Christian de Duve

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Königin Beatrix begegnet fünf Nobelpreisträgern (1983): Paul Berg, Christian de Duve, Steven Weinberg, Manfred Eigen und Nicolaas Bloembergen

Christian de Duve (* 2. Oktober 1917 in Thames Ditton, Vereinigtes Königreich; † 4. Mai 2013 in Nethen; vollständiger Name Christian René de Duve)[1][2] war ein belgischer Biochemiker und Nobelpreisträger.

Leben und Werk

Christian de Duve stammt aus einer belgischen Adelsfamilie. Seine Eltern waren während des Ersten Weltkrieges nach England geflüchtet und kehrten 1920 mit ihm nach Antwerpen zurück. 1941 schloss er sein Medizinstudium in Löwen mit dem Doktortitel ab.

Nach Studienaufenthalten in Stockholm und Washington wurde er 1951 Professor in Löwen. Er entdeckte zwei neue Zellbestandteile: die Lysosomen, Bläschen, worin sich hydrolytische Enzyme befinden, die defekte oder überflüssig gewordene Zellorganellen oder von außerhalb der Zelle in Nahrungsvakuolen aufgenommene Stoffe abbauen, sowie die Peroxisomen, die ebenfalls eine Entgiftungsfunktion haben.

1960 erhielt er den Francqui-Preis, einen renommierten belgischen Wissenschaftspreis, für seine Arbeiten zur Biochemie.

1962 wurde er Professor am Rockefeller-Institut in New York, wo Albert Claude in den 1940er Jahren die ersten elektronenmikroskopischen Forschungen an Zellen durchführte und wo George Emil Palade tätig war.

1971 wurde de Duve in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Seit 1973 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1988 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Royal Society gewählt.[3]

1974 erhielt er, zusammen mit Claude und Palade, den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Untersuchungen zur Struktur und Funktion der Zelle. Im gleichen Jahr gründete er das Internationale Institut für Zell- und Molekularpathologie (ICP) in Brüssel, in dessen Leitung er bis zu seinem Tode involviert war. 1989 erhielt er die E. B. Wilson Medal und 1967 den Canada Gairdner International Award.

Am 4. Mai 2013 machte er von der in Belgien legalisierten Sterbehilfe Gebrauch.[2]

Veröffentlichungen

  • A guided tour of the living cell. Scientific American Books, New York 1984, ISBN 0-7167-5002-3.
    • Die Zelle. Expedition in die Grundstruktur des Lebens. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1986, ISBN 3-922508-79-0.
  • Blueprint for a cell: The nature and origin of life. Neil Patterson Publishers, Burlington 1991, ISBN 0-89278-410-5.
    • Ursprung des Lebens. Präbiotische Evolution und die Entstehung der Zelle. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1994, ISBN 3-86025-187-2.
  • Vital dust: Life as a cosmic imperative. Basic Books, New York 1995, ISBN 0-465-09044-3.
    • Aus Staub geboren. Leben als kosmische Zwangsläufigkeit. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1995, ISBN 3-86025-352-2; Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-60160-5.
  • Life evolving: Molecules, Mind, and Meaning. 2002, ISBN 0-19-515605-6.
  • Genetics of original sin: The Impact of Natural Selection on the Future of Humanity. Yale University Press, New Haven 2010, ISBN 978-0-300-16507-4.
    • Die Genetik der Ursünde. Die Auswirkung der natürlichen Selektion auf die Zukunft der Menschheit. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-2708-3.

Literatur

Weblinks

Commons: Christian de Duve – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autobiographie bei nobelprize.org
  2. a b Sterbehilfe für Nobelpreisträger: „Ich werde verschwinden, es wird nichts bleiben“. In: Spiegel Online. 6. Mai 2013, abgerufen am 6. Mai 2013.
  3. Eintrag zu Duve, Christian Rene Marie Joseph de (1917 - 2013), Viscount im Archiv der Royal Society, London