünf Minuten später empfing der Kontrollturm des Flughafens Brüssel die Meldung: „Mayday, Mayday, Mayday - Wir stürzen senkrecht ab“ sowie „…außer Kontrolle“. Bei diesem Notruf waren zwei Stimmen gleichzeitig zu hören. Die Fluglotsen hörten über Funk ein Anschwellen der vier Rolls-Royce-Turboprops. Laut Augenzeugen fiel die um die Längsachse rollende Maschine mit der Nase voran wie ein Stein vom Himmel und riss einen sechs Meter tiefen Krater in den Boden. Die über 11 Tonnen Kerosin verursachten einen Flächenbrand. Alle 63 Menschen an Bord kamen ums Leben. Unter ihnen waren der österreichische Rechtsphilosoph René Marcic und dessen Frau Blanca Marcic. Der Beifahrer eines an der Absturzstelle vorbeifahrenden Autos wurde von einem umherfliegenden Trümmerteil verletzt.[1]
Unfalluntersuchung
Der Absturz war auf den Abriss beider Höhenleitwerksflächen zurückzuführen, der die Steuerung der Maschine unmöglich machte. Beide Flossen des Leitwerks sowie die an ihnen befestigten Höhenruder wurden in einiger Entfernung von der Absturzstelle gefunden. Der Grund für das strukturelle Versagen war eine Durchrostung am unteren Teil des hinteren Druckschotts der Kabine. Während des Fluges gab die korrodierte Stelle nach, so dass die unter Druck stehende Kabinenluft schlagartig durch ein 48 cm großes Loch in den Leitwerksbereich strömte und dessen Hülle deformierte. Infolge der Deformation und der inneren Beschädigungen trennte sich das Höhenleitwerk beidseitig vom Rumpf. Die Korrosion des Druckschottes wurde vermutlich durch ausgetretene Flüssigkeiten verursacht, die aus der angrenzenden Bordtoilette stammten. Bei einer sofortigen Überprüfung aller Vickers Vanguards der BEA wurden ähnliche Rostansätze bei acht weiteren Maschinen festgestellt. Als Konsequenz wurde die Zugänglichkeit zu diesem Rumpfbereich verbessert und die Wartungsfrequenz erhöht.[1][2]
Literatur
- Unfallbericht der Belgian Civil Aeronautics Administration vom August 1972 (engl. pdf 7,8 MB) (Archive ( vom 19. Mai 2014 auf WebCite))
- Anhang zum Unfallbericht (engl. pdf 4,1 MB) (Archive ( vom 19. Mai 2014 auf WebCite))
- Diverse Autoren: Flugzeug-Katastrophen, Gondrom-Verlag 1996
Vergleichbare Zwischenfälle
- Aloha-Airlines-Flug 243 – Teilweiser Verlust der Rumpfhülle
- United-Airlines-Flug 811 – explosive Dekompression
- American-Airlines-Flug 96 – Versagen der Frachtluke
- Pan-Am-Flug 125 – Versagen der Frachtluke
- British-Airways-Flug 5390 – Teilverlust der Cockpitverglasung, wodurch es zur Dekompression kommt
- Japan-Air-Lines-Flug 123 – explosive Dekompression durch defektes Druckschott am Heck
- Turkish-Airlines-Flug 981 – explosive Dekompression durch Versagen einer Frachtluke an einer DC-10 aufgrund unsachgemäßen Verschließens mit nachfolgendem Absturz
Einzelnachweise
- ↑ a b Luftfahrtkatastrophen, D. Gero, Stuttgart 1994
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht des BEA-Fluges 706 im Aviation Safety Network (englisch)
Koordinaten: 50° 59′ 26,8″ N, 3° 26′ 19,7″ O