Christoph Partsch

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Christoph Jürgen Partsch (* 18. April 1961 in Berlin) ist ein deutscher Rechtsanwalt und Fachbuchautor. Er war von 2011 bis 2016 Vertrauensanwalt des Berliner Senats zur Bekämpfung der Korruption.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partsch studierte Rechtswissenschaften, Medizin (1. Staatsexamen) und Kunstgeschichte in Bonn, Freiburg, Genf und Kiel sowie an der Duke University in Durham, North Carolina.[1] Er promovierte 2002 mit der Arbeit „Die Freiheit des Zugangs zu Verwaltungsinformationen“ beim ehemaligen Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig.

Partsch deckte 1995 als juristischer Mitarbeiter der Treuhand-Nachfolgerin Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben einen großen Subventionsskandal rund um Thyssenkrupp und Elf Aquitaine im Vorfeld der Leuna-Affäre auf.[2][3] Von Oktober 2011 bis zum Frühjahr 2016 war er Vertrauensanwalt des Berliner Senats zur Bekämpfung der Korruption.[4][5] Er reichte in dieser Zeit nach seinen Angaben etwa 70 Fälle weiter, wovon einige Ermittlungsverfahren zur Folge gehabt hätten.[6]

Der Urenkel des Chirurgen Carl Partsch und Großneffe des Juristen Joseph Aloysius Partsch vertritt diverse Zeitungen, Journalisten und NGOs in Prozessen u. a. gegen den Bundesnachrichtendienst, das Bundeskanzleramt und das Bundesamt für Verfassungsschutz auf Informationszugang.[7] Von 2014 bis 2021 vertraten Rechtsanwälte seiner Kanzlei erfolgreich das Recherchenetzwerk Correctiv bei einer Klage gegen den Bundesrechnungshof bis zum Bundesverwaltungsgericht auf Herausgabe von Rechnungshofberichten.[8]

Für den Journalisten Hans-Wilhelm Saure klagte Partsch gegen den Bundesnachrichtendienst auf Offenlegung der Unterlagen zu SS-Führer Adolf Eichmann.[9] Dadurch wurde enthüllt, dass dem Bundesnachrichtendienst bereits 1953 der Aufenthaltsort Eichmanns genau bekannt war.[10]

Partschs Kanzlei in Berlin ist auf Gesellschaftsrecht, Wirtschaftsstrafrecht, Presserecht und öffentliches Baurecht spezialisiert.[11]

Partsch ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der bis 2021 börsennotierten MyHammer Holding AG.[12]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partsch wurde 2017 dafür kritisiert, weiterhin eine Website mit „der Internetadresse www.vertrauensanwalt.com“ zu betreiben, obwohl er schon über ein Jahr nicht mehr Vertrauensanwalt des Berliner Senats ist. Er reagierte auf die Kritik mit der Aussage, dass der Begriff Vertrauensanwalt nicht geschützt sei.[13]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zum Lebenslauf und Veröffentlichungen von Dr. Christoph Partsch.
  2. Freunde oder Fälscher? In: Der Spiegel. 21. April 1996, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  3. Die Treuhand – eine Geschichte von Glücksrittern und Ganoven, In: Die Zeit, 28. August 2012, abgerufen am 19. November 2021.
  4. "Vertrauensanwalt" gegen Korruption in der Verwaltung. In: Berliner Morgenpost am 22. Oktober 2011, abgerufen am 19. November 2021.
  5. Christine Dankbar: Rechtsanwalt Christoph Partsch zieht Bilanz als Vertrauensanwalt des Berliner Senats für Korruption. In: Berliner Zeitung. 6. Mai 2016, abgerufen am 1. März 2022.
  6. Gegen Korruption: Neuer Vertrauensanwalt gesucht. In: Die Welt. 29. März 2017 (welt.de [abgerufen am 1. März 2022]).
  7. Gerichtshof beschäftigt sich mit Stasi-Richtern, In: Bild, 22. Januar 2015, abgerufen am 19. November 2021.
  8. Correctiv setzt sich gegen Bundesrechnungshof durch: Bundesbehörde ist zur Auskunft gezwungen. In: correctiv.org. 28. Oktober 2021, abgerufen am 1. März 2022 (deutsch).
  9. Der geheime Adolf Eichmann, In: taz.de, 27. Juni 2013, abgerufen am 19. November 2021.
  10. Der tote Briefkasten des BND, In: Süddeutsche Zeitung, 9. Februar 2012, abgerufen am 19. November 2021.
  11. Kanzlei Partsch & Partner Rechtsanwälte. Abgerufen am 18. November 2021.
  12. Der Aufsichtsrat. In: MyHammer Holding AG. Abgerufen am 1. März 2022.
  13. Berlin hat neuen Vertrauensanwalt gegen Korruption. In: Berliner Morgenpost. 13. Juli 2017, S. 10.