Bundesgartenschau 1961

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Im Höhenpark Killesberg; im Hintergrund der für die Gartenschau 1950 erstellte Aussichtsturm
Eine Seilbahn führte die Besucher durch den Park
Element der BuGa
Einblick in die Gartenschau
Detail der Gartenschau

Die Bundesgartenschau 1961 fand zwischen dem 28. April und dem 15. Oktober 1961 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart statt. 6,8 Millionen Besucher wurden gezählt.[1]

Geschichte

Stuttgart war nach dem Zweiten Weltkrieg 1957 noch im Wiederaufbau begriffen, als die Stadtväter entschieden, sich um die Ausrichtung der Bundesgartenschau 1961 zu bemühen. Im Zentrum des Interesses stand nicht mehr, wie noch 1949, eine Wiederholung der vorangegangenen Deutschen Gartenschau von 1950, die sich deutlich an die Reichsgartenschau 1939 anlehnte und allein auf dem Killesberg ausgetragen wurde. Vielmehr sollten neue öffentliche Parks geschaffen und insbesondere vernachlässigte Grünanlagen rekultiviert werden. Prädestiniert hierfür waren neben dem bereits 1939 und 1950 genutzten Parkgelände im Norden der Stadt, die weitläufigen Schlossgartenanlagen im Stadtzentrum. Dies entsprach der Auffassung, dass die Bundesgartenschau auf historischem Boden stattfinden würde, denn um die Schlossanlagen herum hatte Stuttgart seine Entwicklung genommen. Noch im selben Jahr erhielt Stuttgart den Zuschlag für die Ausrichtung der Schau.[1]

Für den Ideenwettbewerb und die Gesamtplanung standen ab dem Zeitpunkt des Zuschlags lediglich zwei Jahre zur Verfügung. Etwas mehr Zeit stand für die Umsetzung der Bauarbeiten und mühevollen Bepflanzungen zur Verfügung, nämlich knapp zwei weitere Jahre.

Wettbewerbsbeiträge

Nachdem die Schauen von 1939 und 1950 gesamtplanerisch von Hermann Mattern geleitet worden waren, kam diese Zuständigkeit dem Gartenbaudirektor der Landeshauptstadt, Werner Kaufmann, zu. Unter den Landschaftsarchitekten entbrannte ein leidenschaftlicher Wettbewerb um die besten Beiträge. Etwa 90 dieser Beiträge wurden in der Öffentlichkeit diskutiert. Sie ließen sich in zwei Hauptrichtungen einteilen. Einerseits gab es die Strömung der klassizistischen Anhänger, die sich an der Schule des königlichen Hofbaumeisters Nikolaus Friedrich von Thourets orientierten, andererseits die Anhänger einer „modernen Lösung“, die sich für kreative Gestaltungsprinzipien entschieden und sich bewusst gegen restaurierende Maßnahmen stellten. Letztlich setzten sich die „Modernisten“ durch.[1]

Bauliche und gestalterische Maßnahmen

Schloßgartenanlage

Im Schloßgartengelände wurden natürliche Widerstände angetroffen. Kranke Baumbestände bedrohten die Sicherheit der Anlage. In der Folge fiel eine Entscheidung darauf, eine Verkehrsstraße, die „Witzlebenstraße“, aufzugeben, um das Areal einem neuen Widmungszweck zuzuführen. Bei den Flurarbeiten gelang es, dem Neuen Schloss den Charakter eines dominierenden Baus wiederzugeben. Die Parkanlage war nunmehr nur noch Fußgängern vorbehalten. Der asymmetrische Eckensee wurde mit einer Fontäne und einem „Wasserdom“ ausgestaltet, nachts von Scheinwerfern ausgestrahlt.[1] Zwischen dem Oberen und dem Mittleren Schlossgarten wurde eine damals Schillersteg, heute Ferdinand-Leitner-Steg genannte Fußgängerbrücke gebaut. Diese geht zurück auf die Ersteller des Stuttgarter Fernsehturms, Leonhardt & Andrä und wurde mit zehn Spezialtrossen an einem 25 Meter hohen Pylon aufgehängt. Der 1956 erst eingeweihte Fernsehturm, neues Wahrzeichen der Landeshauptstadt Stuttgart, wurde in das Plakatmotiv der Bundesgartenschau integriert.

Zum Haupteingang der Schlossgartenanlagen – gegenüber dem Bahnhof – wurde eine Unterführung errichtet. Der Erhaltung des Grünstreifens von knapp 2,5 km Länge wurde Rechnung getragen. Der „Obere Schlossgarten“ wurde verhältnismäßig geringfügig begrünt, mit Ausnahme einiger Staudenbepflanzungen und vereinzelter Blumenbeete sowie dem umgestalteten Rosengarten auf der Nordostseite des Neuen Schlosses. Neu gebaut wurden das „Kleine Haus“ (heute: Schauspielhaus) der Staatstheater Stuttgart und der neue Landtag von Baden-Württemberg, dessen Freianlagen einschließlich des Akademiegartens durch Walter Rossow gestaltet wurden.[1]

Der „Mittlere Schlossgarten“ wurde hauptsächlich durch H. Becsei, Beschäftigter beim Gartenbauamt, geschaffen. Idee dieses Parts war, dass ein bleibender Freizeit- und Erholungspark entsteht. Neben einem Kinderspielplatz wurden die „Milchbar“, das „Cafe am See“, eine Bocciabahn, ein Freiluft-Riesenschach, Skattische und ein „Lesegarten“ eingerichtet. Auf dem Terrain des mittleren Schlossgartens wurde die Sonderschau, „Hilfe durch Grün“ veranstaltet. Diese informierte über die Grünflächenplanung der Stadt Stuttgart. Im Gegensatz zu den Anlagen des Killesbergs, sollte im Schlossgarten die Einsichtnahme von außerhalb des Parks vermieden werden. Der Parkteil sollte so die Illusion von unendlichem Grün suggerieren. Der Bildhauer Faller errichtete die „Kaskadenwasserspiele“. In Reichweite lag der „Quellengarten“, ein Zusammenspiel von Wasser und Naturelementen.

Höhenpark Killesberg

Der Höhenpark Killesberg wurde 1961 bereits zum dritten Mal in eine Gartenschau einbezogen. Hierzu waren nach der Urbarmachung 1939 und der Kriegsschädenbeseitigung für 1950, erneut zahlreiche Umgestaltungen erforderlich. Insbesondere hatte dies organisatorische Gründe, denn der Kinderspielplatz und die Kleingartenschau wurden erheblich erweitert, wozu eine Verlegung des Bahnhofs der 1939 eingerichteten Ausstellungskleinbahn[2] erforderlich war, die einen 3,5 km langen Rundkurs durch das Parkgelände nutzte. Die Zugangspforten zum Park wurden vergrößert. Zusätzliche Parkplätze mussten angelegt werden. Ebenso eine Brücke, die den Park mit einem neu erschlossenen Gelände jenseits der Stresemannstraße auf dem Wartberg verband und dort zu einer Baumschule führte. Bestehende Staudenbepflanzungen wurden rekultiviert beziehungsweise mit dem „Wildstaudenhang“ neu eingerichtet. Im Park wurde ein neuer Brunnen errichtet und der Taubenschlag von 1950 wurde reintegriert. Der Gartenarchitekt Walter Steinle sorgte für die auf dem Killesberg angesiedelte Schau „Heim und Garten“ und zeichnete zudem für diverse Sonderschauen verantwortlich.[1]

„Wir wollen nachweisen, daß es möglich ist, Heim und Garten so innig zu verflechten, daß die Nahtstelle zwischen beiden fließend wird. Wir wollen praxisnah bleiben und zu zeigen versuchen, daß auch bei einheitlicher Architektur vom Garten her genügend Möglichkeiten bestehen, die gelegentlich auftretende Monotonie von Wohnsiedlungen zu vermeiden. Wir wollen nachweisen, daß Heim und Garten, zu einer Einheit verschmolzen, die höchste Stufe menschlicher Wohnkultur darstellt.“

Walter Steinle

Hoppenlau-Friedhof

Am Hoppenlaufriedhof fand der Wettbewerb „Friedhof und Grabmal“ statt. Er erhielt damit ein würdiges Ambiente, denn dieser älteste Friedhof der Stadt war 1626 angelegt worden und hatte seine letzte Bestattung im Jahr 1880 erlebt. Für die Zwecke der Bundesgartenschau wurde er gründlich saniert. Grabsteine wurden einheitlich umgesetzt, zwei zeitgenössische Brunnen installiert und ein Schlechtwetterunterstand für die Besucher errichtet.

Weißenburgpark

Das Teehaus im Stuttgarter Weißenburgpark

Neben 70 Hektar Gelände für das Gartenschaugelände wurden weitere 97 Hektar Fläche urbar gemacht beziehungsweise saniert. Dazu gehört der Weißenburgpark in Stuttgart-Süd auf dem kleinen Bopser, der erstmals öffentlich zugänglich gemacht wurde. Hierfür hatten die Sieglin-Erben den gesamten Besitz 1956 an die Stadt Stuttgart verkauft. Im Rahmen der Vorbereitungen zur Bundesgartenschau 1961 wurde der Park zu einer öffentlichen Grünanlage umgestaltet und 1964 die Villa abgerissen. Unter anderem wurden neue Wege, Spielplätze und Aussichtsterrassen mit schönen Ausblicken auf die Stuttgarter Innenstadt angelegt. Das 1913 von Ernst von Sieglin erbaute „Teehaus“ wurde zu einem Terrassencafe umgestaltet und der Park erhielt einen weitläufigen Kinderspielplatz.

Silberburg

Nennenswert war die Aussicht von der Terrasse der „Milchbar“ auf der Karlshöhe. Das Gelände der ehemaligen Silberburg wurde komplett neu gestaltet. Ein neu angelegter Kinderspielplatz erfreute die bürgerlichen Gemüter.

Weitere regionale Einbezüge

In Fortsetzung der Herstellung des Killesberggeländes wurden die Feuerbacher Heide, der Bismarckturm und die Cannstatter Kursaalanlagen neu gestaltet.

Resümee der Schau

Die Stuttgarter Zeitung vermeldete, dass noch nie eine solche Fülle an guten Leistungen zu vermelden sei, wie anlässlich der Bundesgartenschau 1961. Hans Joachim Samulowitz fasste gar so zusammen:

„Es wird sehr schnell deutlich, daß im Gegensatz zu frühren Gartenschauen in Stuttgart die ordnende Gestaltung, die Schaffung von öffentlichem Grün, bei weitem den Vorrang hat. Auf den ersten Blick fällt auf, daß in Stuttgart sehr stark mit architektonischen Elementen gearbeitet wurde. Die Wege sind nahezu alle gepflastert oder mit Bitumen bedeckt. Die Beete […] sind oft quadratisch und mit Plattenwegen eingefaßt. Ein Vergleich mit dem streng gegliederten Barock-Garten liegt nahe…“

Hans Joachim Samulowitz (Diplomgärtner)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Stuttgart, Das grüne Erlebnis. S. 64–69
  2. Die Kleinbahn im Höhenpark Killesberg auf: killesberg-kleinbahn.de

Literatur

  • Ralf Arbogast (Hrsg.): Stuttgart, Das grüne Erlebnis. Erholungslandschaften, Parks und Gartenschauen in Geschichte und Gegenwart. Silberburg-Verlag, Tübingen/ Stuttgart, ISBN 3-87407-122-7.
  • Norbert Bongartz: Alte Friedhöfe und Denkmalpflege. Der Stuttgarter Hoppenlau-Friedhof. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 13.1984, S. 1–5.
  • Eva Funke: Endlichkeit nagt am Hoppenlaufriedhof: Schwäbischer Heimatbund sammelt Spenden zur Rettung des historischen Gottesackers. In: Stuttgarter Nachrichten. 9. März 2012, S. 21.

Weblinks

Commons: Bundesgartenschau 1961 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien