Cefotiam

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Strukturformel
Struktur von Cefotiam
Allgemeines
Freiname Cefotiam
Andere Namen
  • (6R,7R)-7-[2-(2-Aminothiazol-4-yl)acetamido]-3-[({1-[2-(dimethylamino)ethyl]-1H-tetrazol-5-yl}thio)methyl]-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure (IUPAC)
  • Cefotiamum (Latein)
Summenformel C18H23N9O4S3
Kurzbeschreibung

weißer bis gelblicher Feststoff (Dihydrochloridhydrat)[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 680-792-8
ECHA-InfoCard 100.205.922
PubChem 43708
ChemSpider 39831
DrugBank DB00229
Wikidata Q3009984
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J01DC07

Wirkstoffklasse
Wirkmechanismus

Störung der Zellwandsynthese

Eigenschaften
Molare Masse 525,62 g·mol−1
Aggregatzustand

fest (Dihydrochloridhydrat)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Cefotiam-Dihydrochlorid-Hydrat

Achtung

H- und P-Sätze H: 319
P: 305+351+338[1]
Toxikologische Daten

3840 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Cefotiam ist ein Antibiotikum, welches zur Behandlung von schweren Infektionen durch entsprechend empfindliche Bakterien dient. Es wird semisynthetisch hergestellt und kommt aus der Klasse der Cephalosporine der 2. Generation.[3]

Cefotiam wurde 1976 von Takeda patentiert.[2] 1981 kam es in Deutschland als Spizef auf den Markt.[4] 2010 verzichtete Grünenthal auf die Zulassung[5] und seit 2013 ist Spizef in Deutschland nicht mehr im Markt verfügbar.

Indikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Cefotiam handelt es sich um ein Breitbandantibiotikum, es besitzt somit ein breites Wirkungsspektrum gegen grampositive und gramnegative Mikroorganismen. Cefotiam ist angezeigt zur Behandlung von schweren akute und chronische bakteriellen Infektionen etwa der Nieren und ableitenden Harnwege, der Geschlechtsorgane, der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches, der Bauch- und Beckenorgane, der Haut und des Weichteilgewebes, der Knochen und Gelenke sowie der Augen. Auch bei einer Sepsis kann Cefotiam angezeigt sein.[6]

In Frankreich ist eine oral wirksame Formulierung (Cefotiamhexetil, Handelsname Texodil) zur Behandlung von Infektionen der Nasennebenhöhlen, des Rachens und des Mittelohrs zugelassen.[7]

Wirkungsprinzip[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Cefotiam-Moleküle binden sich – wie alle Cephalosporine – an spezifische Penicillin-bindende Proteine, die für den Neuaufbau der bakteriellen Zellwand benötigt werden. Dadurch wird die weitere Synthese der bakteriellen Zellwand gehindert.[3]

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst wird 7-Acetoacetamidocephalosporansäure (1) mit 1-(2-Dimethyl-aminoethyl)-1H-tetrazol-5-thiol (2) umgesetzt. Bei 7-Acetoacetamidocephalosporansäure handelt es sich um ein Derivat von 7-ACA, welches durch eine chemische Reaktion aus Penicillin G mithilfe von N,N′-Bis(trimethylsilyl)harnstoff entsteht. Nachdem die beiden Edukte zunächst unter Zugabe von Natriumhydrogencarbonat bei neutralem pH-Wert erhitzt wurden, wird mithilfe von Hydroxylaminhydrochlorid angesäuert. Es entsteht das Zwischenprodukt (3). Dieses reagiert nun mit 2-Amino-4-thiazolessigsäure-Hydrochlorid (4) unter Zugabe von N-Hydroxysuccinimid, Dicyclohexylcarbodiimid, Triethylamin und Dichlormethan zum gewünschten Produkt Cefotiam (5). Die Synthese von Cefotiam geschieht somit über eine Semisynthese, welches in diesem Fall die Acylierung einer Aminogruppe bedeutet.[8][9]

Synthese von Cefotiam

Applizierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cefotiam wird intravenös infundiert oder durch eine intramuskuläre Injektion verabreicht. Die Bioverfügbarkeit nach intramuskulärer Injektion beträgt 60 %.[3] Durch Veresterung der Carboxygruppe erhält man Cefotiamhexetil. Durch die höhere Lipophilie kann dieser Wirkstoff auch oral verabreicht werden, er wirkt als Prodrug.[4]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einer Überdosis des Antibiotikums können folgende Nebenwirkungen auftreten: Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden, Durchfall und Krämpfe.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Datenblatt Cefotiam dihydrochloride hydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 22. Mai 2019 (PDF).
  2. a b Eintrag zu Cefotiam. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 22. Mai 2019.
  3. a b c d Eintrag zu Cefotiam bei Amboss https://next.amboss.com/de/article/Mm0MTg?q=Cefotiam&ref=Cefotiam#Uubbqv
  4. a b F. Kees: Orale Cephalosporine. Medizinische Monatszeitschrift für Pharmazeuten, 15. Jhg., 1992, Heft 1, S. 2 ff.
  5. Arzneimittel Update: Fluorchinolone. Deutsche STI-Gesellschaft - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit, abgerufen am 17. Mai 2019.
  6. Eintrag zu Cefotiam in der DrugBank der University of Alberta, abgerufen am 11. Mai 2023.
  7. Texodil@1@2Vorlage:Toter Link/ansm.sante.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Medikamentendatbank der ANSM, abgerufen am 23. Mai 2019.
  8. Kleemann, Axel: Pharmaceutical substances : syntheses, patents, and applications of the most relevant AIPs. 5th ed., completely rev. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-1-62198-377-4, S. 245+246.
  9. Alle Bruggink (Hrsg.): Synthesis of β-Lactam Antibiotics: Chemistry, Biocatalysis & Process Integration. Springer Science+Business Media, ISBN 978-0-7923-7060-4, S. 15.