Buromski-Insel

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Buromski-Insel
Friedhof auf der Buromski-Insel
Friedhof auf der Buromski-Insel
Gewässer Davissee, Südlicher Ozean
Inselgruppe Haswell-Inseln
Geographische Lage 66° 32′ 4″ S, 92° 59′ 58″ OKoordinaten: 66° 32′ 4″ S, 92° 59′ 58″ O
Buromski-Insel (Antarktis)
Buromski-Insel (Antarktis)
Länge 200 m
Breite 100 m
Fläche 1 ha
Höchste Erhebung 17 m
Einwohner unbewohnt

Die Buromski-Insel (russisch Остров Буромского Ostrow Buromskowo, englisch Buromskiy Island) ist eine Felseninsel vor der Küste des Königin-Marie-Landes in der Davissee. Auf ihr befindet sich der größte Friedhof der Antarktis. Dieser gehört zu den vom Antarktisvertrag geschützten Antarktisdenkmälern.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Buromski-Insel gehört zur Gruppe der Haswell-Inseln. Sie liegt 500 Meter südlich der Haswell-Insel, 250 Meter nördlich der Sykow-Insel und 600 Meter östlich der Gorew-Insel. Von Mabus Point auf dem antarktischen Festland, wo Russland die Mirny-Station betreibt, ist die Insel etwa zwei Kilometer entfernt.[1]

Die nur rund einen Hektar große und 17 Meter hohe[2] Insel hohe ist felsig und weist keine ständige Schneedecke auf. Das sie umgebende Meer ist jährlich nur ein bis drei Monate eisfrei.

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der kleinen Felsinsel brüten etwa 300 Adeliepinguine[3] und einige Antarktikskuas.[1] Zwischen Ende März und Anfang Januar gibt es eine große Brutkolonie der Kaiserpinguine auf dem Meereis östlich der Insel. 2010 bestand sie aus etwa 13.000 Tieren.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckung und Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit den anderen Haswell-Inseln wurde die Buromski-Insel 1912 durch die Australasiatische Antarktisexpedition unter Leitung von Douglas Mawson auf einer Schlittenexkursion vom Shackleton-Schelfeis zum Gaußberg entdeckt.[3][4] Sie wurde zunächst nach dem Geologen Charles Hoadley benannt.[5] Mit dem Bau der Mirny-Station am Mabus Point begann 1956 eine intensive Erforschung der Region. 1958 erhielt die Buromski-Insel ihren heutigen Namen zu Ehren des Hydrografen Kapitänleutnant Nikolai Iwanowitsch Buromski (1926–1957), der am 3. Februar 1957 beim Entladen des Expeditionsschiffs Lena tödlich verunglückt war.[6]

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1960 gibt es auf der Buromski-Insel einen Friedhof, der heute als „Historische Stätte und Denkmal HSM-9“ unter dem Schutz des Antarktisvertrags steht.[7] Als erste wurden hier acht Teilnehmer der fünften sowjetischen Antarktisexpedition bestattet, die in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1960 bei einem Brand auf der Mirny-Station ums Leben gekommen waren. Darunter war mit Hans-Christian Popp (1928–1960) vom Meteorologischen Hauptobservatorium Potsdam auch ein Wissenschaftler aus der DDR.[8][9] Als zweiter Deutscher folgte ihm der Geophysiker Klaus Diederich (1942–1969), der am 17. Juli 1969 an der Eisbarriere von Mirny abgestürzt war.[10] 1974 wurde der als HSM-7 ausgewiesene Gedenkstein für Iwan Chmara (1936–1956), das erste sowjetische Opfer der Antarktisforschung, vom Festland auf die Insel verlegt.[11] 1997 wurde der Schweizer Fotograf Bruno Zehnder hier bestattet.

Bis zum Jahr 2011 wurden etwa 60 Menschen auf der Buromski-Insel beigesetzt.[5] Da sie kein Erdreich besitzt, werden die Toten nicht begraben, sondern ruhen oberirdisch in Sarkophagen aus dickem Stahlblech,[12] die auf mehreren Terrassen um den höchsten Felsen der Insel angeordnet sind, auf dem ein russisch-orthodoxes Kreuz steht.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Buromski-Insel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Committee for Environmental Protection (CEP): Management Plan for Antarctic Specially Protected Area No. 127 (englisch; PDF; 1,8 MB), abgerufen am 4. Oktober 2013
  2. Hans Niemann: Zum Kältepol der Erde, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1971, S. 240
  3. a b Madison E. Pryor: The Avifauna of Haswell Island, Antarctica. In: Oliver L. Austin (Hrsg.): Antarctic Bird Studies. American Geophysical Society, Washington 1968, S. 57–82 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. John Stewart: Antarctica – An Encyclopedia. Bd. 1, McFarland & Co., Jefferson und London 2011, ISBN 978-0-7864-3590-6, S. 251 (englisch)
  5. a b Михаил Орлов: «Работа в Антарктиде по-прежнему сопряжена с опасностью». In: Газета.Ру, 7. Dezember 2011 (russisch), abgerufen am 4. Oktober 2013
  6. Жертвы необъявленной войны за Антарктиду. In: Сергей Алексеевич Ковалев: Загадки Шестого континента, Издательство Вече, 2011, ISBN 978-5-9533-4017-5 (russisch)
  7. HSM 9: Buromsky Island Cemetery in der Antarctic Protected Areas Database auf der Website des Sekretariats des Antarktisvertrags (englisch, spanisch, französisch, russisch), abgerufen am 16. November 2019
  8. Ines Kappler: Der Meteorologische Dienst der DDR. Die Jahre 1953–1960 (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 10,3 MB), Deutscher Wetterdienst Potsdam, abgerufen am 4. Oktober 2013
  9. Günter Skeib: Gefangene der Insel. In: Gert Lange (Hrsg.): Bewährung in Antarktika. Antarktisforschung der DDR, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1982, S. 10–15
  10. Hans-Jürgen Paech: Die DDR-Antarktisforschung – eine Retrospektive (PDF; 1,6 MB). In: Polarforschung 60 (3), 1990 (erschienen 1992), S. 197–218
  11. HSM 7: Ivan Khmara’s Stone in der Antarctic Protected Areas Database auf der Website des Sekretariats des Antarktisvertrags (englisch, spanisch, französisch, russisch), abgerufen am 16. November 2019
  12. Ольга Стефанова: Скорбный остров Буромского. In: Вести, 26. Januar 2013 (russisch), abgerufen am 4. Oktober 2013