Buch der Sprichwörter

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Vorlage:Linkbox Ketuvim (Schriften) der Hebräischen Bibel

Lehr- bzw. Weisheitsbücher
des Alten Testaments

Namen nach dem ÖVBE. Pseudepigraphen
der Septuaginta sind kursiv gesetzt.

Bibel, AT: Buch der Sprichwörter, Kapitel 8 (Auszüge, Aussagen zur Weisheit) mit einem Bildnis von Salomon (Berruguete, um 1500)
Bildplatte der Reichskrone des Heiligen Römischen Reichs: Christus, flankiert von zwei Engeln, und der auf das Gottesgnadentum verweisende Sinnspruch (Per) Me Reges Regnant - Durch mich regieren die Könige (Spr 8, 15)

Das Buch der Sprichwörter (Buch der Sprüche oder Sprüche Salomos, hebräisch מִשְלֵי שְׁלֹמֹה, Mischle [Schelomo]) ist ein Buch des Tanach und gehört dort zu den Ketuvim (Schriften), also zum dritten Teil des jüdischen Bibelkanons. Im christlichen Alten Testament gehört es zur Dichtung und Weisheitsliteratur, die hier vor die Prophetenbücher gerückt sind.

Die einleitenden Verse des Buches werden traditionell als Angabe zur Urheberschaft Salomos gedeutet. Diese Annahme geht auch auf eine Aussage im 1. Buch der Könige (Kap. 5, Vers 12) zurück, nach der Salomo Dreitausend Sprüche aufgeschrieben habe. Das Buch selbst nennt in Kap. 30 und 31 weitere Quellen (Agur und Lemuel). Ausdrücklich als Verfasser genannt wird Salomo für die folgenden Stellen: 10,1 - 22,16 und 25,1 bis 29,27.

Nach jüdischer Tradition geht das gesamte Buch auf Hiskija, den König von Juda, zurück. (nach dem babylonischen Talmud, Traktat Bava Bathra 15a)

Die gegenwärtige Forschung nimmt eine längere Entstehungszeit der biblischen Sprichwortsammlung an, die von der Zeit des Königs Hiskia bis in das vierte, evtl. sogar dritte Jahrhundert vor Christus reicht. Die ältesten Teile sind vermutlich die dritte und die vierte Sammlung; die erste Sammlung gilt als die jüngste.

Im Neuen Testament der Bibel finden sich 35 Zitate oder Bezüge auf das Buch der Sprichwörter.

Gliederung des Buches

  • Spr 1,1-6 EU Überschrift (über das ganze Buch)
  • Spr 1,7 EU Motto
  • Spr 1,8-9,18 EU Erste Sammlung von längeren „Lehrreden“; Einleitung des Buches
  • Spr 10,1-22,16 EU Zweite Sammlung, bestehend aus zwei Teilsammlungen (10,1-15,32; 15,32-22,16)
  • Spr 22,17-24,34 EU Dritte Sammlung, nach der Vorlage des ägyptischen Weisheitsbuches „Amenemope“
  • Spr 25,1-29,27 EU Vierte Sammlung, laut Überschrift geht sie auf die „Männer Hiskias“ zurück
  • Spr 30,1-31,30 EU Anhänge: „Worte Agurs“; „Die Worte Lemuels, des Königs von Massa“; „Lob der guten Ehefrau“

Themen

Die Spruchsammlung behandelt eine Vielzahl von Themen; es geht um allgemeine Lebensweisheit (Gesunder Menschenverstand), die sich hier ausspricht. Einiges ist von solcher überzeitlicher Gültigkeit, dass manches auch als deutsches Sprichwort dient, z. B. „Wer dem andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“, cf. 26,27.

Einen Schwerpunkt der Sprüche bildet das Thema Erziehung, beziehungsweise Züchtigung, cf.13,24: „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.“

Theologie

Schriftrolle das Buch der Sprichwörter

Der Tun-Ergehen-Zusammenhang kann als eine Art „Grundgesetz“ der Weisheit gelten. Dabei geht es um die „Verlässlichkeit der Welt“ (Markus Witte), die sich in der Überzeugung ausdrückt, dass gute Taten ein gutes Ergehen zur Folge haben und böse ein schlechtes. 11,31: „Siehe, dem Gerechten wird vergolten auf Erden, wieviel mehr dem Gottlosen und Sünder!“ Dabei gilt Gott als Garant dieses Zusammenhanges, cf. 10,3: „Der HERR läßt den Gerechten nicht Hunger leiden; aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück.“

Einzelne Sprüche jedoch stellen angesichts gegenteiliger Erfahrungen (cf. Psalm 49; 73; Buch Ijob) die Unverfügbarkeit des Handelns Gottes heraus, z. B.16,9 „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.“

In der vorliegenden Fassung des Buches ist die Weisheit theologisch gedeutet, wie das das Buchmotto in 1,7 deutlich macht: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis.“ Die personifizierte Weisheit ist Mittlerin zwischen Gott und Mensch (vgl. Kapitel 1, Weisheit in der Rolle einer Prophetin und Kapitel 8, Weisheit als Schöpfungsmittlerin).

Literatur

  • Die Sprüche (Memento vom 1. Oktober 2007 im Internet Archive). in: John F. MacArthur: MacArthur StudienbibelSchlachter 2000 mit neuer deutscher Rechtschreibung. CLV, ISBN 3-89397-017-7
  • Karl Gerok (Text), Ludwig von Kramer (Illustrationen): Das Lob des tugendsamen Weibes. Sprüche Salomonis 31. Vers 10–31. Theodor Stroefer, München 1885, Digitalisat (Jugendbuch).
  • Markus Witte: Das Sprüchebuch, in: Jan Christian Gertz: Grundinformation Altes Testament. Göttingen 2006, pp. 434–-445, ISBN 3-8252-2745-6.

Weblinks

Commons: Buch der Sprichwörter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien