Bullpup

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Bullpup-Design beim Steyr AUG

Unter Bullpup [ˈbʊlpʌp] versteht man eine Bauart von Langwaffen, bei der sich im Gegensatz zum herkömmlichen Konzept Verschluss und Magazin hinter dem Griffstück in der Schulterstütze befinden.

Vorteile

Durch diese Bauweise kann entweder eine insgesamt kürzere Waffe entwickelt werden, was beim Transport oder bei Einsätzen in beengten Räumen wie etwa beim Häuserkampf vorteilhaft ist, oder es lässt sich eine Waffe üblicher Gesamtlänge produzieren, die über einen längeren Lauf verfügt, als bei herkömmlicher Bauart. Dies führt nicht zwingend zu höherer Präzision; das Energiepotential der Patrone kann jedoch besser ausgenutzt werden.

Nachteile

Ein Nachteil besteht in der veränderten Ergonomie: Das Waffengewicht verlagert sich auf den ursprünglichen Hinterschaft. Dadurch wandert der Schwerpunkt nach hinten und der Schaft hat die Tendenz, am Körper nach unten zu rutschen. Der Schütze kann die Waffe nicht ruhig im Schwerpunkt halten, sondern muss eine Gegenkraft aufbringen, um das Abrutschen zu vermeiden. Zudem muss ein Zielfernrohr höher montiert werden, da der Kopf des Schützen beim Zielen an der Waffe anliegt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Verkantens der Waffe, was zu Zielfehlern führen kann.

Bei Repetierwaffen in Bullpup-Bauweise ist nachteilhaft, dass die Repetierbewegung weiter hinten stattfindet. Dies führt dazu, dass die Waffe abgesetzt und aus der Ziellinie gebracht werden muss.

Ein weiterer Nachteil ist das Problem des Auswurfes der Patronenhülsen. Da die Hülsen meist auf der rechten Seite unmittelbar auf Höhe der Wange ausgeworfen werden, kann die Waffe nicht von der linken Schulter abgefeuert werden, ohne dass der Schütze von der Patronenhülse im Gesicht getroffen wird. Dieses Problem wird meistens dadurch gelöst, dass man durch mechanische Verstellmöglichkeit an der Hülsenauswurföffnung oder am Verschluss Änderungen vornimmt und so die Seite bestimmt, auf der die Hülsen ausgeworfen werden. Andere Entwürfe werfen die Hülsen nicht seitlich aus: Beim RFB des US-amerikanischen Waffenproduzenten Kel-Tec sowie beim Sturmgewehr FN F2000 werden die leeren Hülsen zuerst in ein Rohr parallel zum Lauf geschoben und dann nahe der Mündung ausgeworfen. Die Personal Defence Weapon FN P90 des gleichen Herstellers wirft ihre Hülsen durch das hohle Griffstück nach unten aus, beim (nicht in die Serienproduktion gegangenen) Steyr ACR erfolgte der Auswurf ebenfalls nach unten.

Geschichte

Die erste bekannte, vollwertige Bullpup-Waffe war der britische Thorneycroft-Karabiner aus dem Jahr 1901. Die Waffe hatte Vorteile bei der Gesamt- und der Lauflänge gegenüber dem Konkurrenzgewehr Lee-Enfield, besaß jedoch ein internes (also nicht abnehmbares) Magazin mit der halben Kapazität. Während des Zweiten Weltkrieges taucht das Bullpup-Schema in Form der tschechischen Panzerbüchse MSS-41 auf. Das erste Bullpup-Sturmgewehr wurde im Jahr 1943 vom Briten Stanley Thorpe entwickelt. Zu weiteren frühen militärischen Bullpups zählt das russische TKB-408 aus dem Jahr 1946, gefolgt von den britischen Nachkriegsprototypen Enfield EM-1 und EM-2, beides Gasdrucklader mit experimentellem Kaliber und optischer Zielvorrichtung.

Modelle

Die Bullpup-Bauweise ist mittlerweile weit verbreitet. Zu den bekanntesten Vertretern zählen das österreichische Steyr AUG (Sturmgewehr 77/StG 77), das französische FAMAS und das britische L85. Auch aus China (Type 95), Singapur (SAR-21), Kroatien (HS Produkt VHS) und Israel (Tavor TAR-21) stammen entsprechende Entwicklungen. Neben weiteren Sturmgewehren existieren diverse, z. T. umgebaute Scharfschützenwaffen (QBU-88, Barrett M90 & 95, Steyr IWS 2000, Walther WA2000, Keppeler KS V) und Maschinenpistolen (Steyr AUG para) im Bullpup-Design. Eine weitere Entwicklung ist auch die Pancor Jackhammer, eine vollautomatische Schrotflinte in Bullpup-Bauweise aus den 1980er Jahren.

International setzen zum Beispiel die Armeen Frankreichs, Großbritanniens, Österreichs und Australiens auf Bullpup, während zum Beispiel die Armeen der Vereinigten Staaten, der Schweiz und Deutschlands die konventionelle Bauart bevorzugen.

Literatur

  • Thomas B. Dugelby: Modern military bullpup rifles. The EM-2 concept comes of age. Collector Grade Publications, Toronto u. a. 1984, ISBN 0-85368-659-9.

Weblinks

Commons: Bullpup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien